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Polizei von Thailand verhaftet Darknet-Admin und kassiert 100.000 Bitcoin ein

So schön wie Thailand ist, wundert es einen nicht, dass sich freiberufliche Darknet-Unternehmer dort gerne niederlassen. Bild von Michaela Loheit via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Für die Staatsgewalt wird Bitcoin mehr und mehr zur lukrativen Einnahmequelle: Als die Polizei in Thailand einen russischen Betreiber eines Darknet-Portals für Betrug gefasst hat, hat sie auch 100.000 Bitcoins beschlagnahmt. Für den Staat bedeutet das vielleicht einen Bonus von fast einer Milliarden Euro.

Infraud ist die größte Darknet-Plattform, die die Polizei bisher hochgenommen hat. Anders als auf den üblicherweise im Fokus stehenden Märkten wie Silk Road oder Alphabay wurden auf Infraud keine Drogen gehandelt, sondern ausschließlich Güter rund um Betrug und Fälschung: Kreditkartendaten, Sozialversicherungsnummern, gefälschte Ausweise, Malware, Geräte zur Herstellung von Fälschungen sowie Schmuggelware.

Infraud existiert angeblich bereits seit 2001 und hatte 11.000 Kunden. Die Plattform fungierte als Zentrum des Vertrauens in der Darknet-Szene, indem sie Kunden zu den Verkaufsseiten von kriminellen Händlern weiterleitete, als Treuhänder diente und es Kunden ermöglichte, Händler zu bewerten. Laut dem amerikanischen Justizministerium hat die Plattform einen Schaden von 530 Millionen Dollar angerichtet.

Nun gelang es der Polizei durch eine massive internationale Gemeinschaftsaktion, Infraud vom Netz zu nehmen und 36 darin verwickelte Personen zu verhaften. Beteiligt waren das US-Justizministerium, Polizeieinheiten aus Italien, Rom, Australien, Großbritannien, Frankreich, Luxembourg, Serbien, Albanien und des Kosovo. Insgesamt wurden Anklage gegen 36 Personen erlassen, von denen 13 in verschiedenenen Ländern verhaftet wurden (USA, Großbritannien, Australien, Frankreich, Italien, Kosovo, Serbien). Unter ihnen war auch Sergej Medwedew, der russischstämmige Mitgründer und Leiter der Seite.

Wie schon der Alphabay-Admin wurde Medwedew in Thailand verhaftet. Die Polizei konfiszierte dabei 29 elektronische Geräte und und konnte auch die Server beschlagnahmen. Ob dies durch die Polizei von Thailand oder die internationale Einsatzgruppe geschah, ist mir nicht ganz klar. NewsBTC geht aber davon aus, dass die thailändische Polizei durch den Zugriff in den Besitz von allen finanziellen Gütern von Infraud kam, von denen 100.000 Bitcoins, derzeit gut 800 Millionen Euro, wohl den Bärenanteil ausmachen.

Kriminalhistorisch dürfte Infraud damit in mehrerer Beziehung Geschichte schreiben. Nicht nur, weil es der bisher größte Schlag gegen die Distribution von Fälschungen, Schmuggelware und betrügerischen Objekten durch das Internet ist, und nicht nur, weil die beschlagnahmte Summe rekordverdächtig ist – sondern auch, weil die konfiszierten Gelder den mutmaßlich angerichteten Schaden der Organisation bei weitem übersteigen. Angeblich hat Infraud einen Schaden von gut 500 Millionen Dollar verursacht – doch die thailändische Polizei hat nun Bitcoins im Wert von 800 Millionen Dollar beschlagnahmt.

Bei jährlichen Steuereinnahmen von etwa 60 Milliarden Dollar würde diese Summe mehr als einen Prozent des Staatshaushaltes des südostasiatischen Königreichs ausmachen. Dies ist ein erheblich geringerer Anteil als die 200.000 Bitcoin, die die bulgarische Polizei angeblich beschlagnahmt hat, im Haushalt des südosteuropäischen Landes einnehmen würden. Aber es bleibt weiterhin eine gut sichtbare, enorme Summe.

Was mit diesen Bitcoins passiert, dürfte der Gegenstand von Rätseln bleiben. Sollte Thailand den USA verfahrensmäßig nacheifern, wird es zu einer Auktion der Coins kommen. Hier hat die USA mit der Versteigerung der Silk Road Coins bereits 2014 ein Beispiel dafür gesetzt, wie eine Regierung auf die denkbar transparenteste Weise Einnahmen aus Darknet-Festnahmen gegen Dollar tauscht.

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8 Kommentare zu Polizei von Thailand verhaftet Darknet-Admin und kassiert 100.000 Bitcoin ein

  1. Wie jetzt ? Wollen die Regierung die Bitcoins in Cash umwandeln ? Ist doch ein hochrisiko invenstment ? Die armen Bürger müssen geschützt werden … ach ja ist ja diesmal anders … die Regierungen verteilen die Bitcoins *lach* … Würde sagen 1: 0 für Bitcoin 😉 P.s Wenn ein zeichen gesetzt werden sollte gegen Bitcoin, dann müssten nun die 100000 BTC gebrannt werden sprich ins nirvana schicken … also die Herren von der Regierung was macht ihr nun ?

  2. Ist es nicht eher ein Löwenanteil als ein Bärenanteil? Soll den Lesern hier ein Löwe aufgebunden werden?

  3. 100’000 Bitcoins mit oder ohne Private Key? 😉

  4. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es sich für die “Investoren” sehr lohnt, an den Versteigerungen der beschlagnahmten Bitcoins teilzunehmen:

    Rechenbeispiel (nur eine Auswahl der bisherigen US-Marshals Auktionen)

    30. Juni 2014: 30.000 Bitcoins für 19,4 Millionen US-Dollar
    Erzielter Verkaufskurs: 647 US-Dollar/Bitcoin
    Käufer: Risikokapitalgeber Timothy Draper
    Heutiger Wert: 315 Millionen Dollar – Nettogewinn 295,6 Millionen Dollar

    09. Dezember 2014: 48.000 Bitcoins für 18,1 Millionen US-Dollar
    Erzielter Verkaufskurs: 378 US-Dollar/Bitcoin
    Käufer: Second Markets, eine von Barry Silbert gegründete Tauschbörse, die den Bitcoin Investment Trust-Fonds verwaltet
    Heutiger Wert: 504 Millionen Dollar – Nettogewinn 485,9 Millionen Dollar

    30. November 2015: 44.000 Bitcoins für 14,6 Millionen US-Dollar
    Erzielter Verkaufskurs: 332 US-Dollar/Bitcoin
    Käufer: Unbekannt
    Heutiger Wert: 462 Millionen Dollar – Nettogewinn 447,4 Millionen Dollar

    22. August 2016: 2.700 Bitcoins für 1,6 Millionen US-Dollar
    Erzielter Verkaufskurs: 585 US-Dollar/Bitcoin
    Käufer: Unbekannt
    Heutiger Wert: 28,3 Millionen Dollar – Nettogewinn 26,7 Millionen Dollar

    Vorausgesetzt, sie haben ihre Bitcoins nicht verkauft, beträgt der
    Gesamtgewinn der glücklichen Höchstbieter aktuell ca.

    1,25 Milliarden US Dollar !!!

    • …ich meine, würden die USA die Bitcoins nicht immer gleich so schnell versteigern, sondern einfach ein bisschen liegen lassen, so könnte Donald Trump heute damit bestimmt schon mal loker 400 km (von 3200 km) von seiner Liebliens-Grezmauer zu Mexiko einfach bauen lassen – ganz ohne Finanzierungsprobleme! 😉

  5. Es ist auffällig das das “Darknet” immer mit Illegalen Geschäften in Verbindung gebracht wird. Es ist eben der einzige verbliebene Ort der freien Meinungsäußerung, der eben von diversen Menschen für ihre illegalen Zwecke missbraucht wird.

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