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Studie: Bitcoin-Mining wird zu 77,6 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist

Windenergie. Bild von Richard Allaway via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Oft wurde behauptet, das Bitcoin-Mining sei eine scheußliche Klimasünde. Nun zeigt eine Studie, dass ein absoluter Großteil des Minings durch erneuerbare Energien betrieben wird. Weit mehr als jedes andere vergleichbare Gewerbe. Damit könnte das Mining nicht nur weitgehend klimaneutral sein – sondern sogar als Treiber der Energiewende dienen.

Die neueste Ausgabe des halbjährlichen Bitcoin-Mining-Berichts von Coinshares führt einige interessante Ergebnisse zutage, die das häufig erwähnte Vorurteil widerlegen, das Bitcoin-Mining sei ein Klimakiller. Es zeigt sogar, dass das Mining, ganz im Gegenteil, ein Helfer der Energiewende sein kann. Damit bestätigt das Paper eine Vermutung, die ich schon vor einigen Monaten geäußert habe, durch harte Fakten.

Die Autoren des Papers untersuchen die verfügbaren Informationen zu Standort und Technologie des Minings. Sie beobachten, dass es einen Trend dahin gibt, dass Miner China verlassen, und sich stattdessen in Skandinavien, Russland, Kanada und den Vereinigten Staaten ansiedeln, wo häufig optimale Bedingungen vorherrschen, wie eine sanfte Regulierung, günstige Stromkosten und schnelle Internetleitungen. Dennoch schätzt Coinshares, dass weiterhin etwa 60 Prozent des Minings in China stattfinden, weshalb sich die Analyse auf China fokusiert.

Rund 80 Prozent der chinesischen Miner sitzen in der Provinz Sichuan. Daneben sind Yunnan, Guizhou, Tibet, Xinjiang, Heilongjiang und die Westliche Innere Mongolei beliebte Standorte. All diese Orte haben gemeinsam, dass bei ihnen günstige Energiekosten mit einer guten Internetverbindung einhergehen. Sichuan hat einen äußerst umweltfreundlichen Energiemix, von dem wir hierzulande nur träumen können: 90 Prozent des Stroms werden durch erneuerbare Quellen erzeugt. Damit, so das Paper, werden schon einmal 43,2 Prozent der globalen Bitcoin-Hashrate durch grünen Strom aufgebracht.

Ein großer Teil der Miner konsumiert dabei einen Überschuss an Strom. Wenn ein Erzeuger mehr produziert, als verbraucht wird, wird der Strom abgelehnt, um die Stabilität des Netzes zu sichern, oder zu negativen Strompreisen abgenommen, um dann vernichtet zu werden. In China entsteht diese Überproduktion zu großen Teilen durch ein Überinvestment der Regierung in erneuerbare Energien. In manchen Regionen erreicht sie mehr als 30 Prozent des Bedarfs, was die Profitabilität vieler Stromerzeuger deutlich beeinflusst und erfordert, dass diese weiterhin Subventionen von der Regierung genießen. Das Problem von erneuerbaren Energien ist oft, dass es zuviel Strom gibt.

Auch die Top-Mining-Standorte außerhalb Chinas bestätigen diesen Eindruck. Dies sind etwa die US-Bundesstaaten Washington, Oregan und New York, die kanadischen Proivenzen Britisch Columbia und Quebec, die skandinavischen Staaten Norwegen, Schweden und Island sowie das Land Georgien. Fast alle diese Regionen haben einen sehr hohen Anteil an erneuerbaren Energien; in Nordeuropa und Nordamerika werden nicht einmal 50 Prozent der Kapazität an Wasserkraft verbraucht. Es gibt also auch hier einen massiven Überschuss.

Insgesamt, so der Coinshares-Bericht, kann man davon ausgehen, dass das Bitcoin-Mining zu 77,6 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist wird. Die Schätzung ist konservativ, da bei Standorten, für die keine konkreten Daten vorliegen, davon ausgegangen wird, dass das Mining komplett durch schmutzige Energien wie Kohle oder Kernkraft betrieben wird.

Eine grundlegende Mechanik des Mining-Marktes ist, dass Mining hochmobil ist, und dass die Profitabilität fast exklusiv an den Stromkosten hängt. Daher migrieren die Miner stärker als jede andere Industrie an Standorte, an denen Mining günstig ist. Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten – etwa Wasserkraft, Wind und Sonne – sowie der Subventionierung durch Regierungen bedeutet dies, dass das Mining die Tendenz hat, sich an Orten niederzulassen, wo es einen erheblichen Überschuss an erneuerbaren Energien gibt. Daher kommt der beim Mining verbrauchte Strom zu einem deutlich höheren Anteil aus grünen Energien als in jeder Industrie einer vergleichbaren Größenordnung, die wesentlich stärker standortgebunden sind.

Die Kapazität erneuerbare Energien wie Solar- oder Windenergie ist erheblichen Schwankungen unterworfen. Beispielsweise gab es schon besonders stürmische Tage, an denen der gesamte Stromverbrauch von Irland durch Windstrom gedeckt werden konnte; während es in Deutschland in diesem Sommer Stunden gab, in denen der Anteil der Solarenergie beinah 50 Prozent anstatt der üblichen 6 bis 10 Prozent erreicht hat. Wenn die Energiewende gelingen soll, ist es nötig, eine massive Überkapazität zu produzieren.

Damit dies für die Versorger profitabel ist, benötigen sie Abnehmer von überschüssigem Strom, die verhindern, dass die Strompreise an sonnigen oder stürmischen Tagen negativ werden. Das Bitcoin-Mining könnte diese Funktion erfüllen. Daher ergibt es Sinn, was Coinshares als Fazit des Berichtes schreibt:

„Das Mining von Kryptowährungen verbraucht in Wirklichkeit wahrscheinlich überschüssige Energie und fördert damit sogar die Profitabilität und in der Folge die Entwicklung von erneuerbaren Energien. Wir können mit einer angemessenen Sicherheit sagen, dass das Mining keinen Schaden anrichtet, indem es Strom verbraucht, der ansonsten vernichtet würde. Wir können sogar annehmen, dass das Mining tatsächlich ein Vorteil für die Branche der erneuerbaren Energien darstellt.“

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14 Kommentare zu Studie: Bitcoin-Mining wird zu 77,6 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist

  1. >>Damit dies für die Versorger profitabel ist, benötigen sie Abnehmer von überschüssigem Strom, die verhindern, dass die Strompreise an sonnigen oder stürmischen Tagen negativ werden. Das Bitcoin-Mining könnte diese Funktion erfüllen.<<

    das wuerde bedeuten, dass bitcoin-mining nur oder im wesentlichen bei ueberschuss von elektrischer energieproduktion betrieben werden wuerde.
    ich denke, dies wuerde dem interesse der mining-betreiber widersprechen, die ihre investitionen moeglichst schnell wieder einspielen wollen, und ausserdem das bitcoinnetzwerk belasten, weil die hashrate schwanken wuerde.

    • >ich denke, dies wuerde dem interesse der mining-betreiber widersprechen, die ihre investitionen moeglichst schnell wieder einspielen wollen

      Falsche Annahme, siehe einen Kommentar weiter unten

      , und ausserdem das bitcoinnetzwerk belasten, weil die hashrate schwanken wuerde.

      >Was juckt es den Miner, wenn das Netzwerk in der Hashrate schwankt? Außerdem.. wie groß ist die Schwankung, wenn es weltweit verbreitete Miningfarmen gibt, die alle unterschiedlichen Bedingungen unterliegen? Es wird sich im Großen und Ganzen ausgleichen mit Ausnahme einiger weniger Ausnahmen. (Wie oft gibt es eine weltweite Windstille in Entwicklungs- und Industrieländern?)

    • Lorenzo Alario // 5. Dezember 2018 um 8:18 // Antworten

      Ich beziehe Vertraglich 25% Solarstrom und 75% Wasserstrom für meinen Haushalt. Wird bei Regen oder schlechtem Wetter bei mir der Strom abgestellt? Oder kriege ich dann nur 75% von meinem Stromanbieter? Nein, Ich kriege 100% Strom, zahle für 25% Prozent des Verbrauchs den Solarstrompreis. Was aus meiner Steckdose kommt kann ich schlussendlich nicht beeinflussen. Das kann genau so gut bei Engpässen aus einem Kohlekraftwerk oder Atomkraftwerk kommen. Das was ich mit dem Solarpreis/Wasserstrom zahle ist schlussendlich die Förderung von erneuerbaren Energien.

  2. Was aber, wenn zu einem Zeitpunkt kein Überschuss besteht (da schwankende Produktion erneuerbarer Energien)? Die Serverfarmen werden wohl kaum heruntergefahren sondern müssen aus anderen Energiequellen gespeist werden.
    Ist das mit in die Berechnung eingeflossen?

    • Wenn es ökonomisch ist, die Miner ruhen zu lassen, weil es aktuell nur teuren Strom gibt, gibt es keinen wirtschaftlichen Anreiz für einen Miner, seine komplette Anlage laufen zu lassen.

      >ich denke, dies wuerde dem interesse der mining-betreiber widersprechen, die ihre investitionen moeglichst schnell wieder einspielen wollen,

      Wenn die Miner mit Verlust minen, weil der Strom teurer ist, widerspricht es dem Interesse, da die Investition aufgrund erhöhter Kosten nicht so schnell eingespielt werden kann. Das ist der ganze Witz an der Studie.

      • Ich verstehe dein Argument, aber ich gehe davon aus, dass ein Miner mit Stromanbieter x einen Vertrag hat, in welchem ein fester Preis pro kWh vereinbart ist.
        Dieser Preis muss natürlich zwischen dem günstigsten Preis (100% Ökostrom) und teurem Strom (100% Kohle/…) liegen.
        Dann würde ein Miner gar nicht mitbekommen/es würde ihn gar nicht interessieren, wenn von Überschuss auf „dreckige“ Energie geswappt wird.

        Liege ich da falsch, sehen die Business-Tarife anders aus?

      • Ich habe keine Einsicht in derartige Größenordnungen, leider. In Deutschland wird man hier auch nicht viel finden, da Nachtstromtarife auch nicht mehr allzu weit verbreitet sind. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass ab einer gewissen Abnahmemenge durchaus Produktionsorientierte Tarife existieren.

        Das Thema ist ja auch für E-Mobilität im Gespräch, in dem Sinne, dass man mit seinem Auto – wenn es tagsüber am Netz hängt – Geld verdienen kann, indem man gespeicherten Strom zurückspeist und nachts günstig „tanken“ kann. Hier gestaltet es sich nur durchaus schwerer, weil die Abnahmemenge so gering ist und Aufwand/Nutzen in einem (noch) schlechten Verhältnis stehen.

        Es ist auf jedenfall allemal besser, Ökostrom in Mining zu „verheizen“ und dafür Geld zu bekommen, als dies über Trafostationen abzugleichen und eine Strafe zahlen zu müssen.

        Gute Argumente gegen das „greenwashing“ finden sich im Kommentar von derdahli:
        >Bitcoin incentiviert die Fehlallokation / Fehlplanung von Ressourcen, z.B. den Bau unnötiger Anlagen zur Erzeugung von “grünem” Strom.

        Dagegen würde ich aber halten, dass das pure Existieren bereits eine Umweltbelastung erheblichen Ausmaßes bedeutet – 100 W pro Mensch in Ruhe und viele Menschen betreiben Sport aus Freude oder Eitelkeit, was diesen Energiebedarf noch deutlich anhebt. Bricht man alles herunter, macht absolut nichts Sinn und alles ist Energieverschwendung – deswegen ist es so ermüdend, darüber zu diskutieren und meiner Ansicht nach auch kein Argument. (Sicherlich kann man darüber diskutieren, Dinge effizienter zu machen; Aber ob etwas betrieben werden soll oder darf, sollte in der Entscheidung der Beteiligten liegen und nicht in einem Dekret von Unbeteiligten.)

  3. so ein Quatsch // 4. Dezember 2018 um 20:23 // Antworten

    Das glaubst du dich selbst nicht. Genau wie ein Kohle- und Atomkraftwerk laufen die Mining-Farmen einfach durch. Oder schwankt die Hashrate mit dem Wetter in Xinjiang? Wenn das nicht der Fall ist, könnte man die Energie genauso gut sinnvoll nutzen.

    Der Strompreis in DE wird an der Strombörse in Viertelstundenpaketen bestimmt und die Energie auch in viertel Stunden-Paketen gehandelt. Dieses Pattern ist in der Hashrate nicht erkennbar. Alles unter Viertelstunden (Primäre/Sekundäre Regelleistung) ist zumindets in Deutschland streng reguliert und kein Markt an dem Miner aktiv teilnehmen, auch wenn sie es vllt technisch könnten.

    Negative Strompreise gibt es an windigen und sonnigen Tagen und wenn diese auf Feiertage fallen (z.b. Weihnachten). So lange nicht eine Studie da eine Korrelation mit dem Bitcoin hingebogen bekommt kann man die Studie als kläglichen Green-Washing-Versuch abtun.

    • Weil ja so viele Miner in Deutschland professionell betrieben werden, dass man es im Gesamtverbrauch bemerken würde. Wir haben ja absolut traumhafte Strompreise.. perfekt für Mining. Nicht.

      • kollektive Verblendung // 5. Dezember 2018 um 8:43 //

        Ist doch egal. Aber zeig mir nur einen Miner, der Großhandels-Strompreise bezieht, die sich dem aktuellen Angebot anpassen. Die suchst du auch in Norwegen, Island und China vergeblich.

  4. > Wir können mit einer angemessenen Sicherheit sagen, dass das Mining keinen Schaden anrichtet, indem es Strom verbraucht, der ansonsten vernichtet würde.

    Najo, Overhead gibt’s schon, Hardware, Transport, etc, so ehrlich sollte man schon sein. Bin aber zuversichtlich dass Bitcoin als Weltwährung viel ökologischer und menschenlebenschonender sein wird als der mittels Flugzeugträgern, Militärbasen in aller Welt und dem Rest des Military Industrial Complex und Proof-of-Force gestützten Petro-USD und dessen Vasallen-Währungen wie der EUR, die hoffentlich bald der Geschichte angehören werden.

  5. „Das Mining von Kryptowährungen verbraucht in Wirklichkeit wahrscheinlich überschüssige Energie und fördert damit sogar die Profitabilität und in der Folge die Entwicklung von erneuerbaren Energien. Wir können mit einer angemessenen Sicherheit sagen, dass das Mining keinen Schaden anrichtet, indem es Strom verbraucht, der ansonsten vernichtet würde. Wir können sogar annehmen, dass das Mining tatsächlich ein Vorteil für die Branche der erneuerbaren Energien darstellt.“
    Man könnte es auch so ausdrücken: Bitcoin incentiviert die Fehlallokation / Fehlplanung von Ressourcen, z.B. den Bau unnötiger Anlagen zur Erzeugung von „grünem“ Strom.

  6. Es wird vergessen, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt. Wie sieht es denn aus, wenn die Netze für die erneuerbaren Energien ausgebaut sind, konventionelle Kraftwerke heruntergefahren und der Grünstrom anderweitig benötigt wird? Schönreden und Milchmädchenrechnung.

    Wenn die Netze in einigen Jahren ausgebaut sind, dann steht der Grünstrom eben nicht mehr im Überschuss zur Verfügung und somit entfallen die günstigen Preise für die Miner ebenfalls, was das ganze wieder unattraktiver macht. Den Strom gibt es nur günstig, da kein Abnehmer. 🙂

    Dann doch lieber eine Alternative die diesen Energiehunger nicht hat und für die Zukunft gerüstet ist, statt auf einen Dinosaurier zu setzen der durch seine Spekulanten den gesamten Kryptomarkt kaputt macht. Die Vision die es mal gab und BTC ausmachte ist dahin.

    • Es steht ihnen frei, Verbesserungsvorschläge zu machen, die ein gleiches Maß an

      * Dezentralität
      * Vertrauenslosigkeit
      * fairer Verteilung
      * bedingungslosem Zugang zum System
      * Sicherheit
      * Datenschutz

      bietet. PoS hat das zum Beispiel nicht und würde selbst bei Verbesserung sämtlicher Punkte am Punkt „bedingungsloser Zugang zum System“ scheitern, da man, um Coins zu erhalten erst einmal Coins kaufen muss.

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