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„Wann der nächste Hype um Bitcoin losgeht, ist noch nicht abzusehen. Doch bis dahin sollte Bitcoin seine Skalierungsproblematik mithilfe von Lightning in den Griff bekommen haben.“

Immer gut für Erheiterung und einen Zuckerschub: Der Candy Dispenser auf dem Lightning Hackday. Bild von Klemens Kilic. Credit: BunnyCat Productions.

Vergangenen Samstag fand in Berlin der zweite Lightning Hackday statt. Klemens Kilic, der Gründer vom Coin Kurier, war dort und hat einen Erfahrungsbericht dazu verfasst.

In der Früh machte ich mich auf den Weg nach Berlin zum zweiten Lightning Hackday. Bereits bei der Ankunft merkte ich rasch, dass es sich hierbei um keine herkömmliche Blockchain-Veranstaltung handelt, wo die Besucher erfahren, was denn dieser Bitcoin ist.

Jeder zweite Besucher trägt ein Shirt, das auf Bitcoin oder andere Blockchain-Projekte hinweist. Alle Stühle sind belegt, sodass meine Begleitung und ich auf dem Boden Platz nehmen müssen. Und bereits die einleitenden Vorträge machen deutlich, dass ein tiefschürfendes Verständnis der Lightning Technologie vorausgesetzt wird. Wie der Name der Veranstaltung schon verrät, handelt es sich hierbei also um einen wahren Lightning Hackathon: also um ein Event, dass vor allem dem Austausch über das aktuelle Entwicklungsstadium der Lightning-Technologie dient.

Credit: BunnyCat Productions

Der Hauptveranstalter, Jeff Gallas, bietet zu Anfang den Rednern die Möglichkeit, sich und ihr Referatsthema vorzustellen. Der Schwerpunkt der Vorträge liegt auf verschiedenen Entwicklungsbereichen der Lightning-Technologie, an denen aktuell gearbeitet wird. Aber auch eine Designerin für Lightning-Wallets und der Entwickler eines Lightning-betriebenen Smarties-Automaten sind anwesend.

Die Stimmung ist gelöst, munter und kreativ. Die Besucher haben die Möglichkeit, zwischen drei Räumen fliegend hin- und herzuwechseln, wo teils simultan Reden gehalten werden. Nur ein Raum davon ist durch eine Türe von den anderen abgegrenzt. Die anderen sind offen, wodurch man manchen Reden nur mit Mühe folgen kann, da sich im Hintergrund kontrovers ausgetauscht wird. Im Hinterbereich des Mainfloors sind Tische aufgestellt, wo sich Programmierer an Rasperry Pies austoben können.

Ich, die Transaktion, du, die Blockchain

Die Star-Gäste sind das Team von Lightning Labs – der wohl bekanntesten Firma im Bezug auf die Entwicklung der Lightning-Technologie. So bekannt, dass es von Jack Dorsey, dem CEO von Twitter, und weiteren Silicon Valley-Größen finanziell unterstützt wird. Das Team ist zur Zeit viel unterwegs, und Conner Fromknecht (dem Kopf für kryptographische Umsetzung von Lightning Labs) zufolge erst am Vortag aus Portugal angereist.

Der Punkt ist: Wann der nächste Hype um Bitcoin losgeht, ist zwar noch nicht abzusehen. Bis dahin ist es aber dringend nötig, dass der Bitcoin seine Skalierungsproblematik mithilfe von Lightning in den Griff bekommt. Zur Zeit ist Lightning noch in der Beta-Phase und noch nicht ausreichend geprüft, um vom Massenmarkt genutzt zu werden.

Bevor es ins Detail geht, wird die Lightning Technologie auf dem Mainfloor zunächst in seinen Grundlagen vorgestellt. Ein Rollenspiel soll dabei helfen. Ich selber unterhalte mich derweil und sehe nur aus den Augenwinkeln, wie das Rollenspiel mit sichtlich amüsierten Protagonisten seinen Lauf nimmt. Die Rollen sind wohl so aufgeteilt, dass sowohl die Blockchain, die Netzwerkteilnehmer und die Transaktionen verkörpert werden.

Danach wird der Mainfloor vor allem von Conner Fromknecht, Olaoluwa Osuntokun und Bryan Vu belegt – dem Team von Lightning Labs. Thema sind unter anderem AMP (Atomic Multi-path Payments), Multi-Hop Lock Paper und Watchtowers. Ich als jemand ohne Programmierkenntnisse muss an einigen Stellen abschalten. Anderen Punkten wiederum kann ich durch die Kenntnisse des Whitepapers folgen, und an einigen Stellen ergibt es sich sogar, dass ich ein paar Fragen stellen kann.

In der Mittagspause nehme ich mir eine Pizza vom Tresen und gehen nach draußen um frische Luft zu schnappen. Ich schlendere ein wenig durch die Straßen und lande auf der Museumsinsel, wo ich vor der Alten Nationalgalerie stehen bleibe. Die Sonne strahlt und rechts von mir spielt ein Gitarrist Knocking On Heavens Door. Mit Blick auf das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV. denke ich darüber nach, mit welchen futuristischen Themen man sich heute auseinandersetzt, während man in der Zeit des Preußen-Königs froh war, einen Schlafplatz zu haben uns sich tagsüber mit Brot und Wasser zu nähren. Ich verwerfe den Gedankengang, schnipse dem Gitarristen ein bisschen Fiatgeld zu und drehe wieder um.

Das Team, das federführend an der Zukunft von Bitcoin arbeitet

Wieder beim Hackathon angekommen, schnappe ich mir eine kühle Fritz Kola und schaue mir den Smarties-Automaten genauer an. Das kleine Gerät erlaubt den Kauf von Smarties mit Bitcoin per Lightning. Es muss nur ein QR-Code gescannt werden und schon kann man mit ein paar Tausend Satoshis Smarties blitzschnell erwerben. Im Laufe der Veranstaltung kommt es immer wieder vor, dass der Automat während eines  Vortrags rotiert, Smarties auswirft und jemand vorsichtig zu ihm läuft, um sich seine Beute abzuholen. Zur Erheiterung trägt es zweifellos bei.

Mittlerweile ist auch Elizabeth Stark eingetroffen, die Co-Gründerin und CEO von Lightning Labs. Gemeinsam mit Conner berichtet sie vom aktuellen Entwicklungsstand, sowie von Problemen und Herausforderungen der Lightning-Technologie. Neben technischen Details thematisiert sie auch beliebte Fragestellungen: Was versteht man unter der Second Layer? Was ist die Third Layer? Warum ist die Kritik, Lightning führe zu Zentralisierung innerhalb des Netzwerks, unbegründet?

Elizabeth betont, dass die Begrifflichkeiten noch nicht ganz klar seien. Conner argumentiert, dass es am meisten Sinn ergebe, wenn man die Bitcoin-Blockchain als First Layer (erste Ebene), Lightning als Second Layer und alle darauf aufbauenden LApps (Lightning Applikationen) als Third Layer bezeichnet. Aber er räumt auch ein, dass die Semantik hier häufig verschwimmt.

Die Angst, Bitcoin würde durch das Lightning Network übers Hintertürchen zentralisiert werden, zerstreut Conner. Zwar ist es richtig, dass durch die Second Layer eine gewisse Zentralisierung der Transaktionsströme denkbar ist, allerdings wird der Wettbewerb hier verschiedene Knotenpunkte (Hubs) hervorbringen, wodurch der Markt eine Zentralisierung verunmöglicht. Im Gegensatz zu konventionellen Konten ist man außerdem immer Herr seines eigenen Geldes, weswegen keineswegs von Zentralisierung die Rede sein kann, so Conner. Die Befürchtungen seien daher unbegründet.

In einer abschließenden Rede spricht Elizabeth ihren Dank für all die interessanten Fragen aus. Sie unterstreicht noch, wie sehr sie sich der Verantwortung bewusst sei, dass ihr kleines Team federführend an der Zukunft Bitcoins arbeitet.

Im Anschluss machen sich die Besucher des Hackdays dann mit Öffis bzw. Taxis auf den Weg zum Room77, dem wohl bekanntesten Pro-Bitcoin-Restaurant Deutschlands. Die Toiletten sind zugekleistert mit Aufklebern vom Dogecoin, Monero, Bitcoin undsoweiter. Bier, Burger und interessante Gespräche haben mich dann sogar das WM-Spiel „Deutschland gegen Schweden“ ignorieren lassen, was nebenher auf einer Leinwand lief. Gezahlt wurde – natürlich – mit Bitcoin.

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15 Kommentare zu „Wann der nächste Hype um Bitcoin losgeht, ist noch nicht abzusehen. Doch bis dahin sollte Bitcoin seine Skalierungsproblematik mithilfe von Lightning in den Griff bekommen haben.“

  1. Yeah, eine Gruppe von Hardcore Nerds, die das Rad neu erfinden!
    https://twitter.com/Don_wonton/status/1011977879486435329

    • Danke für das Kompliment und das Vertrauen in unsere Fähigkeiten!

      • Anonymous // 28. Juni 2018 um 20:51 //

        Ich bezweifle nicht, dass hinter Lightning schlaue Köpfe stecken. Aber sie scheinen wenig Verständnis von Wirtschaft zu haben und denken zu realitätsfern.
        Zwei Beispiele:
        – Der Aufbau des LN ist nicht vergleichbar mit einem existierenden Konstrukt: Die Weise, in der sich Gelder im Netzwerk durch die Kanäle bewegen, ist eine Neuerfindung des Geldflusses in der Finanzwelt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Netzwerk traditionelle Systeme ablösen soll. Die normale Bitcoin Blockchain hingegen ist ein globaler Ledger, entspricht also den finanziellen Systemen wie wir sie von heute kennen – nur eben dezentral.
        – Jeder Nutzer im Lightning Network muss eine eigene Node laufen lassen und am besten immer online sein, da sonst die Gelder unsicher sind. Abgesehen davon, dass ein Lightning Wallet im Prinzip ein Hotwallet ist, halte ich es für unwahrscheinlich, dass Otto Normalverbraucher dauernd eine Node laufen lässt. Ja, es gibt auch noch Watchtower, aber das verwirft den Gedanken des „trustless“ ja total. Und für die Menschen, denen Bitcoin am meisten hilft, ist Lightning eine große Barriere beim Einstieg. https://imgur.com/a/etoB5

      • Jakub Hampel // 29. Juni 2018 um 9:31 //

        @Anonymous: Viel Meinung, aber wenig Substanz. Du argumentierst mit Meinung statt Fakten.

        Kannst Du folgende Behauptungen auch mit Fakten hinterlegen? Ich nehme mal ein paar Punkte auf und bringe jeweils ein Gegenbeispiel:

        – Die Köpfe hinter Lightning haben von Wirtschaft keine Ahnung.
        Lightning Labs hat vom Twitter- und Square-Gründer Jack Dorsey ein Millionen-Investment erhalten. https://techcrunch.com/2018/03/15/lightning-labs-just-raised-millions-from-jack-dorsey-and-others-to-supercharge-blockchain-transactions/?guccounter=1

        – Die Köpfe hinter Lightning denken zu realitätsfern.
        Elizabeth Stark von Lightning Labs ist Advisor für das HTC Exodus, (Blockchain Phone) https://www.htcexodus.com/

        – Der Aufbau des LN ist nicht vergleichbar mit einem existierenden Konstrukt.
        Welchen Punkt genau meinst Du? Hier wäre ein vergleichbares Konstrukt: https://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell

        – Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen …
        Gegen Deine Vorstellungskraft kann ich nicht argumentieren, aber wer sich mit Bitcoin & Co. beschätigt sollte davon doch eigentlich relativ viel mitbringen…

        – Die normale Bitcoin-Blockchain ist ein globaler Ledger.
        Stimmt, und darauf baut das Lightning Netzwerk ja auf.

        – Jeder Nutzer muss einen eigenen Node laufen lassen.
        Idealerweise ja. Genau so, wie bei Bitcoin. Aber man sieht, dass viele Nutzer im „trustless“ System Bitcoin auch auf andere Anbieter, z.B. gehostete Wallets, vertrauen. Das wird bei Lightning nicht anders sein. Lightning wird perspektivisch sowieso im Hintergrund verschwinden, d.h. der Endnutzer bekommt es in den seltesten Fällen direkt zu Gesicht. Und Watchtower können trustless sein, https://lists.linuxfoundation.org/pipermail/lightning-dev/2018-April/001202.html

        – Den Menschen, den Bitcoin am meisten hilft…
        Lightning ändert an Bitcoin selbst nichts, sondern baut eine weitere Schicht obendrauf. Für die Menschen, denen Bitcoin am meisten hilft, ändert sich also nichts. Außer natürlich, dass die Bitcoin-Blockchain selbst entlastet wird und so als Nebeneffekt auch On-Chain-Transaktionen wieder günstiger werden. Als digitaler Wertspeicher für Menschen in inflationsgeplagten Ländern oder Ländern mit strengen finanziellen Ausfuhrbestimmungen bleibt Bitcoin so attraktiv wie eh und je. Und mit Lightning (neben anderen 2nd-Layer-Lösungen) werden auch andere Massennutzung-Fälle wieder realisierbar, etwa die vielzitierte Kaffeezahlung.

      • Anonymous // 29. Juni 2018 um 15:03 //

        @Jakub Hampel

        Meine Aussage mit „wenig Verständnis von Wirtschaft“ war sehr allgemein formuliert, und daher möglicherweise missverständlich. Im Kern meine ich damit zwei Dinge:

        – Geschäftsführung
        Den Vorteil des First Movers hat Bitcoin dadurch verloren, dass Core auf eine Blocksize von 1mb besteht und damit den Durchbruch verpasst hat. Stattdessen wir auf eine unfertige Lösung gesetzt, die seit 3 Jahren in 18 Monaten fertig und marktreif sein soll. Ein schlauer Geschäftsmann hätte die Blocksize erhöht und parallel an Lightning gearbeitet. Die Realität ist: Die Welt wartet nicht nicht auf Lightning. Wenn eine Kryptowährung kommt, die schon jetzt skalieren kann und BTC überholt bei der Adoption, dann interessiert das Lightning Network nicht mehr.

        – Bewusstsein über die Folgen von 2nd Layer Technologien als Skalierungsmethode
        Häufig ignoriert werden die langfristigen Folgen für die Blockchain selbst, wenn die meisten Fees auf dem Lightning Netzwerk bezahlt werden: Irgendwann müssten die On-Chain Gebühren sehr hoch sein, da der Block Reward weiter abnimmt, um die Miner weiterhin zu finanzieren. Sollte dies nicht erfolgen, dann ist das Mining unprofitabel, weshalb die Hashrate abnimmt und damit einhergehend die Sicherheit der Basis Ebene (Blockchain).

        Um auf die anderen Punkte einzugehen:

        – Lightning Labs hat vom Twitter- und Square-Gründer Jack Dorsey ein Millionen-Investment erhalten
        Kann er ja machen, wenn er daran glaubt. Für ihn ist das Spielgeld und wenn sich Lightning durchsetzen sollte, dann ist Square einer der großen Hub Betreiber.

        – Elizabeth Stark von Lightning Labs ist Advisor für das HTC Exodus
        Natürlich will ein Startup überall in Präsenz treten. Das meine ich aber nicht mit realitätsfern. Ich hatte das Beispiel angeführt, dass jeder Nutzer seine eigene Node laufen lassen muss. Es ist für Otto Normalverbraucher viel zu kompliziert, einen Raspberry Pi o.Ä. zuhause einzurichten, zumal ein wirklicher Vorteil über Banken ja nicht vorliegt.

        – Welchen Punkt genau meinst Du? Hier wäre ein vergleichbares Konstrukt
        Ich meine kein technisches Konstrukt (wie das OSI Schichtmodell), sondern ein finanzielles. Lightning lässt sich in etwa als Netzwerk von Kanälen beschreiben, in denen IOUs mit zuvor festgelegten begrenzten Beträgen (begrenzt durch das Prefunding) ausgetauscht werden. So werden IRL keine Transaktionen getätigt. Eine Blockchain aber funktioniert genau so, wie ein globaler Ledger, ändert also nichts daran, wie Finanzen getätigt werden.

        – Gegen Deine Vorstellungskraft kann ich nicht argumentieren, aber wer sich mit Bitcoin & Co. beschätigt sollte davon doch eigentlich relativ viel mitbringen…
        Wenn du dir vorstellen kannst, dass Lightning die Finanzwelt komplett neuerfinden kann: Großartig!

        – Stimmt, und darauf baut das Lightning Netzwerk ja auf.
        … was garnichts bedeutet.

        – Das wird bei Lightning nicht anders sein
        Wenn man mit der Einstellung herangeht, dann ist mir nicht klar, woher deine Faszination an Bitcoin herrührt. Warum nicht gleich Ripple? Das ist ein funktionierendes Produkt, was viel wahrscheinlicher SWIFT ersetzen wird als Lightning es machen wird.
        Zumal das den Menschen, denen Bitcoin am meisten helfen kann, nicht weiterhilft. Denn die haben immer noch keine Banken und können sich auch kein 24/7 Node leisten oder einen Watchtower (der ja auch irgendwie erstmal bezahlt werden muss).
        Ich weiß nicht, was du mit dem Link mitteilen möchtest. Watchtower sind in erster Linie dazu da, dass man statt dem Channel-Partner zu vertrauen, dem Watchtower vertraut. Wenn ein Watchtower trustless möglich wäre, dann könnte ja ebenso mein Channel-Partner mein Watchtower sein. 😉

        – Lightning ändert an Bitcoin selbst nichts, sondern baut eine weitere Schicht obendrauf. Für die Menschen, denen Bitcoin am meisten hilft, ändert sich also nichts.
        Technisch ändert Lightning an Bitcoin nichts, wirtschaftlich (wie bereits erwähnt) aber schon.

        – Außer natürlich, dass die Bitcoin-Blockchain selbst entlastet wird und so als Nebeneffekt auch On-Chain-Transaktionen wieder günstiger werden.
        Ja, und langfristig können die Miner so nicht finanziert werden. Die Folgen davon habe ich ja bereits angesprochen.

        – Als digitaler Wertspeicher für Menschen in inflationsgeplagten Ländern oder Ländern mit strengen finanziellen Ausfuhrbestimmungen bleibt Bitcoin so attraktiv wie eh und je.
        Mag sein. Das ist aber kein Argument für das Lightning Network. Langfristig ist die primäre Eigenschaft des Store of Value zudem nicht healthy.

      • herzmeister // 29. Juni 2018 um 19:39 //

        > Ja, und langfristig können die Miner so nicht finanziert werden. Die Folgen davon habe ich ja bereits angesprochen.

        Das würde für *jegliche* Onchain-Optimierung gelten. Batching, CoinJoin-Techniken mit Signaturen-Aggregation usw., all das bedeutet, dass Minern mehr Gebühren durch die Lappen gehn.

        Bedeutet dass, dass man auf jegliche technische Optimierungen verzichten sollte?

        Optimierungen, die es zudem erlauben, mehr Full Nodes zu betreiben und die Dezentralität zu stärken?

        I don’t think so.

        Und letztlich kann man Lightning ja ebenso als Onchain-Optimierung betrachten, weil ein Channel technisch gesehen und lediglich auch nur eine „lange“ Transaktion mit vielen Teilnehmern ist.

        Auf der anderen Seite wird sich ja oft über die Umweltauswirkungen beschwert.

        Irgendwie schon schön, wie sich am Ende alles in Balance hält. Wahrscheinlich verbraucht Bitcoin in 10 Jahren immer noch so viel Energie wie Dänemark (und kocht nicht die Ozeane auf.) Weniger Block Reward und weniger Gebühreneinkünfte pro „MeatSpace“-Transaktion für Miner, aber doch viel mehr Aktivität im Netzwerk.

      • Interessantes Argument.
        Es hinkt ein wenig, weil keine andere Form der onchain Transaktion andere Parteien als die Miner mit Gebühren belohnt, während LN den Anteil senkt, den die Miner von der Summe erhalten, die die User bereit, für Gebühren auszugeben … Aber auch das kann man relativ sehen, da LN Hubs ja ebenfalls eine Leistung bringen, vielleicht sogar eine größere als die einzelnen PoW-Produzenten …

      • Anonymous // 29. Juni 2018 um 20:29 //

        @herzmeister
        Ich habe Onchain-Optimierungen doch garnicht ausgeschlossen, ich begrüße diese, solange keine größeren Nachteile dadurch entstehen.
        Deine Schlussfolgerung, „dass Minern mehr Gebühren durch die Lappen gehn“ ist allerdings nicht korrekt: Zwar bezahlt man für eine Transaktion im Mittel weniger, aber es passen ja auch mehr Transaktionen in den gleichen Block; also der Miner erhält nach wie vor seinen bestimmten Betrag pro Byte.

        Lightning würde ich weniger als Onchain-Optimierung bezeichen, sondern als Reduzierung der Onchain Aktivität, wodurch einer der folgenden Fälle auftreten wird:
        1) Onchain Gebühren zum Einstieg in das Lightning Network wird höher
        2) Miner können aufgrund zu geringer Gebühren nicht mehr finanziert werden, wodurch die Sicherheit der Blockchain abnimmt
        Beide Fälle will man vermeiden, aber das geht zwangsläufig ja nicht.

        „Auf der anderen Seite wird sich ja oft über die Umweltauswirkungen beschwert.“
        Das hat zwar keinen Bezug zum eigentlichen Thema, aber ich gebe trotzdem meine Meinung dazu. Egal ob 2nd Layer oder größere Blöcke, beide „Skalierungs“-Methoden machen Bitcoin umweltfreundlicher (weniger Kosten pro Transaktion). Tatsächlich denke ich aber, dass größere Blöcke mehr helfen, denn bei gleicher Sicherheit (= Hashpower) auf der Blockchain ist das Lightning Network ein weiterer Stromfresser.
        Langfristig würde ich mir aber – vorausgesetzt das Mining bleibt attraktiv – keine Gedanken um die Umwelt machen, denn mit steigender Adoption und vielen ASIC Herstellern steigt der Wettbewerb. Ein ASIC, der so aufgebaut ist, dass die Wärmeenergie effektiv weiterverwendet werden kann, wird sich selbstverständlich durchsetzen, da er ein Kostenvorteil ist.

      • Ich bin der Meinung, dass der Aspekt des Ressourcenverbrauchs hier eigentlich von fast allen stark unterschätzt wird.
        Klar: Lightning Tx oder mehr Onchain Tx, beides senkt die Kosten pro Tx
        Aber ich sage mal, da müssen schon alle Tx der Welt drüberlaufen, damit man in der Art zu rechnen auf ein erträgliches Maß kommt.

        „Langfristig würde ich mir aber – vorausgesetzt das Mining bleibt attraktiv – keine Gedanken um die Umwelt machen, denn mit steigender Adoption und vielen ASIC Herstellern steigt der Wettbewerb. Ein ASIC, der so aufgebaut ist, dass die Wärmeenergie effektiv weiterverwendet werden kann, wird sich selbstverständlich durchsetzen, da er ein Kostenvorteil ist.“
        Fehlinterpretationen dieser Art findet man bei dem Thema sehr häufig, kann ich auch nachvollziehen. Es ist natürlich besser, die Abwärme zu nutzen als sie nicht zu nutzen. Aber durch die EInnahmen aus der Abwärme sinkt der effektive Strompreis, den der Miner für das reine Mining ansetzen kann und damit steigt seine Rentabilität. Er wird also tendenziell noch mehr Miner einsetzen und der Ressourcenverbrauc steigt eben wieder ca. um den Wert, der als Abwärme verwendet wird. Soll heißen: Für die BTC-Umweltbilanz ist es total Wumpe, ob die Miner effektiver werden oder die Abwärme effektiv genutzt wird. Nur ein höherer Strompreis (niedrigerer BTC-Preis) könnte dafür sorgen, dass das Mining weniger Strom verbraucht.
        Ansonsten ist der Ressourcenverbrauch von BTC über längere Zeiträume einfach proportional zum Preis der neu geschürften Coins, je volatiler der BTC-Preis ist, um so größer wird die Sicherheitsmarge der Miner sein, im Dezember wurde wohl etwa ein Viertel des Rewards in MIning-Ressourcen investiert.
        Da der Ressourcenverbrauch nicht schnell zurückgefahren werden kann (gekaufte Miner müssen ihr Geld verdienen), sind die eingesetzten Ressourcen bis jetzt noch nicht gesunken, wenn der Preis noch ein Jahr im jetzigen Bereich bleibt wird das aber passieren.

        Das Thema wird hier immer wieder relativiert bzw. verharmlost. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine worldwide adoption, eine weltweite, universelle Zahlungsmethode für alle, mit dem jetzigen PoW-System nicht möglich ist. Eben aus dem Grund, dass der Ressourcenverbrauch von BTC, ich schätze ungefähr bei 50-100k$ BTC-Preis, zu einer gesellschaftlichen Ächtung führen wird. Auch wenn wir einfach mal annähmen, dass bis dahin Lightning alle Scaling-Debatten verstummen hat lassen.
        Wer von worldwide Adoption träumt, muss darauf hinarbeiten, dass dieses Problem gelöst wird. Die Verwendung von grünem Strom löst das Problem des Ressourcenverbrauchs nicht, es mildert es nur etwas ab, vielleicht um den Faktor 2-3.

      • herzmeister // 30. Juni 2018 um 15:06 //

        > während LN den Anteil senkt, den die Miner von der Summe erhalten,

        Miner können ebeso auch LN-Knoten betreiben. Außerdem wurde schon 2011 diskutiert, dass es ein Problem darstellt, dass Full Nodes nicht vergütet können (s. das damals prominente Balloons-Paper von Microsoft-Mitarbeitern), aber schien damals nicht möglich zu verbessern.

        > also der Miner erhält nach wie vor seinen bestimmten Betrag pro Byte.

        Wenn man ziemlich, ja fast beliebig viel in ein Byte packen kann (siehe etwa auch den MimbleWimble-Ansatz), nützt dem Miner das auch nicht viel. (Die Bottlenecks werden dann eher andere Dinge sein, Propagation etc, aber auch da wird dann optimiert werden.)

        > Aber durch die EInnahmen aus der Abwärme sinkt der effektive Strompreis, den der Miner für das reine Mining ansetzen kann und damit steigt seine Rentabilität. Er wird also tendenziell noch mehr Miner einsetzen und der Ressourcenverbrauc steigt eben wieder ca. um den Wert, der als Abwärme verwendet wird.

        Nicht unbedingt, weil es sich bei der Verwertung von Abwärme um einen negativen Skaleneffekt handelt. Auf deutsch: Abwärme kann man nicht großflächig und nur begrenzt an Ort und Stelle verwerten.

  2. Jakub Hampel // 28. Juni 2018 um 20:23 // Antworten

    Andreas Antonopoulos hat gerade nochmal ein paar Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen zum Lightning Network veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=4KiWkwo48k0

  3. Gruß an dieser Stelle an die Crew von Lightning Labs und an alle anderen, die mühsam und in Eigeninitiative das hochkomplexe Thema vorantreiben. Riesen Respekt und weiterhin viel Erfolg. An Euch und dem Erfolg Eurer Arbeit hängt die Zukunft von Bitcoin wesentlich ab!
    Stay tuned!

  4. Lightning Labs großer Respekt für Sie und Ihre Arbeit. Viele, viele Erfolge.

  5. @Joe
    Das Thema Energieverbrauch ist tatsächlich ein sehr interessantes, wobei ich hier selten Argumentationen begegne die sämtliche Aspekte miteinbeziehen.

    Deiner Einschätzung, dass sich der Stromverbrauch zunächst als Funktion von Strompreis und Bitcoinkurs ergibt, stimme ich zu. Allerdings steckt da durch die Effizienzsteigerung auch noch Moores Law mit drin, da sich grob geschätzt die Rechenleistung bei ähnlichem Energieverbrauch alle 18 Monate verdoppelt. D.h. alte und damit ineffiziente Hardware scheidet automatisch irgendwann aus (Wearouteffekt). Natürlich ist dabei auch die Amortisation zu berücksichtigen. Bei steigender Rechenleistung und etwa gleichbleibenden Kosten je Chipfläche nimmt dieser Anteil aber stetig ab. Das Ansteigen des Schwierigkeitsgrads sollte diesen Effekt noch verstärken. Zudem nimmt der Blockaward stetig ab, wodurch zum einen die Kosten pro Block (in BTC) sinken, zum anderen der Wearouteffekt weiter verstärkt wird.

    Ein Problem ist mit Sicherheit der Schwerpunkt des Minings durch chinesischen Kohlestrom. Die nichtinternalisierung externe Faktoren wie dem CO2-Ausstoß ist ein ungelöstes Problem im gesamten Energiesektor. Google begründete damit seinen Ausstieg aus der Erforschung alternativer Energiequellen (https://www.forbes.com/sites/williampentland/2014/11/30/why-google-stopped-trying-to-make-renewable-energy-cheaper-than-coal/). Als einzige Lösung sah man die Entwicklung dezentraler Versorgungslösungen, da ab einem bestimmten Punkt die Transport- die Herstellungskosten übersteigen.

    Der letzte Punkt führt mich zurück zum Thema Lightning. Denn im Prinzip handelt es sich dabei ja um eine Struktur zur Senkung der Transaktionskosten und damit wohl auch zur Senkung des Rechenaufwands. Ich stelle mir das in etwa so vor wie bei beim Abschluss eines Kredits. Dieser wird z.B. durch einen Eintrag ins Grundbuch besichert, in Zukunft dann mit dem Öffnen und Befüllen eines Kanals mit Bitcoin. Und es würde ja heute auch niemand auf die Idee kommen für den Erwerb eines Kaffees zum Grundbuchamt zu gehen.

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