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Der erstaunliche Auftritt des J. Christopher Giancarlo vor dem US-Senat

Die Vorsitzenden von zwei Aufsichtsbehörden habem einem Komitee des amerikanischen Senats erklärt, was Kryptowährungen sind und wie sie vorhaben, diese zu regulieren. Insbesondere der Vortrag von CFTCs Christopher Giancarlo verzückt derzeit die Krypto-Communities. Er zeigt, dass Bitcoin vielleicht schon die Schwelle überschritten hat, ab der ein Verbot nicht mehr in Frage kommt.

Falls Sie sich fragen, weshalb der Bitcoin-Preis plötzlich wieder gestiegen ist, könnte es eine gute Idee sein, sich ein Video aus dem amerikanischen Senat anzuschauen. Das Komitee für Banking, Immobilien und städtische Angelegenheiten hat jüngst eine Anhörung zu virtuellen Währungen gemacht. Jay Clayton, Vorsitzender US-Börsenaufsicht (SEC) und J. Christopher Giancalor, Vorsitzender der Kommission für den Handel mit Optionen und Futures (CFTC), haben den Senatoren erklärt, was es mit Kryptowährungen auf sich hat und wie ihre Behörden diese in Zukunft regulieren wollen.

ICOs werden reguliert

Ein Punkt, der während der Anhörung klar wurde, ist, dass sich die Börsenaufsicht Initial Coin Offerings (ICO) vornehmen wird. Clayton erklärt, dass sich die Firmen in diesem Bereich derzeit noch nicht ausreichend an Gesetze halten, was Risiken für Investoren bedeute – „einschließlich Risiken, die verursacht werden durch unzhureichende, falsche oder nicht-existierende Enthüllungen, durch Volatilität, Manipulation, Betrug und Diebstahl.“ Clayton betrachtet ICOs als die Ausgabe von Aktien (oder Anleihen) und hat vor, sie auch als diese zu regulieren. „Diejenigen, die semantische Verrenkungen bemühen [um der Definition als Wertpapier zu entgehen] stehen im Fadenkreuz unserer Ermittler.“ Bis jetzt, so Clayton, habe sich noch keine einzige ICO bei der SEC registriert.

Für die Zukunft ist also zu erwarten, dass ICOs in den USA vollumfänglich reguliert werden. Dies dürfte auf der einen Seite dazu beitragen, dass ICOs zu einer seriösen Alternative zu Aktien und Anleihen werden, aber auf der anderen Seite dem unkontrollierten Einholen von Kapital durch die ICOs einen Riegel vorschieben.

Clayton sagte ferner, dass seine Behörde voraussichtlich so bald keinen ETF freigeben werden.

„Wir schulden es dieser neuen Generation …“

Optimistischer war der Vortrag von J. Christopher Giancarlo, der seit Anfang 2017 der CFTC vorsitzt, der Behörde, die die Börsen für Optionen und Futures überwacht. Die CFTC hat die Futures auf Bitcoin an der Börse von Chicago freigegeben und kürzlich Bitfinex und Tether eine Vorladung geschickt wegen der nicht-regulierten Ausgabe von Dollar-basierten Krypto-Token. Wie Clayton hat sich Giancarlo schon intensiv mit Kryptowährungen beschäftigt. Anders als dieser nimmt er eine sehr offene Haltung ein.

Der Technologie hinter Bitcoin spricht er ein großes Potenzial zu: „Distributed Ledgers (verteilte Kontobücher) haben das Potenzial, die wirtschaftliche Effizienz zu steigern, systemische Risiken zu beseitigen, die durch Zentralisierung entstehen, vor Betrug zu schützen und die Qualität von Daten zu verbessern.“ Giancarlo zitiert eine Studie, der zufolge die Technologie hinter Kryptowährungen – Blockchain oder Distributed Ledger – rund 20 Milliarden Dollar im Finanzwesen einsparen kann. Dann präsentiert er seinen regulatorischen Ansatz:

„Vor zwei Jahrzehnten, als das Internet eine Phase des rapiden Wachstums erreichte, haben der republikanische Kongress und die Regierung Clinton einige aufgeklärte Prinzipien verabschiedet: Das Internet sollte Fortschritt durch menschliche Interaktion schaffen; freiwillige vertragliche Vereinbarungen und der freie Markt sollten unterstützt werden; Regierungen und Regulierer sollten in einer maßvollen Art handeln, um nicht die Evolution des Internets zu schädigen.“

Giancarlo nennt diesen Ansatz eine „Richte keinen Schaden an“-Regulierung. In den letzten Jahren habe diese Vorgehensweise das massive Investment, das ins Internet gemacht wurde, nicht aufgehalten, wenn nicht sogar befördert. „Ich denke, dieser Ansatz ist richtig, um mit der Distributed Ledger Technologie umzugehen.“ Bei Kryptowährungen ist die Sache allerdings nicht ganz so einfach. „Virtuelle Währungen erfordern vermutlich mehr regulatorische Aufmerksamkeit in Schlüsselbereichen.“ Hier spielt er vor allem auf ICOs an, für die er mehr Vorsicht verlangt, um zu verhindern, dass die Investoren zu hohen Risiken ausgesetzt sind.

Dann erzählt Giancarlo jene Story, die ihn zum Star in der Bitcoin-Szene machen wird. Er habe versucht, seine Kinder und Nichten ins Investment einzuführen, habe für sie ein Depot errichtet, es aber nicht geschafft, sie für Aktien zu begeistern. „Im letzten Jahr hat sich etwas verändert. Sie haben sich Bitcoins gekauft und sind davon begeistert. Meine Nichte, sie ist noch ein Kind, hält Bitcoins. Sie sagt dazu ‚Hodl‘, was für ‚Hold on for dear live‘ (‚hebe sie fürs gute Leben auf‘) heißt. Sie glaubt daran, und ich denke, sie repräsentiert eine Menge Leute.“ Giancarlo fordert den Senat auf, diese Begeisterung der Jugend zu akzeptieren. Der wundervolle Satz, den er dafür findet, verdient einen eigenen Absatz:

„Wir schulden es dieser neuen Generation, ihr Interesse an dieser Technologie zu unterstützen, indem wir sie maßvoll regulieren.“

Ein Verbot dürfte damit endgültig vom Tisch sein

Die Kinder und die Nichte des Vorsitzenden einer Regulierungsbehörde in den USA besitzen also Bitcoins und sind schwer begeistert. Auch die Tochter des JP Morgan Bosses Jamie Dimon hat seiner Aussage zufolge Bitcoins. Und man darf gerne annehmen, dass etwa der Schwiegersohn von Donald Trump oder die Kinder seiner Regierung Bitcoins halten.

Diese kleine Tatsache ist bedeutend. Denn meint ihr, eine Regierung kann etwas verbieten, das von den Kindern ihrer Mitglieder benutzt wird? Falls die USA noch auf die Idee kommen sollte, Bitcoins und andere Kryptowährungen zu kriminalisieren, würde dies für eine Menge Mitglieder der Regierung und Abgeordnete bedeuten, quasi einen Strafbefehl gegen die eigene Verwandtschaft auszustellen. Ja, auch nur politische Handlungen zu vollziehen, die Kryptowährungen schaden, kommt einer finanziellen Schädigung des Nachwuchses gleich. Man darf davon ausgehen, dass es in den USA keine Bitcoin-feindliche Politik geben wird.

Dies bedeutet aber nicht, dass alles erlaubt sein wird. Vielleicht im Gegenteil. Denn wenn die Nichte von Giancarlo selbst in Kryptowährungen investiert, wird ihr Onkel es kaum zulassen, dass sie von windigen Aufschneidern abgezogen wird. Die Aufseher werden alles dransetzen, um die schöne neue Welt der Kryptofinanzen für ihren Nachwuchs so zu regulieren, dass Verluste und Risiken reduziert werden und Betrüger und Abzocker zur Rechenschaft gezogen werden.

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21 Kommentare zu Der erstaunliche Auftritt des J. Christopher Giancarlo vor dem US-Senat

  1. John M Keynes // 8. Februar 2018 um 13:02 // Antworten

    Wunderbar, es gibt noch vernunftgetriebene, aufgeklärte Menschen in wichtigen Machtpositionen. Das ist eine der elementaren Stärken, die Amerika nach wie vor hat, ungeachtet der derzeitigen Machthaber in Washington. Der Geist des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten im positivsten Sinne scheint noch nicht tot zu sein. Und wieder: Trotz der gigantischen Probleme, die die Gesellschaft dort hat.
    In Deutschland fehlt uns leider ein wenig der Mut, wir verbuddeln erstmal Glasfaser, siehe Neuland bevor wir Raketen starten, siehe SpaceX.

  2. Das sind die positiven Nachrichten, die benötigt werden. Dann kann man den postulierten Bärenmarkt auch getrost wieder ad acta legen 🙂

    • Wäre mir zwar etwas peinlich, aber äußerst schön. Aber bisher kann das noch als eine Bounce laufen, wenn auch eine kräftige.

      • a propos peinlich, ich möchte mal so fies sein und darauf hinweisen, dass Du Bitcoin kürzllich noch mit Gold verglichen hast. Also ganz so sein sicherer Wertspeicher scheint mir das aber nicht zu sein, wenn ich mir den jüngsten Kursverlauf etc. so anschaue… Da gibt’s dann wohl doch ein paar Unterschiede (siehe Kommentare unter Deinem „Gold“-Artikel

      • Ich finde den Vergleich mit Gold sehr passend; der Goldpreis ist auch alles andere als stabil. Und jedes mal wenn ich Gold transferiere entstehen dabei Kosten für Transport und Prüfung. Aber ich bleibe trotzdem lieber bei Bitcoin, ist einfach praktischer in meiner Welt und ich habe vieles selbst in der Hand.

      • @hansi: Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Leute aus irgendwelchen Gründen (ideologischen? emotionalen? propagandistischen?) Gründen die Wahrheit „umreden“ wollen (alternative Fakten?). Goldpreis hat sich in 18 Jahren maximal verneunfacht. In den letzten vier JAHREN war die Preisschwankung maximal 33 Prozent. Jetzt schau, was der Bitcoin in MONATEN macht. …Kopfschüttelnd…

      • @hansi: noch etwas: Wenn man etwas „in der Hand haben“ kann, dann ist es wohl eben Gold und gerade nicht Bitcoin.

    • ich will nicht immer die pessimistische Stimme dieses Forums sein, und eure Freude trüben, aber weitten, dass der Kurs irgendwo zwischen 9,000 und 10,000 Dollar wieder „ganz plötzlich“ ,ohne erkennbaren Grund, einbricht, um dann rapide diesmal unter 6,000 Dollar zu sinken. So lief das Spielchen die letzten 7 Wochen doch schon immer… Wahrscheinlich werden gerade die frisch produzierten Tether Tokens an den Mann gebracht, Bitcoins damit schön aufgekauft… Nächste Woche steht der Umtausch BTC-> USD an… Die Händler haben sich das in ihren Termin-Kalendern bestimmt schon angekrezt… Sie sind ja auch lernfähig 😉

  3. „Denn meint ihr, eine Regierung kann etwas verbieten, das von den Kindern ihrer Mitglieder benutzt wird?“ Ja, möglich ist das absolut, ich wäre mit solchen Aussagen vorsichtiger. Offiziell kann Bitcoin verboten werden und wie bei jedem ganz normalen Schwarzmarktgeschäft wird es Leute geben, die trotzdem Bitcoins halten und versuchen, sich nicht erwischen zu lassen, und das können auch Kinder der Mitglieder der Regierung sein. Verhindern können wird das auch die Regierung der USA kaum. Gerade der jetzige amerikanische Präsident ist bereits wegen Nepotismus in die Kritik geraten und darüber hinaus auch nicht bekannt dafür, bei jedem Vorwurf dann zu sagen „Ich habe mich an alle Gesetze gehalten, ich habe nichts zu verbergen, das darf jeder überprüfen“. Dinge, die verboten sind, und Dinge, die gemacht werden, haben auch bei Regierungsmitgliedern und deren Verwandte eine Schnittmenge.

    Darüber hinaus wird es in Zukunft wieder andere Regierungen der USA geben, bei der die Regierungsmitglieder (und deren Verwandte) dann möglicherweise weniger Bitcoin-freundlich sind.

    • hab schon die ganze zeit nach dem sarkasmus emicon gesucht, aber scheint tatsächlich !ernste“ gemeint zu sein…
      und ich dachte immer, den libertären coin experten und fans sei klar, das machthaber etwas wenn auch zum teil nur illusorisches haben.
      steckt in dem wort schon mit drin 😉
      und dieses extra basiert wie immer wo es um gesichertes währungen geht, um gewalt, welche auch wieder besichert ist.

      ich würde deshalb die frage gerne einfach umdrehen: wieso sollten „sie“ das als quasi exempel dieses mal nicht können???

      die können nicht nur alles machen was sie wollen, sondern sie tun es auch und werden es auch in zukunft tun!

      ist es denn wirklich nicht jedem klar, der meint sich auszukennen, dass es nur gesezliche coins geben wird und alles andere verboten/unterbunden werden wird? dazu muss man doch kein ökonomisches genie sein…..

  4. That’s life! Manche Dinge sind einfach nicht aufzuhalten. Ich sehe die Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin als eine davon. Alleine schon der „eigentlich“ uneigennützige Ansatz von Bitcoin spricht für sich. Das sich Zocker und Schwarzmarkt-Händler das Zunutze machen wollen ist prinzipiell nicht zu verdenken. Die bei Bitcoin nicht vorhandene Anonymität wird letztenendes sogar der ausschlaggebende Faktor sein, dass Regierungen Bitcoin am Ende lieben werden und alles dafür tun werden, dass Bitcoin, und nicht Monero, den Weg in den Mainstream finden wird.

  5. Es wurde auch Kritik an Banken geübt, das finde ich viel bemerkenswerter. Denn das Problem der Politik ist nicht Bitcoin, sondern der Vertrauensverlust durch die Intermediäre der zur Folge haben kann, dass Menschen sich den Risiken virtueller Währungen lieber aussetzen als denen durch Finanzinstitute. Witziger weise werden letztere noch immer zahlreich auch für Bitcoin konsultiert.

  6. Mir scheint, hier fürchten sich einige vor einem Bitcoin-Verbot? Wieso denn? Vor Regulierung muß man sich fürchten! Regulierung ist viel effektiver, wenn man etwas völlig vernichten will!

    Durch Verbote macht man Kryptowährungen nur attraktiver, aber durch Regulierung kann man sie völlig unbrauchbar machen!

    Die feindseelige Einstellung gegenüber den Kryptowährungen erkennt man daran, daß deren sinnvollste Anwendung, die ICO, als erste angegangen und totgetreten werden. Man will verhindern, daß Investoren weiterhin Risiken eingehen. Aber das Eingehen von Risiken macht einen Investor aus! Investoren sind die Einzigen, die Risiken tragen können und stehen daher am Anfang der Volkswirtschaft. Ohne Investoren gibt es keine Unternehmen, keine Arbeitsplätze, keine Steuern und schließlich auch keine Subventionierung unproduktiver Bureaukraten. Investoren am eingehen von Risiken zu hindern bedeutet die gesamte Volkswirtschaft zum erliegen zu bringen und letztendlich auch den Ast abzusägen, auf dem man selbst sitzt, völlig egal wo innerhalb der Volkswirtschaft das ist. Geht der Investor keine Risiken mehr ein, dann ist er kein Investor mehr. Er soll nun wohl als Kunde behandelt werden, aber auf wen werden dann die Risiken abgewälzt?

    Ein bißchen spekulieren wird man auch mit reguliertem Bitcoin noch können. Das Gleiche und gleichermaßen interessant wie das Spekulieren mit Yugi-oh-Karten.
    乱馬

    • what are you talking about?

    • Name required // 10. Februar 2018 um 15:41 // Antworten

      In dem Hearing wurde explizit gesagt, dass ICOs den gleichen Regularien wie „klassische“ Börsengänge unterworfen werden soll(t)en. Wenn das alles an geplanter Regulierung ist, ist das nur von Vorteil, weil Betrüger (und die meisten ICOs sind nunmal Betrug, weil es nur darum geht, mittels eines aufgepusteten White Papers Investoren anzulocken, die wenig bis nix von der Materie verstehen umd dann erstmal bequem mit dem Geld herumzuhantieren (in der dot.com-Zeit sprach man auch von „verbrennen“), ohne ECHTES Geschäftsmodell) dann weniger Chancen haben.

  7. Glaube nicht mehr an den Bitcoin // 9. Februar 2018 um 22:17 // Antworten

    Interessant… Langsam muss man sich an jeden Strohhalm klammern. Wenn eine Verwandte von Herrn Irgendwas im Bitcoin ist, wird er nicht verboten. Klingt logisch.

  8. Aber genaus so lauft es doch immer…., aus irgendwelchen unvorhergesehenen Umständen wird aus einer Schneeflocke eine Lawine. Der Rest ist dann Legende.

  9. Was sagt der Mann da? „H-O-D-L steht für Hold On For Dear Life“ ? Von wegen! Das ist doch totaler Käse! Jeder weiß doch, „hodl“ war ein Schreibfehler von in einem Bitcoin Forum: https://bitcointalk.org/index.php?topic=375643.0
    Was sich die offiziellen Vertreter dann so alles im Nachhinein ausdenken … 😉

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