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Po.et möchte den Journalismus mit der Blockchain retten

Po.et baut eine Plattform, um geistiges Eigentum wie Texte, Bilder oder Grafiken zu registrieren und zu handeln. Als Infrastruktur soll ein Time-Stamping auf der Bitcoin-Blockchain dienen. Kooperationen mit Magazinen und Wallets sind bereits da, und eine ICO hat kürzlich 10 Millionen Dollar ins Budget gespült.

Das Internet hat die Spielregeln des geistigen Eigentums geändert. Während Journalisten früher einen Artikel in einer Zeitung aus Papier veröffentlicht haben, für die die Leser bezahlen mussten, werden ihre Werke nun digitalisiert, ins Netz gestellt und von jedermann kostenlos konsumiert.

Die Revolution durch das Internet hat jedoch nicht nur Folgen für die Einnahmemodelle von Zeitschriften und Magazinen. Sie stellt auch für freiberufliche Journalisten eine Herausforderung dar, die jeden in dieser Branche zwingt, sich anzupassen. Wer im Internet Texte veröffentlichen will, steht vor zwei Problemen: Er muss dafür sorgen, dass die Texte gefunden, also gekauft werden – und er muss sich sicher sein, dass die Texte urheberrechtlich geschützt bleiben.

Po.et kündigt an, dieses Problem mithilfe der Blockchain zumindest teilweise zu lösen. Blockchain sollte man dabei aber nicht als wunderbare Allzweckwaffe verstehen. Denn keine Blockchain-Technologie der Welt kann verhindern, dass Dateien kopiert und verändert werden. Was eine Blockchain aber kann, ist, einen Beweis für die Urheberrschaft zu verankern. Mithilfe einer universellen, offenen und unveränderbaren Datenbank wie der Blockchain ist es möglich, einen hieb- und stichfesten „Proof-of-Existence“ zu hinterlegen: Man beweist, dass eine gewisse Information zu einem gewissen Zeitpunkt in genau dieser Form existiert hat, da sie in der Blockchain steht.

Bessere Verhandlungspositionen für Freiberufler?

Was kann dies Freelancern bringen? Ich kam zwar selbst in rund 10 Jahren als „Freier“ noch nie in die Verlegenheit, gegenüber irgendjemandem beweisen zu müssen, dass ein Werk von mir stammt. Dennoch denke ich, dass es vielen Freelancern hilft, wenn sie ihre Texte bedenkenlos Medien anbieten können, ohne befürchten zu müssen, dass die Medien diese einfach so als eigenen Content ausgeben und man sich nicht wehren kann. Mithilfe eines Beweises über die Urheberrschaft, wie ihn Po.et bereitstellen möchte, kann sich die Verhandlungsposition von Autoren verbessern, da sie ihre Werke mehr Redaktionen anbieten können, ohne dabei das Risiko von Diebstahl am Urheberrecht zu erhöhen.

Langfristig plant Po.et auch, einen Marktplatz aufzubauen, in dem die Freelancer ihre durch Timestamps geschützten Werke Magazinen und anderen Content-Verwertern anbieten können. Auch eBooks, Videos und Bilder sollen über Po.et gesichert werden. Das Ziel ist es, zur universellen Datenbank und Handelsplattform für digitalen Content zu werden.

Die Idee für das Projekt enstand unter einigen Mitarbeitern des Bitcoin Magazines, als sie darüber nachdachten, wie man Artikel zeitstempeln und tokenisieren kann. Aus der Idee wurde ein Plan, aus dem Plan ein Whitepaper und aus dem Whitepaper eine Roadmap. Mittlerweile haben sich die Bitcoin- und Blockchainmedien Let’s Talk Bitcoin, The Merkle, Crypto Insider, Coin Speaker, and ChainB aus China angeschlossen. Besonders bemerkenswert dürfte die Kooperation mit Blink.la sein, ein Content-Netzwerk, das mehr als 1000 Medienunternehmen und 20.000 Medienschaffende auf der ganzen Welt verbinden.

Mit OP_Return zum digitalen Urheberrecht

Was genau macht Po.et? Die Plattform soll die Urheberrechte an geistigen Werken wie Artikel in der Bitcoin-Blockchain abspeichern. Dazu können die Autoren zunächst ein Zertifikat bilden, das Werk und Urheberrechte in einer Datei verbindet. Diese Datei wird dann gehasht, und die Hash wird durch die Funktion OP_Return in der Bitcoin-Blockchain abgespeichert (OP_Return erlaubt es, bis zu 40 Byte Daten an eine Transaktion anzuhängen). Auf diese Weise kann jeder nachvollziehen, ob diese Datei tatsächlich zu jenem Zeitpunkt mit einem bestimmten Inhalt existiert hat.

In der ersten Entwicklungs-Ära, die nach dem berühmten antiken Schriftstein „Rosetta“ genannt wird, sollen Online-Autoren angezogen werden. Diese erhalten mit Po.et eine Plattform, um ihre Werte zu sichern und ihre Texte in digitale Assets zu übersetzen. Die darauf folgende Ära, nach dem Erfinder des Buchdrucks Gutenberg getauft, wird weitere Features bringen und den Anschluss an weitere Netzwerke suchen. Im darauf folgenden Zeitabschnitt, Alexandria, werden auch Filme und Bilder integriert, ein offener Marktplatz gebildet und mehr.

Token als Selbszweck?

Die jüngst veranstaltete ICO hat native Po.et Token im Wert von 10 Millionen Dollar verkauft. Anders als das Timestamping von Po.et selbst sind diese Token auf der Ethereum-Blockchain, wo sie als ERC20-Standard-Token erzeugt worden sind. Sie sollen helfen, Po.et zu starten, indem sie eine engagierte Gruppe von Stakeholdern und Herausgebern erschafft. Darüber hinaus sollen sie die langfristige Entwicklung von Po.et zu fördern. Eventuell wir das Token auch eine Rolle im noch zu entwickelnden Po.et Netzwerk sein, aber das ist noch unklar.

Insgesamt ist der Wert der Token also eher symbolisch: Unterstützung, die auf Börsen gehandelt werden kann. Dennoch hat die Multicoin-Wallet Jaxx bereits angekündigt, den Po.et-Token in die Wallet zu integrieren.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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11 Kommentare zu Po.et möchte den Journalismus mit der Blockchain retten

  1. Name required // 15. August 2017 um 16:21 // Antworten

    Das eigentliche Problem, nämlich die Kostenloskultur zurückzudrängen, so dass Autoren wieder ein vernünftiges Einkommen erzielen können, löst das auch nicht. Nebenbei bemerkt gibt es bereits einige Coins, die genau die gleiche Funktionalität bieten.

    • Dann ist Po.et also überflüssig? Aber wieso so ein Hype?
      Ranma

    • Welche Kostenloskultur? Soweit ich sehe, wird durch Werbung, statt durch direkten Verkauf, das Geld verdient. Es ist mehr eine indirekte Finanzierung und auch eine sozialisierte Finanzierung, da nicht jeder der ein Produkt kauft auch den Artikel liest, dessen Werbung den Artikel finanziert hat.

      Aber gerade die sozialisierte Finanzierung hat einen großen Mehrwert: Der Zugang zur Information oder zur Bildung ist weniger abhängig vom eigenen Geldbeutel. Ich sehe darin für die Gesellschaft als Ganzes langfristig einen enormen Vorteil.

      Ein Problem, das noch angegangen werden sollte: Wie vermarkte ich meine Artikel am Besten? Viele Seitenbetreiber haben da in der Tat noch nicht den richtigen Weg gefunden.

      Ein Problem sind eher die oftmals zu aggressiven Werbeformen und die Reaktion darauf durch Ad-Blocker. Hier sollte man IMHO ansetzen.

      • „Aber gerade die sozialisierte Finanzierung hat einen großen Mehrwert: Der Zugang zur Information oder zur Bildung ist weniger abhängig vom eigenen Geldbeutel. Ich sehe darin für die Gesellschaft als Ganzes langfristig einen enormen Vorteil.“

        Dem muß ich zustimmen. Wer gegen diesen Vorteil für die Gesellschaft vorgeht, der hat es nicht verdient, daß man ihm auch noch das Geschäftsmodell rettet, sondern viel mehr gehören solche Leute boykottiert wo immer es geht.

        „Ein Problem sind eher die oftmals zu aggressiven Werbeformen und die Reaktion darauf durch Ad-Blocker.“

        Daß man sich gegen AGGRESSIONEN zur Wehr setzt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein!
        Ranma

      • Name required // 17. August 2017 um 15:49 //

        Ich sage doch das gleiche.
        Die Zunahme der Adblocker (Browserhersteller wollen das ja sogar direkt integrieren) wird weitergehen. Zu Recht, denn die Publikatoren (Zeitungen etc.) haben es einfach immer noch nicht geschnallt, dass Werbung nur Akzeptanz erfährt, wenn sie so dezent wie möglich ist und ansonsten der User – zu Recht – blockt. Zumal durch die Nutzung von unkontrollierten Werbenetzwerken noch nichtmal Schadsoftware bei Werbeeinblendungen ausgeschlossen ist. Folge: AdBlocker. Und – wie gesagt: zu Recht.

        Was man sich im Bereich Musik einmal ansehen sollte, ist der Musicoin. Die führen demnächst das UBI (Universal Basic Income) für Musiker ein. Da ist dann kostenloses Musikstreaming möglich und die Musik wird anteilig über das Mining bezahlt.

        Die Idee ist wirklich revolutionär.

      • Name required // 17. August 2017 um 16:17 //

        @RANMA:
        Wieso sollen Urheber oder ihre Partner „wo immer es geht bekämpft werden“?
        Wer Inhalte schafft, soll auch dafür entlohnt werden.
        Das ist im Prinzip das gleiche Geschäftsmodell wie Arbeiter, die für immer gleiche Arbeit auch mehrfach entlohnt werden oder Vermieter, die Geld verlangen, ohne dass das Haus/die Wohnung jedesmal neu gebaut wird.

        Wieso immer dieser Hass und Prpagierung der falschen Kostenloskultur, außer wenn es dann an das eigene Einkommen geht …?

  2. Ganz habe ich das Prinzip von Po.et noch nicht verstanden:

    Wird der Artikel, den man schützen will, auf der Blockchain hinterlegt?

    Oder wird nur ein Hash-Wert hinterlegt, der selbstverständlich nicht mehr mit einer Kopie des Artikels zur Übereinstimmung zu bringen wäre, falls daran auch nur ein Wort verändert oder eine Rechtschreibkorrektur durchgeführt worden wäre?
    Ranma

    • So wie ich es verstanden habe, wird ein fertiges Dokument mit einem Zertifikat von einem Autor gehasht und dieser Hash an die Bitcoin-Transaktion angehängt. Daher wird dann mit der in der Blockchain enthaltenen Transaktion gezeigt, dass Document X von Y mit Hash Z auch tatsächlich von Y ist. Falls du dein Dokument änderst (sei es nen Tippfehler änderst, oder es mit nem neuen Zeitstempel abspeicherst, sollte das geänderte Dokument einen anderen Hash ergeben als das ursprüngliche Dokument.

      Po.et geht also hin und bietet eine Datenbank mit den Transaktionen und stellt den Usern ein Tool/eine Möglichkeit zur Verfügung mit dem man das Zertifikat als Auter erhält, den Hashwert erzeugt und das ganze an eine unumkerhbare, öffentlich einsehbare Datenbank zur Verifizierung sendet. Das ganze wird dann verlinkt, als dass Dokument X von Y ist und Hash Z ergibt, der in der Blockchain gespeichert ist.

      Hoffe ich konnte deine Frage damit beantworten.
      Jafu29

      • Falls du damit aussagen wolltest, daß schon die Korrektur eines einzigen Tippfehlers ausreicht, um die Datensicherung auf der Blockchain in Datenmüll zu verwandeln, der von der Blockchain völlig sinnlos mitgeschleppt wird, dann hast du meine Frage beantwortet. Andernfalls habe ich es noch nicht verstanden.
        Ranma

      • Name required // 17. August 2017 um 16:12 //

        Eigentlich ist der Coin Unsinn. Denn im Zweifel muß doch wieder vor Gericht gestritten werden. Denn wie kann jemand nachweisen, dass der erste, der ein Werk einstellt, auch der rechtmäßige Urheber ist? DAS ist doch immer die eigentliche Frage bei derartigen Streitereien.

  3. @Name required:

    „Ich sage doch das gleiche.“

    Darum sagte ich, daß ich zustimme.

    „Wieso sollen Urheber oder ihre Partner “wo immer es geht bekämpft werden”?
    Wer Inhalte schafft, soll auch dafür entlohnt werden.“

    Leseschwäche? Schizophren? Es gilt immernoch, daß ich dir einfach nur zustimmte. Inhalte zu schaffen ist nicht das Gleiche wie andere Leute zu sabotieren.
    Ranma

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