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Die 4 Top-Token auf Ethereum-Basis: Das Perpetuum Mobile des Investments?

Die Lichtmühle - ein Pseudo Perpetuum Mobile. Bild von Leo-setä via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

OmiseGO, Qtum, EOS und TenX: Das sind die vier Top-Token auf der Ethereum-Blockchain. Zusammen sind sie mehr als 2 Milliarden Dollar wert. Was aber verbirgt sich hinter den Namen? Sind die Token ihr Geld wert – oder sind sie nur die Spitze des ICO-Hypes? Ein kleiner Überblick.

Initial Coin Offerings, kurz ICO, sind ein mächtiger Trend im Kryptowährungs-Universum. Mithilfe von Token, meistens auf der Ethereum-Blockchain, werden Startups und Projekte finanziert. Die Methode ist unkompliziert, lässt den Herausgebern viel Freiheit, wie sie die Token in ihr Geschäftsmodell integrieren, und erschafft Assets, die irgendwie für ein Startup oder ein Projekt stehen, und frei auf den Crypto-Börsen dieser Welt gehandelt werden.

Oft wurde in den letzten Wochen und Monaten vom ICO-Hype und der ICO-Blase geschrieben. Allerdings ist, allen Unkenrufen zum Trotz, noch nichts von einem Platzen dieser Blase zu spüren. Ganz im Gegenteil: Fast jeder Monat bringt neue ICO-Rekorde. Jüngst hat etwa Tezos per ICO mehr als 200 Millionen Dollar eingesammelt.

Diese Art von Tokenisierung der Projektfinanzierung hat mittlerweile eine beachtliche Liste von Krypto-Assets hervorgebracht, von denen die meisten als ERC20-Token auf der Ethereum-Blockchain „wohnen.“ Die vier am höchsten bewerteten Assets sind OmiseGO, Qtum, EOS und TenX. Da wir bisher noch über keines der Projekte geschrieben haben, ist es an der Zeit, dies nachzuholen.

Worum handelt es sich also bei den heißesten Krypto-Assets dieser Tage?

OmiseGO (OMG)

Derzeit ist OmiseGO mit knapp 900 Millionen Dollar das am höchsten bewertete Krypto-Token. Die beinah 100 Millionen OMG-Token wurden erst Mitte Juli herausgegeben. Sie starteten mit einem Preis von 30 bis 60 cent je Token, sind aber in den wenigen Wochen seitdem auf beinah 10 Dollar geklettert.

Auf der Webseite vom OmiseGO erfahren wir: „OmiseGO ist eine öffentliche, auf Ethereum basierende Finanz-Technologie, die in digitalen Mainstream-Wallets genutzt werden soll, um in Echtzeit den P2P-Austausch von Werten zu ermöglichen, unabhängig von Jurisdiktionen und organisatorischen Silos, und dies sowohl Fiat- als auch dezentrales Geld.“

Klingt ein wenig, als habe jemand Ripple oder Ethereum neu erfunden, oder? Tatsächlich ist OMG eine neue Blockchain – ein offenes, verteiltes Netzwerk von Validatoren – die einen Proof of Stake Algorithmus verwendet. Proof of Stake bedeutet, dass die Miner nicht echte Hardware, sondern Coins auf der Blockchain einsetzen, um neue Coins zu generieren und Blöcke zu bilden. OMG ermöglicht dabei aber nicht nur Transaktionen, sondern den Austausch von Token und Währungen. Es bildet also eine dezentrale Börse. Dank ausgeklügelter Smart Contracts sollen damit virtuelle Assets ohne einen Mittelsmann Blockchain-übergreifend gehandelt werden. Was schon eine kleine Revolution wäre, da es, wenn es geht, OMG zu einem dezentralen Clearinghouse innerhalb der Kryptowährungen machen würde.

Wer mehr darüber erfahren möchte, wie es funktioniert, sollte das OMG-Whitepaper lesen. An diesem hat Lightning-Miterfinder Joseph Pool mitgeschrieben. Dementsprechend sollen auch Lightning Netzwerk artige Payment- bzw. State Channels verwendet werden.

Hinter OMG steht ein Team überwiegend aus dem asiatisch-pazifischen Raum (Thailand, Japan, Singapur, Indonesien), das von diversen Investorgesellschaften unterstützt wird. Als Berater dienen unter anderem Vitalik Buterin, Gavin Wood (Parity), Joseph Poon (Lightning Mit-Erfinder) und Roger Ver (Bitcoin-Millionär). Die OMG-Token sind nur vorübergehend ein Ethereum-ERC20-Token. Sobald die OMG-Blockchain live geht, können sie gewechselt werden.

Qtum (QTUM)

Kurz hinter OMG steht derzeit das Krypto-Asset QTUM mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt 816 Millionen Dollar. QTUM wird seit Mitte Juli öffentlich gehandelt; der Preis eines der 59 Millionen Token ist seitdem von etwa 5 Dollar auf rund 15 Dollar gestiegen.

Der Slogan des Projekts ist „The Blockchain Made Ready for Business“.  Qtum verspricht, dezentrale Anwendungen (Dapps) zu ermöglichen, die einfach zu entwickeln sind, gut funktionieren, auf mobilen Geräten ausgeführt werden können und kompatibel zum existierenden Blockchain-Ökosystem sind. Der konkrete Plan, so die Webseite, ist es, „eine modifizierte Bitcoin Core Infrastruktur mit einer interkompatiblen Versoin der Ethereum Virtual Machine (EVM) zu kombinieren. Qtum verbindet die Zuverlässigkeit von Bitcoins unfehlbarer Blockchain mit den endlosen Möglichkeiten, die Smart Contracts bieten.“

Es ist also ein Mix aus Bitcoin und Ethereum. Wie es genau funktioniert, wird auch hier in einem Whitepaper beschrieben. Das Team von Qtum ist international, wenn auch erneut die meisten Teammitglieder aus Asien stammen. Es hat Unterstützer unter chinesischen Bitcoin-Unternehmen und Angel Investoren, aber auch Ethereum-Mitgründer Anthony Di Iorio und, erneut, Roger Ver.

Über die ICO wurden per ERC20-Token bereits die Währungseinheiten der Qtum Blockchain vorverkauft. Sobald die Qtum Blockchain in den Live-Betrieb geht, können die QTUM-Token konvertiert werden.

TenX (PAY)

An dritter Stelle der am höchstdotierten Krypto-Assets steht TenX. Eine Marktkapitalisierung von derzeit 453 Millionen Dollar für gut 100 Millionen Token entspricht einem Wert von etwa 4,50 Dollar je PAY-Token. PAY wird seit dem 8. Juli gehandelt. Der Kurs je Token ist dabei von etwa 1 auf etwa 5 Dollar gestiegen.

TenX bildet eine Payment Plattform, durch die verschiedene Kryptowährungen und ERC20-Token immer und überall ausgegeben werden können. Eine Wallet existiert bereits für Android. Dank der TenX-Payment-Plattform sollen die Kryptowährungen nicht nur von Nerds und Insidern, sondern von jedem benutzt werden können. Die Wallets werden mit einer Debit-Karte verbunden, mit der die verschiedenen Kryptowährungen in der Wallet ganz einfach überall ausgegeben werden können. Genaueres erklärt das obligatorische Whitepaper.

Die Besitzer der PAY-Token werden einen gewissen Anteil der Transaktionen (0,5 oder 0,3 Prozent) erhalten, die über die Wallet bzw. Debit-Karte abgewickelt werden. Das Team von TenX scheint überwiegend amerikanisch zu sein, als Standort wurde jedoch Singapur gewählt. Wohl wegen der Nähe zu den aufstrebenden asiatischen Märkten sowie dem günstigeren regulatorischen Umfeld.

EOS (EOS)

Das vierte hier vorgestellte Krypto-Token ist EOS. Der Handel mit EOS startete Anfang Juli. Zunächst hatte ein EOS-Token einen Wert von etwa einem Dollar. Nach einem kurzzeitigen Höhenflug auf beinah 5 Dollar hat sich der Preis eines der mittlerweile rund 277 Millionen EOS-Token augf etwa 1,80 Dollar eingespielt. Dies gibt EOS eine Marktkapitalisierung von rund 450 Millionen Dollar, womit das Token knapp hinter TenX rangiert.

EOS tritt mit dem simplen, aber kräftigen Slogan an „Dezentralisiert Alles!“ und präsentiert sich als die „mächtigste Infrastruktur für dezentrale Anwendungen.“ Hinter dem Projekt steht Dan Larimer, Entwickler von BitShares und Steem. Mit EOS verspricht Larimer eine Blockchain für Anwendungen, die in der Lage ist, auf Millionen von Transaktionen je Sekunde zu skalieren. Wie schon BitShares, Steem und Lisk nutzt EOS den „Delegated Proof of Stake“ Algorithmus. Anders als BitShares integriert EOS jedoch Accounts, Nachrichten, eine Skriptsprache und eine Virtual Machine. Kurz gesagt soll EOS etwas ähnliches leisten, wie Ethereum, dabei jedoch die Skalierbarkeit von BitShares haben. Ein Whitepaper auf github erklärt die Technologie von EOS ausführlich.

Der Token-Verkauf von EOS läuft derzeit noch. Insgesamt sollen eine Milliarde EOS-Token ausgeschüttet werden. Die Token laufen derzeit noch auf Ethereum, sollen aber später problemlos in Einheiten der EOS-Blockchain konvertierbar sein.

Was soll man dazu sagen?

Vor einem Jahr wäre es noch undenkbar gewesen, dass diese vier Projekte noch vor Marktreife einen Marktwert von mehr als 2 Milliarden Dollar haben. Bei drei davon – OmiseGO, Qtum und EOS – scheint dieser Wert immerhin insoweit gerechtfertigt zu sein, als dass hier durchaus innovative Blockchains bzw. Kryptowährungen in der Mache sind, für die der Markt erfahrungsgemäß derzeit auch Milliardenwerte hergibt. Dass die Entwicklung dieser Blockchains durch ERC-Token finanziert wird, ist eine nette Wendung, die Ethereum zur Wiege neuer Blockchains macht.

TenX, das „nur“ eine Wallet ist, scheint mit fast einer halben Milliarde auch unter den gegenwertigen Umständen etwas überbewertet. Dennoch ist bemerkenswert, dass TenX ein Modell findet, um die chronisch unterfinanzierte Wallet-Entwicklung mit Kapital zu versorgen.

Noch bemerkenswerter ist aber das Gesamtbild: Mit den Token hat die Kryptowährungswirtschaft eine Methode gefunden, um sich selbst zu finanzieren. Wir haben sozusagen ein Perpetuum Mobile des Investments.

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10 Kommentare zu Die 4 Top-Token auf Ethereum-Basis: Das Perpetuum Mobile des Investments?

  1. Das Team von TENX besteht wohl eher aus Österreichern als aus Amerikanern.
    https://www.tenx.tech/#team
    Zumindest was die Gründer anbelangt

  2. Name required // 17. August 2017 um 15:31 // Antworten

    Kurzer Boom, dann wohl erstmal Durststrecke.
    Die einzigen, die daran sicher verdienen, sind die Gründer. Der Rest sollte aufpassen und rechtzeitig aussteigen. Denn so richtige Innovationen bieten die o.g. Coins doch alle nicht. Das gibt es in der einen oder anderen Version schon bei anderen Coins.

  3. Ist echt schwierig zu sagen, ob dieser ICO hype gut oder schlecht ist.

    Einerseits ist es sehr gut, wenn die ganzen neuen Cryptomillionäre ihr Geld in sinnvolle Projekte stecken können.
    Andererseits ist es durchaus wahrscheinlich dass ein großer Teil aller ICOs am Ende nichts hervorbringen wird, sie also einfach nur die Investoren abgezockt haben. Irgendein Recht haben die Investoren bei den wenigsten ICOs, dh. die „Entwickler“ können sich ganz legal mit dem Geld ein schönes Leben machen.

  4. Einen Bericht über Santiment würde mich sehr freuen. Glaube dieses Unternehmen könnte das Bloomberg der Kryptowährungen werden.

  5. SuperNET oder Bitshares wollen schon länger dezentralen Handel ermöglichen. Der momentane Hype um OMG scheint mir eher als Hysterie als überlegtes investment.

  6. Was aus meiner Sicht TenX interessant macht, ist die Tatsache, dass sie bereits einen Vertrag mit VISA und MasterCard haben und der Prototyp einsetzbar ist.
    TenX wird mit 2% am Transaktionsvolumen beteiligt, wovon ca. 1/4 an die Token holder ausgeschüttet wird. Das Video auf deren Hompage sieht jendefalls sehr vielversprechend aus.

  7. Ich kann die oben erfolgte Einstufung von TenX überhaupt nicht nachvollziehen.
    TenX hat im Gegensatz zu fast allen ICO Unternehmen eine bereits funktionierende Lösung im Einsatz, während die anderen oben genannten noch an Konzepten feilen.
    Die mit der TenX App/Wallet verbunden Kredikarte kann bereits jetzt zur Bezahlung mit eigenen BTC, eth, und anderen Crypto-Guthaben genutzt werden. Damit ermöglicht TenX auch für Personen ohne ein eigenes Bank-Konto, eine flexible Bezahlmöglichkeit auf Basis von Cryptowährungen, die weltweit einzigartig ist und für die durchaus ein Bedarf besteht.
    Auch die Token-Inhaber kommen, neben der Steigerung des Token Wertes im Handel, durch die Ausschüttung der Gewinne aus den Kreditkartengebühren zu zusätzlichen Einnahmen.
    Fazit: es existiert ein bereits jetzt sehr gutes Produkt das nützlich ist, die Token Holder erhalten eine transparente Gewinnausschüttung und der Token beschert zz. auch im Handel eine sehr gute Rendite.

    • Coinbase wurde jüngst mit $1Mrd+ bewertet. Coinbase ist beinah-Monopolist im direkten Bitcoin-Verkauf in den USA, hat eine gut besuchte internationale Börse, hunderte Millionen von Kunden, operiert seit 5 Jahren ohne größere Fehler, hat die raren und für den US-Markt wichtigen Lizenzen etc. Das ist ein 1-Milliarden-Dollar-Startup, ein sogenanntes Einhorn.

      TenX ist (oder wird sein, da derzeit nur für Android verfügbar) Multicoin-Wallet. Wie Exodus, Coinomi oder Jaxx. Außerdem hat (oder wird haben) TenX eine Debit-Card, mit der man die Guthaben auf der Wallet im Geschäft ausgeben kann. Wie Bitwa.la, Wirex, Xapo und viele andere. Bis jetzt erschließt sich mir das Alleinstellungsmerkmal von TenX nicht ganz. Abgesehen davon, dass Transaktionsgebühren an die Token-holder gehen, was aus Kundenperspektive aber eher negativ ist. Existierende Kunden? Noch nicht bzw. kaum. Monopole, Quasi-Monopole, Marktstellungen? Auch noch nicht vorhanden.

      Nicht, dass TenX schlecht wäre oder so. Man braucht solche Wallets, am besten viele. Aber dass es halb so viel wert sein soll wie Coinbase ist etwas lächerlich.

  8. Die Aussage das TenX erstmals die Möglichkeit mittels Kreditkarte basierend auf einem Kryptowährungswallet zu zahlen, stimmt schlichtweg nicht: XAPO bietet seit 2015 (!) ebenfalls Kreditkarten an ebenso wie Spectrocoin und einige andere Anbieter. Was ich dabei nicht verstehe ist wie im System von TenX, die nicht unbeachtlichen Kosten der Kreditkartenfirmen, für die Zurverfügungstellung dieses Services und der Anbindung dargestellt werden.

  9. Bitcoin Tasse

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