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Flaschen sammeln? Nee … Bitcoins erpressen!

Gummibaerchen-waagrecht. Bild von HDValentin via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Nun hat es Bitcoin wieder in die Lokalpresse geschafft. Ein Rentner hat versucht, Supermärkte zu erpressen und Bitcoins zu kassieren. Das Projekt ging, natürlich, in die Hose, und der 74-Jährige wird neben finanziellen Sorgen auch noch rechtliche Probleme bekommen.

Tja. Hätte meine liebe Lokalpresse vor zwei oder drei Jahren den einen oder anderen positiven, oder auch nur interessierten Artikel über Bitcoin geschrieben, wären vermutlich einige Einwohner meiner Stadt ein Stückchen reicher.  Vielleicht müsste der eine oder andere Rentner keine Flaschen sammeln, um Medikamente zu bezahlen. Ist aber nicht passiert, und wie so oft schafft es Bitcoin nur dann in die Lokalzeitung, wenn Verbrechen im Spiel sind.

Aktuell geht es um einen Rentner, der versucht hat, Haribo, Lidl und Kaufland zu erpressen. Der 74-jährige Dortmunder hatte gedroht, Lebensmittel zu vergiften und dafür eine Million Euro in Bitcoins verlangt. Um die Drohung zu unterstreichen, hatte er sogar Löcher in die Verpackungen von Gummibärchen, Pizzas und Pommes gebohrt und einen Zettel darauf geklebt, auf dem stand „Vorsicht Gift!“.

Der Rentner ging sogar soweit, sich im „Darknet“ Zyankali zu bestellen. Dieses wollte er jedoch nicht einsetzen, um die Lebensmittel wirklich zu vergiften, aber als Entschlossenheits-Beweis an die Unternehmen senden. Die Zyankali-Lieferung für 60 Euro kam allerdings niemals an. Erwischt wurde der Erpresser schließlich, weil die E-Mail-Adresse, mit denen er die Lebensmittelfirmen anschrieb, zu seiner IP-Adresse führten.

Aber selbst mit einer anonymen E-Mail-Adresse wäre das Erpressungs-Projekt ein Griff ins Klo gewesen. Denn Bitcoins sind, wie wir hier nochmal erwähnen müssen, NICHT anonym. Einen Grad an Anonymität zu erreichen, mit dem Erträge aus einem Kapitalverbrechen wie Lebensmittelvergiftungs-Erpressung verschleiert werden, dürfte weit jenseits der Fähigkeiten eines 74-Jährigen liegen, der seine IP-Adresse in einer E-Mail verrät und meint, im Darknet wirklich Zyankali bestellen zu können. Falls es überhaupt möglich ist. Spätestens beim „Auscashen“, also der Umwandlung der Bitcoins in Euro, wäre er auf die eine oder andere Weise erwischt worden.

Viel skandalöser und himmelsschreiender als der Fakt, dass mittlerweile sogar Rentner versuchen, Bitcoins für Erpressungen zu verwenden, dürfte jedoch der Grund für die Tat sein: Der Rente hat zum Leben nicht gereicht. Laut eigener Aussage erhielt der Dortmunder eine Rente von 180 Euro. Ja, richtig gelesen, da fehlt keine Null. 180 Euro. In derselben Ausgabe der Lokalzeitung wird übrigens ein ehemaliger Richter dafür gelobt, dass er für „nur 5.000 Euro im Monat“ einen Ausschuss für den Stuttgarter Landtag berät, der über eine Pensionserhöhung der Politiker im Ländle entscheiden soll.

Jeder hat eben seinen eigenen Finanzstil, wenn das Berufsleben vorbei ist. Unsere Renter sah sich eines Tages nicht mehr in der Lage, beim Arzt die Rezeptgebühr zu bezahlen. Er hatte noch 3,41 Euro im Geldbeutel. In diesem Moment beschloss er, sein Monatsbudget mit Bitcoin-Erpressung aufzustocken. Das traurige Ende der Geschichte ist bekannt.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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15 Kommentare zu Flaschen sammeln? Nee … Bitcoins erpressen!

  1. Bitcoins sauber zu bekommen ist glaube ich nicht mehr das große Problem. Einmal traditionell mixen, dann über shapeshift nach monero nach dash nach zcoin umwandeln und zuletzt zurück nach Bitcoin. Verliert man vllt 20% aber von 800.000€ kann man auch noch ne Weile leben.

    • Na klar doch! Das klappt vielleicht wenn du einen Tausender verstecken willst oder leichte Drogen für den Eigenbedarf kaufst. Aber wenn du mit Lebensmittelvergiftung 1 Million erpresst, gibt es genügend Mittel und Wege, das herauszufinden. Spätestens wenn ein vormals mittelloser Rentner bei einer Börse 800 Bitcoins verkauft, gibt es ein großes Fragezeichen, und wenn er keine exzellente Privacy / Sicherheit benutzt, wird irgendwo eine Spur bleiben.

      Bruce Schneier hat mal zwischen Massenüberwachung und Observation unterschieden. Bitcoin macht die Massenüberwachung schwierig, ist aber weiterhin offen für Observation. Was denke ich auch der Grund ist, weshalb es von den Staatsorganen geduldet werden kann. Habe darüber mal geschrieben:
      https://bitcoinblog.de/2016/06/10/vom-unterschied-zwischen-observation-und-ueberwachung/

  2. Traurig! Viele Rentner haben in ihrem Leben nur davon geträumt später mal in Ruhe den Feierabend zu geniessen. Was hat der Staat alles, und tut es immer noch, versprochen!!! Wenn eins sicher ist, dann das es die Rente nicht ist. Mittlwerweile kann ich jeden Rentner verstehen der versucht sich ilegal was zu verdienen, klappt ja in großem Stil auch bei den Banken und Politikern. Armes Deutschland den Deutschen😞

    • Heutige Rentner sind die reichste Bevölkerungsgruppe! In den letzten ca 50 Jahren hatte ausnahmslos jeder die Möglichkeit durch Leistung ein gewisses Vermögen anzuhäufen. Wer alles verprasst und versoffen hat braucht sich heute als Rentner nicht zu beschweren. Durch die soziale Hängematte geht es ihm dann heute immernoch relativ gut. Also bitte etwas Realismus Herr Schubert.

  3. Der Artikel ist meiner Meinung nach so überflüssig wie wie n Parkknölchen. Angesichts der derzeitigen brisanten Wertschwankungen, Entwicklungsstaus und dem gestrigen Börsencrash bei GDAX ne 6….Setzen ! wegen Thema verfehlt und Gala – Niveau.

  4. Bitte aufhören, hier Politik zu machen.
    In Deutschland hat JEDER die Chance, sich zu verwirklichen und genug Geld für einen angenehmen Lebensabend zu verdienen.
    Eine schmlae Rente ist meist das Ergebnis von zu wenig Anstrengung oder wenig finazieller Ahnung und daher sollte man nicht die Allgemeinheit oder das System dafür verantwortlich machen.

    Es ist zwar blöd für den Einzelnen, wenn er wenig Rente bekommt, aber das wieder als Argument für noch mehr Umverteilung zu nehmen ist schlichtweg skandalös.

    Warum hat der Mann nicht Grundsicherung beantragt? Auch das ist zwar nicht wirklich viel, aber, aber wir leben nunmal – Gottseidank – nicht im Sozialismus.

    • „In Deutschland hat JEDER die Chance, sich zu verwirklichen und genug Geld für einen angenehmen Lebensabend zu verdienen.“
      Diese Aussage ist zweideutig. Sie trifft auf jeden Einzelnen mehr oder weniger zu, kann aber auf keinen Fall für „Jeden“ im Sinne von „alle auf einmal“ aufrechterhalten werden, da es einfach nicht so viele ordentlich bezahlte Arbeitsplätze gibt und auch nie mehr geben wird.

      Wenn der Betroffene allerdings keine Grundsicherung beantragt, kann man ihm natürlich auch nicht helfen. Nichtsdestotrotz haben wir in 20 Jahren zu 100% ein Grundeinkommen, falls unsere Zivilisation noch besteht. Es könnte auch schon in 10 Jahren so weit sein, aber da gebe ich keine 100%. Das wird verhindern, dass Menschen in Scham versinken und sich evtl. die ihnen zustehende Unterstützung entgehen lassen.

      Da ich sie als liberal einschätze: Ein Grundeinkommen führt dazu, dass sich endlich ein Markt für Arbeitskraft bildet, in dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Es ist auch kein Problem, wenn es für einfache, entspannende und/oder erfüllende Tätigkeiten weniger Lohn gibt, da es im Zweifelsfall eben nur ein Zubrot ist.
      Unser jetziges System ist wie eine marode Holzhütte, wo man immer wenn es irgendwo reinregnet mal notdürftig mit Panzertape drübergeht – nicht zukunftsfähig. Ich bin aber guter Hoffnung, dass wir das hinbekommen, wenn es nur nötig genug ist.

  5. Ich mag die Sozialismus-Themen zwar, aber könnten die nicht auf einen eigenständigen Blog ausgelagert werden? Die haben nämlich irgendwie so garnichts mit Bitcoin, Altcoins oder Blockchain-Technologie zu tun!

    Zwar hatte der Rentner eine Summe in Bitcoin gefordert, aber ein Unterschied zu einer Forderung in Euro, Dollar, Rubel oder bulgarischen Lev (noch immer 1:1 an die DM gekoppelt) ist nicht festzustellen. Sicherlich hatte der Rentner aufgrund vorheriger Falschmeldungen der Qualitätsmedien angenommen, daß Bitcoin anonym wären. Der einzige Bezug zu Bitcoin ist also dessen Falschdarstellung durch den Qualitätsjournalismus. Von solchen Fake News ist Bitcoin jedoch nicht alleine betroffen, so daß das wiederum ein eigenes Faß ist, daher wiederum auf einem eigenständigem Blog mit dem Themenschwerpunkt Fake News und mangelnde Medienkompetenz seitens der Medienkonsumenten besser aufgehoben wäre.

    Auf einen Bitcoinblog passen würde dagegen ein Artikel darüber wie man einen bestimmten Bitcoiner ausfindig macht. Man kann die mit WannaDecrypt/WannaCry verbundenen Bitcoin-Konten öffentlich einsehen und die Kontobewegungen beobachten. Es trifft immer wieder mal ein kleiner Betrag ein, aber es wird nichts abgeholt. Hat da jemand seinen Plan nicht zu Ende gedacht? Wartet man darauf, daß es zu Abhebungen von den Konten kommt? Kann man den Eigentümer nicht vorher ausfindig machen? Liefert die Deaktivierungs-URL keine Hinweise? Lohnt sich der Aufwand einfach nicht? Wieso treffen auf den Konten immernoch Beträge ein, obwohl die Ransomware doch angeblich deaktiviert ist? Der erwähnte Rentner dagegen hat wahrscheinlich nichtmal ein Bitcoin-Konto. Wieviel Internet bekommt man denn für 3,41 Euro? Bitcoin bekommt nur, wer beim Proof-of-Fiat mithalten kann. Ein Darlehen in Rheingold ( http://www.rheingoldregio.de/ ) hätte er einfach so bekommen. In Dortmund selbst wird Rheingold wohl nur vom Theater an der Niebuhrg akzeptiert, aber das ist immernoch mehr als man für einen Bitcoin-Erpressungsversuch bekommt. Während der Großen Depression bekamen Rentner für kleine Verbrechen wie die Drohung Lebensmittel zu vergiften noch im Gefängnis ein Dach über dem Kopf, aber heute droht den Rentnern auch noch Haftverschonung wegen hohen Alters; oder gibt es das ausschließlich für Berlusconi?
    Ranma

  6. Christoph, mich würde dann auch mal interessieren wie man den Rentner, nachdem er Bitcoins erhalten hat und nach und nach auscasht identifiziert hätte.

    Angenommen er bekommt die 400 BTC, überweist diese z.B. auf 50 Adressen und dann von dort immer mal wieder einen halben BTC auf eine Bitcoin-Visa-Karte. Mit dieser hebt er dann Geld ab oder bezahlt im Aldi.
    Woher weiß die Polizei, dass die Adresse wo die Coins hingegen zum Kartenanbieter gehört? Das müsste man ja wissen um die Meldeadresse zu bekommen.

    Long Story short: woher weiß man, welche Bitcoinadresse zu welchem Anbieter gehört?

    Ich frage aus einem einfachen Grund: durch Malware (vermutlich) habe ich damals 120 BTC verloren. Die Coins wurden auf andere Adressen überwiesen aber dann nie mehr bewegt. Entweder hat der Hacker genug Geld, ist gestorben oder hat den Privatekey verloren.

    Habe das nie zur Anzeige gebracht weil ich gedacht habe, dass es nicht möglich ist die Coins wieder zu bekommen.

    • Eventuell fragst du mal Firmen wie Chainalyses, ob sie dir was für die Rechte an den durch Malware verlorenen Coins bezahlen? So ähnlich, wie Lizenzbesitzer ihre Lizenzrechte an Abmahnkanzleien vergeben. Eventuell liegt darin ein Geschäftsmodell.

      Wie es genau funktioniert, keine Ahnung. Fängt eventuell schon damit an, dass die Provider der Bitcoin-Debit-Cards eine API zu Blockchain-Analyse-Firmen haben und dann ein Alarm losgeht, wenn schwarzes Geld auftaucht.

      Solange Coins auf einer Adresse liegen, sind sie in der Tat unmöglich zu retten. Aber das zeigt, dass sich sogar Hacker unsicher sind, wie sie auscashen können …

  7. governmentsucks // 26. Juni 2017 um 9:31 // Antworten

    „Unsere Renter sah sich eines Tages nicht mehr in der Lage, beim Arzt die Rezeptgebühr zu bezahlen. Er hatte noch 3,41 Euro im Geldbeutel“.

    Das schlimme ist die wenigsten brauchen Medizin vom Arzt, die Natur bietet bessere Möglichkeiten zu heilen, zbs. unter anderem Medizinalpflanzen wie Cannabis.

  8. „Wer alles verprasst und versoffen hat braucht sich heute als Rentner nicht zu beschweren.“

    „n Deutschland hat JEDER die Chance, sich zu verwirklichen und genug Geld für einen angenehmen Lebensabend zu verdienen.“

    Realitätsfernes Stammtischgelaber. Aber ich hoffe, das Leben ist zu Euch auch mal so gnädig, Euch etwas mehr schmerzhafte Erkenntnis am eigenen Leib zu schenken.

    • Wenn schon soziale Themen, dann ist das der erste sinnvolle Kommentar dazu. Danke.
      Ranma

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  1. Die dunklen Seiten des Bitcoins

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