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Bitcoin Cash: Hardfork am 13. November zu besserer EDA

Während der Preis von Bitcoin Cash am Wochenende wieder gestiegen ist, verfestigen sich die Pläne, am 13. November per Hardfork die Anpassung der Difficulty zu reparieren. Falls die Kryptowährung ernst genommen werden will, ist das auch dringend notwendig.

Am Wochenende stieg der Kurs von Bitcoin Cash (BCH) von 320 auf 440 Dollar oder von 0,054 auf 0,071 Bitcoin (BTC). Dieser massive Anstieg wird von einem immer wahrscheinlicheren Scheitern der SegWit2x-Hardfork sowie von der Idee von Bitcoin.com orchestriert, dass Bitcoin Cash „der wahre Bitcoin“ sei.

Tatsächlich aber ignoriert all dies, dass der Difficulty Algorithmus von Bitcoin Cash fürchterlich kaputt ist. Um zu verstehen, worum es geht, müssen wir ein kleines Stückchen ausholen: Bitcoin passt die Schwierigkeit des Minings alle 2016 Blöcke – etwa alle zwei Wochen – so an, dass etwa ein Block in zehn Minuten erzeugt wird. So weit so gut. Sobald es aber zwei Coins gibt, die um die Miner mit demselben Algorithmus konkurrieren, wird diese Anpassung zur Falle für den schwächeren – d.h.: günstigeren – Coin: Die Miner wandern in Scharen zu der profitableren Währung ab, doch die Difficulty bleibt für 2016 Blöcke hoch. Damit dauert es länger, bis neue Blöcke gefunden wird, und die Blockchain friert ein. Dies kann im Extremfall dazu führen, dass es überhaupt keine neuen Blöcke mehr gibt.

Um Bitcoin Cash vor dieser Gefahr zu schützen, haben die Entwickler die sogenannte „EDA“ implementiert, die „Emergeny Difficulty Adjustment“, übersetzt „Notfall-Anpassung der Schwierigkeit“: Wenn die letzten sechs Blöcke in mehr als 12 Stunden gefunden wurden, wird die Schwierigkeit des Minings um 20 Prozent gesenkt.

Die EDA war erfolgreich darin, das Überleben von Bitcoin Cash zu sichern. Sie war jedoch ein grandioser Griff ins Klo, wenn es darum ging, die Blockintervalle stabil zu halten. Seit der Geburt von Bitcoin Cash am 1. August wechseln sich Perioden der „Eiszeit“, in der nur alle paar Stunden ein Block gefunden wird, mit Blitz-Perioden ab, die von einer Serie von EDAs ausgelöst werden und das Blockintervall zum Teil auf weniger als eine Minute senken. Ein unangenehmer Nebeneffekt ist, dass seit August knapp 8.000 Bitcoin Cash Blöcke – oder rund 100.000 Geldeinheiten – zuviel gefunden wurden. Bitcoin Cash hat damit eine deutlich höhere Inflationsrate als Bitcoin.

Um dieses Desaster zu reparieren, planen die Bitcoin Cash Entwickler einen Hardfork am 13. November, die den Difficulty Algorithmus ändern wird. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist allerdings noch nicht ganz klar, für welchen Vorschlag sich die Entwickler entscheiden wird. Mit Vorschlägen von Tom Zander (Classic), Amaury Séchet (ABC), Neil Booth (Unlimited) und Tom Harding (XT) hat jedes am Bitcoin Cash beteiligte Entwicklerteam ein Proposal eingereicht. Nun gilt es, sich zügig für eines zu entscheiden und dieses umzusetzen.

Die konkreten Vorschläge bestehen vor allem aus mathematischen Formeln, die versuchen, ein stabiles Blockintervall von 600 Sekunden zu erreichen, das sich flexibel an die Hashrate anpasst, aber nicht so komplex ist, dass SPV-Wallets es nicht mehr verstehen. Das Kernproblem liegt darin, die richtige Balance zwischen flexibler Anpassung und Stabilität zu finden. Ausführlich beschrieben sind die Vorschläge von Amaury Séchet, Neil Booth und Tom Harding. Tests, die mit Simulationen von Neil Booth und Tom Harding durchgeführt worden sind, zeigen, dass wohl Hardings Vorschlag ideale Ergebnisse liefert, weil er die hohe Flexibilität von Séchets und die Stabilität von Booths Algorithmus verbindet.

Zum selben Schluss kommt der Entwickler Scott Roberts. Er hat bereits Erfahrungen mit von Altcoins erprobten flexiblen Difficulty-Algorithmen wie Digishield gemacht und wollte vorschlagen, eine angepasste Version von  Digishield v.3 einzusetzen – kommt aber zum Schluss, dass Tom Hardings Algorithmus noch besser funktioniert. „Ich hoffe, die anderen Entwickler werden zustimmen: ‚Das ist es‘.“

Wenn dies gelingt – wenn Bitcoin Cash eine funktionierende, flexible Anpassung der Difficulty im November implementiert – hat die Kryptowährung gute Chancen, erheblich davon zu profitieren, dass Bitcoin mit der SegWit2x Hardfork womöglich in eine Spaltung und in Chaos rennt.

Update: BitcoinABC hat heute angekündigt, Amaury Séchets Vorschlag zu implementieren, nachdem nChain und BitPrim die verschiedenen Proposals getest hat. Zwar wird diese Variante eventuell nicht die beste Performance erzielen, ist aber besser gegen manche Ausnahmefälle geschützt.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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17 Kommentare zu Bitcoin Cash: Hardfork am 13. November zu besserer EDA

  1. Das naheliegende wäre eigentlich, den Hashing Algorithmus zu ändern. Das würde alle Probleme mit den Blockintervallen lösen, und es würde Bitcoin Cash auch noch gegen einen 51%-Angriff der Bitcoinminer absichern.

    Das darf der Lead developper Amaury Sechet aber nicht umsetzen, weil er vom Bitcoin Development Grant bezahlt wird:
    http://www.nasdaq.com/article/the-future-of-bitcoin-cash-an-interview-with-bitcoin-abc-lead-developer-amaury-schet-cm822905

    Und der Bitcoin development Grant wird unter anderem von Bitmain finanziert, dem größten Hersteller von Bitcoin Asics:
    https://bitcoindevelopmentgrant.com/en/supporters/

    Vermutlich wurde Bitcoin Cash auch ins Leben gerufen, um beim Mining Covert Asicboost weiter zu ermöglichen, was bei Bitcoin seit der Segwit-Aktivierung nicht mehr so gut geht:
    https://blog.bitmex.com/an-overview-of-the-covert-asicboost-allegation-2/

    • Und vom wem wird Blockstream/Core finanziert? Von der Grossfinanz/Banken/Fiat-Gelddruckern, die Bitcoin am liebsten vernichtet sehen oder alternativ unter ihrer Kontrolle. Und genau das sollen die Kodierhuren (*) von Blockstream mit der Verkrueppelung auf 1MB und dem voll zugangskontrollierten Layer 2 fuer die Banken ermoeglichen.

      Bitmain ist eine Bitcoinfirma gegen die gar nichts spricht. Die ziehe ich der Fiat-Bankenmafia jederzeit vor.

      Und die daemliche Idee dass man eine Evolution des Minings (AsicBoost) durch Zensur verhindern kann, ist so wie wenn ein Betrunkener den Mond anschreit er solle verschwinden.

      (*) Dass sie das sind ist durch zahlreiche Indizien belegt. Keiner von ihnen besitzt viele Bitcoins, hat somit kein „skin in the game“. Der Kasperle „Luke“, der behauptet die Sonne wuerde sich um die Erde drehen (kein Witz! Aber scheinbar normal fuer einen Katholiban wie ihn) hat nicht einmal ein paar Tausende USD um den Flutschaden an seiner Huette in Florida zu reparieren und fing an auf Twitter um Spenden zu betteln.

  2. Als Minderheiten Coin hat BCH unlösbare Probleme bei dem Difficulty Algo. Es gibt nur schlechte und weniger schlechte Lösungen. Spieltheoretisch betrachtet gehen Miner mit 100% ihrer Hashrate in den Coin, der mehr $ pro Hash abwirft. Relevant sind also Difficulty und Preis. Ein Algo wirkt sich nur auf die Difficulty aus, d.h. nach einer Difficulty Änderung ist der Coin gegenüber einem anderen SHA256 Coin (lies: Bitcoin) ertragreicher oder eben nicht, und dementsprechend switchen die Miner. Ein Algo kann also nur versuchen, die Ausschläge der Hashrate zu minimieren.

    Bin gespannt wie gut das klappen wird. Der aktuelle EDA war quasi die einzige relevante Änderung bei BCH gegenüber der Core Implementierung, und die wurde versemmelt. Bleibt spannend…

    • Die relevanten Änderungen waren die Erhöhung der Blocksize auf 8mb und das Entfernen von SegWit und RBF. Die EDA war nur ein Mittel, um das Überleben zu sichern …

      • John Doe // 30. Oktober 2017 um 15:53 //

        Mit „relevanten Änderungen“ meinte ich solche, wo die Devs selber Hinrschmalz reinstecken mussten. Das Ändern von „1“ auf „8“ bei der Blocksize habe ich denen sogar zugetraut, und das Entfernen von Code (statt selbst neuen zu schreiben) ist in seiner Schwierigkeit auch überschaubar. Bleiben Replay Protection und der EDA. Replay Protection wurde in der Tat gut umgesetzt, EDA aber verkackt.

    • „EDA war quasi die einzige relevante Änderung bei BCH gegenüber der Core Implementierung, und die wurde versemmelt.“
      -> Würde es eher so formulieren, dass die EDA neben der Replay Protection die einzige Änderung war, für die eigener Code geliefert werden musste.

      EDA wurde total verkackt. Die Replay Protection funktioniert aber immerhin und hat einen reibungslosen Fork ermöglicht.

      Gibt es Features, die ich übersehen habe?

    • „Als Minderheiten Coin hat BCH unlösbare Probleme bei dem Difficulty Algo“, „EDA war quasi die einzige relevante Änderung bei BCH gegenüber der Core Implementierung“.

      Du hast Dich gerade disqualifiziert. Leg Dich wieder schlafen.

      Bitcoin Cash hat Rotz entfernt der niemals haette in Bitcoin sein duerfen, weil er Bitcoin fundamental widerspricht, naemlich SegWit und RBF. Diese beiden Pervertierungen wurden entfernt. Ebenso wurde das getan, was Satoshi von Anfang an vorschlug, die maximale Blocksize erhoeht.

      • Wenn es rein nach Satoshi gehen soll… Müsste man dann nicht noch viel mehr Blockstreamcore-Code entfernen?

  3. *hust* 2016 Bloecke… *hust*

  4. Ich habe einen Namensvorschlag.
    „allesaußerbitcoinblog.de“

  5. Die EDA-Hektik sollte eine Warnung sein, wie unausgegoren SegWit2x ist. Bisher sprechen sich alle internationalen Bitcoin User Communities gegen 2X aus.

    These International Bitcoin Communities Are Rejecting SegWit2x
    Oct 31, 2017 11:54 AM EST
    https://bitcoinmagazine.com/articles/these-international-bitcoin-communities-are-rejecting-segwit2x/

  6. Genau das brauchen wir um Vertrauen aufzubauen, einen Hardfork von einem Hardfork…

    Wäre die Geschichte wenigstens vor 2 Jahren gestartet mit Bitcoin Cash, hätte ich ja noch im entferntesten Sinne Verständnis dafür, aber es ist gerade mal 2 Monate her und schon gibt man eigentlich zu, dass es ein Fehlschlag ist aber diesmal reparieren wir den Fehlschlag von Bitcoin mit einem Hardfork nach dem Hardfork… Lächerlich.

    • Repariert wird garnichts. Hier werden nur weitere Möglichkeiten versucht parasitär von Bitcoin zu leben.
      Wenn die es ernst meinen würden, dann wäre jetzt der Zeitpunkt einfach den POW-Algo zu ändern. Dann hätten sie das ganze Problem nicht.

  7. Lustig wie sich hier von den BCH Fans keiner aufregt, dass die Festlegung des neuen Algorithmus ohne Konsens einfach durch eine Entität bestimmt wurde.

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