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Die tausend Feinde von Bitcoin

Storm Troopers. Bild von Sonny Abesamis via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Geht’s noch? Der Zank um die SegWit2x-Hardfork erreichte in der vergangenen Woche einen peinlichen Höhepunkt: Blockstream-CEO Adam Back erklärte alle Teilnehmer von SegWit2x zu Feinden von Bitcoin. Bitcoin.org zog prompt nach und drohte, all diese Firmen öffentlich anzuprangern, wenn sie es wagen, den SegWit2x-Coin Bitcoin zu nennen. Die Reaktion darauf fiel aber anders aus als erhofft …

In dem Klima, das die Online-Diskussion zu Bitcoin seit bald zwei Jahren beherrscht, passiert es rasch, dass man zum „Feind von Bitcoin“ erklärt wird.

Der Ablauf einer solchen Feindeserklärung ist recht trivial: Jemand mag deine Meinung nicht, ist aber zu faul, darauf mit sachlichen Argumenten zu reagieren. Also erklärt er die eigene Sicht der Dinge kurzerhand für den Kern des Bitcoin-Ethos. Das versetzt ihn in die vorteilhafte Lage, deine Meinung nicht länger mit Fakten widerlegen zu müssen, sondern dir öffentlichkeitswirksam die Anschuldigung an den Kopf werfen zu können, ein Feind von Bitcoin zu sein.

Du willst Bitcoin zentralisieren? Peng! Eine Hardfork gegen den Konsens vorantreiben? Das Lightning-Netzwerk verhindern? Die Core-Entwickler feuern? Peng! Peng! Peng! Feind Feind Feind!

Eigentlich geht eine solche Moralisiererei gegen alles, was Bitcoin darstellt – nämlich das Überkommen der kollektivistischen Herrschaft der Moral über das Geld. All jene, die mit Appellen an den Bitcoin-Ethos und Feindeserklärungen um sich werfen, versuchen, die kalte und harte Mechanik von Bitcoin der Moral zu unterwerfen. Aber das wird unter dem Nimbus der Rechtschaffenheit gerne übersehen.

In der Vergangenheit traf es bereits einige der ersten Bitcoin-Entwickler (Gavin Andresen, Mike Hearn), den größten Bitcoin-Miner (Jihan Wu) sowie den größten bekannten Bitcoin-Investor (Roger Ver). Von ihnen allen wurde und wird immer wieder gesagt, sie wollten Bitcoin kaputtmachen. Mike Hearn hat den „Bitcoin-Ethos“ wohl so sehr verletzt, dass selbst heute, eineinhalb Jahre nach seinem wütenden Abschied, daran erinnert wird, dass er ein Feind von Bitcoin ist.

In der vergangenen Woche zeigte sich, dass der Kreis der Bitcoin-Widersacher viel weiter reicht, als befürchtet. Er umfasst einen Großteil der aktiven Bitcoin-Wirtschaft und mehr als 90 Prozent der Miner. Der CEO von Blockstream, Adam Back, hat den folgenden Tweet vom Stapel gelassen:

Übersetzt: „Leute, die eine Übernahme von Bitcoin durch Unternehmen wollen, sind gegen den Bitcoin-Ethos und damit Anti-Bitcoin. Sie sind Feinde von Bitcoin.“

Das wird man doch mal sagen dürfen, oder? Hier geht es ums große Ganze, um Pro und Contra Bitcoin, um Freundschaft und Feindschaft. Wer wird da noch Zeit mit sachlichen, konstruktiven Diskussionen verlieren? Mit Feinden von Bitcoin kann – nein: darf! – man nicht verhandeln. Wir oder Sie!

Für Adam Back, der kraft Cypherpunk-Aura moralisch a priori auf der richtigen Seite steht, sind die folgenden Firmen nun also Feinde von Bitcoin:

1Hash, Abra, ANX, Bitangel, BitClub, Bitcoin.com, Bitex, bitFlyer, Bitfury, Bitmain, BitPay, BitPesa, BitOasis, Bitso, Bixin.com, Blockchain.info, Bloq, btc.com, BTCC, BTC.TOP, BTER.com, Circle, Civic, Coinbase, Coins.ph, CryptoFacilities, Decentral, Digital Currency Group, Filament, Genesis Global Trading, Genesis Mining, GoCoin, Grayscale Investments, Jaxx, Korbit, Luno, MONI, Netki, OB1, Purse, Ripio, Safaello, SFOX, ShapeShift, surBTC, Unocoin, Veem, ViaBTC, Xapo, Yours.

All diese Firmen haben das Abkommen von New York unterzeichnet. Keine Feinde dürften Bitwala, F2Pool, Vaultoro und Wayniloans sein. Diese Firmen haben das Abkommen zwar ebenfalls unterschrieben, mittlerweile aber aufgekündigt oder zumindest relativiert.

Es mag euch bisher entgangen sein, aber die gesamte Bitcoin-Wirtschaft wurde offenbar von Bitcoin-Feinden unterwandert. Von Leuten, die im Blocksize-Streit eine Lösung wollen, die beide Seiten zufriedenstellt, von Leuten, die nachhaltig onchain skalieren wollen, von Leuten, die mit vereinter Kraft eine Hardfork wagen wollen. Die größten Börsen, die größten Online-Wallets, die größten Payment-Provider, mehr als 90 Prozent der Hashrate – Feinde, Feinde, Feinde.

Eine der wichtigsten Bitcoin-Webseiten, Bitcoin.org, legte am Wochenende nochmal nach. Die Webseite kündigte an, SegWit2x öffentlich anzuprangern. Am 10. November wird Bitcoin.org auf jeder Seite einen Banner posten, der vor den Risiken von SegWit2x warnt und jede Firma, die hinter der Fork steht, namentlich denunziert. Um dem öffentlichen Prangern zu entgehen, müssen die Firmen geloben, den SegWit2x-Coin nicht als BTC oder als Bitcoin zu listen, SegWit2x nicht ohne Replay Protection zu benutzen und weiterhin den alten Bitcoin zu unterstützen. Unter der Ankündigung postet Bitcoin.org die oben genannte Liste von Firmen.

Die Ankündigung erwähnt noch einmal, dass Bitcoin nicht von Minern regiert wird und dass das Handeln von Minern keine Rechtfertigung ist, um Bitcoin neu zu definieren. Zum Beleg verlinkt Bitcoin.org auf einen Eintrag im Bitcoin-Wiki namens „Warum Bitcoin nicht von Minern regiert wird„. Dieser Artikel wurde von Theymos – der auch Besitzer von Bitcoin.org ist – Anfang August angelegt. Weiter erklärt Bitcoin.org, dass SegWit nichts, aber auch gar nichts, mit SegWit2x zu tun hat.

Um den genannten Firmen die Gelegenheit zu geben, dem öffentlichen Pranger zu entgehen, hat Bitcoin.org eine Seite auf github eingerichtet, auf der die Firmen bekannt geben können, dass sie nicht länger SegWit2x unterstützen. Die Reaktion auf diese Aufforderung fiel jedoch nicht ganz im Sinne von Bitcoin.org aus.

Anstelle von Kündigungen von SegWit2x gab es bislang nämlich lediglich Gesuche, in die Liste der Feinde von Bitcoin aufgenommen zu werden. So verlangte die größte thailändische Börse bx.in.th, zu den SegWit2x-Firmen gezählt zu werden, wie auch die Bitcoin-Implementierung GoCoin. Der Entwickler Piotr fand dabei relativ deutliche Worte:

Ich glaube wirklich, dass es am Ende des Tages die Miner sind, die das Protokoll kontrollieren. Es geht um die Sicherheit, und ich kann es euch mit wenigen, sehr einfachen Beispielen erklären, aber ich habe das Gefühl, dass ihr nichts darüber hören wollt. Egal … ich werde den Consensus-Teil von GoCoin so modifizieren, dass es ab Block 494.784 Blöcke bis zu 2MB erlaubt. Der Node wird den Zweig als aktiv betrachten, der mehr Proof of Work hat, ohne eine der beiden ‚Implementierungen‘ zu diskriminieren. Daher könnt ihr mich gerne einen Feind von Bitcoin nennen und mein Projekt in eure lustige Liste reinschreiben.

Nachdem noch Forked.net – ein Anbieter von Online-Servern -, der ATM-Provider Coinfucius und zahlreiche Individuen erklärten, bitte auch in die Liste einzugehen, hat Theymos den Thread geschlossen. Kann ja auch nicht sein, dass eine Liste, die eigentlich gegen SegWit2x gehen sollte, von den Supportern der Fork getrollt wird.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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43 Kommentare zu Die tausend Feinde von Bitcoin

  1. Bitcoinblog=BitcoinFeind

    • Der Schluss liegt leider nahe.

      • Cornelia // 9. Oktober 2017 um 20:16 //

        Objektive Berichterstattung: Fehlanzeige

      • Sie dürfen gerne „Objektiv“ erklären, wie die Feinde-Kommentare und das Anprangern zu verstehen ist. Ich bin definitiv nicht unabhängig, weil mich ein solches Gebaren wütend macht. Aber wenn Sie ein Argument bringen, anstatt auf das Feind/Verleumdungsschema aufzuspringen, können wir gerne diskutieren.

    • Steht wohl auch auf der Gehaltsliste von Ver&Co….

  2. Ab auf die Liste Herr Bergmann 😉 Aber Danke für eine Zusammenfassung der Ereignisse, erspart einem die Mühe. Also kriegen wir demnächst noch nen Bitcoin. Kann ich mit leben. Vermute aber dass es auf Dauer nur einen geben wird

  3. Dass sich die Community jetzt schon zwei Jahre sowas bieten lässt ist mir unverständlich.

  4. Und das gilt für ALLE beteiligten:

    https://pbs.twimg.com/media/DK8ZCezW0AAR3Gb.jpg

  5. yep, coole Zusammenfassung! ….die Wahrheit ist wie ein Messer ohne Schneide, an dem der Griff fehlt.

  6. es wäre eigentlich einfach. Mit Extension Blöcken kann man die Blocksize beliebig ohne einen Hard Fork erhöhen. Was man dazu braucht ist nur die Mehrheit (60%+) der Miner. Core hat dann weiterhin seinen 1 MB basis block (plus SegWitt) und der Rest der Bitcoin Wirtschaft könnte beliebig grosse Blöcke basteln.
    Ein Hardfork dagegen zwingt ohne Not alle ihre Software anzupassen, was in der Softwarebranche ein recht langwieriger Prozess sein kann und wohl wird, da vor allem Sicherheit wichtig ist in Bitcoin….

    @Christoph Bergmann ich würde empfehlen das Thema Extension Blöcke mal näher in einen Blockeintrag zu behandeln. Zur Zeit scheint mir das der einzig sinnvolle Weg zu sein…

    Zu Roder Ver usw, ich glaube nicht dass sie böswillig sind, ich glaube aber, dass sie sich mit einem Hardfork unnötig verrennen ohne eine Nachhaltige Lösung wie Extension Blöcke zu bieten….

  7. Es gibt viele technische Lösungen für das Blocksize Problem. Wenn man wirklich wollte,wäre das Problem schon längst gelöst. Aber alle Änderungen, die wie auch immer die Size vergrößern führen dazu, dass das Geschäftsmodell von Blockstream nicht funktioniert….deshalb ist jeder, der was daran ändern will ein Feind von Bitcoin….
    Eigentlich egal. Bitcoin lebt ja nur noch, weil er die Basiswährung den den Handel mit Altcoins ist. Technologisch und funktionell gab es in den letzten Jahren bei Bitcoin keine Enwicklung. Da gibt es ganz andere spannende Altcoins mit dene man wirklich was machen kann. Eigentlich schade aber das ganze war spätestens abzusehen, als Gavin vom Core Team rausgeschmissen wurde.

  8. „Du willst Bitcoin zentralisieren? Peng! Eine Hardfork gegen den Konsens vorantreiben? Das Lightning-Netzwerk verhindern? Die Core-Entwickler feuern? Peng! Peng! Peng! Feind Feind Feind!“

    Also Zentralisierung steht irgendwie schon wirklich den Ideen von Vertrauenslosigkeit und Dezentralisierung entgegen.

    „Eigentlich geht eine solche Moralisiererei gegen alles, was Bitcoin darstellt – nämlich das Überkommen der kollektivistischen Herrschaft der Moral über das Geld.“

    Bisher herrschte Moral über das Geld? Das wäre mir ganz neu! Aber nicht nur mir, sonst gäbe es nämlich keine alternativen Konzepte und dann auch keinen Bitcoin oder sonst irgendeine Kryptowährung.

    „All jene, die mit Appellen an den Bitcoin-Ethos und Feindeserklärungen um sich werfen, versuchen, die kalte und harte Mechanik von Bitcoin der Moral zu unterwerfen.“

    Die kalte und harte Mechanik von Bitcoin ist ein Gegenentwurf zu Willkürlichkeit und Machtmißbrauch. Dadurch ist der Bitcoin bereits moralischer als jede Währung vor ihm!

    „Anstelle von Kündigungen von SegWit2x gab es bislang nämlich lediglich Gesuche, in die Liste der Feinde von Bitcoin aufgenommen zu werden.“

    So etwas. Da funktioniert ein inhaltsloser Vorwurf einfach nicht als neue Nazikeule. Da muß den Verteidigern des Bitcoins wohl mal jemand die herkömmliche Nazikeule erklären. Aber wie sollte die noch in die Kryptowelt passen? Schon ein Dilemma für solche Trolle.

    Der Vorwurf, ein Bitcoin-Feind zu sein, ist immer inhaltslos, weil er nur innerhalb der Welt der Kryptowährungen sinnvoll sein könnte, aber da nur Spekulanten zu finden sind und Spekulanten auch auf fallende Kurse wetten, weil Spekulation nur so funktionieren kann.
    らんま

    • Ja, das war schief ausgedrückt, bzw. es gibt da eine Lücke. Eigentlich müsste es heißen:

      „Du willst die Blocksize erhöhen? Zentralisierung! Peng! Du willst mit nur 95 Prozent Miner-Support forken? Peng! Du willst eine Änderung durchsetzen, die Core nicht will? Peng! Etc.“ – …

      Moral herrscht über das Geld: Ja. Mehr oder weniger. Wenn man Politik als personalisierte, kollektivierte Gerinnung individueller Moral ansieht, ja. In Form der EZB ist Geld demokratisiert, und das bedeutet, dass es moralischen Urteilen von Gruppen oder Individuen unterliegt (Zensur von Transaktionen zu russischen Oligarchen, Zensur von Drogen-Transaktionen, Einfrieren von Diktatorengeld, Erhöhung Geldmenge für politische Ziele, etc.). Bitcoin ist frei von diesen Einflüssen, bzw. sollte es sein …

      • „Moral herrscht über das Geld: Ja. Mehr oder weniger. Wenn man Politik als personalisierte, kollektivierte Gerinnung individueller Moral ansieht, ja.“

        Kann etwas kollektiv gerinnen, das individuell ist? Dann auch noch personalisiert, wenn das kollektive Stadium erreicht ist? Also der Sichtweise kann ich eher nicht so folgen.

        „In Form der EZB ist Geld demokratisiert, und das bedeutet, dass es moralischen Urteilen von Gruppen oder Individuen unterliegt (Zensur von Transaktionen zu russischen Oligarchen, Zensur von Drogen-Transaktionen, […]“

        Als führte die EZB solche Zensuren durch! Bis hierhin sind das schließlich die Hauptgründe, warum es den Euro gibt! Es wäre widersinnig diese zu zensieren.

        „[…] Einfrieren von Diktatorengeld, Erhöhung Geldmenge für politische Ziele, etc.).“

        Das sind jedoch Dinge, die wirklich gemacht werden. Eher auf Beschluß der Staaten oder der EU als auf den der EZB. Das darf die nicht selbstständig entscheiden. Insofern ist es zwar demokratisiert, aber schon momentan stattfindende politische Debatten (Stichwort Obergrenze) beweisen, daß das eher das Gegenteil des Fällens moralischer Urteile ist.

        Das herkömmliche Geld ist bestenfalls amoralisch. Ein Ausdruck wie kontramoralisch wäre sicherlich eine bessere Beschreibung.
        らんま

      • Ich glaube, wir reden ein wenig aneinander vorbei. Für dich ist Moral = das moralisch wünschenswerte, für mich eher das abstraktere Konzept, überhaupt etwas moralisch wünschenswertes zu formulieren. Moral an sich ist neutral, was ja auch die Diskussion der Obergrenze zeigt, bei der beide Seiten meinen, moralisch richtig zu sein. Wie ja auch in den meisten Streitigkeiten beide Parteien der Meinung sind, auf der richtigen Seite der Moral zu stehen.

    • Bitcoinblog wird leider immer emotionaler bei allen möglichen themen…

  9. Es geht schon lange nicht mehr um die Größe der Blocksize – vielleicht ging es darum nie. Jetzt geht es um die Macht über die Bitcoin Referenzimplementierung entscheiden zu können. Der 2X Referenzclient wird nicht von den Core Entwickler implementiert. Gewinnt 2X, verlieren alle Core Entwickler ihre komplette Macht über Bitcoin.

    Ich verstehe nicht, dass sie es so weit kommen lassen. Mit einem kleinen Kompromiss vor nicht allzulanger Zeit hätten sie die Macht behalten. Es sieht so aus als wenn Adam Back nur eine Fußnote in der Bitcoin Historie sein wird, so wie in Satoshis White paper.

    • ich habe diese Argumentation nie verstanden. Warum „verlieren die Core Entwickler“ ihre Macht, wenn 2x gewinnt? Sie können einfach Core 2x bauen und schon sind sie wieder an der Macht. Das ist so, als würde man sagen, die SPD habe die CDU um die ganze Macht gebracht, als Andrea Nahles ihren Mindestlohn durchgesetzt hat.

  10. Sehr schlechte Berichterstattung.
    Wer den Versuch Bitcoin zu zentralisieren nicht als Angriff auf das Netzwerk sieht (vor allem da segwit2x so dreist ist und den Namen beansprucht und keine replay protection wie bitcoin cash es hatte), der muss mit dann doch wenigstens erklären können, was den eigentlichen Wert von bitcoin dann noch ausmacht.
    Es gibt übrigens noch viele andere prominente Stimmen, die segwit2x als Angriff auf das original sehen, in diesem Artikel nicht erwähnt.

    • Bitte nicht „Nicht meine Meinung“ mit „schlechter Berichterstattung“ verwechseln.

      Warum ist SegWit2x ein „Versuch, Bitcoin zu zentralisieren“? Das konnte mir bisher noch keiner erklären. Für mich ist es eher ein Versuch, eine Änderung gegen den Willen einer zentralen Gruppe durchzusetzen, mithin also das Gegenteil von Zentralisierung. Ich fürchte, es wird scheitern, was für mich aber eher ein Verlust an Dezentralisierung und die Unterwerfung von Bitcoin unter moralische (=politische) Ideen darstellt.

      Der Appell zu „erklären, was den eigentlichen Wert von bitcoin ausmacht“ ist übrigens genau das, was ich in dem Artikel beklage: Keine Argumente, aber Moral, Moral, Moral, und dabei steht derjenige, der den moralischen Zeigefinger erhebt, natürlich a priori auf der richtigen Seite.

  11. Nixgeschenkt // 10. Oktober 2017 um 9:23 // Antworten

    Kann Mal jemand etwas Licht ins Dunkel bringen und mir erklären ob Bitcoin Gold böse oder gut ist 😉

  12. Das ist von Adam Back schon etwas überzogen ausgedrückt. Inhaltlich unrecht hat er aber nicht: Ich würde die B2X Fork mit dem Versuch einer feindlichen Übernahme wie bei börsennotierten Gesellschaften vergleichen. Insbesondere die Ablehnung seitens B2X, eine starke beidseitige Replay Protection zu implementieren, ist ein feindlicher Akt gegenüber den Usern. Es geht hier nur darum, einen möglichst großen Teil der bestehenden Infrastruktur gewaltsam auf die neue Chain mitzuziehen, und die User müssen sich selbst darum kümmern, dass ihre Transaktionen nicht auf der anderen Chain „replayed“ werden. Finde ich sehr unsympatisch.

    • …und was hat Theymos & Co. in den letzten Jahren daran gehindert, hier selbst das Heft in die Hand zu nehmen und dafür zu sorgen, dass es mit Bitcoin mal wieder technologisch vorwärts geht? Ein Blick auf den Mempool genügt, um zu sehen, dass es so auf die Dauer nicht weiter gehen kann. Dass Unternehmen wie Bitpay davon die Nase gestrichen voll haben, weil ihnen ein paar selbst ernannte Götter das Geschäftsmodell torpedieren und vorschreiben, wo es lang gehen soll, kann ich durchaus nachvollziehen. Ob der B2X Fork die vernünftigste Lösung ist, kann man durchaus zur Diskussion stellen, aber dabei ist es wie mit der AfD in der deutschen Parteienlandschaft – die grossen Volksparteien tragen die Verantwortung, dass sie gross werden konnte und so haben die Core Devs mit ihrer gepachteten Wahrheit und der Unfähigkeit zu sachlicher Diskussion über die technologische Zukunft des Protokolls auch den B2X letztendlich zu verantworten. Das Leben ist kein Ponyhof.

      • John Doe // 10. Oktober 2017 um 12:22 //

        „Dafür zu sorgen, dass es technologisch wieder vorwärts geht?“

        Ist das ein Witz? Schau dir mal die Anzahl der Commits im Core Repo an, die Aktivität ist seit Jahren ungebrochen und weiter ansteigend. B2X dagegen ist 99,9% Core und ein Patch für 2MB Blöcke. Technische Innovation ist halt nicht nur Scaling.

        Und der Mempool ist übrigens fast leer (https://core.jochen-hoenicke.de/queue/#24h). Ich habe gestern noch zwei Transaktionen mit der Minimum Fee von 1 (!) Satoshi/Byte versendet, im 2. oder 3. Block war ich dabei. Ich gebe zu, dass dauerhaft volle Blöcke Nachteile haben, aber für echte Skalierung brauchen wir eh Layer 2, insb. für 2$ Kaffeetransaktionen. Mit 2MB Blöcken kommst du hier nicht weit.

      • Klick mal auf zwei oder vier Wochen und schau Dir dabei mal die durchschnittlichen TX Gebühren an. Ausserdem erklär mir doch mal bitte einer, was an einer 2 MB Chain so ein unglaubliches Hexenwerk und die pure Ketzerei ist. Ich programmiere seit 1987 – sorry ich sehe da nichts. Zeit war genug, Ressourcen auch, Testnet, also what?

        Es geht hier doch überhaupt nicht mehr um Technologie, sondern um die persönlichen Fehden der inzwischen zerstrittenen „Ur“ Core Crew, wo jeder versucht mit mehr oder weniger stichhaltigen Argumenten die Mehrheit der User auf seine Seite zu ziehen – also eigentlich nur noch Politik und die Community – egal auf welcher der beiden Seiten – macht dieses hässliche Spiel auch noch mit.

        Abschließend, die Anzahl der Commits sagt nicht unbedingt zwingend etwas über den technologischen Fortschritt einer Software aus. BTC mag immer noch der Platzhirsch unter Blockchain Coins sein, das ist wahr, aber den technologischen Fortschritt der Blockchain Technologie und die Adaption für eine großflächige Akzeptanz dieser Technologie in der digitalen Wirtschaft, haben inzwischen Andere übernommen. BTC war 2009 / 2010 unbestritten eine unglaubliche Innovation, inzwischen heißt die Innovation aber Blockchain und nicht mehr BTC, auch wenn der Kurs mal gerade wieder über 4.000 EUR geklettert ist…

  13. Seit Jahren geht dieses unsägliche Theater nun, wo jeder glaubt die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. Was hat es bisher gebracht? Nichts. Die Transaktionsgebühren sind immer noch exorbitant hoch, der überschwappende Mempool schon fast eine Normalität, ein kleines Segwit Softförkchen und ansonsten seit Jahren technologischer Stillstand bis zum Horizont, dafür aber eine Community, die sich herumzankt wie die Waschweiber. Wie wäre es denn z.B. einmal damit Proof of Stake angemessen zu unterstützen, damit diesem ewigen und völlig sinnlosen Wettrennen im Mining etwas Einhalt geboten wird und damit die vielen Fullnodes angemessem am Ertrag des Netzwerkes zu beteiligen? Und.. und… und…

    Ich sehe das für mich inzwischen ganz praktisch. Ohne volle Gebühr bekommt man inzwischen keine Transaktion mehr in akzeptabler Zeit über die Bühne und selbst da hat es jetzt bei mir einmal sagenhafte vier(!) Stunden gedauert, vielleicht auch deshalb, weil der 0.15.x Core Verbindungen mit Segwit 2X Nodes ablehnt, keine Ahnung.

    Also gehe ich gerade auf Core 0.14.2 zurück und dabei bleibt es auch. Darüber hinaus ist jeder, der mir glaubhaft anbietet, dafür zu sorgen, dass ich wieder Transaktionen senden kann, ohne das Gefühl zu haben, dabei ausgeraubt zu werden, mein Freund. So einfach ist das.

    Ich habe dieses ganze „Ich bin der Bitcoin Gott und deshalb habe ich das Sagen über die ultimative Wahrheit.“ so satt. Dagegen sind ja selbst die deutschen Politiker schon fast Visionäre.

    • Wenn Bitcoin für Transaktionen so ungeeignet ist, was bei einer für Spekulanten gemachten Währung nicht besonders verwunderlich ist, warum sendest du dann Bitcoin-Transaktionen?
      らんま

  14. Ich lese diesen Blog nun schon seit Jahren und bleibe bisher (meist aus Zeitgründen) den Kommentaren fern, aber dieser Post stellt leider einen neuen Tiefpunkt der Berichterstattung dar, den ich so nicht unkommentiert lassen kann.

    Der Autor wirft Adam Back Moralisiererei vor und übersieht dabei, dass dieser Artikel selbst eine einzige Moralisiererei ist. Keine Spur von einem Argument… Im Gegensatz dazu haben Adam Back und co. schon oft ihre Argumente dargelegt, die halt nicht in jedem Twitter-Post wiederholt werden können.

    Des Weiteren stimme ich Adam Back vollkommen zu: Ein Abkommen hinter verschlossenen Türen, in dem eine zur bisherigen Version von Bitcoin inkompatible Änderung beschlossen wird und anschließend der Versuch, diese Änderung auch gegen weite Teile der Community durchzusetzen, das stellt definitiv einen Angriff dar. Und wer Bitcoin angreift, den würde ich auch einen Bitcoin-Feind nennen. Das es dabei keine Replay Protection gibt und versucht wird, der bisherige Bockchain den Garaus zu machen, macht die Sache nicht besser.

    Ich würde dennoch allen Unterzeichnern des NYA den Benefit of Doubt geben, dass sie zum Zeitpunkt der Unterzeichnung ehrlich gedacht haben, die Änderung sei konsensfähig und könne Positives bewirken. Inzwischen sollte aber allen klar sein, dass die Änderung extrem kontrovers ist und viele Investoren strikt dagegen sind (wie sonst lassen sich die Preise von BT1 und BT2 auf Bitfinex erklären?). Damit ist und bleibt es ein Angriff.

    For the record: Ich bin ein unabhängiger Investor und habe nicht mit Core, Blockstream oder sonst irgendwem zu tun.

    • Danke für den Kommentar. Mir war bewusst, dass mein Artikel irgendwie übers Moralisieren moralisiert … Mein Argument ist recht einfach: Wer diejenigen, die anders denken als man selbst, zu Feinden erklärt, vergiftet die Stimmung. Mehr nicht.

      Sind Sie denn gegen 2MB Basis-Blocksize + SegWit? Und was meinen Sie – wie wären die Preise für BT1 und BT2, wenn Bitfinex angekündigt hätte, BT2 als BTC zu listen?

      Allen Umfragen zufolge, die ich bisher mit der mir zugänglichen Community gemacht habe, genießt 2MB + SegWit eine größere Akzeptanz als 1MB + SegWit, und es scheint nur eine winzige (aber laute) Minderheit zu geben, die das Ergebnis ablehnt.

      Darüber hinaus könnte man auch sagen, dass die Aktivierung von SegWit hinter verschlossenen Türen vereinbart wurde, obwohl die Community – wer auch immer das ist – nicht dafür war. Oder dass Adam Back selbst hinter verschlossenen Türen ein Agreement vereinbart hat, um eine 2mb Hardfork zu verhindern, als es einen Konsens für diese gab. Oder dass die 2x-Hardfork eben Bedingung dafür war, SegWit zu aktivieren, und dass es zum Kern eines schriftlichen Agreements gehört, dass sich die Teilnehmer an die Vereinbarungen halten. Als SegWit durch SegWit2x aktiviert wurde, hat es ja auch niemand einen Angriff genannt, obwohl es zum selben Prozess gehört hat.

      Wie auch immer: Danke für die offene Meinung.

      P.S.: Laut meiner Umfrage ist fast die Hälfte der Community mit der SegWit2x Fork einverstanden, während nicht einmal ein Sechstel sie für einen Angriff hält.

      • Danke für Ihre Antwort. Ich glaube zwar nicht, dass wir hier eine gemeinsame Position finden werden, werde aber dennoch mal antworten und meinen Standpunkt erklären (in der Hoffnung, dass meine Position zumindest nachvollziehbar ist).

        Mein Hauptproblem mit Segwit2x ist, dass es hinter verschlossenen Türen entstand und das Ergebnis direkt als Beschluss (nicht etwa als Vorschlag) verkauft wurde. Gleichzeitig wurde sinngemäß gesagt, es gebe bereits die notwendige Mehrheit dafür und alle, die dagegen sind, würden keine Rolle spielen. Meine natürliche Reaktion darauf ist erstmal, so etwas dezidiert abzulehnen.

        Bei Segwit ist das übrigens durchaus anders gelaufen: Es war zunächst nur ein Vorschlag, der anschließend auf Github und der Mailingliste öffentlich diskutiert wurde. Dass die Hardfork eine Bedingung für die Aktivierung von Segwit war, kann ich ebenfalls nicht gelten lassen: Warum sollten sich Leute wie ich denn an ein Abkommen anderer halten müssen? Die Teilnehmer des NYA haben schlichtweg nicht die Autorität oder Möglichkeit, so eine Fork einfach mal zu beschließen. (Und mit der Unterstürzung für BCH haben die Miner das Abkommen eh schon verletzt. Deshalb sollte sich meiner Ansicht nach niemand mehr daran gebunden fühlen.) Darüber hinaus wird es wohl für immer eine Streitfrage bleiben, ob Segwit nun durch das NYA oder durch die UASF aktiviert wurde.

        Technisch gesehen bin ich nicht grundsätzlich gegen eine Erhöhung der Blocksize. Allerdings sehr wohl gegen die jetzige Implementierung. Die Erhöhung um den Faktor zwei wird mittel- und langfristig nichts helfen – ohne second-layer Lösungen wie Lightning oder Sidechains wird der Platz trotzdem niemals für die ganze Welt reichen. Für die bloße Verdopplung der Kapazität – selbst wenn man die negativen Konsequenzen mal Außer Acht lässt – rentieren sich die Risiken der Hardfork nicht. Momentan ist auch ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine Blocksize-Erhöhung, da gerade die nächsten Monate zeigen werden, in wie weit Segwit schon hilft und das Lightning-Netzwerk praktikabel ist.

        Von einer Hardfork würde ich außerdem erwarten, dass sorgfältig geplant wird und andere Protokollverbesserungen (siehe https://en.bitcoin.it/wiki/Hardfork_Wishlist) zumindest mal diskutiert werden. Bei Segwit2x ist nicht die Spur davon zu sehen… statt dessen demonstrieren die Entwickler ihre technische Inkompetenz, indem Commits zunächst gemergt und dann wieder reverted werden.

        Den Umfragen kann ich übrigens nur eine sehr begrenzte Relevanz beimessen. Einmal abgesehen davon, dass sie einfach zu manipulieren sind, kann und soll Bitcoin nicht demokratisch sein (dafür haben wir doch schon Fiat!). Ein viel besseres Instrument dafür sind Prediction-Märkte wie auf Bitfinex. Hier können sich die Investoren für die Tokens entscheiden, von denen sie sich den größeren Wert versprechen – und müssen hinterher auch für ihre Entscheidung gerade stehen. Damit sollte im Allgemeinen die Fork gewinnen, die das größere Potential zur Wertsteigerung hat, was ja im Interesse aller, die Bitcoins halten, sein sollte.

        Über den Effekt der Bezeichnungen auf Bitfinex kann ich nur spekulieren, ich glaube aber nicht an eine große Auswirkung. Mir persönlich sind die Bezeichnungen ziemlich egal, und ich hätte auch im umgekehrten Fall genauso gehandelt: Einen Teil meiner Bitcoins (nur so viel, wie ich komfortabel bin, einer Börse anzuvertrauen) auf Bitfinex transferiert und die BT2 Tokens verkauft.

        Falls die Differenzen innerhalb der Community zu groß werden, sollten sie die Teile, die mit dem aktuellen Protokoll nicht leben können, sich friedlich abspalten (aber bitte mit ordentlicher Replay-Protection!). BCH hat es vorgemacht. Überhaupt verstehe ich nicht ganz, warum Bigblocker mit BCH nicht schon das haben, was sie wollen (wollen sie nun doch eine Chain mit Segwit?). Vielleicht können Sie mich hier aufklären?

      • Hi, ich denke mal, mit den neuesten Statements wird SegWit2x sowieso vom Tisch sein. Auf Überzeugen, Überreden habe ich keine Lust mehr.

        Ich kann nur diesen Standpunkt so gar nicht nachvollziehen. Sie sind nicht gegen eine Erhöhung der Blocksize. Aber irgendwie, weil die Unternehmen das beschlossen haben, und nicht – wer sonst? Core? – sind Sie dagegen. Das ist Ihr Hauptproblem – dass andere etwas beschlossen haben, mit dem Sie einverstanden sind? Und Sie haben nichts gegen eine Erhöhung der Blocksize, zumindest nicht in diesem Ausmaß, aber weil wir Ligtning brauchen, wollen Sie nicht diese Erhöhung, auch wenn das eine gar nichts mit dem anderen zu tun hat? Und nachdem wir seit 3 Jahre über eine Hardfork streiten, schließlich bei einem absoluten Minimal-Kompromiss gelandet sind – lehnen Sie diesen ab, weil er zu klein ist, und Sie finden, dass man noch mehr reinpacken soll?????

        Das ist jetzt überspitzt ausgedrückt, nehme ich an. Aber ich kann es einfach nicht fassen, es verursacht mir Kopfschmerzen und Schwindel, wortwörtlich. Das ganze ist so absurd; ich habe es noch nie erlebt, dass so viele an sich intelligente Menschen mit so viel Elan gegen die eigenen Interessen arbeiten, und dass soviel Blindheit und Nachsicht gegen Dinge, die sowas von gegen Bitcoin-Moral sind oder sein sollten (Zensur, Roundtables, Lügen, Rufmord, organisierte Troll- und Schmutzkampagnen, Vertragsbruch), mit moralischem Furor gegen die einhergeht, die eigentlich das realisieren wollen, was man selbst auch will.

        Ich begreife es nicht. Verlieren Sie etwas, wenn die Blocksize 2mb sein wird? Nein, vermutlich nicht. Gewinnen Sie etwas? Ja, das Drama, das uns seit 3 Jahren im Griff hält, endet, Bitcoin kann weiter nach vorne schauen, die Community kann vereint sein. Verlieren Sie etwas, wenn nun SegWit2x scheitert? Ja, die letzte Hoffnung, dass Bitcoin zu einem Kompromiss fähig ist, dass die Community etwas macht, was dem einen Teil nicht schadet, aber vom anderen seit Jahren gefordert wird; womöglich verliert Bitcoin die Unterstützung zahlreicher Firmen, die Bitcoin groß gemacht haben; womöglich spaltet sich Bitcoin in zwei Teile, nochmal …

        Wie gesagt: Ich halte mich da jetzt raus. Ich werde berichten, was es zu berichten gibt, aber an sich sollte das Thema jetzt zu Ende sein. Ich fühle mich wie in einem Kafka-Gebilde, hinter jeder Logik und jedem Argument steckt eine Falltüre, durch die man durch die Decke in den Keller fliegt …

    • diese Änderung auch gegen weite Teile der Community durchzusetzen, das stellt definitiv einen Angriff dar.

      Wenn die Blocksize weiter klein gehalten wird geht das auch gegen weite Teile der Community, nach der Logik geht es also nicht ohne ‚Angriff‘.

  15. Meine Meinung: Die Core Entwickler wollen den technisch perfekten Code mit kleinen Blöcken und Lightning Netzwerk. Die Industrie möchte vor allem ein funktionierendes System und die Miner schützen. Mit dem SegWit2x Fork hätten beide Seiten etwas bekommen und vor allem Zeit für die Entwicklung. Warum geht der Kompromiss nicht? Weil die Core Entwickler an Ihrem perfekten Code festhalten und auch kleine Kompromisse der Ideologie wegen nicht eingehen wollen. Das finde ich sehr schade, damit der Bitcoin wicklich erfolgreich bleibt benötigt es beide Seiten. Entwickler und Investoren, das ist manchmal nur mit einem Kompromiss und Eingeständnissen auf beiden Seiten möglich. Vielleicht werden einige wehmütig zurückblicken an diese Zeit, wenn wir mit digitalisierten Notenbankgeld bezahlen. Welches mit einem Klick ungültig gemacht werden kann…

    @Christoph Bergmann vielen Dank für deine Berichterstattung

  16. na, der Bericht ist ja wohl ein bischen aus dem Ruder gelaufen. Die Kommentare auch. Köstlich finde ich natürlich das Ergebnis der GitHub Seite. Man kann die Zukunft immer nur sehr schwer herbei zaubern. Auch als göttliche Entwickler nicht. @Christoph: Respekt, vor allem die Interpretation zur politischen Führung und dem daraus abgeleiteten Volkeswillen („Politik als personalisierte, kollektivierte Gerinnung individueller Moral“). Chapeau für den Satz (ironiefrei), und noch mehr für die Ableitung (jetzt aber mit Ironie). Ist glaube ich das Niveau, wo Politiker immer vom Wählerauftrag sprechen, selbst wenn es 25% Wahlbeteiligung ist, oder?
    Geht man von den Grundsätzen von Bitcoin aus, war das Ziel, eine „Coin“ zu kreieren, die nicht von einer Regierung oder zentralen Instanz manipuliert werden kann. Man möge dagegen SegWit2x halten. Meinetwegen mit Replay Protection… lustig, oder? Mit SegWit2x frisst nun also die Gier des Erfolgs die moralischen Ideale seines Ursprungs. Und alle sagen, Bitcoin Core sei Schuld, weil zentralisiert. Hä, ihr habt’s nicht begriffen, gell? Tip: Wo sitzen die +100 Core Entwickler? In einer Firma, an einem Ort? Oder sind sie Schuld, weil sie keinen Code beisteuern (Anzahl der Commits?) Oder weil sie Fortschritt verhindern (SegWit, Lightning)? Ooops, wer hat denn Segwit 2 Jahre lang verhindert, also den Weg zu grösseren Blöcken mit weniger Gebühren? Die Entwickler oder die Miner? Die Bitcoin Community hat mit UASF doch erst die Miner gezwungen, umzusteuern. Um das Gesicht nicht zu verlieren, kam dann NYA… Schon erstaunlich, wie die Gier doch die Naivität aufblühen lässt. Nun sieht es so aus, als verliert diese Community ihr Spielzeug, und eine weitere, manipulierbare, zensierbare, zentralisierte, besser steuerbare de-anonymiserte Form weiner Internet Währung wartet auf uns in der Zukunft – o tempora o mores…

    • Hallo, guter Kommentar, danke!

      Mir ist klar, dass man das so oder so sehen kann, und es gibt natürlich Gründe, SegWit2x nicht zu mögen, aber Core schon – wie man auch andersrum so gut wie jedes deiner Argumente umdrehen kann – aber an sich ging es mir eher um die Gürtellinie …

      Kommentar umdrehen: SegWit2x manipuliert durch Blocksize-Erhöhung – Oder manipuliert Core durch Verhinderung der Blocksize-Erhöhung? Wo sitzen die 100 Core Entwickler – wo sitzen die 30-40 Firmen, die pro SegWIt2x sind? Wie viele Core-Entwickler oder Firmen braucht man, um zu bestimmen, wo es in einem Repository langgeht? Anders gesagt, wie viele Meinungsführer braucht man, um 100 Leute zu führen? Haben die Miner SegWit verhindert – oder Core, weil sie das Hongkong-Abkommen verletzt haben? Etc. Etc. Etc.

      Ich bin bei all dem ein Fan von Miteinander-Reden, trotz Meinungsverschiedenheiten, von Kompromisse finden, auch wenn es weh tut, von Einigkeit bewahren, auch wenn man wütend ist, von Anstand, Respekt und Vertragstreue. Darum ging es eigentlich.

  17. @Christoph Bergmann:

    „Für dich ist Moral = das moralisch wünschenswerte, für mich eher das abstraktere Konzept, überhaupt etwas moralisch wünschenswertes zu formulieren.“

    Damit dürfte ich aber deutlich näher an der üblichen Definition sein? Du kannst nicht erwarten, daß man dich noch versteht, wenn du Begriffe hernimmst, sie nach eigenem Ermessen umdefinierst, niemanden darüber informierst und sie dann trotzdem noch verwendest. Die Ausformulierung von etwas, das gesellschaftlich gewünscht ist, das dürfte man eher als ein Regelwerk bezeichnen. Da können dann beliebig gute oder beliebig blödsinnige Regeln drin festgelegt sein.

    „Moral an sich ist neutral, was ja auch die Diskussion der Obergrenze zeigt, bei der beide Seiten meinen, moralisch richtig zu sein.“

    Gerade dieses Beispiel zeigt, daß dem nicht so ist. Die Befürworter der Obergrenze meinen keineswegs damit moralisch richtiger zu liegen, sondern sie meinen realistischer zu sein. Die Befürworter der Obergrenze glauben, daß die Gegner der Obergrenze da moralisch entscheiden wollen, wo stattdessen Realitätssinn gefragt ist. Weil die moralische Entscheidung nicht bezahlbar wäre. Das Argument besteht also darin, die Rolle der Geldschöpfung in unserer Volkswirtschaft nicht verstanden zu haben. Leider spielt diese in der Debatte keine Rolle, obwohl sie das wichtigste darin sein müßte.

    „Wie ja auch in den meisten Streitigkeiten beide Parteien der Meinung sind, auf der richtigen Seite der Moral zu stehen.“

    Auf andere Streitigkeiten trifft das zu. Obwohl es unlogisch ist, kann es in politischen Debatten sogar vorkommen, daß zwei sich widersprechende Ansichten gleichermaßen richtig sind. Immer dann, wenn ein Zielkonflikt besteht, gibt es eine gute Chance darauf. In anderen Fällen ist die Debatte eigentlich überflüssig und in einem Teil davon nur vorgeschoben, um von wichtigeren Dingen abzulenken. Das ,Duell’ zwischen Merkel und Schulz im letzten Wahlkampf ist ein Beispiel für Letzteres.
    らんま

    • https://de.wikipedia.org/wiki/Moral

      „Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen. So verstanden sind die Ausdrücke Moral, Ethos oder Sitte weitgehend gleichbedeutend, und werden beschreibend (deskriptiv) gebraucht. Daneben wird mit der Rede von Moral auch ein Bereich von praktischen Wertvorgaben (Werte, Güter, Pflichten, Rechte), Handlungsprinzipien, oder allgemein anerkannter (gesellschaftlicher) Urteile verbunden. Eine so verstandene Unterscheidung von Moral und Unmoral ist nicht beschreibend, sondern normsetzend (normativ).“

      Kann sein, dass ich als Gesellschaftswissenschaftler es für zu selbstverständlich halte, den Begriff der Moral beschreibend, und nicht normsetzend zu verwenden.

      Obergrenze: Viele Befürworter der Obergrenze gehen von einer moralischen Pflicht der Regierung aus, das Volk zu schützen, vielleicht auch die Reinheit des Volkes. Auch das ist Moral. Aber du hast recht – an sich steht hier eine moralische Auffassung („Das Recht auf Asyl kennt keine Grenze“) gegen eine eher pragmatische Auffassung („Wir können nicht jeden reinlassen.“)

  18. Shiro Shugotenshi // 12. Oktober 2017 um 11:21 // Antworten

    Wie steht bitcoin.de dazu ? was geschieht mit den Guthaben, haben dann die user wieder bei beiden resultirenden Coins das selbe Guthaben ? ohne starke replay protetion gibt es da ein Problem oder sehe ich das falsch ?
    Grüße, Shiro.

    • Bis jetzt gibt es noch keine klare Position von Bitcoin.de. Ich bin recht optimistisch, dass Bitcoin.de im Falle eines Splits die Coins auf beiden Seiten der Fork sehr zügig bereitstellen wird, wie schon bei der Bitcoin Cash Fork. Es gibt aber noch eine Menge Fragen, die Bitcoin.de klären muss, um die ich die Verantwortlichen echt nicht beneide, da es hier kein Richtig, sondern nur Falsch oder Falsch gibt …

      Wegen Replay Protection: Starke Replay Protection würde die Sache natürlich einfacher machen. Aber Sie unterschätzen die Kompetenz von Bitcoin.de, den Split nicht auch ohne hinzukriegen. Kann halt sein, dass es länger dauert.

      Aber mehr kann und möchte ich nicht sagen, da es, wie gesagt, noch nichts offizielles gibt …

      • Shiro Shugotenshi // 12. Oktober 2017 um 19:20 //

        Erst mal vielen Dank für die Antwort, die auch sehr schnell kam. Top! Ich beneide die Entscheider da auch nicht, weil ich ohne Replay Protection da sehr viel Raum für Gaunereien sehe und wenn man die Kunden davor schützen will wird das schwierig.
        Für mich ist Bitcoin eine Langzeit-Anlage, daher ist es mir nicht so wichtig, wann ich welchen Coin wie schnell handeln kann, es geht mir persönlich eher um die Sicherheit meiner Einlage bei durchaus bekannten Risiken.
        Ich hoffe die User werden entscheiden, welchen Coin sie dann am Ende eher unterstützen, da ich kein Freund davon bin, Änderungen „von oben herab“ vorzunehmen, ich bin eher der „von der Basis nach oben“ Typ.
        Besten Gruß,
        Shiro.

  19. […] weil ich ohne Replay Protection da sehr viel Raum für Gaunereien sehe und wenn man die Kunden davor schützen will wird das schwierig.

    Das ist gar nicht so schwierig, wie es scheint. Man benötigt nur ein bisschen „Dust“ aus einem neuen Block, der nur auf einer Chain vorhanden ist. Diesen teilt man entsprechend auf alle Wallets auf und transferiert alle Outputs (mit den jeweils neuen) an eine neue Wallet… Eine solche Transaktion kann auf der jeweils anderen Chain niemals gültig sein, da es die neu generierten Coins dort nicht gibt. Wenn eine Börse dazu nicht fähig sein sollte, sind die Coins bei dieser ohnehin nicht sicher.
    Christoph meinte damit eher Dinge, die hier „kontrovers“ „diskutiert“ werden…

  20. Shiro Shugotenshi // 12. Oktober 2017 um 22:42 // Antworten

    IC. Danke für die Erklärung, die ich sogar nachvollziehen kann, auch wenn ich kein Coder mehr bin; die Zeiten sind leider auch mangels Freizeit schon lange vorbei. Diskussionskultur gibt es leider immer weniger und echte Toleranz auch nicht, da kann manche Kontroverse schnell mal ausarten. Scheint ein Merkmal unserer schnelllebigen Zeit zu sein, früher war das noch anders, damals als das Internet noch Mailbox-System hieß …
    Beste Grüße,
    Shiro.

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