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Kanada, das Blockchain-Musterland

Innenstadt von Tortonto, der Haupstadt der Provinz Ontario. Bild von Andrea Ciambra via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Kanada wird gerade zur Blockchain-Nation. Die Regierung macht die Vergabe von Staatsmitteln über die Ethereum-Blockchain transparent und nimmt an einem Programm teil, um die Identitätsfeststellung von Luftfahrtspassagieren per Blockchain-Technologie zu verbessern. Einer der größten Pensionsfonds des Landes hat derweil eine Tochterfirma gegründet, die gezielt in Ethereum investieren soll.

Für die Krypto- und Blockchain-Szene wird Kanada immer mehr zum gelobten Land. Die Heimat von Ethereum-Gründer Vitalik Buterin zieht derzeit nicht nur die Miner in Scharen an, sondern demonstriert auch, dass eine Regierung mit offenen Augen auch selbst auf den Blockchain-Zug aufspringen kann. Und das gleich mit mehreren Projekten.

Bringt die Staatsfinanzen auf die Blockchain!

Zum einen hat Kanada mit einem Programm begonnen, das die Blockchain in der denkbar sinnvollsten Weise für die Tätigkeit der Regierung nutzt: Der nationale Forschungsrat macht die Vergabe von Fördermitteln durch die Ethereum-Blockchain transparenter. Für jeden, der in Open Government interessiert ist, sollte das Projekt des kanadischen Forschungsrats hochspannend sein.

Gemeinsam mit dem Startup Bitaccess speichert und aktualisiert die Behörde die Vereinbarungen zur Vergabe von Geldmitteln auf der Ethereum-Blockchain. Dazu wurde ein Smart Contract auf der Ethereum-Blockchain gebildet, der eine interne Liste mit Fördergeld-Vergaben führt, in die er einträgt, welche Summen wann an welche Organistion gingen. Wenn der Rat Gelder vergibt, sendet er eine entsprechende Transaktion an den Smart Contract, der dann die neuen Daten in die interne Liste einträgt. Auf diese Weise kann jeder auf der Blockchain nachschauen, welche Projekte der Rat unterstützt, und auch nachprüfen, ob diese Daten autentisch geblieben sind.

Die Liste mit den bisher auf der Blockchain dokumentierten Projekten findet ihr hier. Den Smart Contract dazu könnt ihr auf Etherscan.io bewundern. Ein solches Projekt ist natürlich erst der Anfang. Langfristig ist es denkbar, dass Regierungen sämtliche Einnahmen und Ausgaben per Smart Contract dokumentieren und auch die finanziellen Transaktion durch beispielsweise Dollar-Token absolut transparent machen. Die Blockchain könnte fast jegliche Korruption im Staatswesen ausmerzen, wenn man beispielsweise die Steuereinnahmen und deren Verteilung an die Organe der Regierung auf der Blockchain dokumentieren würde.

Das Projekt des kanadischen nationalen Forschungsrates ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt in diese Richtung.

Bessere Identitätskontrolle von Luftreisenden

Das nordamerikanische Land hofft, auch die Identitätsprüfung von Flugpassagieren durch die Blockchain-Technologie zu verbessern. Dazu hat es sich einem Programm angeschlossen, an dem das Weltwirtschaftsforum (WEF), die Unternehmensberatung Accenture und die Regierung der Niederlande arbeiten.

Das „Known Traveler Digital Identity“ Projekt soll, so das vom WEF veröffentlichte Papier, „die Art, in der die Legitimierung von Reisenden an Grenzen sicher und reibungslos geschieht, radikal transformieren und der Idee von digitalen Grenzen Leben einhauchen.“ Die anvisierte Identifizierung der Reisenden über die Blockchain soll mehrere Vorteile haben: Sie wird es erstens „Regierungen ermöglichen, gemeinsam mit der Industrie und den Reisenden noch vor der Sicherheitsprüfung Risikoeinschätzungen und Sicherheitsprozeduren durchzuführen, was die Reigungen beim Grenzübertritt reduziert.“

Zweitens wird es Abläufe flüssiger machen, indem die Reisenden „spezifische Informationen (etwa zur Biometrie, Biographie oder der Reisegeschichte) an Akteure der Regierung oder des privaten Sektors bereitstellt, etwa Kontrolleuren beim Grenzübertritt, Autovermietungen, Hotels und Fluglinien, damit diese im Vorfeld Risiken abschätzen und die Identität verifizieren.“

Drittens schließlich soll es die Kontrolle der Individuen über ihre Daten stärken, da die Reisenden auswählen können, welche Informationen sie zu welchen Zeiten teilen. Sie können also die Informationen zur eigenen Identität modularisieren und nur einzelne Teile herausrücken, anstatt das ganze Paket. Dies könnte helfen, Identitätsdiebstahl zu verhindern.

Wie genau das Projekt die Blockchain nutzen soll, wird nicht gesagt. Ebensowenig, ob es eine private Blockchain werden soll oder eine der öffentlichen Blockchains wie Ethereum. Aus den vielen großen Worten und tollen Diagrammen des Papiers, das unverkennbar die Handschrift einer Beratungsfirma trägt, geht dies leider nicht hervor.

Daher wechseln an dieser Stelle lieber zur dritten Nachricht, die vielleicht am spannendsten ist.

Ein Pensionsfond will zum zentralen Hub von Ethereum werden

Einer der größten Pensionsfonds von Kanada, OMERS (Ontaria Munucipial Employees Retirement System), hat vor kurzem eine Tochterfirma gegründet, die sich auf Ethereum fokusiert. Die Firma, Ethereum Capital, plant, 50 Millionen Kanadische Dollar in das Ökosystem rund um Ethereum zu investieren. Die 50 Millionen sollen von Investoren eingeholt werden, die 20 Millionen Anteilsscheine zum Preis von je 2,50 Kanada-Dollar kaufen können.

„Wir glauben in die langfristige Zukunft der Blockchain als die Technologie, die zur Basis von Unternehmen wird,“ sagt John Ruffolo, ein Direktor von OMERS‘ Investment-Abteilung. Ethereum sei „einer der fundamentalen Bausteine“ der Blockchain-Ökonomie. Ethereum Capital wird sowohl in Unternehmen investieren, die mit Ethereum arbeiten, als auch in die Währung Ether selbst. Dies allerdings sei keine Spekulation in eine Währung, sagt Ruffolo, sondern in „die Unternehmungen, die auf der Ethereum Plattform wachsen“. Ether fungiert demnach so ähnlich wie eine Art Index, der den Wert aller Ethereum-Unternehmen repräsentiert.

Ethereum Capital soll nun, so einer der Partner, Som Seif, zum „zentralen Business-Hub des Ethereum-Netzwerks werden.“ Dass der Pensionsfond der Beamten und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst von Ontaria diesen Schritt geht, während der Ethereum-Kurs rapide einknickt ist mutig. Aber vielleicht – hoffentlich – auch vorausschauend.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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16 Kommentare zu Kanada, das Blockchain-Musterland

  1. Glaube nicht mehr an den Bitcoin // 6. Februar 2018 um 18:30 // Antworten

    Sehr schön zu hören, dass es auch noch positive Nachrichten gibt, auch wenn sie ausschließlich Ether betreffen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie zukünftig mehr über Ether berichten würden, schließlich ist er der coin der Zukunft.

    • Jo.. Tolle Zukunft.. Eine von Bugs zerfressene Programmiersprache, die Scams epischen Ausmaßes ermöglicht (Stichwort Monero Gold), ein machtbesessener Mitt-Zwanziger, der die Geschichte nach seinem Gutdünken umschreibt und eine Blockchain, die durch virtuelle Kätzchen an ihre Kapazitätsgrenze stößt.
      Traumhaft.. in Anbetracht der sonstigen kanadischen Politik unter Justin „current year“ Trudeau erstaunt es mich nicht, dass das crypto-Äquivalent zu Flash ausgewählt wurde.
      Naja.. Zum Glück soll ja vorerst nur protokolliert werden.. Der Schaden wird sich in Grenzen halten.

    • @Gregg: immer ruhig bleiben, schonmal selbst Simplicity benutzt? von Bugs zerfressen ist für gewöhnlich Code, nicht eine Programmiersprache, es gibt lediglich Programmiersprachen, die versuchen, möglichst viele Fehler auszuschließen und da müssen sich andere nun auch erstmal beweisen

      Ansonsten ist für mich aber auch keineswegs klar, warum ETH die Währung der Zukunft werden sollte.. dafür müsste man doch relativ schnell die Kapazitätsgrenzen angehen, da sonst vieles unrentabel wird denke ich.. und es gibt mittlerweile doch so einige Coins, die auf smart contracts abzielen, da könnte ETH auch diesbezüglich schnell eine unter vielen sein

      der Grund, dass ETH zusammen mit BTC an der Spitze nach Marktkapitaisierung steht, ist vermutlich, dass es momentan die Haupteintrittswährung zur Konvertierung in die Altcoins ist, was aber lediglich der Verbreitung und den im Vergleich zu BTC niedrigeren Gebühren war..
      gerade diese Funktion kann aber sehr schnell von den neuen Coins ohne Fee übernommen werden, Stichwort IOTA/Nano(ex-RaiBlocks), falls diese sich Vertrauen verdienen und auf einer Vielzahl an Exchanges angeboten würden

      bleibt weiterhin spannend, zumindest sehe ich es nicht als ausgemachte Sache an, dass ETH den BTC als wichtigste Kryptowährung (laut Markt…) ablöst, das Jahr kann auch ganz anders ablaufen

      • Ich bin ruhig.. Ich wohne zum Glück weder in Kanada, noch habe ich auch nur einen müden Satoshi oder Wattstunde in Ethereum geballert. Hier zu der absolut stümperhaften Realisierung der Skriptsprache Ethereums:

        However, using the association with an established coin, the people behind Monero Gold were able to convince people to buy the otherwise useless token thus and, thereby, raising its value. While this in itself likely created a profit for the developers, the scammers behind the coin exploited a weakness in Ethereum’s smart contract platform to make even larger undeserved winnings for themselves.

        Using a tool called a burn function, the creator of the Monero Gold smart contract was able to create a large number of Monero Gold coins, which he then immediately sold. This sudden influx of many coins led to inflation that rendered Monero Gold worthless.

        A burn function is a tool that allows the creators of a smart contract to destroy any tokens if need be, such as in the case of unacquired tokens during an ICO. However, the Monero Gold creator(s) realized that if they burnt enough tokens such that the integer went to less than one, the contract would reset itself to the highest possible value, which they then used to inflate the market.

        Und das betrachtet noch nicht, dass Ethereum auf Proof of Stake umschwenken will, was diese „Währung“ endgültig nutzlos machen wird.

      • Hei, danke das du das ins Spiel bringst. Darüber könnte ich mal schreiben.

      • Bitte.. ich schätze es wäre noch angebracht, die Quelle des obigen Zitats zu benennen:
        https://btcmanager.com/understanding-latest-cryptocurrency-scam-monero-gold/

        Aktuell passiert sehr viel in der Kryptowelt.. Ist wohl kein Urlaub in absehbarer Zeit in Sicht, Herr Bergmann 😉

      • Danke. Nein, mit Urlaub ist nicht so viel, ich komme in keinster Weise mit den vielen großen Neuigkeiten mit …

      • Korrekt. Aber bitte schreibt dazu, dass dieser Scamtoken nichts und gar nichts mit Monero zu tun hatte, außer dass der gute Name plagiert wurde, um überhaupt Aufmerksamkeit zu erzeugen.

        Hätte sich jemand auf reddit/telegram oder sonstigen Plattformen in seriösen Gruppen informiert, wäre ihm das sofort um die Ohren geworfen worden.

      • Na klar. Weisst du, ob Monero Gold eine Fork oder ein Snapshot-Coin von Monero war, ob also die Monero-Holder auch einen Anteil bekommen hat? Oder war es nru ein Pseudo-Fork-Coin?

      • Monero Gold ist ein ERC20 Token auf der Ethereum Blockchain. Ich dachte eigtl., dass das Aussage genug ist, dass dies mit Monero absolut nichts am Hut hat.

        Für einen kleinen Lacher kann man auch mal auf monero-gold.org vorbeisurfen.. Das ist die offizielle Webseite der „Entwickler“. Ich würde allerdings sicherstellen, dass in meinem Browser Javascript deaktiviert ist, bevor ich mich darauf begebe. uBlock Matrix sollte sowieso auf jedem Rechner installiert sein mMn.

        Auf dieser Webseite sieht man auch die Transaktionen, die die Token immer wieder neu generiert haben. Die letzte ist besonders interessant, weil Sie in der Liga „Größere Zahl als Teilchen im Universum“ spielt und auch auf der Ethereum Blockchain nachvollziehbar ist. Diese letzte Tx hat scheinbar einen anderen Bug als den Buffer underflow ausgenutzt, aber dafür stecke ich nicht genug in der Materie.

  2. Wieso hat der Scam-Coin Monero im Namen? Geht es darum, dem Ruf von Monero zu schaden?

    Man kann ein ERC20-Token also auf den Ausgangszustand zurücksetzen, wenn man dessen Anzahl auf < 1 reduziert. Man könnte sagen: ‚It's not a bug, it's a feature.‘ Wenn man das für einen Betrug ausnutzt, dann wird der dadurch doch so offensichtlich, daß alle Investoren ihr Geld zurückfordern können?

    Wahrscheinlich ist es nicht Ethereum-spezifisch, daß eine Anwendung wie cryptoKittens die gesamte Blockchain verstopfen kann. Die ursprüngliche Idee (also die Bitcoin-Blockchain) sah schließlich keine Übertragung großer Datenmengen vor. Dabei dürfte es sich um ein generell ungelöstes Problem handeln.
    乱馬

    • Die Ethereum Blockchain ist bereits größer als die Bitcoin Blockchain.

      https://ethereum.stackexchange.com/questions/31658/is-the-size-of-the-ethereum-blockchain-a-problem-for-full-nodes-in-the-coming-mo
      In August 2017 the size of my chaindata directory was about 12GB. Now it’s November and my chaindata directory is now 220GB – as per expectations with the growing popularity of Ethereum.

      Insbesondere unter Betrachtung, dass es bei ETH keine maximale Blockgröße gibt, ist es umso alberner, dass das System überhaupt ins stocken kommen kann. (Und ein gutes Gegenbeispiel gegen den Weg von BCC)

      Mit dem Voranschreiten der Zeit muss Ethereum weiter zentralisiert werden, wogegen die Zentralisierung des Lightning Netzwerkes wie eine anarchistische Revolution aussehen wird und das Konzept der Blockchain ad absurdum führen wird.

      „Man kann ein ERC20-Token also auf den Ausgangszustand zurücksetzen, wenn man dessen Anzahl auf < 1 reduziert. Man könnte sagen: ‚It's not a bug, it's a feature.‘ "
      Das ist kein Feature. Niemals. Es gibt sogar eine Drittanbieter Library, die man in seinen Contract einbinden kann namens "SafeMath", wenn ich mich recht entsinne, um diesen Anfängerfehler auszumerzen. Wie BufferOverflows sind BufferUnderflows einfach zu unterbindende und nur in ausgesprochen besonderen Situationen gewollte Programmierfehler (Mir ist nur ein gewollter Fall aus einem mechanischen Taschenrechner bekannt).

      Alleine die Tatsache, dass so etwas in ETH, einem Projekt, dass selbst nach dem Crash mit 78 Mrd USD Marktkapitalisierung bei etwa 12% des Wertes von Microsoft steht (!), vorhanden ist, sollte zu denken geben.

      • Wenn es albern ist, wieso kommt das System dann ins stocken?

        Wenn man inzwischen für einen Ethereum-Node schon 220GB Speicherplatz zur Verfügung stellen muß und diese Größe noch weiter wächst, dann ist es klar, daß das ein Trend zur Zentralisierung ist. Aber am Ende dürfte es egal sein, warum es zur Zentralisierung gekommen ist. Das bleibt so oder so ein Widerspruch gegen den Leitgedanken der Blockchain.
        乱馬

      • Es ist albern, DASS das System ins stocken kommt, nicht obwohl. Einerseits aufgrund des Grundes (Kätzchen) und zweitens, weil es mit unlimitierter Blocksize bei gleichzeitiger Beschränkung von Spam (GAS) nicht passieren darf. Deutet auf mangelnde Optimierung hin.

        Und deswegen finde ich den Weg, den Blockstream mit Lightning geht, auch dem von BCC zu bevorzugen, da die Blockchain linear wächst, während Festplatten und Datenleitungen weiterhin überlinear wachsen werden.. Futureproof

        Aber wir gleiten vom Thema ab..

  3. https://m.youtube.com/watch?v=CF55dTgu4y8

    Hier wird genau erklärt wie der monero gold scam abgelaufen ist.

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