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Unsere Leser, Bitcoin und der Preis: Ergebnisse unserer Sommerumfrage

Viele von euch haben in der Urlaubsumfrage mitgemacht. Hier stellen wir nun die Ergebnisse vor, die ein Schlaglicht auf die deutsche Bitcoin-Szene werfen.

Ich glaube, meine Urlaubs-Umfrage war die bisher größte Umfrage in der deutschen Bitcoin-Szene. Bis zu 1.047 Personen haben mitgemacht und diverse Angaben zu sich selbst und zu ihrer Haltung zu und Nutzung von Bitcoin gemacht. Vielen Dank für die fleissige Teilnahme.

Die Ergebnisse bereite ich hier auf. Da ich nicht genügend Farben kenne, um die Balken der teilweise ausschweifend vielen Items zu gestalten, bitte ich schon jetzt um Verzeihung für das schäbige Outfit der Diagramme. Ich habe einfach die Standardfarben meines Programms behalten.

I. Ihr

Wie schon öfter habe ich versucht, zu ermitteln, wer ihr seid. Die Ergebnisse passen recht gut ins Bild und bestätigen bisherige Umfragen sowohl von mir als auch von anderen Quellen.

Geschlecht

Die geringste Überraschung haben wir beim Geschlecht. Von den 973 Leuten, die mit abgestimmt haben, sind 924 männlich. Das zeigt einmal mehr, dass IT und Finanzen eben weiterhin männlich dominierte Themen sind. Man könnte jetzt über Emanzipation und Bitcoin-Meetups philosophieren. Aber wir gehen zum nächsten Punkt weiter.

Euer Alter

Die 20-50-Jährigen stellen fast 75 Prozent der Leser hier. Auch dies entspricht etwa dem Ergebnis, das wir bereits in einer vergangenen Umfrage festgestellt haben. Allerdings ist der Anteil der drei dominant vertretenen Gruppen diesmal recht ausgewogen. Noch vor einem Jahr lag der Anteil der 30-40-Jährigen noch deutlich höher.

Euer Beruf

Hier haben wir die Frage mit den vielleicht meisten Items: Was ist euer Beruf? Dem Geschlecht, Alter und Thema entsprechend arbeitet der mit Abstand größte Teil von euch in der Software-Entwicklung. Es folgt das Ingenieurwesen, eine Mischgruppe und dann überraschenderweise das Handwerk. 82 der Leser sind Handwerker. Danach folgen 66 Studenten, was ich überraschend wenig finde, sowie 59 Leute im Vertriebswesen. Erst dann kommt mit 56 Personen das Finanzwesen. Hier hätte ich deutlich mehr erwartet. Landwirtschaft, Tourismus, Medizin und Forschung sind nur vereinzelt auftretende Berufsgruppen.

Eure Freunde

Aus Spaß habe ich mir noch erlaubt, die Frage zu stellen, wie viele Freunde ihr habt.

158 von euch haben die Antwort verweigert, weil die Frage zu privat war. Mit 194 Stimmen sind 3-6 Freunde am häufigsten vertreten, gefolgt von 7-10, 11-15 und 16-20. 56 von euch haben nur 1-2 Freunde, und 55 haben angegeben, keinen einzigen Freund zu haben (das zweite „keine Angabe“, sorry). Diese Gruppe der Personen mit wenigen / gar keinen Freunden ist aber noch deutlich größer als die beiden Gruppen der „Massen-Sozialisierer“ mit mehr als 50 oder gar mehr als 100 Freunden.

Man könnte jetzt sagen, dass Bitcoiner kleine, aber intensive Freundeskreise schätzen. Aber ohne Vergleich mit anderen Gruppen führt uns das wohl nicht sehr viel weiter …

II. Ihr und Bitcoin

Im zweiten Block der Umfrage habe ich generelle Fragen zu euch und Bitcoin gestellt. Gespannt war ich vor allem auf die Antworten zur ersten Frage …

Ein sehr großer Teil der Leser ist also erst 2017 ins Thema Bitcoin eingestiegen. Damit könnte dieses Jahr als ein großes Jahr des „onboarding“ in die Bitcoin-Geschichte eingehen. Erstaunlicherweise ist die nächstgrößere Gruppe aber schon vor vier Jahren zu Bitcoin gekommen, im Jahr 2013. Dieses Jahr war wohl für Bitcoin extrem wichtig. Interessant ist an dieser Stelle, dass 2014 relativ wenig Leute mit Bitcoin begonnen haben – weniger als im Jahr 2011.

Spannend fand ich auch, wie viele Bitcoiner seit 2010 / 2009 dabei sind. Mit 35 und 22 Personen ist diese Anzahl erstaunlich hoch. Es gibt also doch einige Leute in Deutschland, die fast von Anfang an bei Bitcoin dabei waren – und es immer noch sind.

Was euch an Bitcoin reizt

Offenbar ist der Werterhalt die wichtigste Motivation, Bitcoin zu benutzen. Digitales Gold sticht hier einmal mehr das digitale Bargeld. Sehr wichtig ist für viele die Dezentralität sowie die Faszination für eine neue Technologie. Die eher politischen Kategorien – keine Zensur, Revolution – stehen an dritter Stelle. Sie sind wichtig, aber nicht soo wichtig. Noch weniger wichtig sind jedoch die pragmatischen Vorteile wie das unkomplizierte Bezahlen und die Anonymität.

Es zeigt sich also, dass es bei Bitcoin weniger ums echte Benutzen geht, sondern ums Halten, ums Experimentieren und um die politische Ansage.

Wie viele Bitcoins ihr habt

Und nun kommt die vermutlich persönlichste Frage: Wieviel Geld habt ihr in Bitcoins? Die Antworten waren überraschend und zeigt, dass es doch einige Millionäre unter meinen Lesern gibt:

Vermutlich dürften Pareto mit seinem 80/20 Prinzip vor Freude jauchzen: Der Großteil von euch hat nur einen kleinen Teil der Bitcoins, während ein sehr kleiner Teil den Großteil der Bitcoins besitzt. Aber der Reihe nach: 275 Leser haben 0-1 und 223 Leser 1-5 Bitcoin. Damit ist schon mal gut die Hälfte der Teilnehmer abgedeckt. Die Bereiche 5-20 und 20-50 decken nochmal ein gutes Viertel der Antworten ab. Nach einem kleinen Puffer von 52 Leuten, die überhaupt kein Bitcoin haben, kommen wir zu den Walen. Ich präsentiere euch die Werte in einer Tabelle:

50 – 100 33
100 – 200 28
200 – 500 17
1.000 – 10.000 15
> 10.000 10
500 – 1000 8

Das heißt ungefähr 30-50 von euch dürften zum jetzigen Zeitpunkt Euro-Millionär sein. Gratulation!

III. Bitcoin benutzen

Der dritte Block der Umfrage dreht sich darum, was ihr mit Bitcoin macht. Natürlich kratzen diese Fragen nur an der Oberfläche.

Wofür?

Es bestätigt die bereits oben genannten Erkenntnis zum Reiz von Bitcoin, dass ein Großteil von euch Bitcoin vor allem als Investment betrachtet. Es folgen mit gutem Abstand eng beieinander das legale Bezahlen, das Experimentieren, Speichern von Geld und Kaufen von Altcoins. Eine deutlich geringere Rolle spielen mit je etwa 75-100 Stimmen das Empfangen von Geld und das illegale Bezahlen. Fast auf den gleichen Stand kommt die Antwort „Gar nicht.“

Wie oft benutzt ihr Bitcoin?

Erneut dürfte Paretos jubeln: die folgende Grafik zeigt, dass ein kleiner Teil von euch für den meisten Bitcoin-Traffic verantwortlich ist. Die meisten Leser benutzen Bitcoin relativ selten, nur einmal im Monat oder gar im Jahr. Immerhin 167 Leser benutzen Bitcoin einmal die Woche, aber nur je etwa 50 Leute benutzen Bitcoin einmal oder öfter am Tag.

Wir sehen erneut: Bitcoin ist, zumindest hierzulande, sehr viel mehr Spekulations- und Investmentobjekt denn täglich genutztes Zahlungsmittel.

Welche Wallet

Die dritte Frage dieses Blocks widmet sich der Wallet, die bei euch im Einsatz ist.

Insgesamt scheint ihr „harte“ Lösungen zu bevorzugen. Die wundervolle Electrum Wallet ist auf dem ersten Rang, gefolgt vom ressourcenintensiven Full Node. Die Webwallet von Blockchain.info landet auf dem dritten, die Hardware-Wallet von Ledger auf dem vierten Platz. Damit hätten wir alle gebräuchlichsten Typen von Wallets abgedeckt: Node, Light, Web, Hardware.

Interessant an dieser Stelle ist, dass Ledger mit 120 Stimmen deutlich beliebter ist als Trezor mit 75. Unter den mobilen Wallets ist Mycelium der Favorit, unter den Multicoin-Wallets sind Exodus und Jaxx fast gleichwertig vertreten. Die mobilen Wallets „Wallet für Android“ und Breadwallet sind noch relativ häufig genutzt, während Wallets wie CoPay, Armory, GreenAddress, Bither und Samourai eher ein Nischendasein führen.

Welche Altcoins benutzt ihr?

Schließlich habe ich noch gefragt, welche Altcoins ihr benutzt. Die Antworten geben das Ranking von Coinmarketcap weitgehend wieder, weichen aber an einigen interessanten Stellen davon ab:

Dass Ethereum am beliebtesten ist, wundert uns nicht allzu sehr. Litecoin hingegen ist bei euch der zweitbeliebteste Altcoin, landet auf Coinmarketcap aber nur auf Platz 6. Monero schließlich, der durch Ringsignaturen und Confidential Transactions diskreteste Altcoin, steht bei euch hoch im Kurs, während er dem Marktwert nach nur auf Rang 12 stehen sollte. Ripple – im Coinmarketcap sehr weit vorne – ist bei euch erst auf dem sechsten Platz, und Ethereum Classic und Dogecoin sind bei euch fast gleichauf (in der MarketCap rund 20 Plätze Unterschied).

Insgesamt habe ich das Gefühl, dass ihr als Altcoin-Anleger etwas vorsichtiger seid als der durchschnittliche Altcoin-Investor. Ihr schätzt technische Innovation und dauerhafte Existenz höher als ein rasches Pumpen des Preises.

IV. Preise und so

Im vierten Teil der Umfrage geht es um die Preise. Welche Erwartungen an die Zukunft habt ihr?

Zunächst habe ich aber gefragt, wieviele Leute ihr von Bitcoin überzeugt habt:

Die Antworten zeigen, dass nur die wenigsten von euch echte Missionare sind. Lediglich 14 von euch haben alle Freunde, und nur 6 alle Kollegen von der Kryptowährung überzeugt. Die meisten haben gar niemanden für Bitcoin gewonnen (418). Sehr viele haben ein bis zwei Leute im Freundeskreis mit dem Bitcoin-Fieber angesteckt (330). Deutlich weniger haben einige Kollegen überzeugt (95). Lustig ist, dass zwar 61 Leser ihre Eltern dazu gebracht haben, Bitcoins zu kaufen, aber nur 26 ihre Kinder – während gleichzeitig 3 Leser sagen, sie hätten ihre Frau überzeugt, aber nur eine Leserin dies von ihrem Mann sagt.

Der Preis in einem Jahr

Kommen wir zu den Prognosen: Wie wird der Bitcoin-Preis in einem Jahr sein?

Ein gutes Dritte der Prognosen ist vorsichtig optimistisch und liegt mit 3.500 bis 5.000 Euro schon heute richtig. Darauf folgt ein etwas kühnerer Optimismus mit 5.000 bis 10.000 Euro, gefolgt von einer Prognose, die zum Zeitpunkt der Umfrage noch optimistisch war, heute aber unter Pessimismus laufen dürfte.

Interessant ist auch, dass deutlich mehr Leute mit Preisen von mehr als 10.000 Euro rechnen (41) als mit Preisen von weniger als 1.000 Euro (insgesamt 27).

Ebenfalls interessant ist, das in der Umfrage vor einem Jahr die allerwenigsten der Leser geahnt haben, wie hoch der Bitcoin-Preis heute sein wird. Die Teilnehmer waren schon damals recht optimistisch – aber die Wirklichkeit hat all das in den Schatten gestellt.

Der Preis in zehn Jahren

Die letzte Frage geht darum, wie der Preis in zehn Jahren sein wird. Im Jahr 2027 wird Bitcoin entweder tot sein, ein Nischendasein führen oder sein volles Potenzial entfaltet haben. Zumindest zu großen Teilen. Die Frage nach dem Preis von Bitcoin in 10 Jahren ist demnach auch die Frage nach der Zukunft von Bitcoin.

Erneut sind die Antworten konservativ-kühn. Fast gleichwertig sind die Antworten 10.000 bis 20.000 Euro (203), 20.000 bis 50.000 Euro (173), mehr als 100.000 Euro (167), und 50.000 bis 100.000 Euro (129). Die folgende Antwort – 5.000 bis 10.000 Euro – ist in diesem Kontext schon recht pessimistisch. Mit 117 Lesern schätzt nur etwa ein Achtel der Teilnehmer, dass Bitcoin in zehn Jahren weniger als 5.000 Euro wert sein wird.

Gute Aussichten – mit denen unsere Umfrage endet. Über Anregungen für künftige Umfragen freuen wir uns natürlich immer!

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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12 Kommentare zu Unsere Leser, Bitcoin und der Preis: Ergebnisse unserer Sommerumfrage

  1. Die Grafiken sind für Farbenblinde nicht geeignet.

  2. Darf ich den Tipp geben niemals ein Kuchendiagram zu nutzen. Ich weiß da kommt der Statistiker in mir zum Vorschein, aber der allgemeine Konsens ist, dass Pie Charts in 90% besser mit einem Balkendiagram zu ersetzen sind, da das menschl. Auge Radien sehr schlecht vergleichen kann. Sry, ist nicht böse gemeint, nur ein Vorschlag.

    • Sorry sehe ich nicht so. Kuchendiagramme finde ich am anschaulichsten.
      Was Pie Charts sind, weiß ich allerdings nicht.

  3. während gleichzeitig 3 Leser sagen, sie hätten ihre Frau überzeugt, aber nur eine Leserin …

    wieso „nur“?
    Ist „sie“ mit mindestens 1/49 denn nicht statistisch höher vertreten als „er“ mit 3/924?

  4. Sorry, aber die Diagramme sind Mist. Wie schon erwähnt wird die Form „kuchendiagramm“ den meisten Fragen nicht gerecht. Noch dazu sind sie schlampig gemacht. Z.b. mehrere Farben für die gleiche Antwort („keine Angabe“). Typisch BWL 😁

  5. Vielen Dank für die Umfrage mit sehr interessanten Ergebnissen!

    Dass sich so wenige Personen aus dem Finanzwesen zeigen, erklärt ein bischen, warum bei Crypto-Investitionen ausnahmsweise mal „Nerds“ und nicht professionelle „Finanzjongleure“ die Nase vorn haben… (die Freude darüber ist auch auf meiner Seite).

    „Erklärt ein bischen“ aufgrund vieler Einschränkungen, die ich hier jetzt nicht aufzählen will.

    Nun haben „Sie“ jedoch die Witterung aufgenommen, und es wird immer schwieriger für die „Nerds“…

  6. Sehr interessante Statistik und das ansprechend aufbereitet. Vielen Dank für die Mühe!

  7. Nerd Geitzel // 19. August 2017 um 12:15 // Antworten

    Immer wenns Kuchen gibt, meckert einer rum, dass er ihm nicht schmeckt. Bei Pizza ist das anders. Daher, lieber Christoph, zukünftig die Kuchen-Diagramme durch Pizza-Diagramme ersetzen, bitte! Nun Spaß beseite:

    Zum Finanzsektor kann ich bemerken, dass es meist Personen sind, mit einer Affinität zu Technik und/oder IT, zumindest vier der fünf Personen, von deren BTC ich weiß.
    Den Fünften, den find ich interessant, denn er hat alle seine Optionen verkauft und seine Aktien und ETFs dazu und damit seine gesamten Aktien-Investments in BTC getauscht.

    Seine Argument:
    BTC fällt zwischenzeitlich höchstens 30% und die Aktien werden bei dieser Bewertung 40% langfristig verlieren.

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