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Kryptobörse Bitfinex hat wohl dieselbe Bank benutzt wie kolumbianische Drogenkartelle

Sieht unscheinbar aus, ist aber wohl eines der Zentren der europäischen Geldwäsche: Das polnische Städten Pruszków. Bild von Katarzyna Matylla via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die polnische Staatsanwaltschaft hat von einer kleinen Bank Konten im Gegenwert von 300 Millionen Euro beschlagnahmt. Die Konten gehörten Firmen, die Geld aus dem internationalen Drogenhandel gewaschen haben. Im Internet heißt es, dass auch Gelder der großen Bitcoin-Börse Bitfinex eingefroren worden sind. Dafür gibt es jedoch keinen echten Hinweis – außer, dass die Börse ein Konto bei derselben Bank hat.

Derzeit liest man im Internet, dass die polnische Polizei 300 Millionen Dollar von der Bitcoin-Börse Bitfinex beschlagnahmt habe. Diese durchaus spannende Räuberpistole beginnt mit einem Artikel auf dem investativen polnischen TV-Portal tvp.info. Dank Google kann ich Auszüge daraus problemlos übersetzen.

Dem Artikel zufolge hat das Centralne Biuro Śledcze (CBŚP), laut Wikipedia „eine Organisation der polnischen Polizei, die die Aufgabe hat, das organisierte Verbrechen, Kriminalität mit Auslandsbezug und Drogenkriminalität zu bekämpfen“, 1,27 Milliarden polnische Zloty – etwa 300 Millionen Euro – beschlagnahmt. Diese Gelder gehören zwei Unternehmen aus Pruszków, einer Kleinstadt nahe Warschaues, welche von einem in Kanada geborenen Panamaer sowie einem Kolumbianer mit panamaischer Staatsbürger geleitet werden. Eine dieser Firmen, so tvp.info, sei ein Anteilseigner einer Kryptowährungs-Börse. Einen Namen nennt das Portal allerdings nicht.

Tvp.info habe von Details der Untersuchungen erfahren, die zu einer rekordverdächtigen Beschlagnahmung von Mafia-Eigentum geführt hat. Die Herkunft der Gelder ist nebulös und abenteuerlich. „Alles begann mit dem Bau der belgischen Botschaft in der Demokratischen Republik Kongo.“ Das belgische Außenministerium habe von dem beauftragten Bauunternehmen eine Rechnung über 400.000 Euro erhalten. Daraufhin hat sich jedoch ein Betrüger als die Firma ausgegeben, woraufhin das Ministerium die Euro auf dessen Bankkonto gesendet habe. Nachdem  klar wurde, was passiert ist, wurde Interpol eingeschaltet. Die Ermittlungen führten schließlich zu einer der Firmen in Pruszków.

Bei der Überprüfung dieser Firma stießen die Ermittler auf das andere in der Stadt registrierte Unternehmen. Dieses war mit „einer großen Online-Börse für Kryptowährungen“ verbunden. Den Recherchen von tvp.info zufolge hatten beide Firmen ausschließlich die Funktion, schmutziges Geld zu waschen. Sie seien mit kolumbianischen Drogenkartellen verbunden. Es gebe eine relativ lange Kette von miteinander verbundenen Firmen, die finanzielle Transaktionen aus dem Kokain-Schmuggel nach Europa wie auch von großen Betrugsfällen verschleiern. Im Zuge diese Operation würde das Geld auch in Kryptowährungen gewechselt werden, so eine Quelle von tvp.info.

Anfang März haben die Ermittler von verschiedenen Firmen des Geflechts etwa 9,5 Millionen Zloty sowie 20 Millionen Dollar beschlagnahmt. Vergangenen Freitag hat nun die nationale Generalstaatsanwaltschaft bekanntgegeben, dass sie noch sehr viel mehr Gelder eingefroren hat: Insgesamt 1,3 Milliarden Zloty. Beide waren auf Konten der beiden Firmen aus Pruszków. Bis hierhin ist die Verbindung zu Bitfinex noch äußerst schwammig. Tvp.info nennt die beteiligte Kryptobörse nicht beim Namen und erwähnt auch nicht, welche Rolle sie konkret gespielt hat.

Eine Lokalzeitung aus Skierniewice, einer anderen zentralpolnischen Kleinstadt, fügt der Geschichte das fehlende Bindeglied hinzu. Sie berichtet, dass die Staatsanwaltschaft 1,3 Milliarden Zloty von der lokalen Bank Spółdzielczy beschlagnahmt hat. Man könnte den Namen der Bank als Genossenschaftsbank von Skierniewice übersetzen. Die Zeitung sagt, es gebe den Verdacht, dass das Geld in Verbindung zu Bitfinex und kolumbianischen Drogenkartellen stehe.

Tatsächlich findet sich im Netz ein Hinweis darauf, der diese Verbindung stärkt. Bereits im November hat Trustnodes darüber berichtet, dass Bitfinex ein neues Konto bei einer polnischen Bank hat: Bei der Genossenschaftsbank von Skierniewice. Dieses Bankkonto hat der Börse ermöglicht, auch den Handel mit Euro anzubieten. Trustnodes zufolge hatte die Bank noch 2011 Einlagen von lediglich 13 Millionen Dollar – eine Summe, die bei Bitfinex in etwa einer Stunde umgesetzt wird. Das Bankkonto wurde auf eine Limited namens Crypto SP. registriert; Bitfinex teilt es mit Cex.io, einer kleineren Börse für Kryptowährungen. Die Firme Crypto SP gehöre Crypto Capital Corp, einer Firma aus Panama, die auf ihrer Webseite damit wirbt, weltweit die Fiat-Überweisungen von und zu Kryptobörsen zu prozessieren. Zu ihren Kunden gehören neben Bitfinex und Cex.io auch Quadriga, Coinapult und Exmo.

Wie man aufgrund dieser Berichte darauf kommt, dass von Bitfinex 300 Millionen Dollar beschlagnahmt worden sind, ist mir unverständlich. Das einzige, was man mit relativ großer Sicherheit weiß, ist, dass Bitfinex einen Dienstleister für Fiat-Transaktionen benutzt, der ein Konto bei der polnischen Bank hat(te), die auch von internationalen kriminellen Banden verwendet wurde, um Geld zu waschen. Dies allein ist in keinster Weise strafbar. Wegen der oft auftretenden Komplikationen mit Banken dürfte es sogar naheliegend sein, dass Kryptobörsen sich eine Bank aussuchen, die besonders diskret ist. Man könnte darüber spekulieren, dass Bitfinex bzw. die Crypto Capital Corp irgendwie in die Waschstraße für die schmutzigen Gelder involviert war, was ein wenig von dem Bericht von tvp.info gestützt wird. Doch einen echten Hinweis darauf gibt es nicht.

Nachdem das Magazin Finance Magnates über die Affäre berichtete, wurde es von Bitfinex kontaktiert. Die Börse bestätigte, dass sie von den Verdächtigungen wisse, die von polnischen Medien derzeit erhoben werde. „Bitfinex ist überzeugt, dass diese Verdächtigungen falsch und dass die Kunden von Bitfinex von den unzutreffenden Gerüchten nicht betroffen sind.“ Dass Bitfinex lediglich „überzeugt ist“ (englisch: believe), könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Börse selbst nichts mit der Bank zu tun hat, und nicht zu 100 Prozent weiß, ob das Konto von Crypto Capital in die Geldwäsche involviert ist oder nicht. Dass sowohl Crypto Corp als auch die Scheinfirmen aus Pruszków irgendwie auf Panama zurückgehen, könnte ein Hinweis darauf sein. Doch dies ist wilde Spekulation.

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4 Kommentare zu Kryptobörse Bitfinex hat wohl dieselbe Bank benutzt wie kolumbianische Drogenkartelle

  1. Kleiner Tipp: deepl.com übersetzt verdammt gut und auch noch von polnisch nach deutsch.

  2. Hab jedenfalls die Tage erst Auszahlung von bitfinex über das Konto bekommen

  3. oh, stimmt. War mir garnicht aufgefallen, dass EUR transfers allen ernstes über Cryptocapital abgewickelt werden O.ô Wenn man die bitcointalk threads von Exmo und cex.io mal liest, liest man hunderte von Beschwerden über Transfers die Wochen oder gar Monate dauern. Auch Kraken.com hatte eine Partnerschaft mit Cryptocapital, hat sie aber eben aufgrund dieser Beschwerden, fürs erste aus dem Programm genommen.
    Die Website selbst von denen ist relativ schlecht gemacht und es gab vor 2 Jahren auch noch diverse Bugs und Probleme, wie es heute ist kann ich nicht beurteilen, aber die Berichte in den Threads sind ja deutlich. Daher wundert es mich sehr, dass Bitfinex denen überhaupt etwas anvertraut.

  4. Wieso bei einer Bank sein die mit der Mafia Geschäfte macht?! Wieso nicht gleich bei einer Mafia Bank wie der Deutschen Bank sein? https://global.handelsblatt.com/finance/deutsche-bank-an-international-criminal-organization-767816

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