“Wir glauben, dass das Netz von heute das Interface für das dezentrale Netz von Morgen sein wird.”
Big News! Kryptowährungen kommen in den Browser!
Opera hat für die nächste Version seines Browsers eine standardmäßig installierte Krypto-Wallet angekündigt. Unterstützt werden zunächst Ethereum und Dapps. Damit geht Opera weit über das hinaus, was der Konkurrent Brave bietet. Dies könnte ein gewaltiger Schritt dahin sein, Kryptowährungen zum natürlichen Bestandteil des Internets zu machen.
Für Krypto-Optimisten gab es am 11. Juli auf dem Blog von Opera die vielleicht großartigste Nachricht des Jahres 2018 zu lesen. Die Herausgeber des großen Browsers haben nämlich angekündigt, eine “Crypto Wallet” einzuführen.
Die neue Version des Opera-Browsers, derzeit als private Beta für Android verfügbar, verbindet eine einfach zu benutzende Krypto-Wallet mit der Unterstützung von dezentralen Anwendungen, kurz Dapps, für Ethereum. Das bedeutet, die User können nun mit Web 3.0 interagieren, direkt durch unseren beliebten und feature-reichen Opera Browser. Dies macht Opera zum ersten großen Browser, der eine integrierte Crypto-Wallet hat. Unnötig es zu erwähnen, aber wir sind darüber ziemlich begeistert.
Wir auch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Browser Kryptowährungen standardmäßig integriert, ist aber dennoch ein sehr großer, seit langem fälliger Schritt dahin, Kryptocoins aus der Nerd-Nische zu holen und ins ganz normale, von der ganzen Welt benutzte Internet zu bringen. Es ist damit vergleichbar, dass eine Bank Kryptowährungen ins Bankkonto aufnimmt.
Dass es gerade Opera ist, der als erster großer Browser diesen Weg geht, ist nur auf den zweiten Blick überraschend. Opera steht zwar mittlerweile deutlich im Schatten von Firefox, Safari und vor allem Chrome, wird aber weiterhin noch von etwa 3,5 Prozent aller User benutzt. Der ursprünglich von einer norwegischen Firma entwickelte und mittlerweile an ein chinesisches Konsortium verkaufte Browser fiel in den letzten Monaten mit mehreren innovativen Schritten auf: von der Integration von BitTorrent-Links, Whatsapp und dem Facebook-Messanger, bis zur Implementierung eines eigenen, kostenlosen VPN sowie dem Schutz davor, dass Webseiten unerlaubterweise im Browser Kryptowährungen schürfen. Die standardmäßige Integration von Kryptowährungen ist da nur konsequent.
Auch dass Opera als erstes nicht Bitcoin, sondern Ethereum unterstützt, ist nur auf den zweiten Blick überraschend. Denn keine Blockchain wartet mit einem so großen, nur teilweise ausgeschöpften Funktionsumfang auf wie Ethereum; neben den Zahlungen mit Ether kann die Wallet im Browser spielerisch hunderte von Token und auf Ethereum basierende Währungen integrieren. Zudem lässt sich über die Wallet an Dapps wie CryptoKitties oder dezentrale Börsen andocken, womit sie Opera nicht nur die Möglichkeit bringt, Geld zu senden und zu empfangen, sondern auch den direkten Zugriff auf das von Ethereum anvisierte Web 3.0.
“Wir glauben”, schreibt Charles Hammel auf dem Blog von Opera, “dass das Netz von heute das Interface für das dezentrale Netz von Morgen sein wird. Das ist der Grund, weshalb wir uns entschieden haben, mit unserem Browser die Lücke zu schließen. Wir denken, dass unser Browser mit einer eingebauten Crypto-Wallet das Potential hat, seine wichtige Rolle als ein Werkzeug zu erneuern und zu erweitern, mit dem man Informationen erhält, Transaktionen online versendet und die Identität des Users in einer Weise verwaltet, die diesem mehr Kontrolle gibt.”
Ethereum habe man gewählt, weil es, so Hammel, “die größte Community von Entwicklern hat, die Dapps bildet, und sich dahinter eine starke Bewegung gebildet hat.” Die Crypto-Wallet von Opera unterstützt die Web3 API, was eine flüssige Interaktion des Users mit Dapps gewährleisten kann. Für die Zukunft plane man jedoch, auch weitere Kryptowährungen in die Wallet zu holen, während der Support für weitere Ethereum-Token wie die Sammeltoken mit ERC721 eingerichtet wird.
Das Original-Post über die Crypto-Wallet wurde mittlerweile vom Blog von Opera gelöscht, ist aber noch im Google-Cache und als Pressemitteilung verfügbar. Warum, ist mir nicht klar. Die Berichte, die ich gelesen habe, haben den Browser nicht getestet, ich vermute, weil man erstens einen Google-Account braucht und zweitens eine Einladung für den Test. Zumindest bei mir führt die Seite, auf der man die private Beta herunterladen kann, trotz Google-Konto nirgendwo hin. Insgesamt ist die Informationslage also alles andere als befriedigend. Man darf aber davon ausgehen, dass Opera eine Menge Zeit in die Entwicklung der Wallet gesteckt hat und diese trotz eventueller Probleme in die nächste Version des Browsers bringen wird.
Die Bedeutung dieser Nachricht kann gar nicht überschätzt werden. Ein Webbrowser ist der vorranginge und oft einzige Zugang von Menschen zum Internet. Eine darin standardmäßig enthaltene Crypto-Wallet wird Kryptowährungen mehr als alles andere zum Teil des Internets machen.
Mit der Ankündigung tritt Opera in Konkurrenz zum Browser Brave, der bisher als der Krypto-freundlichste Browser gilt. Brave hatte anfangs eine Bitcoin-Wallet im Browser integriert, diese aber zugunsten des eigenen, auf Basis von Ethereum laufenden BAT-Token gekippt. Mit der aktuellen Version kann man lediglich BAT einzahlen, für Publisher ausgeben oder – eventuell – einnehmen. Der letzte Punkt ist mir noch nicht ganz klar. In jedem Fall war das BAT-Token zwar für die finanziellen Angelegenheiten von Brave hilfreich, für die Integration von Kryptowährungen aber eher ein Rückschritt. Die von Opera versprochene vollständige Ethereum und Web3-Wallet geht daher weit darüber hinaus.
Wir sind gespannt, ob die großen Browser Firefox und Chrome dem Beispiel von Opera und Brave folgen würden.
Dass Opera nicht IRGENDEINEM “Chinesischem Konsortium” gehört, sondern vor Kurzem von Bitmain erworben wurde, ist dem Autor des Artikels entweder entgangen oder er hält es für nicht erwähnenswert. Opera als am häufigsten verwendeter Browser auf günstigen mobilen Endgeräten, z.B. in Afrika, ist die eigentliche Geschichte für “Big News”. Vielleicht hat der Autor ja Zeit diese Hintergründe mal zu faktenbasiert zu beleuchten.
Oh, stimmt, wusste ich eigentlich, ging aber bei der Recherche irgendwie unter. Das Konsortium, das ich meinte, hat Opera schon lange vor Bitmain gekauft (siehe den Link im Artikel)