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SEC verschiebt Entscheidung zum Van Eck Bitcoin ETF um 180 Tage

Hauptgebäude der SEC. Bild von Scott S. via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Eigentlich hätte sich die US-Börsenaufsicht SEC mittlerweile entscheiden müssen, ob sie den VanEck Bitcoin ETF akzeptiert oder nicht. Doch die Institution verzögert die Entscheidung um weitere 180 Tage. Der Grund ist, dass sie sich noch nicht sicher ist, ob der Bitcoin-Markt manipulationssicher genug für einen ETF ist. In gewisser Weise ist das eine gute Nachricht.

Man könnte die neueste Mitteilung der SEC so deuten, dass die Börsenaufsicht den VanEck Bitcoin ETF nicht ablehnen möchte, ihn aber auch noch nicht akzeptieren kann.

Ein ETF ist ein börsengehandeltes Wertpapier, das den Wert eines anderen Gutes nachbildet. Weil ein Bitcoin-ETF die Kryptowährung ins Portfolio traditioneller Investoren bringen könnte, versuchen verschiedene Akteure seit Jahren, von der US-Börsenaufsicht SEC die Erlaubnis für ein solches Finanzprodukt zu erhalten. Bisher sind alle Versuche gescheitert; der “VanEck SolidX Bitcoin Trust” hat jedoch gute Aussichten, es diesmal zu schaffen, da er mit einer Kooperation mit zwei Börsen (CBOE in Chicago und Gemini in New York) und einer Versicherung der Guthaben punktet sowie ein Mindestinvestment verlangt, das naive Privatinvestoren ausschließen dürfte.

Nachdem die SEC erst vor kurzem neun Anträge auf Bitcoin-ETFs abgelehnt hat, könnte man es nun als äußerst gutes Signal verstehen, dass sie den VanEck ETF nicht abgeschmettert hat, sondern ihre Entscheidung um 180 Tage verzögert. Die Behörde hat zwar bereits 1400 öffentliche Kommentare zum ETF erhalten, bitte aber um weitere Kommentare. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob der Herausgeber des ETFs in der Lage ist, die für solche Finanzprodukte geltende Bedingung zu erfüllen, dass die Regeln so gestaltet werden, “dass sie betrügerische und manipulative Akte und Praktiken verhindern,” um die Investoren und das öffentliche Interesse “durch einen fairen Handel zu gleichen Bedingungen” zu schützen.

Da dies genau die Frage war, an der bereits der ETF der Winklevoss-Zwillinge sowie vor kurzem neu weitere ETFs gescheitert sind, haben die Herausgeber des VanEck ETF in ihrem Antrag ausführlich erklärt, weshalb diese Bedingung ihrer Ansicht nach erfüllt ist. Die Mitteilung der SEC gibt die Argumente dafür ausführlich wieder: “Die Börse behauptet, dass die geographisch diversifizierte und kontinuierliche Natur des Bitcoin-Handels es schwierig und prohibitiv teuer macht, den Preis von Bitcoin zu manipulieren”. Der Bitcoin-Markt sei sogar weniger anfällig für Manipulationen als andere Märkte. Es gäbe keine Insider-Informationen über Einkünfte, Ausschüttungen, unternehmerische Aktivitäten oder neue Angebotsquellen; die Manipulation könne nicht nur auf einem einzelnen Markt stattfinden, sondern auf globaler Ebene, um zu greifen; ein substantieller außerbörslicher Handel (OTC, Over The Counter) biete genügend Liquidität, um kurzfristige Schocks zu absorbieren, und der permanente Betrieb des Bitcoin-Handels ermögliche eine ständige Arbitrage von Preisunterschieden zwischen Börsen.

Das sind gute, sogar hervorragende und überzeugende Gründe. In der Theorie. In der Praxis haben wir jedoch einen hochvolatilen Markt, in dem die Kurse an einzelnen Tagen um 5-10 Prozent steigen oder sinken können, und einen riesigen Teich voller Schwarzer Schwäne – Ereignisse, die statistisch zwar unwahrscheinlich sind, aber einen großen Einfluss auf den Markt haben können: Hacks von Börsen, die tausende von Coins auf den Markt spülen, Stablecoins wie Tether, die sich außerhalb der Regulierung bewegen und einen schwer zu kontrollierenden Einfluss auf den Preis haben, Insolvenzverwalter wie der von Mt. Gox, die womöglich zehntausende von Bitcoins verkaufen werden, und eine weiterhin erhebliche kriminelle Nutzung von Bitcoins.

Welche Folgen all das hat, ist schwer zu sagen. Dass die SEC angesichts solcher Ereignisse dem ETF überhaupt eine Chance gibt und es sich weiter überlegt, könnte schon einmal viel bedeuten. Sie möchte nun, dass die Öffentlichkeit in Kommentaren darlegt, ob die Gründe der Herausgeber des VanEck ETF plausibel sind oder nicht.

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2 Kommentare zu SEC verschiebt Entscheidung zum Van Eck Bitcoin ETF um 180 Tage

  1. Michael Novogratz ist der Ansicht, dass ETFs erst dann genehmigt werden werden, wenn es Wall Street taugliche Lösungen für die Aufbewahrung von Kryptowährungen gibt. Die aktuellen Lösungen sind seiner Meinung nach sachlich gut, aber nicht von der Wall Street akzeptiert.

  2. Zuerst werden sich die Großbanken sich einen Anteil sichern, als nächstes springen die großen Kunden der Banken auf – also irgendein ETF mit Mindesteinlage und anschließend wird man den Markt für die Massen öffnen und wenn das den Kurs nicht genügend in den Himmel befördert hat, wird es große Werbekampagnen in der BILD und Apps für Ottonormalbürger zum Bitcoin kaufen geben. Und dann geht der Verkauf los und das All-Time-High wird so schnell nicht mehr wieder erreicht werden.

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