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Bitcoin-Mining treibt globale Chipproduktion an – und IT-Händler rationieren Grafikkarten

TSMC, der weltweit größte Fertiger von Halbleitern, produziert nun mehr Wafer für den Mining-Ausrüster Bitmain als für den Grafikkarten-Hersteller Nvidia. Gleichzeitig treibt das Mining die Preise für Grafikkarten weiter in die Höhe, was für viele Gamer ärgerlich sein sollte. Immerhin steuern die Hersteller nun gegen.

Das Mining von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ist Wahnsinn und wurde zu einem der größten Verbraucher globaler Rechenleistung.

Kürzlich hat TSMC, ein Fertiger von Halbleitern aus Taiwan, einen Bericht zum Umsatz im letzten Quartal 2017 veröffentlicht. TSMC ist der weltweit größte Fabrikant von Halbleitern und für rund die Hälfte der globalen Produktion von Chips verantwortlich. Damit ein Trend in den Bilanzen einer so großen Firma ankommt, muss er schon gewaltig sein.

Im Vergleich zum Vorquartal sind die Einnahmen von TSMC um rund 10 Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar gestiegen. Die Finanzdirektorin der Firma, Lora Ho, erklärte, dass das Wachstum im vierten Quartal vor allem auf „dem Start großer Mobile-Produkte sowie einer weiterhin starken Nachfrage durch Kryptowährungs-Minern“ beruht hat. Auch für 2018 rechnet Ho fest mit Einnahmen durch die Miner.

Laut einem Tweet des Finanzanalysten James Wang bestellt der Bitcoin-Mining-Hersteller Bitmain mittlerweile mehr Wafer bei TSMC als Nvidia, einer der weltweit größten Hersteller von Grafikkarten. Bitmain ist der mit Abstand größte Produzent von Asic-Minern. Das sind Chips, die speziell fürs Mining gebaut werden. Wie das Magazin Quartz berichtet, hat TSMC bereits im dritten Quartal 2017 350-400 Millionen Dollar durch die Asic-Miner eingenommen.

Auf dem Scaling Bitcoin Workshop in Stanford hat Chen Min gemeint, dass jährlich rund 5 Milliarden Dollar ins Mining investiert werden. Einen beträchtlichen Teil dieser Einnahmen dürfte die Halbleiter-Schmiede TSMC erhalten. Min sagte, rund 5 Prozent der globalen Chip-Produktion gehen ins Mining. Nach dem turbulenten letzten Quartal des Jahres und der weiter explodierenden Nachfrage nach Mining-Chips könnte man darüber spekulieren, ob diese Zahl nicht noch zu gering geschätzt ist.

Die bisher genannten Werte beziehen sich nur auf die Asics. Man sollte nicht vergessen, dass viele Kryptowährungen nicht mit Asics, sondern mit Grafikkarten erzeugt werden. Ethereum zum Beispiel. Daher wird auch ein Teil der von TSMC für Nvidia produzierten Chips fürs Mining verwendet. Wie wir bereits berichtet haben, hat der Boom der GPU-fähigen Kryptowährungen dazu geführt, dass gute Grafikkarten hier wie da ausverkauft sind.

Für die Hersteller der Grafikkarten hat das seine Vor- und Nachteile. Klar, es ist gut, wenn die Nachfrage steigt. Sowohl Nvidia als auch AMD – die den Markt für Grafikkarten zusammen beherrschen – hatten im letzten Quartal 2017 höher Umsätze als die Firmen selbst erwartet haben. Der Aktienkurs von Nvidia ist fast gleichzeitig mit den Kursen der Kryptowährungen seit 2016 rasant gestiegen.

Aber da diese Nachfrage trendabhängig ist, und mit einem Crash von Ethereum rasch wieder einschlafen würde, stellt der hohe Anteil der Miner unter den Kunden ein Risiko dar. Ein Analyst geht davon aus, dass viele Kunden die Grafikkarten fürs Gaminig kaufen, aber dann nur etwa 5 Prozent der Zeit tatsächlich zum Spielen benutzen, und sie den Rest der Zeit Kryptowährungen minen lassen, so dass sich die Grafikkarten selbst abbezahlen. Der Boom von Kryptowährungen hat damit die Nachfrage nach teuren Hochleistungsgrafikkarten in die Höhe getrieben. Allein für Ethereum seien im letzten Quartal wohl Grafikkarten für eine halbe Milliarde Euro gekauft worden, schätzt der Analyst.

Für Zocker ist dies keine gute Nachricht. Nicht nur, dass die Asic-Miner die begrenzten Kapazitäten der Halbleiter-Fabriken belegen – die GPU-Miner kaufen auch in Massen die begehrten Grafikkarten vom Markt. Wie die PCGames-Hardware berichtet, hält dieser Trend an. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres sind die Preise von mehreren Mining-tauglichen Grafikkarten – etwa die Radeon RX-Reihe von AMD oder Nvidias GTX-Karten – deutlich gestiegen.

Dennoch kaufen Miner die Grafikkarten dutzend- oder hundertfach. So gut wie jeder Onlineshop für Hardware kennt die Großbestellungen der Mining-Farmen. So bestellen etwa Miner aus Osteuropa bei deutschen Online-Shops per E-Mail hunderte von Grafikkarten, weil die lokalen Märkte längst leer geräumt sind. Um dem gegenzusteuern hat Nvidia nun die Händler aufgefordert, die Grafikkarten zu rationieren. Je Kunde und Bestellung solle nur noch eine begrenzte Menge an Karten herausgegeben werden.

Laut PCGames-Hardware haben bereits Shops wie Alternate, Caseking, Mindfactory oder MIX die Vorgaben umgesetzt. Je Bestellungen kann man nur noch zwei Grafikkarten desselben Typs erwerben. Ob eine solche freiwillige Selbstkontrolle jedoch wirkt, oder ob sie schlicht andere Online-Shops, die sich nicht an sie halten, zu Profiteuren macht, wird man sehen müssen.

Ganz normal ist das alles auf jeden Fall schon lange nicht mehr.

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19 Kommentare zu Bitcoin-Mining treibt globale Chipproduktion an – und IT-Händler rationieren Grafikkarten

  1. Mal ’ne Frage: geraten die Kryptowährungen an ihre (Transaktions-) Kapazitätsgrenzen, wenn die Miner sich nicht mit solchen Mengen von Hardware eindecken können? Anders gefragt: Besteht so ein großer Bedarf an Minern?

    • Transaktions-Maxima haben mit Mining nur periphär (Mining Fees) zu tun.

    • Die Kapazitätsgrenzen werden nicht durch die Miner definiert, sondern durch die Regeln wie neue Blocke entstehen: bei Bitcoin 1 Block alle 10 Minuten und max 1MB Größe.

      Zur zweiten Frage:
      Wenn du mit „Anzahl der Miner“ die Anzahl der einzelnen Parteien bzw. Firmen meinst, gilt stark vereinfacht je mehr desto sicherer ist das Netz. Die Voraussetzung für diese Aussage ist aber, dass kein Miner mehr als 51% der Rechenleistung stellt.

      Falls du mit „Anzahl der Miner“, deren Rechenleistung meinst, müsste die Frage mit Nein beantwortet werden. Die Blockchain ist auch mit weniger Rechnenleistung sicher und wird erst ab einer SEHR viel kleineren Rechenleistung, als aktuell, unsicherer. ABER Grob gesagt, darf es nicht passieren, dass eine Partei 51% der Rechenleistung stellt. Dadurch wird sichergestellt, dass niemand die Regeln ändern kann. Wichtig ist, dass die Rechenleistung gleichmäßig verteilt wird und es praktisch unmöglich ist mehr als 51% durch eine Seite zu stellen. Das funktionert bei Bitcoin durch die Kosten für die Rechenleistung, also € pro Hash.

      • user785 // 22. Januar 2018 um 20:33 //

        Danke! Aber je mehr Miner, desto „verdünnter“ wird die Belohnung verteilt, oder? Damit dürfte doch dem Bedarf an teurer Hardware eine Grenze gesetzt sein, oder habe ich das auch noch nicht richtig verstanden?

      • Philipp // 23. Januar 2018 um 13:08 //

        @user785: Im Bitcoin Netzwerk gilt, derjenige der einen gültigen Block findet, darf sich sktuell 12.5 BTC + fees auszahlen bzw. als UTXO seiner Adresse zuordnen. Da das Ganze dadurch ein Glücksspiel wird und keine konstanten Einkünfte liefert, schließen sich Miner zu Mining pools zusammen, wo jeder Rechenleistung beiträgt und wenn ein gültiger Block gefunden wird, bekommt jeder im Pool einen aliquoten Teil der Belohnung zugesprochen: je mehr Rechneleistung für einen Block, umso mehr BTC.

        Du hast mit deiner Aussage also recht: je mehr Miner, umso weniger zählt der eigene Beitrag und umso weniger BTC bekommt der einzelne.

        Dem wirkt aber der technologische Fortschritt entgegen: dadurch wird das mining aber immer effizienter und damit günstiger. Laut John McAfee kostete es im September 1000$ einen BTC zu minen. Damals war 1 BTC ca. 5000$ wert. Also zahlt es sich aus einzusteigen, wenn man das Geld hat die teure und sehr knappe Mining Hardware (ASICs) zu kaufen.

      • user785 // 23. Januar 2018 um 16:22 //

        @Philipp: Nochmal Danke. Ja, es besteht also auch ein Hardware-Wettlauf. Einerseits ganz gut, effizientere, vielleicht auch weniger Strom schluckende Hardware zu bauen, andererseits produziert das Ganze dann wohl noch mal sehr schnell eine Menge an Elektroschrott. Oder kann man einen ASIC für irgend etwas Anderes als Mining benutzen, zum Beispiel, um ein Word-Dokument zu erstellen? 😉

      • Philipp // 24. Januar 2018 um 9:45 //

        Die Hardware ist sonst eigendlich nutzlos. Diese ASICs sind für einen einizgen Zweck entwickelt worden: extrem effizient Hashes zu berechnen. Sonst können die nichts.

    • Es besteht so viel Bedarf an Minern wie Bedarf an Lottospielern besteht. Neue Minen werden nicht deshalb in Betrieb genommen, weil sie gebraucht würden, sondern deshalb, weil deren Betreiber sich schnellen Gewinn versprechen.
      ランマ

  2. Jap, ganz normal ist das Thema GPU-Mining seit 2017 wirklich nicht mehr. Zu Beginn war dies sicher noch etwas schade und teils auch erschreckend -> mittlerweile sehe ich hier einen sehr spannenden Markt den man im Auge behalten sollte.

  3. > Damit dürfte doch dem Bedarf an teurer Hardware eine Grenze gesetzt sein, oder habe ich das auch noch nicht richtig verstanden?

    Stimmt so nicht. Die Profitabilität des Mining hängt vom Kurs des Coins ab. Verdoppelt sich der Kurs, so lohnt sich auch das mining mit doppelter rechenpower noch. Und so lange es sich lohnt, strömen neue Miner auf dem Markt bzw. Bestehende Miner erhöhen ihre Kapazitäten.

  4. Seitens der Hersteller ist es eine sehr seltsame Art der Gegensteuerung, wenn man die Händler auffordert, den Verkauf der Produkte zu rationieren! Die gängige Wirtschaftstheorie stimmt hier ausnahmsweise mal mit dem gesunden Menschenverstand überein und beide gehen davon aus, daß eine erhöhte Nachfrage dazu führt, daß die Produktionskapazitäten erhöht werden. Sollten die existierenden Hersteller zu dumm sein, diese Chance zu erkennen, dann drängen neue Hersteller auf den Markt. Diese bleiben dann als Konkurrenten, auch wenn die Nachfrage wieder nachläßt. Schon deshalb ist es klug als schon existierender Hersteller die Produktionskapazität auszubauen. Wenn das bei einem schon existierendem Hersteller geschieht, dann hat das als weiteren Vorteil zur Folge, daß die Stückkosten sinken. Dadurch erwirtschaftet der Hersteller mehr Gewinn. Läßt die Nachfrage wieder nach, dann hat er so weit vorgesorgt, daß er die Preise senken kann. Wenn es also eine viel höhere Nachfrage nach Graphikkarten gibt, aber deren Produktion nicht im gleichen Ausmaß erhöht wird, dann läuft etwas gewaltig verkehrt!

    Bekommen die Graphikkartenhersteller wegen der Konkurrenz durch die ASIC-Hersteller nicht mehr genügend Wafer, dann ist das nochmal das gleiche Spiel auf dem Markt der Wafer-Hersteller. Das verzögert die Marktanpassung etwas, aber sicherlich nicht um mehr als ein halbes Jahr. Bei so wenigen Schritten mehr in der Produktion finde ich die Zeit schon ganz schön lang und möchte sie nur deshalb zugestehen, weil die Herstellung von Wafern kompliziert und energieintensiv ist. Möglicherweise fehlen Kapazitäten in der Energieversorgung? Andererseits soll es noch Standorte mit Energieüberschuß geben. Möglicherweise wird man dort politisch zu sehr gegängelt, weil wie wäre es sonst zu erklären, daß Hardware fast ausschließlich von Firmen aus den USA hergestellt wird?

    Übrigens habe ich noch ein paar gebrauchte, uralte Graphikkarten. Hatten Graphikkarten schon immer eine eigene GPU?
    ランマ

  5. Warum wollen die Entwickler mancher Kryptowährungen eigentlich keine ASICs? In den Fällen sollte man sich überlegen, ob man dann wirklich GPUs will! Vielleicht sollte man in solchen Fällen die Algorithmen so anpassen, daß CPUs bevorzugt werden. Überhaupt hielte ich es gerade bei Ethereum (und allen anderen Smart-Contract-fähigen Blockchains) für schlauer, wenn die Rewards für die Ausführung von Smart Contracts verteilt würden.
    ランマ

    • Die Entwickler möchten verhindern, dass das Mining durch ASICs auf wenige Spieler zentralisiert wird. Bei Bitcoin zahlt es sich schon seit 2014 nicht mehr aus mit einer GPU (egal welcher) zu minen. Ethereum ist (noch) resistent gegen ASICs und daher kann es sich noch auszahlen Ether zu minen.

      • Das heißt, ASICs sind besonders teuer? Aber das muß nicht so sein? Auch bei ASICs sollten die Preise sinken, je größer der Markt wird. Wenn ASICs viel teuerer als GPUs sind, dann folgt daraus, daß diejenigen, die sich ASICs leisten können, stattdessen mehr GPUs kaufen könnten. Damit sind sie immer denjenigen überlegen, die nur wenige GPUs kaufen können. Die Zentralisierung erfolgt also trotzdem. Die Ausführbarkeit der Algorithmen auf GPUs begrenzen zu wollen ist also vergeblich.
        ランマ

    • Der Altcoin Burst wird z.B. über die Festplatte gemint.

      • Eine Festplatte rechnet aber nicht?

        Burst verwendet einen Proof-of-Capacity, bei dem irgendetwas von der Festplatte gelesen wird. So ganz schlau werde ich nicht aus den Beschreibungen, die ich dazu gefunden habe. Burst unterstützt Smart-Contracts und will damit Nachfolger von Ethereum sein. Es wundert mich nicht, daß Burst unbedeutend ist. Aber es weckt doch etwas Hoffnung, daß auch ein so seltsames Konzept Akzeptanz findet.
        ランマ

      • user785 // 24. Januar 2018 um 16:30 //

        @Ranma: Nachfolger? Also ich kannte Burst jedenfalls VOR Ethereum. Das Irgendentwas, das von der Festplatte gelesen wird, muss in einem Schritt davor erst einmal draufgeschrieben werden. Aber genauer weiß ich auch nicht, wie es geht.

  6. Vielen Dank für den Artikel, denke die Produzenten ziehen nach und bauen die Kapazitäten weiter aus somit sollten die Preise auch wieder akzeptabel werden.

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