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Twitter-Alternative Gab.com: Mit Bitcoin gegen die Finanz-Blockaden

"Pioneer" by Mary Ann Clarke Scott from flickr.com. Lizenz nach Creative Commons 2.0

Gab.com ist eine Alternative für Twitter, die vor allem von Vertretern fragwürdiger, nach rechtsextrem neigender Meinungen genutzt wird. Seit einiger Zeit wird die Plattform zunehmend von Zahlungsdienstleistern geblockt. Bitcoin ist für sie ein Befreiungsschlag.

Lasst uns über Gab.com reden. Die Plattform wurde 2016 als Alternative zu Twitter gegründet, die die freie Meinungsäußerung schützt. Viele Menschen, die bei Twitter rausgeflogen sind, weil sie eine falsche Meinung vertreten haben, sind seitdem zu Gab.com ausgewandert.

Meinungsfreiheit kann auch hässlich sein

Dass eine Meinung zensiert wird, bedeutet nicht automatisch, dass sie besonders wertvoll ist. Im Gegenteil. Gab.com wurde rasch zum Sammelbecken der amerikanischen Alt-Rights, also der neuen Rechten, etwa Alex Jones vom Daily Stormer oder Milo Yiannopolous. Ein Blick auf die Posts im Bereich „Politics“ zeigt das übliche Einerlei: Gegen Muslime, Flüchtlinge, Homosexuelle und Feministen, für die Volkskultur, Todesstrafe, den ach so diskriminierten weißen Mann, das Recht, Muslime zu beleidigen und Waffen zu tragen. Undsoweiter.

Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, würde ich sagen, auf Gab.com tummelt sich der Zorn des weißen Mannes der 70er, der nicht damit klar kommt, dass sich die Welt geändert hat. Ist aber nur mein Eindruck, und mir ist klar, dass es gute Gründe dafür gibt, konservativ zu sein, und dass Meinungen ein Spektrum sind, das von moderat bis extrem reicht.

https://twitter.com/getongab/status/1082826929751744512

Seit einigen Monaten steht Gab.com nun zunehmend unter Druck. Auslöser war, dass der Attentäter von Pittsburgh, der in einer Synagoge mindestens 11 Menschen getötet hatte, auch Nutzer von Gab.com war und dort seine jämmerlich-grausige Tat mehr oder weniger explizit angekündigt hat. Seitdem weigern sich mehr und mehr Firmen, mit Gab.com zusammenzuarbeiten. Neben Webhostern sind es vor allem Zahlungsprovider, darunter Stripe, Sqare und PayPal.

Gab.com soll finanziell ausgetrocknet werden. Um dennoch Einnahmen mit einem „Upgrade“ des Accounts zu generieren, das zusätzliche Optionen freischaltet, ist Gab schon seit einiger Zeit vollständig auf Bitcoin-Zahlungen sowie Geldsendungen per Post umgestiegen. Vor kurzem haben aber auch der Zahlungsdienstleister BitPay, und schließlich Coinbase – zugleich Zahlungsdienstleister und Börse – die Accounts von Gab.com gesperrt.

https://twitter.com/getongab/status/1082815918764261376

Zensur: Pro und Contra

Man muss eine Meinung nicht mögen, um ihr Recht auf Meinungsfreiheit zu unterstützen. Gab.com spricht eine bestimmte Schicht von Menschen an, die in unserer Zeit offenbar das starke Gefühl hat, dass in der Gesellschaft etwas schiefläuft. Sie leiden darunter, dass in Wirtschaft und Politik scheinbar eine Geisteshaltung die Oberhand gewonnen hat, die ihnne zu links, weich, feministisch, asylfreundlich, tolerant, sozialistisch, grün und verkopft ist. Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten zeigt besser als alles andere, wie breit die Ablehnung dieser als elitär wahrgenommenen Haltung ist.

Hilft es, solche Meinungen zu zensieren, indem man Plattformen wie Gab.com den Geldhahn zudreht? Vielleicht schon. Das Internet ist ein Schlachteld der Propaganda, auf dem wenige skrupellose Personen es schaffen, durch zielgerichtetes Trollen mit Sockenpuppen Massen zu beeinflussen und die Demokratie zu unterminieren. Es könnte sinnvoll sein, die Reichweite der Manipulation von Meinungen zu begrenzen, indem man die Kanäle kontrolliert. Zumindest kann man hoffen, damit Flächenbrände zu verhindern.

Es könnte aber auch sein, dass Zensur alles nur noch schlimmer macht: dass wichtige Diskussionen blockiert werden, sich bestimmte Gruppen radikalisieren, weil sie sich zensiert fühlen, und der offene Meinungsaustausch in einer Demokratie dadurch ersetzt wird, dass alle sich nur noch in ihren Filterblasen gegenseitig bestätigen. In Deutschland sieht man, was passiert, wenn die großen Medien rechtskonservative Meinungen ignorieren und belächeln – die entsprechende Zielgruppe wandert auf Medien aus, die auf journalistische und ethische Standards pfeifen, um ihre Zielgruppe in dem zu bestätigen, was sie ohnehin schon denken.

Wenn man Meinungen zensiert, gibt man sie und ihre Vertreter auf und überlässt sie oft Extremismus und Verschwörungstheorien.

Die Welt in der wir leben

Ob man es nun gut findet oder schlecht – mit Bitcoin hat Gab.com eine Möglichkeit, trotz der Blockade durch Zahlungsdienstleister Geld einzunehmen.  Das ist eine Tatsache, die man hinnehmen muss. Bitcoin verhindert es, dass man unbeliebte Meinungen – und auch Propaganda – durch Finanzblockaden verhindert. Das ist die Welt, in der wir heute leben.

Da Coinbase und BitPay nicht mehr funktionieren, benutzt Gap.com den BTCPay Server, eine Open-Source-Alternative. Um sie zu verwenden, benötigt man einen Full Node, an den die Software andockt, um ein ähnliches Checkout zu generieren wie BitPay. Die Händler, die dieses Tool benutzen, empfangen natürlich Bitcoins und nicht, wie oft bei BitPay, Euro oder Dollar.

https://twitter.com/getongab/status/1082865040405934080

BTCPay unterstützt neben Bitcoin auch Lightning- sowie Litecoin-Transaktionen. Bislang hat Gab.com jedoch nur Bitcoin und Litecoin freigeschaltet. Lightning fehlt noch. Eventuell, weil sie erst noch einen Lightning-Node aufsetzen müssen, eventuell, weil sie noch nicht genau wissen, wie sie ausreichend eingehende Liquidität erhalten können. Aber Gab.com ist offenbar zuversichtlich, dies hinzukriegen, und preist Lightning auf Twitter an:

https://twitter.com/getongab/status/1081653842570227713

Wenn man das so liest, könnte man meinen, dass Gab.com zum Bitcoin-Maximalismus neigt: Nur Bitcoin ist das einzig echte wahre, während alle Altcoins Shitcoins oder Scamcoins sind.

Auch das muss man nicht gut finden, um anzuerkennen, dass es eine Meinung ist – und dass niemand daran gehindert werden kann, sie auszusprechen. Das ist nun mal die Welt, in der wir leben.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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24 Kommentare zu Twitter-Alternative Gab.com: Mit Bitcoin gegen die Finanz-Blockaden

  1. Christoph Hutter // 9. Januar 2019 um 13:31 // Antworten

    Danke für den Artikel. Ich finde die freie Meinungsäusserung sehr wichtig. Trotz aller Nachteile. Ich hoffe einfach es wird immer genügend Leute geben, welche zu radikalen/absoluten Meinungen in Opposition gehen und ihren Kommentar hinterlassen. Ich finde auch Zensur/Filterblasen tragen dazu bei, dass weniger Kontra-Argumente gepostet werden. Viel Eher werden dann Bestätigungen gepostet. Eine aus meiner Sicht sehr bedenkliche Entwicklung. Ob es ein Gegentrend gibt bleibt abzuwarten. Es ist halt schon bequemer die eigene Meinung bestätigen zu lassen, als sie zu hinterfragen und in letzter Konsequenz sie sogar zu ändern.

  2. Fragwürdig, Rechtsextrem, Nazis, Homophob, Neurechte, Rechtspopulisten, Rassisten, islamophob, Frauenfeindlich, Migrantenhasser….
    Relotiuspresse… jetzt auch hier.

  3. Wenn man das so liest, könnte man meinen, dass Gab.com zum Bitcoin-Maximalismus neigt: Nur Bitcoin ist das einzig echte wahre, während alle Altcoins Shitcoins oder Scamcoins sind.

    Ich sehe dies mittlerweile zunehmend als Extremismus und nicht Maximalismus. Glücklicherweise gibt es die hosts und ein Eintrag „127.0.0.1 gab.com“ war schnell gemacht. Bei Twitter gibts schon genug Irre, da braucht man sich nicht noch mehr davon antun…
    Davor wollte ich noch ihr tolles Payment Gateway testen, aber „leider“:

    Die Server-IP-Adresse von shop.gab.ai wurde nicht gefunden.
    DNS_PROBE_FINISHED_NXDOMAIN

    Und nunja, dem Medienecho entgegen ist die Seite scheinbar auch nicht sonderlich populär… https://www.alexa.com/siteinfo/gab.com
    Fazit: In Ruhe sterben lassen, RIP.

    Aber was solls, auch wenn Extremisten einen Use-Case für Crypto finden, sollte man das eher als „Lauf der Zeit“ sehen. Vorsicht nur vor Tainted Coins, die über deren Adressen geflossen sind, da nehm ich nämlich lieber selbst die von Alphabay und Co. 😉

    Lustig auch noch, dass man LN als gesicherte Lösung ansieht, bevor man es überhaupt selbst implementiert bekommt. Da war was mit Blinden und Farben oder Wasser predigen und Wein saufen…

  4. Ich verstehe den Sinn hinter den ganzen neuen zentralisierten Plattformen nicht, welche angeblich Meinungsfreiheit bieten. Wäre es als Nutzer da nicht sinnvoller sich einem der vielen Diaspora oder Mastadon Server anzuschließen? Da man auch eigene betreiben kann und über das dezentrale System trotzdem überall „empfangbar“ ist, ist das doch die ultimative Lösung für jegliche Art von Freiheit.

    Aber selbst die meisten Kryptogrößen, die Wert auf Dezentralisierung legen, sucht man dort leider vergebens. Twitter hat aber jeder 🤷‍♂️

  5. Ja die Welt ist leider nicht so einfach und so schwarz und weiss wie man sie gerne hätte.
    Ich bin mal zu Bitcoin gekommen weil ich mich geärgert habe dass Wikileaks der Mastercard-Account gesperrt wurde.

    „Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, würde ich sagen, auf Gab.com tummelt sich der Zorn des weißen Mannes der 70er, der nicht damit klar kommt, dass sich die Welt geändert hat.“

    Und was das betrifft fühle ich mich nicht angesprochen. Ich bin zwar ein alter weißer Mann, aber zum Glück aus den 50er Jahren.

    • Andreas, lustiger Weise ist Gab.com der wahrscheinlich letzte Ort, womit sich ein Bitcoiner identifizieren wollte. Selbst die Betreiber würde ich als Idioten bezeichnen.. Christoph ist da wohl sehr ungebunden und seine Metapher „70-jähriger Weißer“ war eher ein Symbol. Aber tatsächlich sieht man nicht nur durch DT in Amerika einen Extremismus, sondern auch in Europa. Und trotz aller Liebe zu Blockchain & Co. halte ich selbst Bitcoin-Extremismus für stark schädlich für unser Ökosystem.

  6. Maik Richter // 9. Januar 2019 um 23:59 // Antworten

    „In Deutschland sieht man, was passiert, wenn die großen Medien rechtskonservative Meinungen ignorieren und belächeln – die entsprechende Zielgruppe wandert auf Medien aus, die auf journalistische und ethische Standards pfeifen, um ihre Zielgruppe in dem zu bestätigen, was sie ohnehin schon denken.“

    Bitte erleuchten Sie mich. Welchen „journalistischen und ethischen Standards“ in den Massenmedien vermuten Sie?

    Die journalistische Meinung ist ungefähr so individuell wie die Schwimmrichtung einer Sardine.

    • Die „Ausweichmedien“ sind meist Twitter und Facebook oder eben diese halb-lebende Platform. Es gibt (zum Glück) derzeit nichts ernsthaftes im deutschsprachigen Raum an „sozialen“ Medien, die rechter als Facebook oder Twitter agieren wüden.
      Christoph ist ein Mensch, der die Gesellschaft (wahrscheinlich besser als ich) versteht (soweit möglich) und über das Phänomän Bitcoin oder gar Kryptowährungen (möglichst neutral) berichtet. Ich hatte das Glück, ihn persönlich kennenzlernen und er ist definitif der Antitpy eines neinen ICO-Hypes. Ich würde wahrscheinlich meine Hand is Feuer legen um zu bezeugen, wenn der Bub was macht, dann ordentlich.

      Als Disclaimer, den man heute fast überall braucht: ich bin übrigens weder verwand, noch verschwägert mit CB… hab ihn in RL auch nur einmal getroffen.

      • Du hast keine Ahnung, was sich im rechtskonservativen Milieu verbirgt.

        Ich kenne das aus meiner Verwandtschaft. Kluge, integre, menschenfreundliche Personen mit konservativen Ansichten. Fühlen sich von den links-grünen Medien nicht mehr vertreten, und informieren sich seit einigen Jahren zunehmends alternativ. In den Diskussionen mit ihnen kommen seitdem immer öfter Halbwahrheiten und auch gerne Verschwörungstheorien heraus. Ich weiß nicht, was sie lesen, aber ich weiß, dass es etwas ist, das den journalistischen Standards nicht entspricht. Vielleicht KenFM oder RT Deutsch, wenn es gut läuft. Ein Leser hier hat mich mal auf die Seite rapefugees-de hingewiesen. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich gesehen habe, welche Hetze sich dort als „Information“ verkauft.

    • Oh, jetzt muss ich aber …

      Erstmal, ich verstehe mich selbst nicht als Journalist. Ich bin Blogger und Fachidiot. Und ja, mich nervt auch die Konformität der großen Medien, die soziale Abgeschlossenheit des Journalismus, und so vieles mehr. ich lese kaum Zeitung, weil die meisten Artikel zu berechenbar sind, zu langweilig geschrieben, und es immer aufs selbe rausläuft. Ist beim Thema Trump zum beispiel irre witzig. Ich glaube, die deutschen Medien haben es seit 2016 nicht geschafft, auch nur ein einziges Mal anzuerkennen, dass er etwas gut gemacht hat. Der ganze Journalismus steckt in einer Krise, und das hat auch mit einer elitär-intellektuellen Abgeschlossenheit und dem Personalmanagement von Verlagen zu tun.

      Aber … mir geht diese pauschale Journalistenkritik sehr auf den Zeiger. Sorry, dass du jetzt eine Textwand bekommst, das liegt mir einfach auch auf dem Herzen, da mein Lebenslauf zumindest Ähnlichkeiten mit dem von Journalisten hat, und ich das System ein Stückweit von innen kenne.

      Um in Deutschland bei einem großen Medium Journalist zu werden, muss man 5-6 Jahre Geisteswissenschaften studieren, in allen Semesterferien Praktika machen, neben dem Studium als Freier arbeiten, und am besten unentgeltlich bei der Studizeitung. Mit Studileben ist da nicht viel. Nach dieser harten Ausbildung steigt man dann mit einem Grundgehalt von 1.000 Brutto oder so als Volontär ein, um irgendwann, mit viel Glück, einen Redaktionsplatz zu bekommen, wo man etwa so viel bekommt, wie ein Bachelor-Ingenieur beim Berufseinstieg. Die Regel ist aber, dass man als Freier in einem halbprekären Zustand dahinvegetiert, bis man irgendwann die Hoffnung aufgibt uns ins Marketing wechselt.

      Journalisten arbeiten extrem hart. Der Job ist sehr stressig, oft auch am Wochenende und am Abend, gerne 12 oder mehr Stunden am Tag. Die Burnout-Quote ist hoch, und Psychologen sagen, dass Jorunalisten schwer zu therapieren sind, da sie bei allem, was sie machen, daran denken, wie sie darüber schreiben, selbst wenn es eine Burnout-Therapie ist. Der Job geht so tief in den Geist hinein, dass man nicht mehr in der Lage ist, Arbeit und Privates zu trennen.

      Die Leser haben heutzutage die Erwartungshaltung, dass Journalismus umsonst sein soll, da ja Internet und so. Gleichzeitig wird von Journalisten erwartet, dass sie sich in allen Themen, über sie sie in dieser Hektik für lau schreiben, super gut auskennen, dass sie spannende, verständliche Stories schreiben, und dass sie noch die Eier haben, den Politikern und Wirtschaftsbossen die heiklen und unangenehmen Fragen zu stellen. Wenn sie Pech haben, werden sie dafür in manchen Ländern ermordet oder eingesperrt.

      Und ach ja, während man bei allen anderen Jobs hinnimmt, dass es halt ein Job ist, bei dem es um Geld geht, wird von Journalisten immer auch eine hohe moralische Leistung und Integrität erwartet.

      Soweit dazu. All diese alternativen Medien, die halbwahre oder ganzfalsche News verbreiten, haben meist keine originalen Infoquellen. Diejenigen, die den Politikern die Fragen stellen, sind weiterhin die etablierten Journalisten, die ihre Netzwerke pflegen und bohren, diejenigen, die ins Ausland gehen, um aus dem Kriegsgebiet zu berichten, die in die Archive gehen, um Quellen doppelt und dreifach zu prüfen. Dass aus Ereignissen eine Nachricht wird, ist den Journalisten zu verdanken. Die ganze Schwemme an alternativen Medien im Internet beruht meist nur darauf, das zu nehmen, was die Journalisten erarbeitet haben, sie dafür irgendwie zu kritisieren und die Story so zu deuten, dass sie dem entspricht, was die Leser hören wollen. Und dabei gaukeln sie ihren Lesern vor, sie wären die besseren Journalisten.

  7. Maik Richter // 10. Januar 2019 um 11:29 // Antworten

    Hallo Christoph,

    Vielen Dank für diese Aufklärung.

    Herrje, da habe ich ja diese Helden an der Wahrheit völlig falsch eingeschätzt. Quellen doppelt und dreifach überprüfen, Politikern und Wirtschaftsbossen unangenehme Fragen stellen – ja dafür muss man schon Respekt zollen!

    Gut das habe ich jetzt bei deutschen JournalistInnen schon lange nicht mehr gesehen, zuletzt vielleicht vor 20 Jahren bei Urgestein Peter Scholl-Latour in den 90ern. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

    Beim Thema hohe moralische Leistung und Integrität fällt mir Journalist heute da so ziemlich als letzter Berufsstand ein, weit hinter Politikern und Gebrauchtwagenverkäufern. Das mag daran liegen das sie ihre als Fakten getarnte Einheitsmeinung immer schlechter an den Mann oder die Frau bringen. Sorgen um den Verdienst würde ich mir da aber trotzdem nicht machen, wenn ich mir die fürstlichen mit Zwangsabgaben finanzierten Pensionen und Gehälter eines Claus Kleber oder einer Karola Wille so anschaue. Dein Durchschnittsgehalt zum Beispiel „verdient“ er in 1,4 Tagen:

    https://gehaltsreporter.de/promi_gehaelter/tv-und-unterhaltung/claus-kleber/

    Aber klar, Qualität hat natürlich ihren Preis und wir alle zahlen ihm das doch gern.

    In diesem Sinne, sei stolz das du ein freier Blogger bist. Bei Bitcoin geht es rundum um das Thema Freiheit. Ein nicht besonders populäres Thema hierzulande.

    Viele Grüsse!

    • Vielen Dank!

      Ich meine ja auch nicht, dass im Journalismus alles gut ist, vor allem nicht im ÖR, wo unsere Rundunk-„Kurtaxe“ fröhlich verböllert wird, während die Kollegen auf dem freien Markt darben. Wollte nur darauf hinweisen, dass Journalisten einen harten, schlecht bezahlten Job haben, der eine Menge abverlangt. Alle Journalisten, die ich bisher kennengelernt habe, haben den Anspruch, den Leitlinien des guten Journalismus, also ihrer Ethik, zu folgen. Dass sie bei Bürgern noch hinter Politikern und Gebrauchtwagenverkäufern stehen, zeigt vermutlich eher den hohen ethischen Erwartungsdruck, der auf ihnen lastet (und dass nicht alle dem Ideal folgen, oder das Ideal nicht mehr aktuell ist …)

  8. Christoph, danke für Deine offenen Worte! Tatsächlich sehe ich in meinem Umfeld wenig Einfluss aus den zu großen Teilen extremistischen unseriösen Quellen und sah sie eher als Randerscheinung, aber das mag tatsächlich an einer Art Filterblase liegen.

    Journalismus ist tatsächlich hart, wenn man gewisse Standards erfüllen möchte und ich habe auch etliche angefangene aber noch nicht veröffentlichte Artikel zu Themen, mit denen ich meine, mich bestens auszukennen. Dennoch erfordert es ziemlich viel Aufwand, Dinge zu verifizieren und ggf. zu belegen und so ein Artikel frisst dann gerne Mal einen ganzen Arbeitstag. Im Gegensatz dazu kenne ich etliche Startups „von innen“, deren „Content“-Abteilungen Artikel am laufenden Band generieren, deren Inhalt eigentlich egal ist und nur „unique“ sein muss, um von Google indexiert zu werden. Gibt es bei Textbroker und ähnlichen Marktplätzen auch ausgelagert für Preise ab 1 Cent pro Wort… Paradoxerweise sind diese sinnlosen Texte zu Themen wie Kredit, Versicherung, Mode oder Flügen lukrativer monetarisierbar als sauber recherchierte Artikel zu aktuellen politischen Geschehnissen.

    Der ÖR ist tatsächlich absurd und ich könnte mich jeden Monat darüber aufregen, zumal wir keinen Fernseher in der Wohnung haben. Dabei halte ich das Grundmodell eines öffentlichen Rundfunks und dessen Berichterstattung für sinnvoll, solange gesichert wird, dass möglichst wenig politischer Einfluss auf diese möglich ist. Das geht aber deutlich effektiver ohne Lohndumping zu betreiben. Einzelnen Moderatoren und Intendanten Millionengehälter zu bezahlen oder Fußballrechte für Abermillionen zu kaufen und damit die absurden Auswüchse zu befördern gehört für mich nicht zum Grundauftrag einer Berichterstattung. Ich bezahle das ganze mit und sehe für die knapp 20 Euro im Monat 4x mit meinen Kindern die Sendung mit der Maus, deren Produktion wahrscheinlich nicht mehr als 5-stellig kostet (dabei jeden Cent wert ist). Eine Frechheit ist dann auch, dass solch hochwertiger Content, den wir alle bezahlt haben, bereits nach zwei Wochen aus dem Netz verschwinden muss, um keine Konkurrenz zu den privaten Sendern darzustellen. Weniger, dafür tatsächlich Qualität produzieren und diese dann unbeschränkt abrufbar zu halten wäre in meinen Augen der bessere Weg. Wenn ich dann noch den ARD-Intendanten sehe, der eine Beitragserhöhung einklagen will, ist es nicht schwierig für die von Dir genannten „alternativen Medien“ einen Hass „gegen das System“ hochzupushen, denn 8 Milliarden Euro jährlich sind für die Grundsicherung mit Informationen zu wenig und alleine der Beitragsservice (schöner Name für die GEZ) kostet jährlich fast 200 Millionen Euro ohne sichtbar etwas zu leisten (naja, auf dem Kontoauszug sieht es doch jeder).

    Dich sehe ich durchaus als Journalisten, da Du hauptberuflich recherchierst und veröffentlichst und das ist für mich schon die Definition von Journalismus, das Medium spielt dabei keine Rolle. Dabei bist Du tatsächlich in einer sehr glücklichen Situation, dass Dich Bitcoin.de finanziert aber dennoch weitgehende Freiheiten einräumt. Andererseits bist Du auch davon abhängig, wie lange sich Bitcoin.de das leisten will oder kann. Hoffentlich lange und ich schätze Bitcoin.de dafür, dass sie nicht der Gier verfallen und z.B. jeden Shitcoin listen, nur um Volumen zu generieren! BTG ist wohl kein Ausrutscher, sondern rechtlichen Ansprüchen bedingt, die Halter auf Bitcoin.de beim Fork gestellt haben/hätten. Einer fehlt aber dennoch, ist aber leider auch nicht eben mal mit ein paar veränderten Parametern der bestehenden Bitcoin Implementierung zu realisieren und die Ressourcen dürften überschaubar sein…

  9. So ich ge hier auch mal eine Meinung ab.

    Ich bin seit langer Zeit in der rechtsextremen Ecke bis an den Rand zur Mitte am mitlauschen, vorallem der englischsprachigen. Ich habe sicher Wochen an Livestream, Discord und Vortrags Materialstunden von „intellektuellen Größen“ der Bewegung wie Andrew Anglin, Millenial Woes, RIchard Spencer, Martin Sellner und natürlich Stephe Bannon aufgenommen. Wenn Christoph hier „Zorn weißer Männer aus den 70ern“ darf man sich nicht gelcih angegriffen fühlen weil man villeicht auch weiß, ein Mann oder CDU Orstverbandvorsitzender ist, sonder mal kurz reflektieren was damit gemeint ist, und genau diese Beschreibung trifft auf die ganze Charge die sich auf Gab sammelt einfach zu.
    Selbst der Gründer bzw jetzt Geschäftsleitende von Gab ist ein Antisemit, musste übrigens ironischer Weise antisemitische Kommentare auf seinem Gab zensieren da diese gegen US Recht verstoßen haben, soviel zu dieser ach so freien Platform.
    Wenn mal auf Gab unterwegs war, merkt man dass es nichts anderes als ein 100% von Sarkasmus und schwarzem Humor befreites /pol/ oder /b/ ist, wenn hier jemand „gas the kikes“ sagt meint er es auch.

    Auch wenn Ich selber die schon genannte Meinung vertrete, dass alles was nicht Teil der öffentlichen Debatte ist sich nur in Blasen zurückzieht und verschlimmert, glube Ich dass bei so extremen Meinungen „Zensur“ ein Ausbreiten dieser verhindert.
    Rekrutierungsvideos des IS, Aufrufe zum Genozid und das Absprechen von Menschlichkeit bestimmter „Rassen“ ist keine schützenswerte Meinung, und Vertreter dieser extrema kann man auch nicht debattieren und umstimmen.

    Das was dagegen hilft ist kein offener Diskurs mmn, sondern an den Wurzeln anzusetzen. Warum gehen diese Leute zum IS? Warum pinnen diese alle ihre Probleme auf die Weltverschwörung der Juden? Es gibt für allles eine materialistische oder soziologische Erklärung.

    Will auch keinen Aufsatz schreiben, aber mir war es wichtig vielen hier Libertären/Liberalen, die villeicht keinen Kontakt zur rechten Szene haben, mitzuteilen dass diese nur liberale Werte Mimen um sie im Endeffekt abzuschaffen(Was sie sogar ab und zu genau so Wort für Wort sagen), es gibt zu viele Liberale die den rechten auf den Leim gehen in der Hinsicht.

    • Liest du in der rechten Szene aus kritischem Interesse mit oder weil du die Aussagen unterstützt? Für das zweite klingt der Kommentar zu reflektiert, für das erste sind Wochen an Livestreams irgendwie zu viel … aber freut mich sehr, dass du meiner etwas überspitzten Charakterisierung der Szene auf Gab zustimmst …

    • Bitcoin_Kempten // 13. Januar 2019 um 20:20 // Antworten

      Ich stimme dem zwar zum großen Teil zu aber ich sehe auch ein unlösbares Problem dabei, wer entscheidet was zulässig ist?
      Kenne von diesen Leuten die du genannt hast „Andrew Anglin, Millenial Woes, RIchard Spencer, Martin Sellner, Stephe Bannon“ nur Steve Bannon und teile keinesfalls die vorherrschende Meinung über ihn. Steve ist weder Rassist noch Antisemit und wird in meinen Augen ver­un­glimp­ft.

      So wer entscheidet jetzt ob er seine Meinung äußern darf? Wie willst du dieses Problem lösen ohne die Meinungsfreiheit zu beschädigen?

  10. Mit Verlaub, lieber Chrisoph, das ist bester Orwellscher „Neusprech“:

    „Dass eine Meinung zensiert wird, bedeutet nicht automatisch, dass sie besonders wertvoll ist. Im Gegenteil. Gab.com wurde rasch zum Sammelbecken der amerikanischen Alt-Rights, also der neuen Rechten, etwa Alex Jones vom Daily Stormer oder Milo Yiannopolous. Ein Blick auf die Posts im Bereich “Politics” zeigt das übliche Einerlei: Gegen Muslime, Flüchtlinge, Homosexuelle und Feministen, für die Volkskultur, Todesstrafe, den ach so diskriminierten weißen Mann, das Recht, Muslime zu beleidigen und Waffen zu tragen. Undsoweiter.“

    Dem geneigten Leser dürfte mittlerweile bekannt sein, dass du für von den herrschenden Narrativen abweichende Meinungen kein Verständnis hast. Wo aber finde ich deine Kritik gegenüber der linken Ideologie, die nachweisbar letztlich immer zu Unfreiheit und Armut führen? Sozialismus ist nur möglich, wenn die Staatsmacht uneingeschränkten Zugriff auf das Eigentum der Beherrschten hat?

    Bitcoin ist finanzielle Freiheit und somit eine Herausforderung des herrschenden Systems. Meinungsfreiheit ist die Basis jeglichen Fortschritts. Hierzu gibt es ein wunderbares Video von Charles Krüger auf youtube.

    Auf welcher Seite stehst du?

    • Sorry, Kommentar war im Spambereich. Warum auch immer. Ist jetzt frei.

      Ich bin für finanzielle und Meinungsfreiheit, und ich habe viel Verständnis für abweichende Meinungen, vor allem für deren Recht, geäußert zu werden. Aber das heißt nicht, dass ich diese Meinungen deswegen automatisch mag.

      Linke Ideologien sind meistens kacke. Ich mage das Grundprinzip – eine Gesellschaft daran messen, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht – aber man sieht wieder und wieder und wieder, wohin es führt, wenn die Linke staatstragend wird.

  11. Verstehe nicht, was Paypal und co. mit einer Twitter-Plattform zu tun haben soll… Muss ich Geld bezahlen um dort posten zu können oder was? Oder MitGlied sein und Beiträge bezahlen oder was? Wieso muss jeder Furz im Internet irgendwas mit Geld zu tun haben?

  12. Vielen Dank für deine entgegenkommende Antwort.

  13. danke christoph, also für den artikel und den dadurch vorhandenen kommentaren!

    mal wieder interessant zu sehen, wie es um die meinung der ach so libertären freiheitssucher bestellt ist.
    zensur ist das genaue gegenteil davon, ist meinungsnahme auf basis, wie immer, von angst.
    alles was wir suchen, befindet sich ausschliesslich auf der anderen seite der angst…

  14. An all diejenigen, die hier von libertären Werten und Freiheiten posaunen und Christoph und Kommentatoren kritisieren: Zuallererst hört die Freiheit des Einzelnen dort auf, wo die eines anderen beginnt. Sexuelle Orientierung, Religionszugehörigkeit, Hautfarbe, Nasenlänge, Behaarung und ähnliche Grundsätze der individuellen Persönlichkeit gehören dazu und wer das tatsächlich zur Diskussion stellen will, ist nicht diskussionswürdig und ein Extremist. Wer Nachhilfe darin benötigt, wie das ausarten kann und eigentlich immer ist, der ist in Krypto tatsächlich meiner Meinung nach falsch aufgehoben, denn man sollte sich mit mehr auseinandersetzen als seiner persönlichen (vermeintlichen) Freiheit.

    Linksextreme oder auch kommunistisch genannte Regierungen sind auch keine Lösung und funktionieren wie hier schon kurz angedeutet – meist – nicht. Allerdings funktionieren sie meist aus egoistischen Gründen der nicht und verfallen irgendwann komplett eines Systems der Korruption. Rechtsextreme Regierungen übrigens genauso wenig und neben Orban, Lukaschenka oder selbst Putin driften diese immer weiter in Absurdalitäten ab. Das gilt leider auch für mein Geburtsland Polen, wo ich auch heute noch wahlberechtigt bin (doppelte Staatsbürgerschaft), was ich seit meiner Volljährigkeit auch aktiv wahrnehme. Ich schäme mit seit Jahren für die polnische Regierung, die sich als rechtskonservativ bezeichnet, allerdings Sozialprogramme aufsetzt, die nicht leistbar sind und Polen in die Schuldenfalle treiben. Dazu ist man gegen alles, was anders ist als man selbst, egal ob es Homosexuelle, nicht-Katholiken oder sogar Menschen mit einer anderen Hautfarbe. Das alles ist schlecht und selbst die Ukrainer, die sich äußerlich und sogar mental kaum von den Polen unterscheiden nehmen „uns“ den Wohlstand. Dazu sucht die Regierung in der hunderte Jahre turbulenten Vergangenheit Europas mit Kriegen nach irgendwelchen Möglichkeiten, absurde Reparationszahlungen vor Gericht auszufechten (die zum größten Teil selbst dort nicht zugelassen werden, weil sie zu absurd sind).

    Wer immer noch in der Denke links/rechts ist, ist des Bitcoins und der modernen Gesellschaft meiner Meinung nach nicht gewachsen. Unsere Welt ist tatsächlich viel komplizierter geworden und ich sehe das Hartz4 System als riesige künstliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (für die Beamten und auch die „Kunden“ mit irgendwelchen „Fortbildungen“) ohne Gegenwert für die Gesellschaft. Es scheint ihr sogar mit den Repressalien und deren Folgen sogar zu schaden. Ich halte für die Zukunft ein Modell der Grundsicherung ohne Sanktionen „wenn“ z.B. für unausweichlich, wenn wir die Gesellschaft ohne Bürgerkrieg und all dessen Folgen zusammenhalten wollen. Dafür mag ich für viele „links“ gelten, fühle mich aber nicht unbedingt als solcher. Die Flüchtlinge halten übrigens nur unseren Bevölkerungsschwund auf und tragen zur Wirtschaftsleistung bei, das war schon bei den Türken in den 70-80er Jahren so, danach mit den Russen und Polen (die irgendwo Vorfahren hatten und meist als „Spätaussiedler“ kamen, auch krankes System aber naja ich war einer davon, der 1989 mit seinen Eltern so eingewandert ist). Das gleiche gilt auch für die aktuelle Einwanderung und man muss den Menschen nur die Möglichkeit geben, etwas zu tun. Das ist keine politische Einstellung sondern erstmal Menschlichkeit und danach eher Opportunismus.
    Schwarze Schafe wird es immer geben, aber um diese herauszupicken und dann tatsächlich zu belangen, brauchen wir keine „Agentur für Arbeit“, die uns etliche Milliarden Euro jährlich kostet.

    Ist mein Kommentar nun rechts oder links?

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