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Die Anti-Asic-Bewegung und der Kult der Hashpower

Burning Man, Bild von Everfalling via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Ethereum-Entwickler haben beschlossen, spezialisierte Mining-Geräte – die Asics – zu eliminieren, indem sie den Mining-Algorithmus ändern. Diese Diskussion geht tief, technisch und politisch; sie spießt die Frage auf, wer auf einer Blockchain das Sagen hat und was Dezentralisierung bedeutet.

Wow. Was für ein riesiges, breites und tiefes Thema. Es geht um Mining-Farmen, einen Wirtschaftskrieg zwischen amerikanischen und chinesischen Chipherstellern, und darum, wie weit die Macht der Entwickler über eine Blockchain reicht. Mit dabei sind der Bärenmarkt, der die Miner auszehrt, Craig Wrights Kult der Hashpower, und sogar der ewige Klassenkampf zwischen Arbeitern und Technokraten. Was für eine Operette. Es geht um alles. Ich hoffe, ich bekomme das in einem nachvollziehbaren Artikel zusammen.

Also, das ist die Nachricht: Die Core-Entwickler von Ethereum, der nach Bitcoin stärksten Blockchain, haben sich Anfang Januar per Video-Chat getroffen. Dabei haben sie sich darauf verständigt, den Mining-Algorithmus zu verändern, so dass er resistenter gegen Asics ist. Der neue Algorithmus soll ProgPoW heißen. Er wird vor allem den Antminer E3 betreffen, einen vor einigen Monaten von Bitmain herausgebrachten Ethereum-Asics. Für den Grafikkartenhersteller Nvidia, der die ProgPoW-Entwickler unterstützt, dürfte dies erfreulich sein.

Das klingt alles noch gar nicht so aufregend. Dies ändert sich, wenn wir uns anschauen, was alles dahintersteckt. Beginnen wir mit dem Kern der Sache:

Dem Mining

Das Bitcoin-Mining begann mit CPUs (den zentralen, extrem flexiblen Prozessoren). Dann rissen es die stärker spezialisierten Grafikprozessoren (GPUs) an sich, bevor die Asics übernahmen: hochspezialisierte Geräte, die nichts können außer Bitcoins zu minen, darin aber unschlagbar schnell sind. Der Algorithmus, mit dem die Bitcoin-Miner ihren Arbeitsbeweis erbringen, SHA 256, ist hervorragend geeignet, hoch-parallelisiert betrieben zu werden.

Man kann das mögen, weil erst dadurch Bitcoin zum mit weitem Abstand rechenstärksten Netzwerk des Planeten aufgestiegen ist. Man kann alle Supercomputer dieser Erde zusammennehmen, und es wird nicht mal im Ansatz reichen, Bitcoin auch nur anzukratzen. Gleichzeitig kann man die Entwicklung aber auch verabscheuen. Mit ihr ist Mining nicht länger Hobby, sondern Industrie. Von ehemals tausenden, rund um den Globus verteilten Minern, bleibt nur eine Handvoll, die riesige, zentrale Farmen betreibt. Zu dieser Diskussion kommen wir später noch.

Nvidias GeForce RTX 2080 Ti . Die 11 Gigabyte Ram dürften kein Zufall sein, weil Ethereums Ethas-Algorithmus extrem arbeitsspeicherintensiv ist.

Hier geht es darum: Viele Leute in der Szene mögen Asics nicht, weshalb die Entwickler von anderen Kryptowährungen, den Altcoins, von Anfang an mit den Mining-Algorithmen experimentiert haben. Schon Litecoin hat einen asicresistenteren Algorithmus benutzt, Monero versucht, sogar Grafikkarten weniger effizient zu machen, um die Fairness des CPU-Minings wieder zu beleben. Ethereum schließlich benutzt mit Ethash einen Algorithmus, der zwar besser zu Grafikkarten passt, wie der von Monero, aber dafür deutlich resistenter gegen Asics ist, weil er sich nach bestimmten Epochen verändert (seine DAG-Datenbank braucht immer mehr Arbeitsspeicher).

Für eine relativ lange Zeit hat das gereicht. Während Coins wie Litecoin und Dash schon lange in die Hände der Asics gefallen sind, blieb Ethereum in der Ära des Grafikkarten-Minings. Das hat sich nun vor einem halben Jahr geändert. Zumindest ein bißchen:

Der Antminer E3 und Monero

Bitmain, der chinesische, weltweit mit Abstand größte Hersteller von Kryptominern, hat den Antminer E3 auf den Markt gebracht: der erste Asic-Miner für Ethereum. Für Bitmain war das ein wichtiger Schritt. Die Firma, die mit ihren Antminern den Markt für Bitcoin-Miner seit 2015 beherrscht, gilt zwar als die größte Krypto-Firma der Welt. Doch ihre Zukunft hängt davon ab, dass es genügend Kryptowährungen gibt, die mit einem Asic funktionieren.

Die Top-12-Coins nach Coinmarketcap.com

Wenn wir uns die Top-Währungen anschauen, sieht es nicht gut für Bitmain aus. Die Hälfte der Top-12 braucht überhaupt keine Miner mehr – Ripple, EOS, Stellar, Tron, Cardano, IOTA – weil sie Proof-of-Work (Mining) durch andere Konsensverfahren ersetzt haben. Selbst Coins, bei denen gemined wird, sträuben sich dagegen, Bitmain auf ihren Markt zu lassen. Als die Firma etwa versucht hat, einen Miner für Monero auf den Markt zu bringen, hat sie sich eine blutige Nase geholt: Die Monero-Entwickler haben einfach den Mining-Algorithmus geändert. Der Versuch, einen „Monero Classic“ zu etablieren, verlief im Sand, und Bitmain hat viele Monate Entwicklung und Produktion verloren.

Immerhin konnte die Firma mit Minern für die Algorithmen von Litecoin und Dash ein Stück Boden gewinnen. Ein Miner für Ethereum, wie der E3, ist ein wichtiger Schritt. Schließlich ist Ethereum die zweitgrößte Kryptowährung überhaupt, ein riesiger Mining-Markt, den bisher von den Herstellern von Grafikkarten, vor allem Nvidia und AMD, bedienen. Die Überlegenheit des E3 hält sich dabei jedoch in Grenzen. Gerade mal 100 bis 200 Prozent, was für Asics ziemlich wenig ist. Genug, um eine Nachfrage zu schaffen, aber zu wenig, um die Grafikkarten-Miner wie bei Bitcoin komplett auszuradieren.

Dennoch geht bereits dies den Core-Entwicklern zu weit. Wenn man die „Story“ von Ethereum kennt, versteht man, warum.

Caspar, der freundliche Geist

Es war nie geplant, dass Ethereum Asic-Farmen hat, wie auch nicht vorgesehen ist, dass die Miner überhaupt eine Kontrolle über das Netzwerk haben. Stattdessen stand von Anfang an fest, dass das Mining nur eine Übergangsphase war, bis „Caspar“, der freundliche Geist, eine neue Ära einleitet. Ethereum wird erst erwachsen sein, wenn die Miner abgedankt haben.

Caspar meint den Algorithmus, der einmal das Ethereum-Mining durch Proof of Stake (PoS) ersetzen soll. PoS bedeutet, dass nicht die Masse der prozessierten Krypto-Operationen entscheidet, wer einen Block findet, sondern die Masse an Ethereum-Token, die jemand vorweist. Das nennt man „Staken“, ein schwer übersetzbares Wort: Ein Stake ist ein Anteil, wie eine Aktie, oder ein Pfand. „Staken“ macht daraus ein Verb, das man am ehesten mit „einsetzen“ deutsch ausdrücken kann. Der Staker hinterlegt seine Ether auf seinem Node für eine bestimmte Zeit, um am Rennen um die Blocks teilzunehmen; je mehr Ether, desto höher seine Chancen.

Proof of Stake ist umweltfreundlicher als das Mining, da es keinen Strom verbraucht, um Rechenoperationen zu akkumulieren. Es könnte auch nachhaltiger sein, weil die ins System investierte Hardware nicht in an sich sinnlose Hashoperationen fließt, sondern in eine Infrastruktur, die dem, was Ethereum wirklich macht – Smart Contracts auf einer Blockchain prozessieren – zugute kommt.

Die Entwickler, vor allem Vitalik Buterin und Vlad Zhamfir, entwickeln und diskutieren „Caspar“  seit Jahren. Es geht vorwärts, aber langsamer als erwartet. Caspar wurde eigentlich schon für die Metropolis Hardfork erwartet, aber weiter auf die Serenity-Phase verschoben.

Was wohl die Miner dazu sagen?

Nvidia und Bitmain

Natürlich sind die Miner nicht eben begeistert, dass sie ersetzt werden. Der sagenhafte Aufstieg von Ethereum seit Anfang 2017 war der große Treiber des Booms der Grafikkarten-Miner. Es war vielleicht das erste Mal, dass eine Kryptowährung in den Bilanzen von Weltkonzernen aufgetaucht sind. Die Börsenkurse der beiden großen Grafikkarten-Hersteller Nvidia und AMD haben 2018 Allzeithochs erreicht, parallel zum Hoch der Kryptowährungen. Vor allem Nvidia profitierte von dem Trend, wurde aber von dein einbrechenden Preisen um so mehr mitgezogen. Ethereum ist ein Treiber des globalen Grafikkartenmarktes.

Aktienkurs von Nvidia: Von 50 auf 250 Euro in zwei Jahren, nun zurück auf 130. Quelle: Boerse.de

Man kann annehmen, dass der Plan der Ethereum-Entwickler, zu PoS zu wechseln, nicht eben Freude bei den Herstellern von Grafikkarten entfacht. Für Bitmain war Caspar dagegen lange Zeit eher egal. Seit dei Firma jedoch mit dem E3 ihr Kerngeschäft, die Produktion von Hardware, auch auf Ethereum ausgedehnt hat, wird der Übergang zu Proof of Stake auch hier eher Unbehagen hervorrufen.

Man sollte dazu wissen, dass Bitmain, trotz eines über alle Maßen phantastischen Geschäftsjahres 2017, in einer sehr brenzligen Lage steckt. Die Firma ist übermäßig abhängig vom Wohle einiger weniger Kryptowährungen, deren Ausschüttung an die Miner zudem noch im Lauf der Zeit abnimmt. Diese Situation spitzt sich derzeit zu, aber auch dazu später mehr.

Hier bleiben wir dabei, dass die Ethereum-Entwickler nicht eben annehmen, dass die Miner bedingungslos kooperativ sein werden, um es mal so zu sagen. Weder Firmen wie Nvidia oder Bitmain, noch diejenigen, die von ihnen Hardware kaufen. Aber das macht nichts. Denn die Ethereum-Entwickler fragen die Miner sowieso nicht. Sie sind bei der Diskussion, was mit dem Markt passiert, von dem sie leben, nicht eingeladen.

Nichts zeigt dies deutlicher als Constantinople, der zweite Teil der Metropolis Hardfork.

Produktionsplanung und -drosselung

Die Constantinople Hardfork von Ethereum findet heute statt. Besser gesagt: Sie hätte heute stattfinden sollen, wurde aber vertagt, weil es einen Fehler gab, der kurz vor Zwölf entdeckt wurde.

Die Fork enthält eine Handvoll kleinerer Features, die eher technische Details adressieren, die im Schatten von EIP 1234 stehen. Dieses Ethereum Improvement Proposal entschärft nicht nur die Difficulty Bomb (und verhindert damit eine Eiszeit), sondern reduziert auch die Belohnung, die die Miner je Block erhalten: von fünf auf zwei Ether. So werden die Geldeinheiten von Ethereum genannt.

Das ist ein extremer ökonomischer Eingriff. Nehmen wir Öl. Das ist ein guter Vergleich, weil die Ether ja auch als Treibstoff für Smart Contracts dienen. Man stelle sich vor, die globale Förderung von Öl sinkt um mehr als die Hälfte. Bei Bitcoin geschieht dies auch, mit dem Halvening. Das ist aber fest einprogrammiert. Seit dem Genesis-Block steht die Regel, dass sich die Fördermenge von Bitcoins alle vier Jahre halbiert. Für die Miner – vor allem für Bitmain – ist das eine große Herausforderung. Die Einkünfte von Bitmain können nur stabil bleiben, wenn sich der Preis in den vier Jahren zwischen den Halvenings verdoppelt. Aber immerhin: der Angebotsschock kommt mit Ansage.

Bei Ethereum dagegen gibt es keine solche „Verfassung“. Hier entscheiden die Entwickler, was mit der Fördermenge geschieht – und wenn sie beschließen, den Ertrag der Miner zu kappen, dann passiert das auch. Ein Gremium von Experten beeinflusst hier den Modus der Geldschöpfung stärker, als Zentralbanken es derzeit können. Man könnte es eine Oligarchie von Technokraten nennen, deren Einflussbereich durch keine klaren Regeln begrenzt ist. Vielleicht ist das die logische Folge vom großen Grundsatz der Smart Contracts: Der Code ist das Gesetz.

Die Interessenslage ist dabei interessant: Zentralbanken profitieren von der Geldschöpfung, oder stehen zumindest in Kooperation mit denen, die von ihr profitieren (die Regierung und Banken) – während die Entwickler von Ethereum  nicht nur unabhängig sind, sondern sogar in starker Opposition zu den Profiteuren der Geldschöpfung – den Minern – stehen. Dies könnte erklären, weshalb das Geld der Zentralbanken zu einer inflationären, also einer zunehmenden Schöpfungsrate, tendiert, während das der Ethereum-Entwickler den Weg der Drosselung der Produktion geht.

Für die Miner und die Hersteller von Hardware dürfte das ein harter Einschnitt sein. Umso ärgerlicher, dass sie offenbar ohnmächtig sind. Das Constantinople-Upgrade gilt als unkontrovers, wird von allen Börsen unterstützt, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass es dabei zu einer Spaltung kommt. Man könnte sagen, die Arbeiterschaft – die Miner – habe dem Management nichts entgegenzusetzen.

Die Ethereum-Entwickler beherrschen das Netzwerk. Aber zufrieden sind sie noch nicht.

ProgPoW

Anfang Januar haben sich die Core Entwickler, eine Gruppe von 24 Entwicklern um einen harten Kern von sechs bis sieben, getroffen. Dabei wurde sehr lange besprochen, ob und wie man Ethereum resistenter gegen Asics macht.

In der Diskussion gab es an sich keinen deutlichen Widerstand gegen den Plan, den bisherigen Mining-Algorithmus durch einen neuen mit dem Titel „ProgPoW“ zu ersetzen. Dieser soll die bisherigen Miner, also vor allem die E3 von Bitmain, ausschalten, und hart oder unmöglich machen, neue Asics zu entwickeln. Die genaue Diskussion davon ist aber schwer aus dem Video herauszufiltern. Einige Kommentare dazu findet man zwischen den Minuten 48:00 und 1:10:00. Coindesk zitiert den Entwickler Hudson Jameson, dass es wohl eine Übereinstimmung gebe, mit ProgPoW weiter zu gehen, solange kein großes Problem auftrete.

ProgPoW ist eine Modifizierung des bestehenden Ethash-Algorithmus. Sie „benutzt fast alle Teile der Standard-Hardware (GPUs) und ist auf die am häufigsten für Ethereum benutzte Hardware fokussiert.“ Indem der Code den bestehenden Algorithmus verkompliziert, reduziert er den Vorteil, den ein Asic gegenüber Grafikkarten herausschlagen kann, angeblich auf 110 oder 120 Prozent – ein Wert, der die Entwicklung und Massenherstellung von Asic-Minern vermutlich unlukrativ macht.

ProgPoW soll die Asics von Ethereum solange fernhalten – oder zumindest ihren Einfluss begrenzen – bis Caspar den Übergang zu Proof of Stake einleitet. Dabei zeigt aber auch, dass es nicht nur um die Gesundheit des Netzwerkes geht – sondern auch um die Wahrung von Besitzstand. Man könnte sogar sagen, ProgPoW ist ein Zug in einem Wirtschaftskrieg zwischen Bitmain und Nvidia.

Nvidia und AMD

Kurz nach der Veröffentlichung des Videos mit den Core Entwicklern beklagte Alexander Levin, Präsident von gpuShack.com, dass Nvidia die Entwicklung von ProgPoW unterstütze und beeinflusse: „Ich habe eine zuverlässige Kenntnis davon, dass Nvidia das Team (im speziellen Kristy Leigh Anne Minehan) finanziert, das ProgPoW entwickelt.“

Er erklärt: „Die Entwickler von ProgPoW scheinen in beraterischer Beziehung zu Nvidia zu stehen. Das bedeutet, Nvidia könnte schneller und häufiger mit künftigen Optimierungen vertraut sein. Darüber hinaus scheint ein Projekt von ProgPoW-Akteuren, Mineority, darauf fokussiert zu sein, eine Cloudmining-Plattform speziell für Nvidia-GPUs zu schaffen.“ Schon zuvor hätten die ProgPoW-Entwickler Nvidia mit einem Code bevorzugt, der die Hashrate speziell von Nvidia-Grafikkarten erhöhe. Levin konstatiert: „Die Fork zu ProgPoW reduziert keine Zentralisierung. Sie beseitigt einfach alle neu eintretenden Entwickler und Hersteller von Asics (das Potential für eine gesunde, nicht-monopolisierte Ökonomie) zugunsten eines bestehenden Chipherstellers: Nvidia.“

Die Diskussion davon bleibt aber verhalten. Alexander Levin nennt seine Quelle nicht, falls er eine hat, und zeigt vor allem Hinweise auf. Die ProgPoW-Entwickler halten in einer FAQ dagegen: Der ProgPOW sei erst durch eine geschlossene Feedback-Runde gegangen. Danach habe man um ein Review der Ethereum Foundation, der Ethereum Core-Entwickler sowie Nvidia und AMD gebeten. Die beiden Grafikkarten-Hersteller haben den Algorithmus gutgeheißen und ein Vorschläge für Änderungen gemacht, die die Entwickler umgesetzt haben.

Es mag sein, dass Nvidia besonders aktiv hinter der Entwicklung von ProgPoW steht. Tatsächlich aber geht es weniger um die Konkurrenz zwischen Grafikkartenherstellern – sondern zwischen der von Grafikkarten und Asics. Und hier dürften Nvidia wie auch AMD geschlossen hinter dem Asic-resistenteren Algorithmus stehen.

Bitmain

Für Bitmain ist das alles natürlich recht unerfreulich – zumal der Schlag die Firma auf dem Höhepunkt eines spektakulären Abstiegs trifft. Noch im Oktober hat Bitmain geplant, mit einem Börsengang in Shanghai die sagenhafte Summe von 20 Milliarden Dollar einzunehmen. Bitmain schien auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn zu sein. Die Firma dominiert den Markt für Miner und hatte 2017 mehr als eine Millirde an Einnahmen. Doch schon im Herbst erschien der Börsengang waghalsig. Bitmain ist zu stark auf PoW-Kryptowährungen fokusiert. Da deren Erträge mit den kommenden Halvenings gekappt werden, sind Bitmains Umsätze davon abhängig, dass sich die Preise der Coins bis 2020 mindestens verdoppeln.

Die letzten Wochen scheinen für Bitmain eine Katastrophe gewesen zu sein. Die Firma hat zuerst ihr Lab in Israel geschlossen, wo vor allem an Künstlicher Intelligenz und Blockchain-Technologie geforscht wird. Bald darauf entließ Bitmain die Entwickler von Copernikus, einer Bitcoin-Cash-Implementierung in Go. Es folgten Gerüchte über ein Schließen großer – wenn nicht aller – Mining-Anlagen. Kürzlich wurde bekannt, dass Bitmain sein Büro in Amsterdam auflöst. Dies ist besonders heikel, weil die Amsterdamer für BTC.com zuständig sind, dem Flaggschiff-Pool von  Bitmain, der auch eine Online-Wallet sowie einen Blockexplorer betreibt. Bitmain erklärt auf Nachfrage nur wortkarg, dass sich die Firma auf ihr Kerngeschäft besinne.

Der Aufstand der Entwickler gegen die Miner, den zuerst Monero und nun auch Ethereum aufführt, ist hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Auslöser des rapiden Abstiegs von Bitmain vom Krypto-Einhorn zum Pleitekandidat war ein anderer. Er kommt aus einer überraschenden, ironischen Ecke: Von den Mining-Fundamentalisten um Craig Wright und CoinGeek. Also eigentlich von der Seite, die mit Bitmain in diesem Spiel verbündet sein sollte.

Die Bitcoin Cash Hard Fork

Wir haben hier schon einiges über die Bitcoin Cash Hardfork geschrieben. Hier nur soviel: Die ABC-Entwickler haben in der Hard Forks Änderungen eingeführt, die wie DSV und CTOR keinen Konsens hatten, und haben sich geweigert, die Miner darüber abstimmen zu lassen, wie von Craig Wrights nChain und seinen SV-Entwicklern gefordert. Jihan Wu, der CEO von Bitmain, hat sich dabei ironischerweise auf die Seite der Entwickler gestellt hat.

Es war schon früh klar, dass die Hard Fork zu einem Split der Chain führen würde. Craig Wright polterte „You split, we bankrupt you“ („Ihr spaltet, wir ruinieren euch“). Diese Aussage – gerichtet an Bitmain – wurde vom Witz zum Programm. Denn Bitmain ist tief in Bitcoin Cash investiert. Laut einer Präsentation für den Aktiengang hatte Bitmain bis zum Frühsommer rund eine Million Bitcoin Cash (BCH) angehäuft. Die eher schlechte Kursenwicklung von Bitcoin Cash traf dieses schlecht balancierte Portfolio schmerzhaft. Der globale Niedergang des Minings senkte zudem die Preise für gebrauchte Miner auf Ramschniveau. Auch das tut weh.

Als es zur Spaltung und zum „Hashwar“ kam, wurde Bitmain, ohnehin in einer sehr geschwächten Position, gezwungen, mit Verlust zu minen. Gleichzeitig sank der Preis von Bitcoin Cash – selbst wenn man Bitcoin SV dazu zählt – ins Bodenlose. Insgesamt dürfte Bitmain im Jahr 2018 mehr als eine Milliarde Dollar Verlust gemacht haben. Laut Kommentaren der Pressesprecher versucht das Unternehmen nun, wieder gesund zu schrumpfen. Ob dies hilft, die drohende Pleite abzuwenden, ist derzeit schwer zu sagen.

Bitmains neue Erzfeinde, Craig Wright und Verbündete, bejubeln den Untergang von Bitmain. Sie vertreten einen „Kult der Hashpower“, der den absoluten Gegenpol zur kaum begrenzten Herrschaft eines Entwickler-Gremiums bei Ethereum bildet.

Alle Macht den Minern

All das, was den Ethereum-Entwicklern ein so großes Unbehagen bereitet, dass sie per Hardfork den Mining-Algorithmus ändern wollen, wird von Craig Wrights „Kult der Hashpower“ ausdrücklich begrüßt. Dabei folgen sie dem, was Satoshi hinterlassen hat.

Der Erfinder von Bitcoin hat Mining-Farmen bereits vorhergesehen, bevor er Anfang November 2008 sein Whitepaper veröffentlichte. In einer der ersten Mails schrieb er: „Am Anfang werden die meisten User einen Netzwerk-Knoten betreiben. Aber wenn das Netzwerk zu einem bestimmten Punk wächst, werden das mehr und mehr Spezialisten sein, die Server-Farmen mit spezialisierter Hardware betreiben.“

Nur solche Mining-Farmen seien, meint nun Wright, echte Knoten im Netzwerk. All die kleinen, privaten, nicht-minenden Full Nodes sind nur Ballast. Die Miner sollen sich zentralisieren, sie sollen zu großen, mächtigen Serverfarmen werden, die ein „Small World Netzwerk“ bilden. Jeder soll mit jedem verbunden ist, so dass sich neue Blöcke augenblicklich im Netzwerk verbreiten. Diese mächtigen Farmen sollen in Wettbewerb zueinander stehen. Damit sie riesige Blöcke bilden – und dadurch viele Gebühren einnehmen – können, müssen sie in Bandbreite und Konnektivität investiert. Das Wettrüsten der großen Miner sorgt dafür, dass das Netzwerk effizient läuft und hoch skaliert.

Proof of Stake wird von dieser Partei vehement abgelehnt. Denn wer einmal seine Coins hat, kann sie in einem Staking-Node einlocken und die Hände zurücklegen. Er hat nicht mehr viel zu tun. Ein Miner, der nach Arbeitsbeweisen hasht, muss dagegen fortlaufend in neue Technologien investieren. Mining ist ein „Red Queen Game“, benannt nach der roten Königin aus Alice im Wunderland, die in einer wichtigen Stelle des Buches sagt, man müsse so schnell rennen, wie man könne, um am selben Ort zu bleiben. Ein Miner, der nicht investiert, wird abgehängt.

Damit nimmt diese Partei eine interessante Position in einer Diskussion ein, bei der es um die Kontrolle von Blockchains geht – und um einen Schlüsselbegriff.

Dezentralität

Eine Blockchain ist ohne Zweifel dezentraler, wenn das Mining verteilter ist – und Mining mit CPUs oder GPUs ist ohne Zweifel verteilter als ein Mining mit Asics. Dies macht es viel unwahrscheinlicher, dass eine Blockchain gebrochen wird, wenn die mächtigsten Miner ein Kartell bilden oder von einer Regierung kontrolliert werden. Ein enormer Vorteil, der verhindert, dass die offensichtlichste Macht im System – die Miner – ihren Einfluss missbrauchen. Diesem Vorteil stehen aber einige Nachteile gegenüber.

So hinterlässt es eine Lücke der Kontrolle, wenn die Miner derart dezentralisiert sind, dass sie sich nicht zu einer starken Machtquelle verbinden können. Diese Lücke wird dann von den Entwicklern der Standardimplementierung gefüllt, welche nun als eine Art zentrales technokratisches Gremium eine Blockchain beherrschen. Die Zentralisierung, die bei den Minern abgeschlagen wird, kehrt bei den Entwicklern zurück. Man könnte sagen, die Macht geht von den Bauern oder Arbeiter auf die Politiker und Manager über.

Zum anderen sind Asic-Miner viel stärker in den Erfolg einer Blockchain investiert als GPU-Miner. Grafikkarten können eine Vielzahl an Coins schürfen, Asic-Miner in der Regel nur einen und dessen Forks. Wer einen Bitcoin- bzw. SHA256-Asic gekauft hat, setzt auch darauf, dass Bitcoin (oder eine seiner Forks) eine goldene Zukunft hat. GPU-Minern ist es dagegen egal, welchen Coin sie minen. Hauptsache es lohnt sich. Zur Not fahren sie auch einen 51-Prozent-Angriff auf einen schwachen Coin, etwa Bitcoin Gold oder Ethereum Classic. Dagegen gibt es bislang noch keinen Hinweis darauf, dass ein Asic-Miner auf dem eigenen Feld randaliert.

Auch ökologisch könnten Asics Vorteile haben: Indem sie das Mining auf Serverfarmen zentralisieren, wird dieses sehr viel mobiler als ein stärker dezentrales Netzwerk mit tausenden von unabhängigen GPU-Minern. Man kann viel einfacher den Standort einer Farm wechseln, als den von tausend unabhängig betriebenen Grafikkarten. Dadurch migrieren Asic-Miner sehr viel stärker an Standorte, wo Strom günstig ist, was in den meisten Fällen bedeutet, dass er aus nachhaltigen Quellen kommt, die die Natur an entsprechenden Standorten im Überschuss hervorbringt. Eine vor kurzem veröffentlichte Studie spekuliert sogar, ob das Bitcoin-Mining einen ökologischen Mehrwert hat, weil es den Erzeugern alternativer Energien hilft, an Strom zu verdienen, für den es ansonsten keinen Abnehmer mehr gegeben hätte.

Wenn ein Coin dann noch wie Monero nicht nur gut für Grafikkarten, sondern auch für Kernprozessoren (CPUs) ist, verlagern sich Teile des Minings in Botnets von Rechnern, die mit einer Mining-Malware infiziert wurden. Da diejenigen, die am Mining verdienen, nun nicht mehr die Stromkosten bezahlen, spielt der Standort überhaupt keine Rolle mehr. Ein Mechanismus des Mining-Marktes, der dessen ökologische Schäden reduziert, ist damit ausgeschalten.

Man könnte diese Faktoren so beschreiben, dass Dezentralität des Minings immer einen Preis hat. Die Ethereum-Entwickler sind bereit, diese Kosten einzugehen. Dies mag gut für Ethereum sein, für andere Coins vielleicht nicht. Es ist schwer, die Vor- und Nachteile abzuwägen, da die Faktoren aus verschiedensten Bereichen kommen – Effizienz, Ideologie, Politik, Wirtschaft, Ökologie. Aber man kann vermuten, dass sich derzeit die Kontrollmechanismen für Blockchains herauskristallisieren, die in Zukunft womöglich globale Machtzentren darstellen werden. Damit werden die Adern einer künftigen Politik schon heute gelegt.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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17 Kommentare zu Die Anti-Asic-Bewegung und der Kult der Hashpower

  1. was für ein umfänglicher, toller Artikel! Große Klasse

  2. hallo christoph!

    wow, toller artikel!!!
    für mich als jemand, der zum einen nicht mehr so richtig bock hast, sich mit den inzwischen überall extremst spezifischen technischen details zu beschäftigen, da mir die zeit dafür zu kostbar geworden ist, als dies im crypto bereich ja auch sofort rapide ins erwähnte geht, habe ich eben beim essen nebenher wieder ne menge dazu gelernt!
    genaus solche artikel vermisse, die von den begrifflichkeiten einfach gehalten sind und logisch und strukturiert aufgebaut sind.
    wenn du schlau bist, tagst du das teil als dummie, basics oder so und schaffst dafür einen einen eigenen bereich.

  3. Inhaltlich ein starker Artikel, aber sorry Christoph, sie Rechtschreibfehler sind so immens, dass sie wirklich stören. Hast du keinen Korrekturleser? Falls nicht, kann ich dich unterstützen.

    • Sorry für die Rechtschreibfehler. Habe grade eine Prüfung drüberlaufen lassen und ein paar gefunden und korrigiert. Das war halt ein langer Artikel, an dem ich den ganzen Tag geschrieben habe.

      Danke für dein Angebot. Aber das Problem bei Korrekturen ist eher der Workflow. Ich möchte einen artikel veröffentlichen, wenn ich ihn geschrieben habe, anstatt zu warten, bis jemand in seiner Freizeit Korrektur liest. Ich glaube, das würde den Workflow kaputtmachen …

      • Sebastian // 16. Januar 2019 um 7:29 //

        Vollstes Verständnis. Der Artikel war inhaltlich einer deiner stärksten, finde ich.

  4. Die Kernfrage von POS vs. POW: Sollen die Reichen noch reicher werden weil sie schon reich sind? Oder sollen die Besten reicher werden, weil sie die Besten sind?

    • Kartoffelkopf // 16. Januar 2019 um 9:06 // Antworten

      Man muss das Verteilungsproblem lösen. Die Lösung bei Ethereum sollte PoW zu Beginn sein. Nun, wenn man aber irgendwann auf PoS umschwenkt, dann gibt es immer noch bestimmte „Early Adopter“, welche riesige Mengen an Ether halten. Wer könnte das wohl sein? Rhetorische Frage! Und auf die entsprechenden Haufen wird dann halt am meisten geschissen. Leistungslos!

      Das ist nicht der einzige Punkt warum PoS fraglich ist. Die Nothing At Stake Attack macht für JEDEN (!!!) einen Angriff (Doublespend) auf einen PoS-Token möglich. Leistungslos! Natürlich wird ein erfolgreicher Angriff wahrscheinlicher, je größer der Stake ist. Trotzdem, imho die schlechteste Alternative zu PoW (falls die überhaupt existiert).

      Buterin und Co frickeln nun schon seit Ewigkeiten an Verbesserungen von PoS rum, jetzt wurde der geplante Hardfork von gestern verschoben, weil eben nicht alles so schön einfach ist, wie sich die Typen das wünschen.

      Es ist schlicht Fakt: Wenn Bitcoin ein Experiment ist, dann stellt das Gefrickel bei Ethereum eine Herzoperation von Anfängern am Patienten dar, mit Faustkeil und Holzspeer.

      • Ja, ich finde die Ökonomie von PoS auch sehr fragwürdig. Ist für die Foundation und die Entwickler natürlich attraktiv, einfach ihre Tonnen an Ether staken, anstatt sich mit dem ganzen Mining-Kram zu beschäftigen. Und weil die anderen, die auch minen wollen, ETH zurückhalten müssen, sinkt der Supply, und die Ether werden noch mehr wert! Ist traumhaft.

        Das wäre so eine Ewiges-Kartell-Zukunft …

        Was ich interessant finde, ist, dass Blockchains dazu tendieren, zu versteinern. Ethereum versucht es ja, aber sie müssen immer wieder Hardforks verschieben oder abbrechen, weil das System schon zu komplex geworden ist. Ählich ist es bei Bitcoin Cash, wo Änderungen bestraft werden …

      • Christoph, vielen Dank für den sehr ausführlichen Artikel und einige neue Sichtpunkte, die ich bei Ethereum nicht ganz so gesehen habe! Meine Schreibader ist die letzten Tage leider abgeflaut und dazu eben noch Alltägliches ständig dazwischen gekommen…

        Ja, ich finde die Ökonomie von PoS auch sehr fragwürdig. Ist für die Foundation und die Entwickler natürlich attraktiv, einfach ihre Tonnen an Ether staken, anstatt sich mit dem ganzen Mining-Kram zu beschäftigen.

        Eine Konsens-Änderung des Mining-Rewards von 5 auf 2 ist eigentlich kriminell aber natürlich ist eine ständige Inflation wie sie bei Ethereum geplant war entgegen der Interessen der zukünftigen Staker (insbesondere großen Walen unter den Gründern und Entwicklern) da ihr individueller Anteil am gesamten Kuchen stärker abnimmt. Ein Schelm, wer Böses denkt. Eigentlich hielt ich Ethereum für dezentraler als ein EOS, aber irgendwie werde ich auch mit diesem PoS oder besser Proof of Vitalik nicht warm, wenn eine Handvoll Entwickler den Grundkonsens nach Belieben ändern (auch schon bei der DAO). Von möglichen äußeren (Zwangs)einflüssen ganz zu schweigen.

        Wer einen Bitcoin- bzw. SHA256-Asic gekauft hat, setzt auch darauf, dass Bitcoin (oder eine seiner Forks) eine goldene Zukunft hat.

        Das sollte man meinen, allerdings gab es in letzter Zeit Berichte und Videos von in Schubkarren weggeschafften ASICs. Die Hashrate ist vom Peak bei 60E auf knapp 40E abgesackt und gleichzeitig ist sie bei den Forks nicht gestiegen, sondern stärker abgesackt. 1/3 der produzierten Hashrate gammelt aktuell also wahrscheinlich vor sich hin und könnte womöglich ziemlich billig aus einigen Insolvenzmassen herauszukaufen sein (die Nachfrage aktuell dürfte ja bescheiden sein).
        Gravierender dürfte die Lage in einem Jahr beim Halving werden, falls man nicht von einer Verdoppelung des Preisniveaus ausgeht. Aktuell bringt jeder Block 12.5 BTC + vielleicht 0.1 BTC Tx Fees (die damit fast irrelevant sind und unter 1% liegen), in USD sind das ca. $45k. Da Mining heute hart an der Profitabilität betrieben wird, dürfte das fast 1zu1 in Strom und Betriebskosten fließen. Falls der Preis stabil bleibt, dürfte mit dem Halving auch ca. 50% der heute übrigen Hashrate schwinden, bei weiterem Preisverfall entsprechend mehr. Ich gehe trotzdem nicht von einem starken Angriffsvektor für 51% aus, aber möchte in die Zukunft ohne (OnChain) Block Size Vergrößerung mit jedem weiteren Halving gehen: Ohne Block Reward müssen Tx Fees die Strom- und sonstige Kosten der Miner übernehmen und bei möglichen 4-5k Transaktionen pro Block sind das bei gleichbleibender Sicherheit ca. $10 pro Tx. Auch beim Settlement für Layer2 Lösungen ist das jenseits jeder Schmerzgrenze (vllt. Transnationale Transaktionen von Konzernen ausgenommen). Die Sicherheit wird in den kommenden Jahren also deutlich abnehmen, es sei denn wir sehen wieder eine krasse Blase (die dann auch wieder zu solchen Fees führt…).

        Auch den Hashwar beim Bitcoin Cash Split, der wohl nur so gering ausgefallen ist, weil mindestens Bitmain das Wasser bis zum Hals steht sehe ich als deutlichen Angriff und hätte durchaus ausarten können wie bei ETC kürzlich. Ob ASIC oder GPU, PoW Chains die x-fach weniger Hardware-Mining Power auf sich ziehen sind potenziell angreifbar.

        Dadurch migrieren Asic-Miner sehr viel stärker an Standorte, wo Strom günstig ist, was in den meisten Fällen bedeutet, dass er aus nachhaltigen Quellen kommt, die die Natur an entsprechenden Standorten im Überschuss hervorbringt.

        Waghalsige Behauptung, denn (vielleicht leider) ist auch GPU Mining in großen Teilen sehr professionalisiert und es gibt Mining Farmen mit Tausenden Geräten. Durch Ethereums Anforderungen sind Grafikkarten mit 3GB Speicher obsolet geworden, Diff Bomb zeigt auch erste Auswüchse und scheinbar sind einige große Miner die letzten Tage zu Monero gewechselt und haben die Hashrate um mehr als 30% hochgeschraubt, das dürften mehrere Hunderttausend GPUs sein, wobei die Hashrate bei Ethereum nicht deutlich abgeflaut ist (aber die ist auch an die steigende Block Time gekoppelt). Das Ausmaß der Auswüchse mit Mining Farmen sah man ja am Nvidia und AMD Umsatz…

        Wenn ein Coin dann noch wie Monero nicht nur gut für Grafikkarten, sondern auch für Kernprozessoren (CPUs) ist, verlagern sich Teile des Minings in Botnets von Rechnern, die mit einer Mining-Malware infiziert wurden. Da diejenigen, die am Mining verdienen, nun nicht mehr die Stromkosten bezahlen, spielt der Standort überhaupt keine Rolle mehr. Ein Mechanismus des Mining-Marktes, der dessen ökologische Schäden reduziert, ist damit ausgeschalten.

        Ein Rechner, der läuft und im Hintergrund per CPU auch noch mined verbraucht insgesamt unwesentlich mehr Strom als sonst (und er läuft ja schon).
        Monero hat aber auch noch einen weiterhin ideologischen Grund, um auf herkömmlicher Hardware minebar zu bleiben: Die Verfügbarkeit in repressiven Staaten. Jeder, der irgendwie Zugang zu einem Rechner hat, soll die Möglichkeit haben, Coins zu erwerben, auch wenn sie verboten sein sollten oder keine Exchanges vorhanden sind. Auch der Import von ASIC Minern dürfte z.B. in Venezuela schwierig sein, GPUs und insbesondere CPUs dürften sogar schon genügend vorhanden sein. Fürs Mining über einen Pool benötigt man auch keine sonderlich gute Anbindung.

        Fazit: Es bleibt ein sehr komplexes Thema mit vielen Unbekannten. Ich würde z.B. behaupten, dass Bitmain seinen E3 deutlich länger im Einsatz hat als öffentlich angeboten, genauso wie es bei Monero damals der Fall war und es stellt sich die Frage, wie viel tatsächlich aktuell bei Ethereum noch von GPUs kommt. Zusätzlich kommen noch mögliche FPGAs, die eigentlich als Vorstufe zu ASICs entwickelt werden, da sie (modular und) programmierbar sind.

        Es ist immer noch zu viel Geld im Mining (und Staking lol) Markt zu machen und es wird ständig versucht, Optimierungen zu erreichen. Katze und Maus Spiel, wenn man keine ASICs will, wobei die Entfernung von Katze und Maus immer variiert.

  5. Kartoffelkopf // 16. Januar 2019 um 8:50 // Antworten

    Ethereum Constantinople-Hardfork wegen Sicherheitsbedenken verschoben:

    https://blog.ethereum.org/2019/01/15/security-alert-ethereum-constantinople-postponement/

    Keep It Simple Stupid!

    Frickelkram.

  6. Ach, ein ganz toller Artikel! Wollte mich monetär bedanken, aber dein Lightning invoice ist jetzt endgültig abgelaufen?!

    Wo könnte ich denn meinen tip hinschicken?

    Über tippin.me könntest Du easy ne Spende Adresse generieren, wenn der eigene node Probleme bereitet

    P.s. Hab grad keine bch zur Hand 😂

  7. Perfekt! Erledigt! In Zukunft weiß ich wo ich schauen soll.

    Vielleicht könntest du den link auch für die anderen auf der blog page positionieren. Nur so als Anregung.

  8. Wieder ein Hammer-Artikel, danke!

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