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Langsam, aber läuft: Bitcoin-User verwenden SegWit

Immer mehr Transaktionen sind im SegWit-Format. Die ersten Blöcke mit einer Größe von mehr als 1 MB wurden bereits erzeugt. Zwar ist die Rate an SegWit-Transaktionen mit 0,5 Prozent noch sehr gering. Doch die Wallets beginnen erst, die Bereitschaft für SegWit auszurollen. Mit Bitcoin Core kann jedoch schon jeder SegWit-Transaktionen bilden. Wir erklären, wie.

SegWit verspricht eine Erhöhung der Kapazität von Bitcoin um rund 100 Prozent – jedoch nur, wenn es auch benutzt wird. Nachdem SegWit am vergangenen Donnerstag offiziell aktiviert wurde, hält sich der Gewinn an Kapazität bis heute noch in sehr engen Grenzen. Allerdings gibt es klare Anzeichen dafür, dass SegWit bereits benutzt wird – und auch dazu beiträgt, die angespannte Situation am Transaktionsmarkt zu entspannen. Zumindest ein kleines bißchen.

Die beste Seite, um die Verbreitung von SegWit im Bitcoin-Netzwerk zu beobachten, dürfte CountSegwit sein. CountSegwit zählt den Anteil von SegWit-Transaktionen in den Bitcoin-Blöcken.

Heute, also etwa 4 Tage nach SegWit-Aktivierung, benutzen etwa 0,5 Prozent aller Transaktionen SegWit. Dies ist ein beinah verschwindender Anteil, durch den sich die Kapazität von Bitcoin noch überhaupt nicht erhöht. Dementsprechend hat sich auch der MemPool – die Gesamtheit der unbestätigten Transaktionen – bislang nicht weniger reduziert als an anderen Wochenenden.

Der MemPool in Kilobyte, gestaffelt nach der Höhe der Transaktionen. Quelle: Jo Hoes Mempool Visualisierung

Allerdings ragen aus dem 144-Blocks-Durchschnitt einige Blöcke mit einem bemerkenswert hohen SegWit-Anteil heraus: Allen voran Block 482.309 mit 4,4 Prozent SegWit-Transaktionen, gefolgt von den Blöcken 482.280 und 482.294 mit 1,5 bzw. 1,3 Prozent.

Darüber hinaus gibt es bereits den einen oder anderen Beweis, dass SegWit tatsächlich die Blocksize erhöhen kann: Der Block mit der Nummer 482.244 hat eine Blockgröße von 1.068 Kilobyte und überschreitet damit das bisherige Blocksize-Limit von 1 Megabyte. Verantwortlich hierfür ist vor allem eine Transaktion von Bitrefill, die mit mehr als 800 Outputs und einer Größe von 143 Kilobyte ernsthaft Signatur-Daten auslagert. Indem die digitalen Unterschriften nicht länger genuiner Teil der Blöcke sind, können die Blöcke größer als 1 MB werden, obwohl die Nicht-SegWit-Nodes weiterhin das Basis-Limit von 1 MB aufrecht halten.

Wenig Support in den Wallets

All dies ist freilich erst der Anfang. Man kann erst seit 4 Tagen SegWit benutzen, und noch kaum eine Wallet ist bereit dafür. Im Gegensatz zu einer blanken Blocksize-Erhöhung setzt SegWit den Gewinn an Kapazität nicht unmittelbar frei, sondern bedard der Migration von Outputs auf SegWit-Adressen.

Die vielleicht einzige Ausnahme unter den Wallets ist bisher die Hardware-Wallet Ledger. Einem Blogpost zufolge können die Ledger-User SegWit bereits benutzen. Dazu müssen sie eine SegWit-Adresse bilden und mit dieser Bitcoins empfangen. Anschließend können die dort gespeicherten Bitcoins per SegWit versendet werden. Der Wallet-Hersteller aus Paris empfiehlt die Migration zu SegWit-Adressen, da dies die Gebühren reduziert und die Kapazität für das gesamte Netzwerk erhöht.

Noch nicht ganz, aber fast so weit sind die Mitbewerber von Ledger aus Prag. Satoshi Labs, die mit Trezor die erste Hardware-Wallet überhaupt entwickelt haben, haben angekündigt, SegWit noch am heutigen Montag freizuschalten. Nachdem Trezor bereits SegWit für Litecoin in die GUI integriert hat, sollte dieses Update für Trezor-Kunden relativ reibungslos vonstatten gehen.

Auch Electrum dürfte bald nachziehen. Die laut unserer Umfrage beliebteste Wallet überhaupt hat per Twitter annonciert, dass man ab dem nächsten Release bereit für SegWit sein wird. Wann dies geschehen wird, ist derzeit allerdings noch nicht zu sagen.

So bildet man mit Bitcoin Core eine SegWit-Transaktion

Die Entwickler von SegWit selbst – die Core Devs – haben angekündigt, ab der Version 0.15.1 SegWit direkt in die Qt-Wallet und die RPC-API zu bringen. Um bisher SegWit mit Core zu verwenden, muss man „selbst Hand anlegen“. Dies ist aber nicht allzu kompliziert:

Zunächst muss man eine herkömmliche Adresse bilden und diese mit der Konsole in eine SegWit-Adresse umwandeln. Dazu muss man in der Konsole „addwitnessaddress“ eingeben und dahinter die Adresse kopieren. Schon hat man eine neue SegWit-Adresse gebaut. Mit dieser kann man nun Bitcoins empfangen und auch als SegWit-Transaktion ausgeben. Gerade wenn man kleine Bitcoin-Zahlungen empfängt, etwa aus dem Cloud-Mining oder von Faucets, sollte man dies unbedingt machen.

Ab 0.15.1 wird Core standardmäßig SegWit-Adressen verwenden, um Bitcoins zu empfangen. Dies dürfte die Verbreitung von SegWit noch einmal gehörig anschubsen.

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26 Kommentare zu Langsam, aber läuft: Bitcoin-User verwenden SegWit

  1. Segwit über die GUI in Bitcoin Core kommt erst mit 0.15.1, weil 0.15.0 schon kurz vor der Veröffentlichung steht (es gibt schon RC3).

    Man kann aber jetzt schon ziemlich einfach Segwit Adressen in Core bilden: Im Debugfenster einfach eine bestehende Adresse mit „addwitnessaddress “ zur Segwit Adresse machen (beginnt dann mit 3). Fertig. Was genau daran ist jetzt sehr aufwendig?

  2. Und ist eine Standard-Transaktion jetzt billiger als vorher und Bitcoin benutzerbarer?

    • Segwit Transaktionen sind ca. 30% günstiger. Auswirkungen auf die durchschnittlichen Transaktionsgebühren wird es aber erst haben, sobald der Anteil der Segwit Transaktionen höher ist. Bisher sind es ja < 1%, wie Christoph schon schrieb.

      • skeptisch // 28. August 2017 um 18:12 //

        Also nur 10€ statt 15€ oder was zahlt ihr so aktuell pro Überweisung? Ich überlege, mehr Bitcoins auf bitcoin.de zu kaufen, will aber danach gegen aussichtsreiche Alts tauschen und wenn ich für die zwei notwendigen Transaktionen unterwegs 20€ nur für Gebühren verliere ist es das schon heftig. Das kann doch nicht euer Ernst sein.

      • Name required // 28. August 2017 um 20:47 //

        @skeptisch:
        Die Gebühr, die man zahlt, kann man selbst bestimmen. Es geht auch mit deutlich weniger, dauert dann allerdings etwas länger.

        Die Überweisungen von bitcoin.de sind allerdings meist ratzfatz, da es kombinierte Transaktionen sind und dadurch die Gebühr für den einzelnen relativ gering ausfällt.

      • Benjamin Bitcoin // 31. August 2017 um 22:40 //

        Man kann auch umgerechnet 0,10€ bezahlen. Dann dauert es normal ein paar Tage, meist ist Sonntags ein günstiger Tag. 10€ Gebühren zu zahlen sind auf jeden Fall Verschwendung.

  3. Weiß jemand, warum die Wallets jetzt erst nach und nach auf SegWit umstellen und nicht schon lange damit in den Startlöchern stehen?

    • Wegen sicherheitsrelevanten Aspekten rollt man solche Updates nicht 2 Tage nach Aktivierung aus. Ledger und Bitcoin Core kann man ja z.B. schon verwenden.

  4. @skeptisch, ist das wirklich dein ernst? Du möchtest, sagen wir mal 1000 € in bitcoin tauschen, danach die btc dafür verwenden um eventuell ethereum, litecoin, iota und monero zu kaufen.
    Schon nach einem Tag wird aus den 1000 €, je nach dem wie der Markt gerade drauf ist, 870 € oder 1120 €. Und du regst dich wegen 20 € auf ? 😉 Wir wollen gar nicht darüber sprechen wenn die Leute 5000 € oder noch mehr investieren.

    • War Bitcoin nicht als Währung für die Menschen gedacht, die keinen Zugang zu Banken haben? Wo lebst Du? In vielen Teilen der Welt sind 20€ ein Dreitagelohn!

  5. Die beste Seite, um die Verbreitung von SegWit im Bitcoin-Netzwerk zu beobachten, … gibts nicht ?!

    Mein Browser sagt „Server not found: segwit.5gbfree.com“ 🙁

    Von BCH-Aktivisten gehackt?
    SCNR – aber wenn man das Hashpower- und FUD Gemetzel auf /r/btc vs. /r/bitcoin sieht, nicht unrealistisch.

  6. Muss ich alle meine Coins, die auf alten Adressen liegen, auf neue Ardessen umbuchen? Oder genügt es, die alten mit Coins befüllten Adressen mittels addwitnessaddress zu konvertieren?

    • Du „musst“ garnichts. Alle Adressen bleiben weiterhin kompatibel. Wenn du Segwit nutzen WILLST, musst du eine Transaktion machen, Coins innerhalb der Wallet zu konvertieren geht nicht. Also mit addwitnessadress neue Segwit Adresse erstellen, und dann eine gewöhnliche Transaktion auf diese Segwit Adresse machen.

  7. Und täglich grüßt das Murmeltier (oder Luke Dashjr…)
    https://twitter.com/LukeDashjr/status/900764121532174340

  8. @Christoph
    „Gerade wenn man kleine Bitcoin-Zahlungen empfängt, etwa aus dem Cloud-Mining oder von Faucets, sollte man dies unbedingt machen.“

    Ganz du mir den genauen Grund nochmals für diese Aussage erläutern?
    Warum ‚muss‘ man als Empfänger besser umstellen?
    Ich bekomme ja beim Cloudmining automatisch meine netto Bitcoins (abzüglich der Fees).

    • Beim Cloud-Mining bzw. bei Faucets bekommt man viele kleine Inputs. Wenn man aus diesen eine Transaktion bildet, kommt der SegWit-Discount besonders stark zum Tragen.

      • Ja, dies ist mir auch schon aufgefallen 😉 ( <2500 Empfänger). Mich als Endkonsument tangiert das aber ja nicht groß?!

      • Doch, total. Indem die Cloud-Miner und Faucets dich täglich auszahlen, schieben sie dir eine Masse an Mini-Inputs zu. Wenn du nun eine Transaktion damit bildest, musst du jeden dieser Inputs separat signieren. Wenn du etwa 100 Inputs zusammennimmst, enthält deine Transaktion 100 Signaturen. Mit SegWit bekommst du einen „Rabatt“ auf diese Signaturen. Sie werden nur mit 1/4 gezählt. Damit sollte deine Gebühr deutlich geringer werden.

      • Christoph, danke für die ausführliche Erklärung.

  9. @Christoph
    Du beschreibst wie man mit dem core-client zu einer segwit Adresse kommt.
    Mit addwitnessaddress „im wallet bekannte pubkey“ bekomme ich eine segwit-pubkey ausgegeben (3xxx…). Diese ist eine gültige adresse, ich kann sie mit blockchain.info anschauen.
    Ich könnte jetzt coins auf diese Adresse senden, tue aber lieber nicht weil:
    Wenn ich in meinem entsperrtem wallet mit dumpprivkey „segwit-pubkey“ nach der privkey frage, kommt die Meldung: „segwit-pubkey“ ist nicht bekannt.
    Das heißt doch wohl, ich kann die coins nie wieder ausgeben?

    • Hi, das dachte ich erst auch. Aber dann habe ich es ausprobiert. Wenn du „Coin Control“ aktiviert hast, kannst du die Adresse auswählen.

      Der private Schlüssel sollte derselbe sein wie der für die Adresse, mit der du die SegWit-Adresse gebildet hast.

  10. Danke für die schnelle Antwort.
    Mit Coin Control bekomme ich die segwit-pubkey nicht angezeigt, ist ja noch nichts drauf zum Ausgeben. Ich muß das also tatsächlich mal einen kleinen Testbetrag auf diese Adresse einzahlen.
    Den privaten Schlüssel braucht man ja normalerweise nur für den Import in einem andren wallet. Aber ganau dafür schreibe ich mir den immer auf, ehe Geld auf die Adresse kommt.
    Ich werde wohl noch auf die 15.1 warten müssen, bis man das wirklich benutzen well.

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