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Indien verbietet Bitcoin nicht – aber untersagt es Banken, Überweisungen an Börsen zuzulassen.

Hat zwar nur wenig mit der Geschichte zu tun, ist aber ein schönes Bild aus New Delhi. Bild von M M via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die harte Maßnahme der Zentralbank kommt einem Verbot von Bitcoin-Börsen gleich. Dies wird die Bitcoin-Wirtschaft des Landes nicht abwürgen – aber die großen Vorteile, die Bitcoin für Indien bringen könnte, zunichte machen.

Die indische Ausgabe der Economic Times hat vorgestern über eine etwas beunruhigende Nachricht der Zentralbank Indiens (RBI) berichtet. Diese hat allen von ihr regulierten Banken und Zahlungsdienstleistern effektiv verboten, „mit Individuen oder Unternehmen, die mit virtuellen Währung handeln oder arbeiten, zusammenzuarbeiten oder diesen Dienstleistungen anzubieten.“

Übermäßig überraschend ist dies nicht. Schon Ende 2017 gab es Hinweise darauf, dass die Zentralbank Bitcoin verbieten möchte. Im Februar 2018 hat sich der Finanzminister Arun Jaitley sehr eindeutig geäußert: „Die Regierung betrachtet Kryptowährungen nicht als gesetzliches Zahlungsmittel und wird Maßnahmen ergreifen, um die Nutzung von Krypto-Assets für illegale finanzielle Aktivitäten oder als Teil des Zahlungssystems auszumerzen.“

Für die Börsen und Wechselstuben des Landes bedeutet die harte Linie der Zentralbank offensichtlich, dass deren Kunden nun keine Möglichkeit mehr haben werden, Geld einzuzahlen, um damit Bitcoins und andere Kryptowährungen zu kaufen. Wie Gadget360° berichtet, hat die Anordnung prompt Früchte getragen: Sowohl die HDFC als auch die Yes Bank haben ihre Kunden darüber informiert, dass sie weder ihre Bankkonten noch Kredit- oder Debitkarten weiter dafür benutzen dürfen, Bitcoins oder andere virtuelle Währungen zu kaufen.

„Nicht überraschend, aber bescheuert“

Das indische Magazin hat versucht, Statements von Vertretern der Bitcoin-Börsen von Indien zu bekommen. Geantwortet hat lediglich der CEO von Koinex, Rahul Raj. Er sagte, die Ankündigung habe die Märkte in jedem Fall getroffen. Sowohl die Werte von Token als auch das Handelsvolumen sei deutlich gefallen. Er meint allerdings auch, dass die RBI den Banken eine gewisse Frist gegeben habe, um ausstehende Verpflichtungen auszugleichen. „Diese Zeit ist essenziell für die Krypto-Branche, um einen Dialog mit den Regulierern zu initiieren und eine gemeinsame Strategie auszuarbeiten.“

Weniger freundlich war ein anonym bleibender Mitarbeiter einer großen indischen Börse: „Das ist nicht wirklich eine Überraschung, aber es ist bescheuert“. Die Regierung und die Banken seien diejenigen, die den großen Betrug in der Welt verursachen, „aber sie sagen, Bitcoin wird für illegale Zwecke benutzt.“ Er erzählt, dass bereits im Januar die Bankkonten der Börse eingefroren worden seien, und es Kampagnen in den sozialen Medien gebe, um die Leute von Kryptowährungen fernzuhalten.

Siddharth Devnani, ein Experte der Branche, erklärt Gadget360°, dass einige Banken bereits in den letzten Monaten begonnen haben, die Konten von Börsen zu blocken. Er geht davon aus, dass die Anordnung der RBI alle Banken veranlassen wird, dasselbe zu tun. Er nennt dies „beinah ein vollständiges Verbot der Börsen“, und betrachtet es eher mit Beunruhigung: „Peer to Peer Seiten und andere Gruppen, die bereits existieren, werden das Vakuum füllen, und viele weitere Handelsplattformen werden geschaffen werden, die unter dem Radar fliegen oder außerhalb von Indien agieren.“ Die Folgen werden sein, dass der Bitcoin-Handel vollständig unreguliert geschehen wird, was die Risiken von Betrug und Geldwäsche noch erhöht.

Irgendwie verständlich, aber doch kontraproduktiv

Es ist verständlich, dass sich die indische Zentralbank darum sorgt, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen für illegale Aktivitäten missbraucht werden. Die RBI versucht seit Ende 2016, entschieden die in Indien epidemischen Schwarzmärkte zu bekämpfen, wofür sie auch einen Großteil des verwendeten Bargelds aus dem Verkehr gezogen hat. Dies hat damals die Aufmerksamkeit für Bitcoin deutlich gestärkt und machte Indien zu einem der neuen, großen Märkte für Bitcoin. Nicht zufällig fiel das Ereignis in den Beginn der großen Bitcoin-Rally, die Anfang des Jahres bei mehr als 14.000 Euro gegipfelt hat.

Das Verbot für Banken, Geschäfte mit Bitcoin-Unternehmen zu machen, könnte jedoch einen eher kontraproduktiven Effekt haben. Zum einen lässt es sich, wie Devnani erklärt, durch P2P-Marktplätze wie LocalBitcoins umgehen, wodurch es weiter möglich sein wird, Kryptowährungen für Betrug und Geldwäsche zu verwenden. Indem die Regierung die regulierbaren Börsen schwächt bzw. effektiv abschafft, wird es für sie sogar noch schwieriger werden, den Markt zu kontrollieren.

Gleichzeitig beraubt die Zentralbank Indien mit der Maßnahme zugleich der Möglichkeit, von der Krypto-Revolution zu profitieren. Denn für kaum ein Land der Welt kann Bitcoin so nützlich sein wie für Indien. Das Land verfügt über ein gut gebildetes, der englischen Sprache mächtiges Heer an Arbeitskraft, das seine Dienstleistungen – sei es der Telefon-Support, sei es die Software-Entwicklung – auf internationalen Märkten verkauft. Auch ist Indien der größte Empfänger von Remittance-Überweisungen von Gastarbeitern im Ausland. Sowohl das eine wie das andere profitiert massiv davon, wenn finanzielle Überweisungen schnell, sicher und ohne teure Mittelsmänner möglich werden. F

Aber es scheint, als habe die Zentralbank diese Chance gekappt. Denn ohne liquide Börsen wird Bitcoin für solche Zwecke deutlich weniger nützlich.

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4 Kommentare zu Indien verbietet Bitcoin nicht – aber untersagt es Banken, Überweisungen an Börsen zuzulassen.

  1. John M Keynes // 9. April 2018 um 13:28 // Antworten

    Die Angst vor den möglicherweise nicht kontrollierbaren Folgen einer Cryptowirtschaft hat die indische Regierung offensichtlich zu diesem Schritt bewogen. Ebenso wie die vorgeblich dem Kampf gegen die Korruption geschuldete Entwertung von 86% aller Rupiennoten vor zwei Jahren sind die Folgen den Herrschenden scheinbar egal. Mittlerweile ist bekannt, dass die Banknotenentwertung der indischen Wirtschaft massiv geschadet hat. Aber Schwamm drüber, solange echte Konsequenzen nur durch die Bürger auszubaden sind. Indien agiert somit bei wirtschaftlichen Themen eher protektionistisch und ohne ausreichende Abschätzung der Folgen, ein wenig mehr Mut täte dem wunderbaren Land wirklich gut.

  2. Bitcoin ist auch einfach nur asozial. In Indien haben viele Menschen nicht einmal Strom und eine Transaktion verbraucht also dann soviel wie ca. 10000 Indische Haushalte am Tag? An dieser Stelle will ich auch noch äußern, dass ich mit meiner Andasa Kreditkarte 0.25% Cashback bekomme bei 0.3% Gebühren für Händler. (Auf Grund EU Richtlinie)

    • Bitcoin zu verbieten bringt aber auch keine Stromleitungen zu den Menschen. Das Problem ist nicht, dass wir zu wenig Strom haben, was sich an den sehr niedrigen Strompreisen welche die Miner zahlen zeigt, sondern dass die nötige Infrastruktur fehlt.

  3. Einfache Lösung: Menschen mit Internet und Strom verwenden mehr Bitcoin, da die Regierung sie vom Wechsel in die Rupie abhält. Wer würde damit die größeren Probleme haben? Genau, die Menschen ohne Internet und Strom.

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