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Gold vs. Bitcoin: Das Battle der Anlage-Champions

Gold gegen Bitcoins, ​Rayko Levitchi vs Alex Beatte. Bild von Kurosawa Michiyo via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Kollegen von Gold.de haben Gold und Bitcoin verglichen. Wir greifen die tolle Idee auf und kontern mit unseren eigenen Bewertungen. Ring frei für das Duell der beiden besten Wertspeicher, die dieser Planet zu bieten hat.

Manchmal wird Bitcoin „digitales Gold“ genannt. Auf den ersten Blick scheint das absurd: Gold ist extrem schwer, während man Bitcoin gar nicht wiegen kann, und Gold glänzt gülden, während man Bitcoins überhaupt nicht anschauen kann. Gold ist ein reines Element der materiellen Welt – Bitcoin existiert nur als virtuelles Ding. Ist es nicht absurd, beides zu vergleichen?

Nein. So wie Gold entsteht Bitcoin durch Mining. So wie Gold ist Bitcoin knapp. So wie Gold kann man Bitcoins unmittelbar verwahren, und so wie eine Goldmünze sind Bitcoins kein Versprechen auf einen Wert, wie ein Geldschein, sondern tragen den Wert in sich. In praktischer Hinsicht, als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel, verhält sich Bitcoin fast genauso wie Gold. Nur eben besser, möchte man hinzufügen. Moderner, flexibler, weniger verstaubt.

Für die Kollegen von Gold.de ist das Edelmetall natürlich weiterhin das Maß aller Dinge. Dennoch betrachten sie die Kryptowährung mit sehr viel Sympathie:

Bei genauerer Betrachtung ergeben sich viele Gemeinsamkeiten. Beide sind keine offiziellen Zahlungsmittel, beide unterliegen keiner Kontrolle durch Zentralbanken, beides lässt sich nicht auf Knopfdruck beliebig vermehren, und beide gelten als Alternative zu Papiergeld, weil sie aufgrund ihrer Begrenztheit Wertstabilität versprechen.

Und so eint Gold- wie Bitcoinfans das Misstrauen gegenüber Banken und Finanzindustrie, die Angst vor Geldentwertung und Währungsmanipulation sowie die Überzeugung, etwas zu haben, was je nach Blickwinkel als Geld oder als Geldanlage funktioniert. Da treffen sich Wirtschaftslibertäre und Anarcho-Nerds zum Stelldichein. Ein Vergleich Bitcoin und Gold ist also legitim.

Und genau das hat Gold.de kürzlich getan: Die Autoren des Magazins haben einen umfangreichen Vergleich zwischen der Kryptowährung und dem Edelmetall veröffentlicht. Der lesenswerte Artikel bewertet die beiden Anlagegüter und dürfte für viele Gold- und Bitcoinfans so manche Frage beantworten. In 22 Kategorien vergleichen die Redakteure Gold und Bitcoin. Am Ende gewinnt Gold das Duell mit einem höflichen Abstand von einem Punkt.

Kategorie Gold Bitcoin
Vermögenssicherung  ✓
Diebstahlrisiko
Anonymität  ✓
geringere Kriminalität  ✓
Alltägliches Zahlungsmittel  ✓
Renditechancen  ✓
Volatilität / Kursrisiko  ✓
Gebrauchswert  ✓
Steuerung und Transparenz
Regelmäßige Erträge
Zukunft  ✓
Unabhängigkeit  ✓
Einfachheit  ✓
Energie und Umwelt  ✓
Anlagekosten und Lagerung  ✓
Währungsrisiko  ✓
Steuer  ✓  ✓
Verfügbarkeit und Mobilität  ✓
Fungibilität  ✓  ✓
Vertrauen und Akzeptanz  ✓
Emotionale Sicherheit  ✓
Asset Korrelationen  ✓
Gesamt 11 10

Klar, dass wir das nicht unkommentiert stehen lassen wollen. Was meinen die Kategorien, wie kommt Gold.de zu seinem Urteil, und an welcher Stelle können wir das Blatt zugunsten von Bitcoin wenden? Schauen wir uns das Duell nochmal an, alle 22 Runden:

Vermögenssicherung

Gold, schreibt Gold.de, kann niemals einen Totalverlust erleiden, da es ein Sachwert ist. Bitcoin hingegen kann auf Null sinken, wenn etwa das Internet kaputtgeht. Korrekt. Daher geht dieser Punkt, zu Recht, an Gold.

Diebstahlrisiko

Gold.de vergibt hier keine Punkte, da sowohl Gold als auch Bitcoins gestohlen werden können. Ich würde dazu tendieren, dass Bitcoins besser zu schützen sind, da man einen privaten Schlüssel besser verstecken kann als ein paar Kilo Gold, und da die Kryptographie in Bitcoin sicherer ist als jeder Safe. Allerdings kann man Bitcoins auch übers Internet stehlen, was bei Gold nicht möglich ist. Daher bleiben wir bei einem Unentschieden.

Anonymität

Laut Gold.de ist dies ein klarer Punkt für Bitcoin, da man Gold nur bis zu einer Grenze von 9.999 Euro anonym kaufen und verkaufen kann, während es bei Bitcoin-Transaktionen keine Obergrenze gibt. Der Vergleich scheint unzulässig zu sein. Denn anders als Gold kann man Bitcoins nicht anonym im Einzelhandel kaufen oder verkaufen, und anders als die Übergabe von reinem Gold sind Bitcoin-Transaktionen nicht anonym. Diesen Punkt müssen wir also auf Gold übertragen.

Geringere Kriminalität

Gold.de erklärt zwar, dass auch Gold kriminelle Geister und blutrünstige Despoten anzieht, weist diesen Punkt aber dennoch Gold zu, weil Bitcoin zuvor bei der Anonymität gepunktet hat. Wir geben das zurück. Gold ist besser für Kriminelle geeignet als Bitcoin.

Alltagstauglichkeit als Zahlungsmittel

Schon mal mit Gold bezahlt? Nein. Mit Bitcoin dagegen kann man in hunderten von Akzeptanzsstellen allein in Deutschland bezahlen. Daher geht dieser Punkt klar an Bitcoin. Hier stimmen wir den Kollegen zu.

Renditechancen

Müssen wir darüber wirklich reden? Gold mag seinen Wert ja gegen den Dollar deutlich steigern und auch unter besonderen Umständen eine Rendite von bis zu 100 Prozent einbringen. Aber mal ehrlich – dafür melden sich Bitcoiner nicht mal auf einer Börse an.

Volatilität / Kursrisiko

Volatiltät meint, dass die Kurse tanzen, und dass ein Anlageprodukt in kurzen Zeitintervallen an Wert verlieren oder gewinnen kann. Es gab zwar bereits Tage, an denen Bitcoin weniger volatil war als Gold. Aber das ist weiterhin die absolute Ausnahme. Daher müssen wir hier dem Urteil von Gold.de zustimmen, dass hier das Edelmetall punktet.

Gebrauchswert

Laut Gold.de hat lediglich Gold einen Gebrauchswert – man kann Schmuck daraus machen – aber Bitcoin nicht. Abgesehen davon, dass sich dies mit der Kategorie „Wertspeicher“ überschneidet, ist es falsch. Der Gebrauchswert von Bitcoin ist das Zahlungsnetzwerk. Dies hat bereits der Ökonom Jeffrey Tucker von der EEF erkannt, und eigentlich wissen wir es schon seit Satoshis berühmtem Zitat vom „langweiligen, grauen Metall.“ Daher läuft es hier auf ein Unentschieden hinaus.

Transparenz und Steuerung

Sowohl Gold als auch Bitcoin sind nicht eben transparent und entziehen sich der Steuerung durch zentrale, staatliche Akteure. Man kann das gut finden, oder auch schlecht. Gold.de bemängelt bei beiden Anlageklassen, dass sie nicht von demokratisch gewählten Organen kontrolliert werden. Das mag soweit stimmen. Allerdings ist Bitcoin aufgrund der öffentlichen Blockchain zum einen transparenter, und zum anderen folgt die Kontrolle über das System sowohl durch Miner als auch Entwickler relativ klar bekannten Regeln. Daher geht dieser Punkt an Bitcoin.

Regelmäßige Erträge

Hier kann man nur zustimmen, was Gold.de schreibt: Weder das eine noch das andere wirft – abgesehen von den Kursbewegungen – regelmäßige Erträge ab. Daher gibt’s erneut ein Unentschieden.

Zukunft

Diese Kategorie ist etwas verschwommen. Gold.de argumentiert, dass es nur ein Gold gibt, aber viele Kryptowährungen. Es ist nicht eindeutig klar, dass Bitcoin auch in Zukunft die wichtigste und wertvollste Kryptowährung sein wird. So richtig dieser Punkt ist – er verschwimmt erneut mit der Kategorie Wertspeicher und ignoriert, dass man auch einfach einen Korb Kryptowährungen erwerben kann. Daher vergeben wir ein Unentschieden anstatt eines Punktes für Gold.

Unabhängigkeit von Interessengruppen

In einer etwas seltsamen Argumentation vermutet Gold.de, dass Interessengruppen wie Banken oder Zentralbanken in Zukunft stärker versuchen werden, Einfluss auf Bitcoins zu nehmen. Dieser könne größer sein als bei Gold. Dabei allerdings gibt es seit Jahren Gerüchte, dass große Banken den Goldpreis heftig manipulieren. Und von „unabhängig“ kann man wohl kaum reden, wenn große Teile des globalen Goldvorrats in den Tresoren von Zentralbanken liegen. Deswegen nehmen wir auch hier den Punkt für Gold zurück und vergeben stattdessen ein Unentschieden.

Einfachheit

Ja, Gold ist einfacher zu verstehen als Kryptowährungen. Daher gibt Gold.de diesen Punkt vollkommen zurecht an das Edelmetall.

Energieverbrauch / Umweltverträglichkeit

Zwar belastet auch Bitcoin-Mining die Umwelt. Doch Gold.de meint, dass das Schürfen von Gold mehr Umweltschäden anrichtet. Wir wagen das zu bezweifeln, vor allem deswegen, weil Gold auch funktioniert, wenn es keine Miner gibt, während Bitcoin für immer darauf angewiesen sein wird, dass Miner Strom verbrennen. Daher geht dieser Punkt nicht an Bitcoin, sondern an Gold.

Anlagekosten und Lagerung

Das ist einfach. Bitcoins sind viel günstiger und einfacher zu lagern als Gold. Punkt für die Kryptowährung.

Währungsrisiko

Da die Goldpreise in Euro oder Dollar notiert werden, gehen Anleger auch ein Währungsrisiko ein, wenn sie Euro oder Dollar in Gold investieren. Bei Bitcoin, meint Gold.de, sei dies nicht so. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das wirklich so ist, übernehme aber mal das Urteil der Experten.

Steuern

Sowohl Gold als auch Bitcoin werden nach fast denselben Regeln versteuert. Nach einem Jahr sind Gewinne aus dem Verkauf steuerfrei, ansonsten gehen sie als privates Veräußerungsgeschäft in das Einkommen ein. Für Gold gibt es hier wohl eine Freigrenze von 600 Euro, bei Bitcoin ist dies nicht ganz klar. Daher läuft es hier auf ein Unentschieden hinaus.

Verfügbarkeit und Mobilität

Gold ist schwer, heftig schwer, und dementsprechend nicht so leicht zu transportieren. Bitcoin dagegen kann in Sekunden um die ganze Welt versendet werden. Noch Fragen?

Fungibilität

Laut Gold.de bedeutet Fungibilität, „wie leicht ein Wert auch in großen Mengen handelbar ist.“ Die Plattform vergibt hier sowohl für Bitcoin als auch für Gold einen Punkt. Nimmt man dagegen die Definition von Wikipedia, derzufolge fungible Werte „nicht individuell, sondern der Gattung nach bestimmt“ werden und „durch andere Stück gleicher Gattung und Menge ersetzt werden“, sieht das Bild anders aus. Gold bleibt Gold, für immer. Bitcoins hingegen tragen ihre Geschichte in sich. Ihre Fungibilität kann daher durch etwa Blacklisting erheblich eingeschränkt werden. Dementsprechend müssen wir diesen Punkt wohl an Gold abgeben.

Vertrauen und Akzeptanz

Gold hat sich seit Jahrtausenden als Wertspeicher auf der ganzen Welt bewährt, Bitcoin ist erst dabei, sich als solcher zu etablieren. Kein Wunder punktet Gold in dieser Beziehung.

Emotionale Sicherheit

Gold kann man anfassen. Es glänzt. Es begeistert Menschen durch seine Haptik und Optik. Diese emotionale Sicherheit, meint Gold.de, kann Bitcoin nicht bieten. Wir müssen hier heftig widersprechen. Das emotionale Investment ist bei Bitcoin beinah noch größer als bei Gold. Anstelle der Haptik und Optik tritt die mathematische Schönheit der Kryptographie. Daher landen wir hier bei einem Unentschieden.

Korrelation mit anderen Assets

Gold korreliert meist negativ mit anderen Assets wie Aktien. Bitcoin hingegegen verhält sich relativ autistisch zu den Bewegungen anderer Anlageklassen. Da dies eine Stärke im Portfolio darstellt, geht dieser Punkt an Bitcoin

Auswertung

Nun … in den meisten Punkten konnten wir den Kollegen von Gold.de zustimmen. Doch teilweise eben auch nicht. Wie sieht nun das Ergebnis von unserer Seite aus?

Kategorie Gold Bitcoin
Vermögenssicherung
Diebstahlrisiko
Anonymität
geringere Kriminalität
Alltägliches Zahlungsmittel
Renditechancen
Volatilität / Kursrisiko
Gebrauchswert
Steuerung und Transparenz
Regelmäßige Erträge
Zukunft
Unabhängigkeit
Einfachheit
Energie und Umwelt
Anlagekosten und Lagerung
Währungsrisiko
Steuer
Verfügbarkeit und Mobilität
Fungibilität
Vertrauen und Akzeptanz
Emotionale Sicherheit
Asset Korrelationen
Gesamt 10 11

Eigentlich wollte ich es vermeiden, bei einem 1-Punkte-Sieg zu landen. Aber offenbar sollte es so sein. Bitcoin hat 11, Gold hat 10 Punkte. Damit scheint Bitcoin ein bisschen besser zu sein als Gold, zumindest aus unserer Perspektive, aber eben nur ein bisschen. Die Wahrheit ist vermutlich, dass beide Anlageklassen so viel gemeinsam haben, dass der, der die eine mag, auch die andere mögen wird.

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