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Altcoins im freien Fall!

Skydiving. Bild von Philip Leara via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Wer derzeit Geld in Altcoins hat, muss Federn lassen. Die Blase platzt, Kurse sind im freien Fall, Blut beginnt zu fließen. Fast jeder Altcoin hat in den vergangenen 24 Stunden um die 20 Prozent verloren. Wann wird das Blutbad enden?

Autsch! Wer derzeit viele Altcoins hält, darf sich jeden Tag auf neue Verluste freuen. Ob starke Coins wie Ether, Dash oder Litecoin, junge Coins wie Siacoin, Stratis oder Iota, Token wie Iconomi, Golem oder WeTrust – alles fällt. Und fällt. Und fällt.

Rote Zahlen, wohin das Auge blickt. Quelle: Coinmarketcap

Dieser Chart zeigt die Marktkapitalisierung der 13 größten Kryptowährungen. Abgesehen davon, dass sie alle tief in den roten Zahlen stecken, fällt das folgende auf: Bei Bitcoin halten sich die Verluste noch in Grenzen. 7 Prozent sind hart, aber noch verkraftbar. Bis auf einen sind dagegen alle Altcoins in der zweistelligen Verlustzone. Die großen Verlierer in den Top 10 sind IOTA, Ripple, Ethereum und Nem. Sie alle verlieren über 20 Prozent.

Noch heftiger wird es, wenn wir uns die Ränge 11-27 anschauen:

Wer Coins in dieser Liga hat, dürfte sich über Verluste im Bereich von 20-Prozent-nochmalwas freuen. EOS, BitShares, Stratis, Steem, Veritaseum, Siacoin, Bytecoin, Byteball, Iconomi – Abstriche von mehr als 30 Prozent sind in dieser Gruppe nahezu die Norm.

Schauen wir uns mal zwei der großen Verlierer der letzten Tage an: Ethereum und Stratis:

Dieser Chart zeigt den Ethereum-Preis im 3-Monats-Verlauf. Wie zu sehen ist, ist Ethereum von der Spitze Mitte Juni bei 400 Dollar auf unter 200 Dollar gefallen, hat also bereits mehr als 50 Prozent verloren. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass sich die Ether-Blase schon zu weiten Teilen abgebaut hat. Allerdings sollte man auch erkennen, dass 200 Dollar noch immer doppelt so viel wie 100 Dollar sind, ein Wert, der erst im Mai durchbrochen wurde. Und 100 Dollar sind weiterhin 5 Mal so viel wie die 20 Dollar, für die man noch im März Ether kaufen konnte. Wer möchte, sieht also noch reichlich Potenzial nach unten.

Am vielleicht heftigsten von der Blasenbewegung mitgerissen wurde Stratis. Auf der Spitze der Blase Anfang Juni war ein Stratis mehr als 10 Dollar wert. Geblieben sind davon heute, nach einer Serie von herben Einbrüchen, kaum mehr 2,50 Dollar. Nach einem Verlust von 75 Prozent, sollte man meinen, dürfte sich Stratis nun dem Boden annähern, oder? Auch hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass 2,50 Dollar weiterhin doppelt so viel ist, wie der Preis noch im Mai betrug, und dass 1,20 Dollar weiterhin das zwölffache von den 10 cent ist, die Stratis im März wert war.

Die beiden Beispiele zeigen, dass Kryptomärkte eben nicht ganz normal sind. Sowohl die Blasen als auch die Crashs fallen hier um ein vielfaches extremer aus als auf etwa Aktienmärkten. Stellt euch vor, der Dax gibt in wenigen Tagen um 20 Prozent nach. Auf den Kryptomärkten hingegen könnte ein derartiger Freiflug erst der Anfang des Crashes sein.

Ich kann euch nicht sagen, wann ein Boden erreicht sein kann. Das kann keiner wirklich wissen. Vielleicht haben wir ihn bereits erreicht, vielleicht noch nicht. Ich kann euch nur ein paar Beobachtungen geben, damit ihr euch euer eigenes Urteil bildet:

Die erste Beobachtung zeigt den Chart mit der kumulierten Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen. Zu erkennen ist eine Blase, die bereits im fortgeschrittenen Stadium des Platzens ist – aber noch Potential nach unten hat:

Zwischen dem 24. April und dem 18. Juni ist der Marktwert aller Kryptocoins von 30 Milliarden Dollar auf 115 Milliarden gestiegen. Zwischen dem 24. Juni und heute ist er von 115 Milliarden Dollar auf 77 Milliarden gefallen, hat also um mehr als 30 Prozent nachgegeben. Das ist ein starker Einbruch. Aber ihm ist auch ein extremer Anstieg vorangegangen.

Der derzeitige Marktwert ist immer noch mehr als 3 Mal so hoch wie der Wert im April, und die gut 25 Milliarden Dollar aus dem April sind noch etwa doppelt so viel wie die 13 Milliarden Dollar im Januar. Es gibt auch hier noch reichlich Potential nach unten, wenn auch nicht so viel wie bei Ether und Stratis.

Die zweite wichtige Beobachtung betrifft den Anteil von Bitcoin. Wie schon berichtet ist der Anteil des Wertes aller Bitcoins an dem Wert aller Kryptowährungen parallel zum Aufbau der Blase massiv gesunken.

Die orangefarbenene Kurve zeigt den Anteil von Bitcoin an allen Kryptowährungen, die dunkelblaue den von Ethereum, die türkisfarbene den von Ripple, und die darunter von Litecoin und anderen Währungen.

Noch im April sammelten sich ungefähr 65 Prozent aller Werte der Kryptomärkte bei Bitcoin. Mit dem Boom der Altcoins und der Sorge, dass Bitcoin seine Blocksize-Probleme niemals gebacken bekommt oder fürchterlich forken wird, sank der Anteil kontinuerlich auf bis zu 38 Prozent. Mitte Juni – dem Höhepunkt unserer Blase – war Ethereum nur 6-8 Prozent davon entfernt, Bitcoin als Leithirsch abzulösen. Seitdem sich die Blase abbaut, erhöht sich auch der Anteil von Bitcoin an den Kryptomärkten wieder – ist allerdings noch ein starkes Stück von den Werten im April und Mai entfernt, welche schon historisch niedrig waren (noch im Dezember lag der Anteil von Bitcoin bei etwa 85 Prozent.)

Eine dritte Beobachtung betrifft die Coins mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Dollar. Derzeit sind das, trotz der heftigen Einbrüche, weiterhin sieben Coins: Bitcoin, Ethereum, Ripple, Litecoin, Ethereum Classic, Dash und Nem. Wenn man sich überlegt, dass Ethereum diese Schwelle erst im Januar, Ripple erst im April, Litecoin erst im Mai und Dash erst im Juni durchbrochen haben, dass also bis vor kurzem nur ein, maximal zwei Coins mehr als eine Milliarde Marktwert auf die Waage gebracht haben, kann man meinen, dass sich die Altcoin-Blase noch nicht ganz abgebaut hat. Es sei denn, es hat sich seit Januar etwas fundamentales verändert …

Anders ausgedrückt: Heute ist der beste Tag seit dem 15. Juni, um Kryptowährungen zu kaufen. Aber es könnte sich lohnen, die Kurse noch ein wenig zu beobachten, bevor man zuschlägt.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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9 Kommentare zu Altcoins im freien Fall!

  1. „Bis auf einen (…)“

    Und das ist USDT/Tether und liegt sogar etwas über $1, was deutlich zeigt, wohin das Geld flieht – momentan zurück in Fiat. Ich persönlich sehe darin aber eigentlich eher Potential als ein Problem, denn sobald Bitcoin endlich irgendeine Art von Lösung hat, selbst wenn es in ein Split-Szenario eskaliert, dürfte die Bahn wieder freier sein. Kurzgesagt: Besser eine hart Korrektur jetzt als kein Potential mehr wenn dieser endlose und alles einfrierende Blocksize-Krieg endlich in eine Dynamik oder sogar Lösung übergeht.

  2. “Bis auf einen (…)”

    und der DIME sieht auch ganz passabel aus.

    ….inzwischen erholt sich schon wieder alles….

  3. IOTA darf gerne noch etwas fallen 😉 Ich könnte noch ein paar bei mir aufnehmen…

  4. Name required // 12. Juli 2017 um 2:42 // Antworten

    Noch ein bißchen warten und dann einsammeln. Insbesondere Stratis bleibt einer der heißesten Kandidaten. Nicht umsonst hat er vorher so dermaßen zugelegt und ist jetz wieder ein Schnäppchen. Pech halt nur für die Späteinsteiger. Die beißen leider immer die Hunde, wenn sie die Geduld verlieren.

    Hierzu folgender Link (Der typische Investor):
    http://www.vanillabanking.de/medien/Der-Typische-Investor-macht-alles-falsch-an-der-B%C3%B6rse.png

    😉

  5. ‚Sell in May and go away!‘ Warum sollten solche traditionellen Börsenweisheiten für die Kryptowährungen nicht gelten?
    Ranma

  6. Vielleicht platzt die Blase. Wenn ich auf die aktuellen Werte schaue scheint sie sich vorher aber vielleicht nochmal ganz schön auszudehnen.
    Ich erinnere mich mal an einem Kommentartor:Der Dax ist über 3000 Punkte gestiegen – Rückfrage „und wäre es denkbar dass er über 400 steigt?“ „Nein überhaupt gar .. ich meine bestimmt nicht so schnell“ tja kurze Zeit später wars dann doch so.
    Peinlich genug.
    Aber die Headline in Ihren Artikel – oder wie man das auch immer nennen sollte – liest, stellt sich die gegenwärtige Situation nicht ganz so dramatisch dar. Man könnte fast sagen aktuell eher gegenteilig. Und ich kann beim besten Willen nicht erkennenwozu das Wort Blutbad einen Mehrwert bringt.
    Vielleicht sind sie ja ein echter Hellseher und behalten 100% recht.
    Aus meiner Sicht gibt es Prognosen. Die basieren auf Annahmen. Schlechte Annahmen für führt vermutlich zu schlechten Vorhersage.
    Ein Screenshot von einer Momentaufnahme mit Abwärtstrend und ein bisschen Erklärung dazu wie vielleicht sein könnte und das die Überschrift vielleicht ein bisschen übertrieben ist…
    Schade um die Zeit für jeden der das geschrieben oder gelesen hat.
    Aber vielleicht überdenken Sie sie zukünftig wie die Headline ist, ob der Inhalt passt ob er Inhalt auch den Namen verdient hat.

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