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Ripple: Manager kündigt Start von xRapid an – Preis springt um 20 Prozent

Colored Ripple, Bild von OiMax via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Tagessieger der Kryptocoins war gestern eindeutig Ripple, dessen Preis innerhalb weniger Stunden um satte 20 Prozent gestiegen ist. Der Grund dürfte in einigen guten Neuigkeiten liegen, vor allem dem angekündigten Start von xRapid, einem System, das internationale Überweisungen mithilfe der XRP-Token verbessern soll. Insgesamt scheint Ripple auf einem guten Weg zu sein – auch wenn der Preis weiterhin bei nur 10 Prozent seines Allzeithochs liegt.

Gestern Nachmittag ist der Kurs von Ripples nativer Einheit XRP spontan deutlich gestiegen, von 4380 auf 4950 Satoshi, was 27 bzw. 31 Dollar-Cent entspricht. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann weiter auf bis zu 5270 Satoshi oder 34 Cent. Für Ripple-Investoren dürfte gestern ein guter Tag gewesen sein, auch wenn der Abstand zum Allzeithoch von 3,46 Dollar Anfang Januar noch ziemlich weit ist.

Gestern ging es bei den meisten Coins leicht aufwärts, was eine willkommene Abwechslung zum tristen Rot des Bärenmarktes ist. Aber Ripple hebt sich mit seinen starken zweistelligen Gewinnen deutlich von den anderen Coins ab. Was war der Anlass, der das Vertrauen der Investoren in die Ripple-Einheiten gestärkt hat?

xRapid für internationale Überweisungen

Die Top-Nachricht dürfte für viele der baldige Start von xRapid sein, dem neuesten Produkt von Ripple. Sagar Sarbhai, ein für Regulierung verantwortlicher Manager für den mittleren Osten und den asiatisch-pazifischen Raum, erklärte CNBC, dass xRapid „im kommenden Monat oder so“ live gehen werde. Mit xRapid möchte Ripple Bankenund anderen Finanzdienstleistern helfen, Transaktionen zu beschleunigen, indem die XRP-Token als „Brücke“ zwischen Währungen dienen. Wer beispielsweise Geld von Indien in die USA senden möchte, kann einfach Rupien in XRP und XRP in Dollar wechseln. Laut dem Ripple-Manager wird dies den Transfer erheblich beschleunigen.

Getestet wurde das Konzept laut Sarbhai bereits 2016 mit 12 internationalen Banken, die nichts miteinander zu tun haben, erklärt das Kryptomagazin AMB. „Diese 12 Banken sind in verschiedenen Regionen der Welt und stehen in keiner besonderen Beziehungen zueinander. Was wir getan haben, war, ihnen einige XRP zu geben und sie zu bitten, diese mit den anderen Banken zu settlen. Und es hat wundervoll funktioniert.“

Das Problem war allerdings, dass die Banken ein System brauchten, um dieses Verfahren anzuwenden. So muss beispielsweise das Risiko von Verlusten durch die Wertschwankungen der Token reduziert werden, und es bedarf der Möglichkeit, regulatorische Vorgaben zu integrieren. „Sie sagten, sie würden es lieben, Ripple anzuwenden, aber sie können nicht, da es Kapitalanforderungen und eine regulatorische Unischerheit gibt.“ Daher könnten die Banken keine XRP-Token in ihren Büchern führen.

xRapid soll diese Probleme lösen, indem es ein fertiges, komplettes Produkt anbietet. Die Zielgruppe sind aber zunächst nicht die Banken, sondern Firmen wie Western Union oder MoneyGram, die für ihre Kunden Geld länderübergreifend versenden.

RippleNet für … internationale Überweisungen

Allerdings ist xRapid nicht der einzige Grund, weshalb Ripple-Investoren optimistisch sind. So gibt es Aussichten, dass die amerikanische Finanzmarktaufsicht SEC entscheiden wird, dass die XRP-Token nicht wie befürchtet Anleihen oder Aktien sind, wodurch eine Menge schwebender regulatorischer Druck von Ripple genommen wird. Mehrere Kommentatoren, sowohl von Ripple wie auch von außerhalb, argumentieren, dass die XRP keine Aktie sein können, da sie unabhängig vom Unternehmen Ripple existieren.

Daneben schreitet Ripple weiter auf seinem Weg fort, sich als Blockchain der Banken zu inszenieren. Die Firma holt weiterhin neue Banken in ihr Netzwerk. Zuletzt ist die Nationale Kommerzbank von Saudi-Arabien (NCB) RippleNet beigetreten, wie eine Pressemitteilung von Ripple am 13. September erklärt. Dieses Netz soll dabei helfen, internationale Transaktionen schneller und transparenter zu machen. Es hat also dieselbe Funktion wie das nun angekündigte xRapid und das bereits laufende Programm xCurrent. Was die konkreten Unterschiede sind, ist schwer zu sagen; vielleicht sind es auch nur Marketing-Begriffe, um neue Namen und neue Pressemitteilungen für das selbe Produkt zu generieren. In jedem Fall verbindet Ripple mit der NBC eine der größten Banken des mittleren Ostens mit anderen Banken in Nordamerika und Asien.

Nur einen Tag davor hat Ripple berichtet, dass die japanische SBI Remit und die Siam Kommerzbank über RippleNet zusammenarbeiten. Das Ziel ist es, die Remittance-Zahlungen von thailändischen Gastarbeitern in Japan schneller und günstiger zu machen. „Mit RippleNet kann Geld, das in Japanischen Yen in einem japanischen Geldautomaten hinterlegt wird, in Thailand abgehoben werden – nur wenige Sekunden später.“ Gleichzeitig sollen die Gebühren deutlich niedriger werden.

Ist Ripple wirklich zentralisiert?

Schließlich versucht Ripple derzeit, einem der größten Kritikpunkte an der Kryptowährung entgegenzuwirken. Ripple sei, heißt es oft, zentralisiert und im Kern keine Kryptowährung, sondern ein Token, das vollständig von der Firma Ripple Labs kontrolliert wird. Ripple ist, habe ich einmal in fröhlicher Einseitigkeit geschrieben, der gefährlichste Konkurrent von Bitcoin: „Ripple nimmt das Beste vom Bitcoin – die Effizienz – und wirft das Allerbeste von Bord – die Chance auf ein anderes Geldsystem. Ripple verkörpert die Furcht, dass das System am Ende doch gewinnen wird.“

Der CTO von Ripple Labs, David Schwartz, erklärt auf derm Blog der Firma, dass all das nur ein Vorurteil ist. Ripple ist nicht nur nicht zentralisiert, sondern sogar dezentraler als Bitcoin und Ethereum. Denn während bei den beiden anderen Kryptowährungen eine relativ kleine Schar von Minern das System kontrollieren kann, benötigen Änderungen bei Ripple den Konsens von 80 Prozent der Validatoren, was die Full Nodes von Ripple meint. Die Firma Ripple Labs betreibe nur 10 von insgesamt etwa 150 Validatoren. Sie habe keine Möglichkeiten, Ripple zu verändern, XRP oder andere Einheiten einzufrieren oder Transaktionen rückgängig zu machen und so weiter.

Ob das wahr ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Vermutlich ist Ripple besser als sein Ruf bei Bitcoinern – aber schlechter, als es David Schwartz darstellt. Zumindest legt das ein Blick auf die Webseite Are We Decentralized Yet, auf der Kryptowährungen anhand verschiedener Faktoren verglichen werden, nahe. Problematisch dürfte etwa sein, dass die Top-100-Adressen – vor allem Ripple Labs – mehr als 80 Prozent (!!!) der Token halten. Problematisch dürfte auch sein, dass es für Ripple nur eine relevante Software gibt, die von Ripple Labs entwickelt wird, und dass es für normale User eher unmöglich ist, einen Full Node bzw. Validator zu betreiben. Dass es nur ein oder zwei Wallets gibt, die vermutlich ebenfalls von Ripple Labs geschrieben werden, und dass es keine Anreize für Full Nodes gibt, ehrlich zu bleiben, wie der Reward für die Bitcoin-Miner, kommt erschwerend hinzu.

Insgesamt wirkt Ripple auf mich zumindest nicht dezentral und erlaubnisfrei, und wegen der schlechten Reichtumsverteilung auch nicht wie ein gutes Investment. Aber vielleicht wird es ja ein nützliches Produkt, und vielleicht irre ich mich auch.

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3 Kommentare zu Ripple: Manager kündigt Start von xRapid an – Preis springt um 20 Prozent

  1. Soviel ich weiss ist der Unterschied zw. xCurrent und xRapid der, dass xCurrent nur die Technologie von XRP verwendet, dagegen nutzt xRapid jetzt auch den Token zum Geldtransfer.
    Ich finde den Coin mit aktuell ca. 0,31 cent weit unterbewertet und sehe in der Verwendung zu beinahe kostenlosen und sekundenschnellen Überweisungen ein großes Potential. Wie und wo soll man denn die Kryptowährungen in der Praxis verwenden? Nur die praktische Anwendung als Bezahlsystem bzw. als Alternative zum klassischen Konto bei einer Bank, für schnelle günstige Überweisungen usw., werden den Kryptos eine Zukunft bescheren, und da ist Ripple auf einem guten Weg, vor allem im Vergleich zu vielen nutzlosen Coins die es da sonst noch so gibt.

  2. Die Frage ist wird für jede Transaktion 1 Token benutzt ? Ist 1 Token 1 Konto wo alle Transaktionen gespeichert werden ? Oder 1 Token = z.b 1 USD ? Was nützt mir als Private Person dieser Token ? Es werden ja noch Token ausgeschüttet in gewissen Zeitspanne von der Firma selbst …

  3. @SpecT, wie es auch im Artikel steht, wird bei xRapid das Fiatgeld, z. B. indische Rupien in XRP umgetauscht (in die Währung von Ripple), dann an den Empfänger transferiert, der es sich dann in Dollar oder Euro auszahlen lassen kann. Vorher (xCurrent) wurde lediglich die Blockchain für die Überweisungen verwendet. So können Überweisungen, z.B. von Gastarbeitern, blitzschnell und nahezu frei von Gebühren, in ihre Heimatländer transferiert werden, soviel zum Nutzen für „Privatpersonen“, aber auch Firmen u. Banken profitieren davon. Das passiert völlig unabhängig von der weiteren Ausschüttung der Währung bzw. den Coins.

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