“Wir werden ein führendes Exzellenz-Zentrum für Krypto werden.”

Malta mausert sich zur Mega-Blockchain-Insel. Der Premierminister des Landes schwärmt auf der UN-Versammlung von der neuen Technologie und das Parlament schafft mit dem ersten Krypto-Gesetz der Welt Rechtssicherheit. Derweil kooperiert die größte Kryptowährungs-Börse der Welt mit der nationalen Aktienbörse, um ICOs als Investment-Instrument zu etablieren.
Wenn man von Malta und Kryptowährungen schreibt, weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Es passiert einfach so viel auf der kleinen Insel im Mittelmeer.
Beginnen wir mit Joseph Muscat, dem Premierminister von Malta. Muscat hat vor kurzem eine Rede vor der 73. Sitzung der UN-Generalversammlung gehalten. In dieser bekannte er sich entschieden dazu, “globale Lösungen für globale Probleme” zu suchen, und mit internationaler Solidarität auf die großen Herausforderungen der Gegenwart zu reagieren. Es war insgesamt eine erfrischend vernünftige und optimistische Rede.
Vor allem aber appeliert Muscat an die Weltgemeinschaft, technologischen Fortschritt als Chance zu begreifen: “Ich glaube aus tiefstem Herzen, dass Technologie Systeme revolutioniert und verbessert,” so der Premierminsiter ab etwa 14:26. Aus diesem Grund “haben wir Malta zur Blockchain-Insel gemacht, indem wir die erste Jurisdiktion sind, die diese Technologie reguliert, die zuvor nur in einem rechtlichen Vakuum existiert hat.”
Dann setzt der Premierminister zu einer Hymne auf das Potential der Blockchain an: “Blockchains machen Kryptowährungen, die Zukunft des Geldes [!!], transparent und helfen so, die guten von den schlechten Unternehmen zu unterscheiden.” Aber die Blockchain-Technologie kann noch mehr: “Sie kann Lösungen bereitstellen für Gesundheitssysteme, in denen die Patienten die echten Eigentümer über ihre medizinischen Aufzeichnungen sind; Verwaltungssysteme können auf eine neue Stufe gebracht werden; wir können dafür sorgen, dass die Mittel der Entwicklungshilfe wirklich ihr Ziel erreichen.”
Weniger als konkrete Beispiele hat Muscat ein Konzept von einer Zukunft mit Blockchain vor Augen. Die Transparenz dieser Technologie begreift er dabei durchaus als Chance: “Unternehmen können stärker gegenüber ihren Stakeholdern verantwortlich gemacht werden, Nationalstaaten werden aufhören müssen, Informationen über ihre Bürger zu horten, und stattdessen eine Umgebung regulieren, in der sie den Bürgern vertrauen, ihre eigenen Daten zu verwahren.” Dies seien nur ein paar Ideen, wie die Blockchain-Technologie helfen kann, einer regressiven Politik zu begegnen.
Mit dem Krypto-Gesetz zum Hub für virtuelle Währungen
Bei der Rede von Muscat handel es sich um mehr als nur um Worte. Der Premierminister fordert schon länger eine offene, proaktive Haltung zu Blockchain und Kryptowährungen. Seine Regierung hat bereits Tatsachen geschaffen, die Malta zum derzeit vielleicht attraktivsten Standort der Branche machen. Allen voran ist ein unter dem Namen “Crypto Act” bekanntes Paket von drei Gesetzen, die ab dem 1. November in Kraft treten sollen. Es handelt sich dabei um “The Virtual Financial Assets Act” (VFA), “The Malta Digital Innovation Authority Act” (MDIAA) und “The Innovative Technology Arrangements and Services Act” (ITASA).
Der VFA soll Initial Coin Offerings (ICOs) so regulieren, dass der bei ICOs endemische Betrug verhindert wird, aber das Instrument genutzt werden kann, um in Unternehmen und Projekte zu investieren. Der MDIAA schafft eine neue Behörde, die Unternehmen zertifiziert, die mit Kryptowährungen, Blockchains und Smart Contracts arbeiten, und diese überwacht. Der ITASA schließlich wird vor allem Kryptowährungs-Börsen auf Malta regulieren und dafür sorgen, dass diese allen Vorschriften gegen Geldwäsche gerecht werden.
Die kryptofreundliche Politik macht Malta für viele Unternehmen der Branche attraktiv. Zu erwähnen ist hier vor allem Binance, die nach Handelsvolumen derzeit größte Kryptowährungsbörse der Welt. Die in Hongkong gegründete Börse ist im Sommer dieses Jahres auf die Mittelmeerinsel umgezogen, nachdem es Ärger mit der Finanzaufsicht in Hongkong gab und der Versuch scheiterte, sich in Japan niederzulassen. Auf Malta erhofft sich der Gründer Zhao Changpeng eine freundlichere Umgebung und offenere Partnerbanken.
Tatsächlich scheint Binance auf der Insel sehr willkommen zu sein. Dies geht sogar so weit, dass die Aktienbörse des Landes MSX mit Binance zusammenarbeitet, um eine Börse für Aktien-Token aufzubauen. “Wir werden ein führendes Exzellenz-Zentrum für Krypto werden”, twitterte die Börse Malta. Die Partnerschaft genießt offenbar nicht nur den Segen von Premierminister Joseph Muscat zu genießen, sondern auch die Unterstützung des parlamentarischen Sekretärs Silvio Schembri.
“Ein kalkuliertes Risiko”
Aber nicht nur die Börse von Malta möchte mit Binance zusammenarbeiten. Auch die Berliner Investment-Plattform Neufund eröffnet ein Büro in Malta, um gemeinsam mit der Börse eine Bank zu gründen, die Founders Bank. Das Ziel von Neufund ist es, über Smart Contracts auf der Ethereum Plattform Equity Token herauszugeben, die den traditionellen Aktienhandel als Investment in Unternehmen ablösen sollen. Dafür dürfte Malta ein nahezu perfekter Standort sein, und vermutlich wissen die meisten europäischen Aktienbörsen noch nicht, dass sie durch ein Startup auf Malta ebenso abgelöst werden können wie die traditionellen Medienunternehmen durch Webportale.
Allerdings ist der Regierung von Malta auch klar, dass die offensive Einladung von Kryptounternehmen auch Probleme verursachen können. “Wir gehen ein kalkuliertes Risiko ein,” erkärte Premierminister Muscat in einem Interview, “indem wir Schichten der Bürokratie abschneiden und einfache und schnelle Genehmigungen für digitale Unternehmen vergeben, die sich auf der Insel niederlassen wollen.” Die Europäische Bankaufsicht (EBA) beobachtet die Insel bereits mit wachem und misstrauischem Blick, weil diese in der Umsetzung der Anti-Geldwäsche-Maßnahmen trödelt. Die starke Präsenz von Kryptocoin-Unternehmen dürfte die EBA nicht eben freundlich stimmen. Premier Muscat meint aber, dass die Blockchain hier weniger Problem als Lösung darstellt: “Ich sehe die Blockchain-Technologie als ein Teil der Lösung, wenn es um die Sorgfaltspflichten und Anti-Geldwäsche-Prozeduren geht.”
Das sind tolle Nachrichten. Meine nächsten Ferien verbringe ich auf Malta 🙂
erinnert mich an Neo&Bee auf Zypern. auch damals wahnsinnig gehypt und außer Spesen nichts gewesen.