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Die neuen Governeure von Kalifornien und Colorado sind Bitcoin-Fans seit 2014

USA! Bild von Ian Sane via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Vor wenigen Tagen wurden neue Governeure in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Colorado gewählt. In beiden Fällen gewannen Kandidaten, die sich seit langem ausdrücklich zu Bitcoin und Kryptowährungen bekennen.

Kalifornien und Colorado sind zwei der größten, wirtschaftsstärksten und fortschrittlichsten Bundesstaaten der USA. Es ist kein Wunder, dass es diese Staaten sind, die als erstes bekennende Bitcoin-Anhänger zum Oberhaupt erwählen. Großartig ist dies natürlich dennoch, da von den neuen Governeuren Gavin Newsom (Kalifornien) und Jared Polis (Colorado) eine bitcoinfreundliche Politik zu erwarten ist, die auch auf den Rest der USA ausstrahlen wird. Und damit vielleicht auch auf den Rest der Welt.

Wir stellen die beiden neuen Governeure vor, um auszuloten, was von ihnen zu erwarten ist.

Gavin Newsom

Gavin Newsom. Bild von JD Lasica via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Gavin Newsom ist ein Politiker der Demokratischen Partei und schon seit 2011 Vizegoverneur in Kalifornien. Damit dürfte er gut auf das höchste Amt im Bundesstaat vorbereitet sein, das ihm die Wähler am Sonntag verliehen haben.

Newsom, Jahrgang 1967, dürfte einer der progressivsten wichtigen Politiker der USA sein, dessen Politik den mächtigen Bundesstaat Kalifornien – Heimat von Hollywood und des Silicon Valleys – in den vergangenen Jahren bereits geprägt hat. Er hat für Obdachlose gesorgt, sich für die gleichgeschlechtliche Ehe eingesetzt, war ein Vorreiter bei der Legalisierung von Marijuana und tritt für die Abschaffung der Todesstrafe ein. Im Wahlkampf versprach er neben diesen Themen, Immigranten zu beschützen, das Gesundheitswesen auszubauen, den Krieg gegen die Drogen zu beenden und den Lobbyismus der NRA, dem nationalen Verband der Waffenhersteller, zu stoppen. Zudem hat er ein Buch darüber geschrieben, wie Technologie die Regierungsarbeit verändern wird.

Privat ist er Katholik – er nennt sich ein „irisch-katholischer Rebell“ – und blickt auf Alkoholprobleme und mehrere Ehen zurück.

Zu seiner Beziehung zu Bitcoin gibt es nicht allzu viel zu sagen. Nachdem im Jahr 2014 ein neues Gesetz die Grundlagen dafür geschaffen hat, Bitcoins für Wahlkampfspenden zu akzeptieren, war Newsom einer der ersten Politiker, der dies machte. Er sagte damals: „Ich komme von einem Ort, wo man nur mit Zynismus und Verwirrung über Bitcoin redet. Als jeder begann, über die Kryptowährung zu reden, habe ich meine Augen verdreht, gegähnt und gesagt ‚Macht mal eine Pause‘. Nun finde ich es faszinierend.“ Mit ein Grund dafür war sein Kontakt zum Silicon-Valley-Investor Marc Andreesen, der schon seit langem Bitcoin-Startups mit Kapital versorgt. Ende 2014 spendeten die Winklevoss-Twins, berühmte Bitcoin-Investoren und Gründer der Börse Gemini, einen fünfstelligen Betrag für Newsoms Wahlkampf.

Jared Polis

Jared Polis. Bild von Jeffrey Beall via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Jared Polis, Jahrgang 1975, ist ebenfalls Mitglied der Demokratischen Partei. Der Politiker, Unternehmer und Philantropist ist mit einem geschätzten Vermögen von 400 Millionen Dollar eines der reichsten Mitglieder des Kongress. Nachdem er bereits seit 2009 führende politische Ämter in Colorado innehat, wurde er am Sonntag nun zum Governeur des Staates gewählt.

Politisch ist Polis ebenfalls recht progressiv. Er stimmte gegen die Auslandseinsätze der US-Armee im Irak und in Afghanistan sowie gegen den Patriot Act. Dahingegen unterstützt er ein freies Internet und den Datenschutz der Bürger sowie die Freigabe von Marijuana, um den Krieg gegen die Drogen zu beenden. Zudem tritt der bekennende Homosexuelle wie kaum ein anderer US-Politiker für die gleichgeschlechtliche Ehe ein.

Wie Newsom war Polis einer der ersten Politiker, die 2014 Bitcoins für Wahlkampfspenden akzeptiert haben. Sein Engagement für die Kryptowährung ging aber noch darüber hinaus. Er reagierte 2014 auf eine Forderung, Bitcoin zu verbieten, mit der sarkastischen Gegenforderung, den Dollar zu verbieten. Er versprach damals, als Mitglied des Kongresses jeden Versuch zu bekämpfen, Bitcoin zu verbieten oder durch zu viel Regulierung zu strangulieren. Sein Interesse in Bitcoin erklärte er durch ein lebenslanges Interesse an Technologie und dem Internet.

Polis hat sich im Oktober 2014 mit der Bitcoin-Lobbygruppe Coincenter aus Washington zu einem runden Tisch getroffen. Coincenter-Chef Jerry Brito beschrieb ihn damals als „Meinungsführer“ für digitale Währungen; der Anwalt Marco Santori, der früher für die Bitcoin-Foundation gearbeitet hat, sagte ihm eine „Tech-DNA“ nach: Er verstehe digitale Währungen wirklich, man könne produktiv mit ihm arbeiten, und er sei in der Lage, auf Augenhöhe mit Tech-Unternehmern über konkrete Vorschläge zu reden.

Mitte 2016 gründete Polis den „Congressional Blockchain Caucus“, eine Gruppe des Kongresses, die sich mit Kryptowährungen und Blockchain-Technologie beschäftigt. Das Ziel ist, laut Polis, das riesige Potential der Blockchain auszuschöpfen, bzw. es Unternehmen zu ermöglichen, dies zu tun.

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4 Kommentare zu Die neuen Governeure von Kalifornien und Colorado sind Bitcoin-Fans seit 2014

  1. Wow, es gibt außer Trump in den USA scheinbar Politiker, die zukunftsvisiert auf die Welt blicken!

    Das würde unserer Nation auch gut tun und ich kenne leider keinen, der sich ernsthaft mit neuen Technologien auseinandersetzen würde. Da gibt es zwar eine Aigner oder Bär, die sich gerne mit Startup-Gründern fotografieren lassen, aber dabei leider die Ahnungslosigkeit wie ein Seehofer mit Maaßen mitbringen. Nachdem die Piraten sich verabschiedet haben, wäre das eigentlich ein Thema für die Grünen, die ja „anders“ sein wollen, aber ihre Richtung noch nicht gefunden haben…

    Die Autonation verlässt sich auf bewährte Technologie, die leider früher oder später abgelöst werden wird. Ob es der Elektroantrieb ist oder eben IT / Internet, verpassen wir die Entwicklung leider nicht zuletzt aufgrund kruder Gesetze aus dem letzten Jahrhundert. Deutschsprachige Unternehmer in diesem Bereich lassen sich lieber in der Schweiz nieder oder gehen eben ins englischsprachige Ausland, bevor sie hierzulande mit den bürokratischen Hürden kämpfen. Schade, mit den Piraten dachte ich, sei ein Gegenwind zu erblicken wie dazumal die Grünen gegen Atomkraft…

    • Name required // 8. November 2018 um 15:27 // Antworten

      Das Problem ist meist, dass man Zukunftsorientiertheit oftmals leider mit Technikverliebtheit verwechselt. Autonomes Fahren nur um des Willens des autonomen Fahrens ist genauso unsinnig wie Google gut zu finden, nur weil es bequem ist und für jedes „digitale Problem“ eine „kostenlose“ Lösung anbietet.

      Und was die Grünen angeht: wie soll eine Partei, die am liebsten allen Bürgern die Abschaffung des Autos vorschreiben würde, jemals zukunftsorientiert sein?

      Wer den komplizierten Spagat zwischen Bürgerrecht uind Fortschritt schaffen könnte, wäre eine liberale Partei wie die FDP, wenn sie sich von dem unsinnigen Leitsatz „Digital first, Bedenken second …“ verbschieden würde. Siehe oben; Stichwort: belanglose Technikverliebtheit vs. sinnvolle Problemlösung/Zukunftsorientiertheit. Was bringt eine autonome, vollüberwachte Robotergesllschaft, wenn die Privatsphäre und wirkliche persönliche Freiheit auf der Strecke bleibt …? Big Data ist daher in erster Linie Bedrohung denn Chance. Und genauso muß man damit umgehen: persönliche Freiheit und Unversehrtheit der Privatsphäre first, Rest second.

      • Zu autonomem Fahren habe ich nichts geschrieben, lediglich zum Elektroantrieb. Allerdings bin ich mir bei ersterem auch ziemlich sicher, dass das ein Computer in naher Zukunft(!) besser schafft als ein Mensch. Hierfür muss man allerdings auch sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen, die man bislang einfach schleifen lässt und sich mit sich selbst beschäftigt.

        Die FDP hatte vielleicht mal das Zeug dazu, aktuell sehe ich sie eher als Selbstdarstellung von Herrn Lindner, der auf der gleichen Selfie-Ebene mit Bär und Aigner steht. Funktioniert aber scheinbar besser als noch beim Rösler… Da sind die Grünen imho dezentraler 😉

        Und genauso muß man damit umgehen: persönliche Freiheit und Unversehrtheit der Privatsphäre first, Rest second.

        Eben darum geht es doch bei Crypto Währungen oder Kryptographie im Allgemeinen: persönliche Freiheit. Auch wenn ich froh über im Vergleich zu den USA vorbildliche Datenschutzbestimmungen bin, ist die neue DSGVO in großen Teilen schlichtweg Bullshit.

    • Na wenn die Grünen ihre Richtung nach knapp 30 Jahren noch nicht gefunden haben, sieht’s wohl eher düster aus, würd ich meinen..

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