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ShapeShifts Prism: Das erste Portfolio, das nicht auf Vertrauen, sondern auf Smart Contracts baut

Mit Prism schafft ShapeShift eine Plattform, auf der man digitale Assets erwerben, speichern und verkaufen kann, ohne je eine eigene Wallet zu benutzen – und ohne einer Online-Wallet zu vertrauen. Möglich machen dies Smart Contracts, die jedes Asset als Token auf der Ethereum-Blockchain spiegeln. Damit wird Ethereum zur Mutter aller Chains.

Eric Vorhees, Gründer von Satoshi Dice, ShapeShift und nun auch Prism, stellte seinen neuen Wurf auf der Consensus2017 in New York vor. Prism ist eine Plattform, auf der man ein Portfolio in digitalen Assets wie Kryptowährungen oder Token verwalten kann. Die sogennanten „Prisms“, welche digitale Assets repräsentieren, kann man beliebig konfigurieren und mit einer Ethereum-Wallet kaufen und speichern.

Auf dem Blog von ShapeShift erklärt Eric Vorhees Prism anhand eines Beispiels: Jemand möchte 5.000 Dollar in digitale Währungen mit einer hohen Privacy investieren. Anstatt wie bisher auf Börsen zu gehen und sich ein Portfolio zusammenzustellen, bildet der Investor nun ein „Prism“, das aus je einem Drittel aus Dash, Monero und Zcash besteht und hinterlegt 5.000 Dollar in Ether als Pfand. Nachdem dieses Prism erzeugt wurde, beobachtet ein einzigartiger Smart Contract den Wert dieser drei Assets. Der Smart Contract hält zur selben Zeit das Pfand des Investors sowie ein Gegengewicht, ebenfalls in Ether, das entweder von Leuten gestellt wird, die die gegenteilige Position halten, oder von ShapeShift. Wenn der Investor dann das Prism schließt, kann er den Smart Contract auflösen und sich sein Pfand einschließlich Gewinn oder Verlust auszahlen lassen.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Um in verschiedene Kryptowährungen zu investieren, benötigt man mit Prism weder eine eigene Wallet auf dem System – was bei vielen Kryptowährungen viel Arbeit macht – noch muss man die Werte auf einer Online-Börse liegen lassen, wo sie zwar kompetent verwahrt werden, aber auch durch Hacker oder betriebliche Missgeschicke abhanden kommen können. Alles, was mit Prism nötig ist, ist eine synchronisierte Ethereum-Wallet, welche die Ethereum-Blockchain beobachtet und Smart Contracts bilden bzw. lesen kann. Da die Wetten oder Investments mit echten Ether nach beiden Seiten gedeckt sind, sind die Risiken minimal.

„Es ist vorstellbar,“ schreibt Vorhees, „dass eines Tages die gesamte Finanz-Infrastruktur auf offenem, objektivem und klarem Code gebaut wird.“ Produkte wie Prism, so hoffe man, werden eines Tages nicht nur möglich sein, sondern es werde die Norm sein, dass das Finanzwesen klar, offen und transparent sein wird. „Die Gesellschaft verdient nichts geringeres.“

Prism ist derzeit noch im closed Beta invite-only Stadium, das heißt, man kann sich auf der Webseite für eine frühe Einladung anmelden, aber es gibt keine Garantie, dass es klappt. Daher kann ich euch an dieser Stelle auch noch keine Screenshots präsentieren, die zeigen, wie Prism von innen her aussieht. Allerdings läuft Prism bereits auf der echen Ethereum Blockchain, doch es sollte, so Vorhees, derzeit noch nicht als „trustless“ (vertrauenslos) gelten, da der Code noch nicht Open Source ist und es eine Art Backdoor gibt, die es ShapeShift ermöglicht, das hinterlegte Pfand abzuziehen, für den Fall, dass es einen Bug gibt. Diese Option wird im Lauf der Zeit beseitigt werden.

In der Ethereum-Commuity wird Prism bereits als die Killer-App für Ethereum gehandelt. Schließlich bringt Prism zum einen jede digitale Währung auf die Ethereum-Blockchain – und womöglich in Zukunft noch jedes andere mögliche Wertpapier. Zum anderen bedeutet Prism, dass man eine solche Position in anderen Kryptowährungen fortan ausschließlich mit Ether kaufen kann, was naturgemäß die Nachfrage nach Ether steigern dürfte.

Allerdings trüben die hohen Gebühren das Bild doch recht deutlich. Laut verschiedenen Betatestern kostet Prism 1 Prozent je Monat sowie eine Gebühr von mehr als 2 Prozent, um eine Positon zu schließen. Wer also 100.000 Euro in etwas investiert und nach 12 Monaten die Positon verkauft, bekommt nur ungefähr 86.000 Euro raus. Diese hohen Gebühren mögen die Risiken im wilden Kryptowährungsmarkt wiedergeben, denen sich ShapeShift mit Prism aussetzt. Sie machen allerdings das Produkt insgesamt auch recht unattraktiv, da man, im Vergleich, dieselbe Leistung auf Altcoin-Börsen wie Poloniex oder Bittrex genießt, wo man kostenlos alle Arten von Coins verwahren und für deutlich geringere Gebühren tauschen kann. Nicht trustless, aber günstig.

ShapeShift hat bereits angekündigt, die Gebühren noch einmal zu überarbeiten. Die Firma muss erst noch erkunden, wie die Bilanz für Prism ausfällt. Und schließlich muss ShapeShift ja auch derzeit eine Menge an Arbeit investieren, um eine neue Plattform für den Finanzhandel zu entwickeln. Sollte sich ein Modell wie Prism durchsetzen, und sollte Ethereum in der Lage sein, die große Herausforderung der Skalierbarkeit zu meistern – beides zwei Voraussetzungen, die auf wackeligen Beinen stehen – dann werden wir in den kommenden Jahren erleben, wie Smart Contracts das Finanzwesen grundlegend verändern.

 

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5 Kommentare zu ShapeShifts Prism: Das erste Portfolio, das nicht auf Vertrauen, sondern auf Smart Contracts baut

  1. Der Anfang des Artikels klang als wäre Prism genau das, worauf viele mögliche Nutzer gewartet hätten. Aber am Ende scheint es dann doch als wäre das wieder nur etwas für Spekulanten und sogar den meisten Spekulanten viel zu teuer. So leicht ist es wohl doch nicht, digitale Währungen für die Praxis brauchbar zu machen.
    Ranma

  2. governmentsucks // 27. Mai 2017 um 12:27 // Antworten

    Kennt sich jemand mit der Skalierbarkeit von Ethereum aus ? Habe gehört da ist noch viel Forschung nötig um Ethereum korrekt skalierbar zu bekommen bei all den Services die Ethereum eines Tages bedienen muss. (alle icos etc.)

  3. asdfi91303 // 27. Mai 2017 um 16:16 // Antworten

    @ranma
    Nutzer sind immer Spekulanten. Auch der Herr Ranma ist ein Spekulant. Zum Beispiel wenn er darüber nachdenkt, zu Sicherheit noch eine Rolle Klopapier zu holen.
    Weil es nicht so leicht ist, soetwas zu machen wie Shapeshift ist die Gebühr recht hoch. Wenn man etwas nachmachen kann ist es leichter. Deshalb wird es dann mehr Anbieter geben, die dann in Konkurrenz zueinander stehen. Dann werden die Gebühren geringer und Herr Ranma kann dann ein besserer Mensch sein als die anderen bösen Spekulaten. Weil es dann nicht nur mehr für Spekulaten (und sogar denen ist es zu teuer) nutzbar ist. -.-

  4. Ist da ein Bitcoin-ETF nicht hinfällig ?

    • Name required // 29. Mai 2017 um 17:49 // Antworten

      Ein Bitcoin-ETF kann da dann auch als Asset gehandelt werden.
      Ein Bitcoin-ETF ist für alle die nicht hinfällig, die – ohne selber Bitcoins kaufen, besitzen, sicher verwahren zu wollen – in Bitcoins investieren wollen. Also z.B. institutionelle Anleger, oder wenig technikaffine Mitmenschen. Insofern ist ein BTC-ETF wünschenswert.

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