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Der Iran bekommt eine goldgedeckte Kryptowährung

Teheran. Bild von Giorgio Montersino via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Nach vielen Gerüchten hat der Iran nun den Payman enthüllt, eine goldbasierte Kryptowährung, die in dem mittelöstlichen Land den Zahlungsverkehr bereichern soll. Daneben bleiben Spekulationen, ob der Iran mit Russland und anderen Ländern einen Gegenentwurf zu SWIFT schafft, der auf einer Kryptowährung basiert. Sozusagen eine Zahlungsunion der Länder, die in den USA als „Schurkenstaaten“ gelten.

Während einer Zeremonie von iranischen Bankvorsitzenden und hohen Beamten hat die Firma Ghognoos eine goldgedeckte digitale Währung auf Blockchain-Basis vorgestellt: Payman, was das persische Wort für Pakt oder Bündnis ist. An dem Stablecoin arbeiten neben Ghognoos vier Banken des Landes, die den Service rund um den Coin anbieten werden. Auch die Börse Iran Fara Bourse wird sich beteiligen und die Währung zum Handel anbieten. Der Payman soll es Banken ermöglichen, ihre Investmentprodukte und überschüssiges Eigentum zu tokenisieren und damit in Umlauf zu bringen. Die Technologie soll, so Ghognoos-Chef Valiollah Fatemi, helfen, die Geschwindigkeit von Banktransaktionen zu beschleunigen.

Möglicherweise bereitet diese Ankündigung einer Serie von Spekulationen um eine iranische Kryptowährung, den Krypto-Rial, ein Ende. Erst am 27. Januar hat die arabische Zeitung Al Jazeera in einem langen Artikel über die Ambitionen des Landes geschrieben, mithilfe einer Blockchain-Währung unabhängig von SWIFT, dem globalen Netzwerk für Banken-Transaktionen, zu werden. SWIFT hat im vergangenen November auf Druck der US-Regierung Iran begonnen, Zahlungen mit dem Iran fast vollständig zu blockieren.

Auf der Suche nach Alternativen hat der Iran schon im vergangenen Jahr eine Kryptowährung angekündigt. Diese soll, schreibt Al-Jazeera, „in zwei Phasen ausgerollt werden. Zuerst als ein digitales, durch den Rial gedecktes Token, um Zahlungen zwischen iranischen Banken und anderen iranischen Institutionen zu ermöglichen, und später als ein Instrument, mit dem die Iraner Waren und Dienstleistungen bezahlen können.“ Ein solcher Krypto-Rial wäre nur bedingt geeignet, um den Handel mit dem Ausland zu befördern, der unter der SWIFT-Blockade leidet. Er könnte aber „die Grundlagen dafür legen, dass der Iran einem blockchain-basierten internationalen Zahlungssystem beitritt, das sich als Alternative zu SWIFT bildet.“

Hierzu gibt es noch keine offiziellen Ansagen, aber einige Hinweise. So hat etwa der Iran im November mit Russland und Armenien ein trilaterales Blockchain-Abkommen unterzeichnet. Der russische Zeichner, Yuri Pripachkin, sagte kurz darauf, er habe Informationen, dass es eine aktive Entwicklung einer iranischen Version von SWIFT gebe. Auch Russlands Präsident Vladimir Putin erklärte, dass Russland aktiv mit Partnern zusammenarbeite, um ein finanzielles System aufzubauen, das unabhängig von SWIFT sei. Naheliegende Partner wären, meint Al-Jazeera, die Länder der „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“, ein Zusammenschluss ehemaliger Sowjetrepubliken, zu denen neben Russland etwa Kasachstan, Kirgisien, Armenien, Weißrussland, Turkmenistan und Aserbaidschan gehören.

Die US-Regierung scheint die Gerüchte ernst zu nehmen. Sie ist offenbar beunruhigt darüber, dass die Blockchain-Technologie es erlaubt, Zahlungsnetzwerke zu bilden, die nicht unter ihrer Kontrolle liegen. Im Dezember 2018 brachten die Republikaner Ted Cruz und Mike Gallagher einen Gesetzesentwurf in den Kongress, der die Blockade illegaler iranischer Geldflüsse zum Thema hat. In diesem gibt es einen ganzen Abschnitt, der sich mit der angedachten iranischen Kryptowährung beschäftigt. Laut dem Entwurf sollen alle Transaktionen mit dieser Währung für amerikanische Bürger verboten sein; die Sanktionen werden auch auf ausländische Bürger ausgedehnt, die in signifikanter Menge mit der iranischen Kryptowährung oder einem auf ihr basierenden Derivat Handel treiben. Der Entwurf notiert auch, dass der Iran bei der Schaffung einer „souveränen Kryptowährung“ möglicherweise von den Regierungen von China, Russland, Venezuela und der Türkei unterstützt werde.

Aufgrund dieses vorauseilenden Verbots durch die USA konstatiert Al-Jazeera, dass ein Krypto-Rial kaum eine Chance haben werde, die iranische Wirtschaft wieder mit dem Rest der Welt zu verbinden. Auch sei eine solche staatsgedeckte Kryptowährung „weit davon entfernt, eine dezentrale finanzielle Revolution zu sein, wie sie von den Krypto-Pionieren mit Bitcoin, der bekanntesten digitalen Währung, angestrebt wurde.“ Während Bitcoin auf einem dezentralen Netzwerk laufe, solle der Krypto-Rial durch die Zentralbank kontrolliert werden und in einer privaten Blockchain leben. Dennoch könne er lokale Vorteile haben, und sei es nur eine Modernisierung des Zahlungsverkehrs der Banken.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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6 Kommentare zu Der Iran bekommt eine goldgedeckte Kryptowährung

  1. Die Regierungen dieser Welt haben leider noch nicht verstanden, dass man sich mit der Kreierung eines neuen Shitcoins nicht wirklich in der Blockchain Welt etablieren kann. Dabei wären Bitcoin und Co. so naheliegend für einen Iran…

  2. Juergen Roeger // 31. Januar 2019 um 17:30 // Antworten

    Kurze Verständnisfrage: Was sind denn „überschüssige Eigentümer“? In dem Originalzitat auf ccn heißt es „excess assets“, aber darunter kann ich mir auch nichts vorstellen.
    https://www.ccn.com/iran-launches-gold-backed-cryptocurrency-as-anticipation-for-crypto-rial-grows-to-evade-us-sanctions/

    • Ja, über den Begriff habe ich auch gerätselt. „Assets“ ist so ein unübersetzbares Wort, das je nach Kontext anders aufgeht. Aber „Eigentümer“ war unschön, habe es durch „Eigentum“ ersetzt, was es weniger hässlich, aber leider nicht viel klarer macht …

  3. Maik Richter // 31. Januar 2019 um 20:26 // Antworten

    Die wollen aber keinen unabhängigen nicht kontrollierbaren Bitcoin einführen, sondern einen eigenen Zentralbankshitcoin, sozusagen der XRP Irans, Venezuelas und Nordkoreas..

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