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Bitcoin wird 10 Jahre alt – und steht noch fast am Anfang

Titelseite der Times am 3. Januar 2009. Dass die Times den Originalartikel hinter einer PayWall versteckt, ohne Bitcoin zu akzeptieren, zeigt, wo Bitcoin derzeit noch steht.

Hunde sind mit 10 Jahren alt, Menschen kommen mit 10 Jahren in ihre Jugend – und eine neue, digitale Währung? Sie hat in zehn Jahren bemerkenswertes geleistet, ist aber weiterhin blutjung. Bitcoin ist zwar als Zahlungsmittel einigermaßen anerkannt, aber noch weit davon entfernt, verbreitet zu sein. Dabei ist die Vision von Geld, die sich in Bitcoin manifestiert, aktueller und wichtiger denn je. Diejenigen, die sich für Bitcoin begeistern, wissen das. Für alle anderen ist es Zeit, es zu erkennen.

Heute wurde Bitcoin zehn Jahre alt. Am 3. Januar 2009 hat Satoshi Nakamoto den „Genesis Block“ gebildet, den Block mit der Höhe Null. Es hat danach noch 6 Tage gedauert, bis am 9. Januar Block Nummer 1 erschien, aus welchen Gründen auch immer. Dennoch bleibt der Genesis Block der Geburtstag von Bitcoin.

Im Genesis Block hat Satoshi eine kurze Nachricht verewigt:

The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout for banks

Diese Nachricht ist die Überschrift eines Artikels, mit dem die britische „The Times“ ihre Ausgabe am 3. Januar 2009 aufgemacht hat. Der britische Kanzler Alister Darling hatte auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise angekündigt, eine weitere Rettung der Banken durch Steuergelder zu finanzieren, um die Kreditklemme zwischen den Banken zu lockern.

Für viele ist diese Nachricht das wichtigste Indiz, weshalb Satoshi Bitcoin geschaffen hat: Um zu verhindern, dass dies in Zukunft wieder und wieder und wieder passiert. Die Regierung benutzt die Steuergelder, um ein ineffektiv gewordenes, kaputt gegangenes Kartell zwischen Finanzwirtschaft und Regierung zu stützen. Die Bürger bezahlen die Zeche, einerseits durch ihre Steuereinnahmen, andererseits durch die Inflation, mit der die Regierung ihre Schulden stutzt. Mit Bitcoin soll dies nicht mehr passieren.

Die Kryptowährung ist inflationsresistent. Keine Regierung dieser Welt kann beliebig neue Bitcoins schaffen, um ihre Schulden über die Inflation auf die Bürger umzuleiten. Bitcoin ist ein hartes Geld, das die immerwährende Inflation, unter der der Wert noch jeder Fiat- oder Papierwährung verpufft ist, abschafft. Bitcoin könnte damit ein Geld sein, dass eine nachhaltige Wirtschaftsära einleitet, in der es keinen inflationsgetriebenen Zwang zu Konsum und Wachstum mehr gibt: Menschen kaufen nur noch das, was sie benötigen, weil ihr Geld seinen Wert behält, anstatt durch Konsum oder Finanzprodukte Blasen anzutreiben, die letzten Endes ein Scheinwachstum sind, das von der Zukunft von Menschen und Planet gepumpt ist.

Keine Firma, sondern ein Ökosystem

Aber es geht bei Bitcoin nicht nur um das Wirtschaftsmodell. Es geht um Autonomie. Auch das steckt in dem Artikel von der Times. Banken und Regierungen können das Geld der Bürger verwenden, missbrauchen und verzocken, weil Geld nicht anders funktioniert, als dass Banken über das Geld der Bürger verfügen. Mit Bitcoin dagegen gehört digitales Geld erstmals wirklich seinem Besitzer. Dein Schlüssel, deine Bitcoins. Dieses Maß an Autonomie übersteigt die Vorstellungskraft, wenn man Bitcoin zum ersten Mal kennenlernt.

Für diejenigen, die sich seit Jahren mit Bitcoin beschäftigen, ist es dagegen ungewohnt, fast absurd, dass digitales Geld einmal anders funktioniert hat. Dass man zentraler Mittelsmänner, wie Banken, Kreditkartenunternehmen oder Zahlungsdienstleister benötigt hat, um Zugriff auf sein Geld zu haben. Mit Bitcoin ist Geld kein Service, sondern eine Sache, die im Internet existiert, und die jeder benutzen kann, ohne um Erlaubnis zu bitten.  Dementsprechend ist Bitcoin auch keine Firma, sondern ein offenes Ökosystem. Wer Bitcoin benutzen will, kann Dutzende von Wallets auswählen; Full Nodes, SPV-Nodes, Electrum, Mycelium, Samourai, Hardwarewallets, Paperwallets; er kann Dutzende von Blockexplorern fragen, was mit seiner Transaktion ist, und so weiter. Beim Fiat-Geld gibt es zentrale Firmen und Banken, die als Türsteher fungieren. Bei Bitcoin dagegen nur Werkzeuge, die helfen, ein offenes System zu benutzen.

Für diejenigen, die nach dem zähen, deprimierenden Bärenmarkt des vergangenen Jahres an Bitcoin festhalten, ist es klar, dass diese Vision von Geld großartig ist und sich durchsetzen muss. Tatsächlich aber ist Bitcoin auch am 3. Januar 2019, zehn Jahre nach seiner Geburt, noch weit davon entfernt, allgemein verbreitet zu sein. Die Kryptowährung mag als Zahlungsmittel einigermaßen anerkannt sein. Aber von einer weitflächigen Nutzung im Alltag der Menschheit ist sie noch meilenweit entfernt. Eine erst kürzlich geschehene Geschichte illustriert dies.

Finanzielle Mittelsmänner beschränken die Meinungsfreiheit

Jordan Peterson und Dave Rubin, zwei recht prominente amerikanische Intellektuelle, haben kürzlich ihrem Frust mit Patreon Luft gemacht. Patreon ist eine Plattform, um Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle durch regelmäßige Spenden zu finanzieren. Sowohl Peterson als auch Rubin verdienen recht gut durch Patreon-Spenden und Youtube-Klicks.

Nun hat Patreon aber zunehmends begonnen, Personen herauszuwerfen, weil sie unbequeme oder unbeliebte, meist das rechte Spektrum tangierende, Meinungen haben. Etwa Carl Benjamin, ein britischer Komiker und Verschwörungstheoretiker mit antifeministischen Neigungen, oder Milo Yiannopoulos, ein kontroverser Intellektueller, der auch Donald Trump unterstützt hat. Als Reaktion auf diese Zensur haben Rubin und Peterson angekündigt, am 15. Januar Patreon zu verlassen.

Die Entscheidung, erklären die beiden auf Youtube, fällt schwer. Patreon wurde zur wichtigsten finanziellen Stütze der beiden, und der Verlust wird ein großes Loch in die monatlichen Einnahmen schlagen. Aber „es geht darum, Partei zu beziehen, für die freie Rede“, so Rubin. Peterson würde gerne eine eigene Plattform schaffen, die die Freiheit der Rede schützt und fördert. Aber ihm ist klar, wie groß das Problem ist, dass dabei zu lösen ist. In einem weiteren Video beklagt er sich, dass die Zusammenarbeit mit Zahlungsdienstleistern wie PayPal und Stripe ebenfalls problematisch ist, weil diese ebenfalls als Zensoren in der Debatte auftreten.

Dennoch akzeptiert Rubin weiterhin Spenden nur über die üblichen finanziellen Mittelsmänner, und wenn Peterson seine neue Plattform bildet, will er – immerhin – auch Bitcoins akzeptieren. Aber er setzt weiterhin vor allem auf dieselben Dienstleister, gegen deren zensorisches Engagement er vorgehen will.

Ein goldenes Zeitalter für schöpferische Arbeit

Die Lösung liegt so offensichtlich auf der Hand: Benutzt keine finanziellen Mittelsmänner, dann können sie euch nicht zensieren. Wenn Peterson und Rubin eine Welt wollen, in der die Finanzdienstleister nicht zensieren können, müssen sie dafür sorgen, dass man die Finanzdienstleister weniger braucht. Die Grundlagen dafür sind bereits da. Die beiden können Bitcoin verwenden. Punkt, Ende. Fürs erste hat Bitcoin noch genügend Kapazität frei, sollte diese knapp werden, stehen mit Bitcoin Cash und Bitcoin SV oder dem Lightning Netzwerk Ausweichmöglichkeiten bereit. Es funktioniert. Die Möglichkeit ist da, man muss sich nur wahrnehmen.

Ein Tweetstorm von Vin Armani bringt die Verzweiflung zum Ausdruck, mit der langjährige Bitcoiner darauf reagieren, dass Peterson und Rubin diese so offensichtliche Lösung ihrer Probleme nicht erkennen:

Stellen wir uns einmal vor, Peterson und Rubin geben ihre offenbar begehrten und wertvollen Inhalte nur noch gegen Bitcoins her. Damit würden sie die Menschen motivieren, Bitcoins zu verwenden – und das könnte zahlreichen anderen Intellektuellen helfen, ebenfalls unabhängig von Finanzdienstleistern zu werden. Wer einmal mit Bitcoins spendet oder ein Video kauft, macht dies auch ein zweites und ein drittes Mal.

Wenn eine solche Bewegung in Fahrt gerät, eröffnen sich so viele Möglichkeiten, schöpferische und geistig wertvolle Werke im Internet zu monetarisieren. Man kann Videos je Minute bezahlen, Artikel und Bücher seitenweise kaufen, für Kommentare und die Diskussionen um Artikel Geld verlangen, monatliche Spenden einführen und so vieles, vieles mehr. Die Möglichkeiten sind hier grenzenlos und noch nicht mal im Ansatz ausgeschöpft oder auch nur erkannt, und wenn sie genutzt werden, könnte dies ein neues goldenes Zeitalter der digitalen Vermarktung von schöpferischen Qualitätswerken einleiten.

Dass zwei den liberalen oder libertären Ideen nahestehende Intellektuelle, die ihr Geld vor allem im Internet verdienen, erst beginnen, Bitcoin zu benutzen, und dabei nicht mal auf die Idee kommen, Zahlungsdienstleister durch Bitcoin zu ersetzen, zeigt deutlich, wo Bitcoin auch nach zehn Jahren seiner Geburt steht: Sehr weit am Anfang.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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15 Kommentare zu Bitcoin wird 10 Jahre alt – und steht noch fast am Anfang

  1. Ein frohes Neues ! Endlich bist du wieder da 🙂 Und wie üblich mit einem qualitativ hochwertigem Artikel. Merci

  2. Danke für deine tollen Artikel, Christopher. Leider habe ich ein paar Kritikpunkte, die ich mir nicht verkneifen kann:

    Zitat: „Rettung der Banken durch Steuergelder“

    Diese Behauptung lese ich zwar immer wieder, aber sie ist leider falsch. 2008 wurden die Banken gerettet, indem die Zentralbanken Geld „gedruckt“ haben und damit Staatsanleihen aufgekauft haben. Dieses Geld hat dann der Staat den Banken geben. Aus Steuereinnahmen, die jedes Jahr für andere Dinge verplant sind, wäre eine Bankenrettung nicht möglich gewesen. Das „gedruckte“ Geld der Zentralbanken verschwindet wieder aus dem Finanzkreislauf sobald diese anfangen, ihre aufgekauften Staatsanleihen wieder zu verkaufen.

    Zitat: „Inflation, mit der die Regierung ihre Schulden stutzt“

    Das zwar ist in der Geschichte schon passiert, aber nicht nach 2008, denn das „gedruckte“ Geld wurde größtenteils in Finanzanalgen, z.B. Aktien, gesteckt und ist nicht in höhere Löhne geflossen. Dadurch gab es keine Inflation, obwohl das von vielen Leuten befürchtet wurde.

    Zitat: „Die Kryptowährung ist inflationsresistent.“

    Nehmen wir einmal an Bitcoin wäre die einzige weltweite Währung und nehmen wir an, viele Preise in Bitcoin würden erhöht werden. Was wäre das dann? Inflation? Ganz genau!

    Zitat: „Es geht um Autonomie.“

    Autonomie ist wichtig für Leute, die am Rande des Rechtsystems oder in Ländern mit inflationären Währungen leben, aber Normalbürger in den meisten Ländern haben kein Problem mit Fiat-Geld und sind in den meisten Fällen nicht auf Kryptowährungen als Zahlungsmittel angewiesen.

    Daher denke ich nicht, dass sich Bitcoin durchsetzen wird, weil es ein autonomes Zahlungsmittel ist. Ich denke, es wird sich durchsetzen, weil es das erste digitale Geld ist und seine innovative Technologie die größten Vorteile bietet. Dadurch werden Dinge mit Geld möglich, die nie zuvor möglich gewesen sind.

    • Sieh an, jemand mit Kenntnis über Grundlagen der VWL! Sehr erfrischend in diesem Umfeld 🙂

      Mich würde Ihre Definition von „Digitalem Geld“ interessieren und welche Vorteile Sie in Bitcoin gegenüber FIAT Geld sehen?

    • Hi Harry,

      jetzt antworte ich auch mal …

      Bankenrettung / Steuergelder: Ich kenne den exakten Vorgang der Bankenrettung nicht. Aber ich nehme an, es gibt nichts umsonst, und es wird seinen Grund gehabt haben, weshalb nach der Bankenrettung plötzlich Griechenland / Zypern / Island / Spanien kurz vor dem Staatsbankrott standen, und die Steuern erhöhen mussten, während die staatlichen Dienstleistungen und Gehälter gekürzt wurden. Dahrer vermute ich, dass irgendjemand es bezahlen muss, wenn die Zentralbanken Staatsanleihen kaufen und die Staaten von den Erlösen Banken stützen.

      Kann sein, dass es bei uns in Deutschland noch gut ging. In Großbritannien, worauf der Genesis Block anspielt, gibt es die übliche Kombination aus mehr Steuern, weniger Leistungen und höheren Mieten.

      Inflation: Auch das glaube ich nicht vollständig. Das Geld ist in Finanzprodukte geflossen, mit dem Ergebnis, dass der Dax sich seit 2008 verdoppelt / verdreifacht hat. Leute, die „nur Geld“ haben, bekommen Zinsen unter der Inflation, während Anleger ihre Eurowerte verdoppelt haben. Das ist im Endeffekt eine Inflation, die man im echten Leben nicht überall, aber oft antrifft. Bei mir in der Gegend haben sich die Immobilienpreise seit 2008 mindestens verdoppelt, vielleicht sogar verdreifacht, die Dönerpreise sind um etwa 60 Prozent gestiegen, die Milch- und Mehlpreise auch um den Dreh … Ob das nun konkret an der Bankenrettung liegt, kann ich natürlich nicht sagen. Aber unterm Strich waren die Jahren 2008-2018 eine wahnwitzige Umverteilung von denen, die in Euro sparen, zu denen, die in Aktien investieren.

      Kryptowährung / Inflationsresistent: Eventuell wäre es richtiger gewesen, zu sagen „hyperinflationsresistent“. Es gab auch schon im Mittelalter zu Zeiten der Gold / Silbermünzen immer wieder Teuerungen, etwa wegen Missernten. Dasselbe würde in unserem Szenario passieren, wenn es zu einer Verknappung von Rohstoffen, Extrasteuern auf Benzin oder einer Nachfrageexplosion kommmt. Natürlich. Aber vor 1700 lag die durchschnittliche Inflation langfristig gesehen bei 0,0-0,1 Prozent. Etwa das hätte man mit Bitcoin auch.

      Autonomie / Möglich: Ja, vielleicht. Ich finde Autonomie von Geld irrsinnig wichtig, obwohl ich nicht am Rande des Rechtssystems lebe. Aber ich glaube dir gerne, dass man echte, spür- und erlebbare Vorteile braucht, damit sich Bitcoin durchsetzt. Man sehen, ob und bei welchem Bitcoin wir die kriegen …

      Sorry für die vielleicht konfusen Antworten. Die Frage, wie Fiatgeld funktioniert, udn welche ökonomischen Binsenweisheiten / -irrtümer in der Bitcoin-Sphäre kursieren, kommt hier zu kurz. Eventuell sollte ich das in diesem Jahr mal wieder öfters aufgreifen …

    • Tut mir Leid, aber selten so viel Blödsinn auf einmal gelesen.

      Wie eine Anfrage der Grünen (soll hier keine Wahlwerbung sein, ich wähle sie selber auch nicht) gezeigt hat, liegen die Kosten alleine für die deutschen Steuerzahler bei mindestens 68 Milliarden Euro: https://www.gruene-bundestag.de/finanzkrise/kosten-der-bankenrettung-mindestens-68-milliarden-euro.html
      Das sind wohlgemerkt mehr als die aktuelle Marktkapitalisierung Bitcoins und beinhaltet nur direkte Kosten.

      Nehmen wir einmal an Bitcoin wäre die einzige weltweite Währung und nehmen wir an, viele Preise in Bitcoin würden erhöht werden. Was wäre das dann? Inflation? Ganz genau!

      Welcher Logik folgt denn dieses „Argument“? Preise folgen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Falls die Nachfrage nach einem Gut steigt, ohne dass das Angebot mitziehen kann (z.B. schlechte Ernte) steigt der Preis und pendelt sich irgendwo ein, wo genügend Nachfragende auf eine Alternative ausweichen, da sie nicht bereit sind den höheren Preis zu bezahlen.

      Daher denke ich nicht, dass sich Bitcoin durchsetzen wird, weil es ein autonomes Zahlungsmittel ist. Ich denke, es wird sich durchsetzen, weil es das erste digitale Geld ist und seine innovative Technologie die größten Vorteile bietet. Dadurch werden Dinge mit Geld möglich, die nie zuvor möglich gewesen sind.

      Bitcoin ist mitnichten das „erste“ digitale Geld. Was ist denn möglich, was davor nicht möglich gewesen ist? Im Prinzip beschränkt es sich in meinen Augen auf die Zensurresistenz bzw. Autonomie.

    • Zum Thema Inflationsresistenz:
      Bei der Inflation muss Inflation der Geldmenge und der Inflation der Preise unterscheiden.
      Gegen die Inflation der Geldmenge ist Bitcoin geschützt. Gegen die Inflation der Preise gibt es keinen Schutz, wobei diese aufgrund des technischen Fortschritts bei gleichbleibender Geldmenge sinken sollte. Dies ist bei uns nicht der Fall, da die Geldmenge stärker steigt als die Preise durch eine höhere Effizienz fallen. Hier eine Grafik der Geldmenge M1 vom USD: https://tradingeconomics.com/united-states/money-supply-m1

      • @Paul: Ok, 68 Mrd. hat die Bankenrettung gekostet. Das waren mehr als 10% des BIPs von 2008. Die Bundesregierung hätte also die Steuern um über 10% erhöhen müssen oder 10% der Bundeshaushalts streichen müssen. Dann kommen noch die Milliarden, die in die diversen EU-Rettungsschirmmaßnahmen seit 2008 geflossen sind. Alles aus Steuermitteln? No way. Die Politiker sind so klug, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und der ist nun mal, das nicht vorhandene Geld über die Zentralbank zu „drucken“.

        @Christoph: Klar hat das „Gelddrucken“ seinen Preis: Wie du schon gesagt hast, die Inflation hat sich bei den Aktien- und Immobilienpreisen bemerkbar gemacht. Beide werden allerdings nicht zur Berechnung der jährlichen Inflation herangezogen (außer indirekt durch Mieten), aber die lag von 2009 bis 2017 unter dem üblichen Durchschnitt. Die andere Gefahr ist, dass die Zentralbanken das „gedruckte“ Geld zu schnell aus dem Kreislauf ziehen und den nächsten Börsencrash und Rezession verursachen. Und natürlich vergrößert das viele Geld die Kluft zwischen Arm und Reich, was Populisten in die Hände spielt. Allerdings ist die noch schlechtere Alternative, es so zu tun wie nach 1929 und alles komplett crashen zu lassen, was wesentlich übler war und auch zu einem Weltkrieg geführt hat.
        Wenn Bitcoin wirklich die weltweite Währung werden würde, dann würde es sich ähnlich verhalten wie Fiat-Geld. 0.1% Inflation wären da utopisch. Die Zentralbanken müssten von den Whales abgelöst werden, die je nach wirtschaftlichem Bedarf mehr oder weniger Bitcoin in Umlauf bringen müssten. Wenn Bitcoin das Fiat-Geld ablösen würde, würde das nicht die wirtschaftlichen Wirkmechanismen ändern oder über den Haufen werfen.

        @derdahli/Paul: Ja, die völlige digitale Existenz von Kryptowährungen bedeutet natürlich Autonomie. Aber auch mehr Effizienz, da das Geld ohne Zwischenstellen zwischen den Beteiligten fließt. Völlige Anonymität braucht aber der normale Bürger im Prinzip nicht und die Blockchain ist sogar gläserner als das traditionelle Geldsystem, denn jeder kann alle Transaktionen nachverfolgen. Was ich aber für den wichtigsten Vorteil von Kryptowährung halte, ist die Programmierbarkeit von digitalem Geld. Es bekommt quasi ein Eigenleben und eigene Intelligenz. Bestes Beispiel im Moment sind die Smart Contracts von Ethereum. Dort dient ETH als digitaler Treibstoff, um Prozesse in Gang zu setzen und zu steuern. Ich denke, in 10 Jahren oder noch später werden, die meisten analogen Prozesse, die in Firmen, Banken und Behörden ablaufen, reibungsfrei und mit weit weniger Kosten digital im Cyberspace ablaufen. Das wird zwar jede Menge Arbeitsplätze kosten, aber auch jede Menge Arbeitskraft für viele andere Dinge freisetzten. Kryptowährungen nur als reines Zahlungsmittel zu sehen, ist zu kurz gedacht und ist nur ein Bruchteil des Potentials, das hinter dieser Technologie steckt.

  3. Einer der besten Artikel, die ich hier jemals gelesen habe. Ich glaube aber nicht, dass Bitcoin ganz am Anfang steht, denn als Anlageklasse hat BTC es schon sehr weit gebracht. Als Zahlungsmittel dagegen tatsächlich weniger.

  4. Top-Artikel. Hoher Informationswert. Ein Abstecher in die Zeit vor Bitcoin erlaubt?
    Wer eine weitere Dekade zurückgehen möchte, dem sei das 1998 – 2000 veröffentlichte Paper von Ian Gripp empfohlen. Financial Cryptography in 7 Layers.
    http://www.iang.org/papers/fc7.html
    Bereits 1998 – 2000 wurde hier prägnant ein Crypto-Ecosystem beschrieben, welches Satoshis Vision nahe kommt.
    1. Cryptography
    2. Software Engineering
    3. Rights
    4. Accounting
    5. Goverance
    6. Value
    7. Finance

    Die Umsetzung von Ian Gripps Paper sollte mit damaligen technischen Netzwerkmöglichkeiten im e-gold Projekt realisiert werden. e-gold scheiterte u.a. am double-spending Problem. Das wurde durch Satoshi und seinen Codern in der Bitcoin Version 0.1. gelöst.

  5. „Bitcoin könnte damit ein Geld sein, dass eine nachhaltige Wirtschaftsära einleitet, in der es keinen inflationsgetriebenen Zwang zu Konsum und Wachstum mehr gibt: Menschen kaufen nur noch das, was sie benötigen, weil ihr Geld seinen Wert behält, anstatt durch Konsum oder Finanzprodukte Blasen anzutreiben, die letzten Endes ein Scheinwachstum sind, das von der Zukunft von Menschen und Planet gepumpt ist.“

    Das was hier etwas flapsig beschrieben ist entspricht letztlich einem heftigen Umsturze der wirtschaft und gesellschaft. Wir kaufen mehr als wir brauchen weil es, simpel gesagt Spaß macht ein geiles iPhone zu haben statt nem 3310 oder ein flotten gti mit Tempomat und spurhalteassistent statt einem Fiesta. Dass das zum Teil auf Kosten von Umwelt etc geht ist richtig, und v. A dass es nicht ewig so weitergehen kann. Ein bewusster Verzicht auf Konsum führt aber zu weniger auslastung in Wirtschaft + Produktion, was letztlich Arbeitsplätze kostet. D.h es muss auch eine arbeits- und sozialpolitische Veränderung stattfinden. Aber Das alles ist eine größere Hausnummer, die m. M. nicht durch bitcoin angestoßen wird bzw. werden kann, weil Geld ist nur ein Hilfsmittel. Die Regeln werden anderweitig festgelegt.

    • Ach was, Sie machen sich viel zu viele rationale Gedanken. Einfach Geldmenge fixieren und schon gibt es keine Schulden mehr und wir leben alle nachhaltig! Endlich wären wir dann nicht mehr GEZWUNGEN, mehr zu konsumieren als wir brauchen. Ginge zwar auch über einen Goldstandard (moment mal, war da nicht was… ach egal), aber HEY: DE-ZEN-TRAL! DIE-DA-OBEN!
      Immer diese Leute, die meinen, die Dinge wären evtl. doch etwas komplexer… pffrrrt *brainfart*

  6. Kartoffelkopf // 4. Januar 2019 um 14:12 // Antworten

    Sehr guter Artikel dem ich zustimme: Imho sitzt das Geld lockerer, wenn man ein paar Satoshis per Android-App nutzt um einzelne kostenpflichtige Artikel im Netz zu bezahlen.

    Warum ist das so?

    (i) Man möchte nicht ständig die eigenen Kontodaten im Netz preisgeben da jede Plattform ein eigenes Konto benötigt (zumindest ich nicht); (ii) Man möchte nicht hunderte verschiedene Konten bei den verschiedensten Plattformen haben, weil man irgendwan den Überblick verliert; (iii) Man möchte nur für Inhalte zahlen, welche einem das Geld wert sind; (iv) Eine Wallet auf dem Smartphone mag nicht 100%ig sicher sein, das macht aber nichts, wenn man dort nur ein paar Kröten drauf hat und diese nur bei Bedarf auflädt; (v) Der ganze Prozess ist relativ anonym; (vi) Eine Bitcointransaktion ist sicher.

    Nehmen wir als Beispiel ZON, SPON oder WON. Dort gibt es seit einiger Zeit kostenpflichtige Artikel, für welche man ein Konto benötigt oder eben jedesmal die Kontodaten preisgeben muss. Nicht nur besteht die Gefahr, dass z.B. Kreditkartendaten abgefangen werden, auch wissen die Contentproduzenten genau, wer was liest (z.B. Amazon). Der ein oder andere Artikel dort würde mich schon interessieren und ich bin auch bereit entsprechend Geld dafür zu bezahlen, aber ich möchte nicht das Gesamtpaket erwerben wo möglicherweise 90% Schrott ist, noch möchte ich, dass direkte Informationen über meine Person, in welcher Form auch immer, bei jemanden landet, den ich nicht kenne.

    Das sind wahrlich TIEFHÄNGENDE FRÜCHTE für oben genannte Plattformen, nur fehlt offensichtlich der Wille.

    Das andere Extrem sind die GEZ-Gebühren des ÖR, wo man bezahlen MUSS, ob man die Produkte nun konsumiert oder nicht. Wenn man sich weigert landet man im Knast.

  7. Also wenn sich hier schon jemand mit VWL versuchen will, dann bitte richtig.
    Die Inflation bezieht sich nicht auf die Preisentwicklung, sondern die Geldmenge – wörtlich: Geldmengenausweitung. Ob dies eine Preisveränderung bewirkt, hängt von den Umständen ab. Und auch andere Einflussfaktoren sind maßgeblich für die Preisentwicklung, primär Angebot und Nachfrage. Statt rein quantitativ, kann dies auch komplex oder simpel politisch motiviert sein. Nachfrage nach giftigen Nahrungsmitteln ist eher gering. Das Angebot eines Monopolisten basiert a priori aus Marktverzerrung.

    • Laut Wiki bezieht sich Inflation auf das Preisniveau, welches über Warenkörbe bestimmt wird. also hat erstmal nur indirekt mit der Geldmenge zu tun. Gibt es mehrere Definitionen/Verwendungen von Inflation? Das artet jetzt zwar etwas in Begrifflichkeiten aus, aber diese müssen schon geklärt werden wenn darüber diskutiert wird:)

  8. Barbara Weber // 9. Februar 2019 um 17:09 // Antworten

    Ich finde keinen einzigen Hinweis auf den enormen Energiebedarf. Dies scheint mir ein ungelöstes Problem zu sein.

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