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Plant Facebook eine eigene Kryptowährung?

Bild von iphonedigital via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Es gibt schon länger Gerüchte, dass Facebook eine eigene Kryptowährung für seinen Messenger-Dienst WhatsApp plant. Mit dem Kauf eines Blockchain-Startups lüftet sich der Nebel – zumindest ein bißchen. Viele Fragen bleiben weiterhin offen.

Vor einigen Tagen traf die News ein, dass Facebook Chainspace gekauft hat, ein kleines Blockchain-Startup, das von Forschern des Imperial College of London gegründet wurde. Chainspace hat eigentlich eine skalierbare Plattform für Smart Contracts entwickelt. Eine kleine Nachricht auf der Webseite von Chainspace legt allerdings nahe, dass dieses Projekt mit dem Kauf von Facebook auf Eis gelegt wurde: „Wir sind begeistert, anzukündigen, dass das Team sich etwas neuem zuwendet.“ Was genau, geben allerdings weder Facebook noch Chainspace preis.

Der Kauft ist ein sogenannter „Acqui-hire“, eine Einstellung von Personal durch den Aufkauf einer Firma. Weniger als an dem konkreten Produkt möchte Facebook die Fähigkeiten der Mitarbeiter haben. Vier von fünf Forschern, die an Chainspaces Whitepaper mitgeschrieben haben, sind nun Teil von Facebooks Blockchain-Group. Diese wird von David Marcus, ein Facebook-Direktor und ehemaliger PayPal-Präsident, geleitet.

Damit bekräftigen sich die Gerüchte, dass Facebook vorhat, in den Markt für Kryptowährungen einzusteigen. Im Verlauf des vergangenen Jahres hat der Social-Media-Riese begonnen, immer mehr Experten für Kryptowährungen anzuheuern. Mittlerweile ist die Gruppe auf 40 Mitarbeiter angewachsen, worunter auch zahlreiche ehemalige PayPal-Mitarbeiter sind. Ende 2018 wurde bekannt, dass Facebook die Gespräche mit mehreren Blockchain-Startups sucht. So gab es beispielsweise Treffen mit der Stellar-Foundation, die ein Sprecher von Stellar damit kommentierte, dass es für Facebook Sinn ergeben würde, Transaktionen auf einem dezentralen Kontobuch wie Stellar aufzuzeichnen. Dies könnte Stellar zu einem Mitbewerber von SWIFT machen. Von Facebook gab es dazu keinen Kommentar.

Im Dezember hat Bloomberg berichtet, dass Facebook an einer Kryptowährung für den WhatsApp-Messanger arbeitet, die sich zunächst auf den Markt für Rücküberweisungen nach Indien fokusiert. Dazu entwickle die Firma einen Stablecoin, dessen Wert an den Dollar gebunden ist, sei aber noch weit von einer Veröffentlichung entfernt, sondern arbeite erst an der Strategie.

Mit der Berufung auf Quellen berichtet Coingape vor zwei Tagen, dass Facebook nicht nur an Chainspace interessiert ist, sondern auch aktive Gespräche mit mehreren Startups führe, darunter Algorand, eine Firma, die eine hochskalierbare Blockchain schaffen will, Basis, ein mittlerweile aufgrund regulatorischer Probleme geschlossenes Stablecoin-Startup, sowie Keybase, eine App für verschlüsselte Nachrichten, die Bitcoin- und Zcash-Adressen unterstützt.

Auch wenn es noch nichts offizielles von Facebook gibt und der Weg offenbar erst begonnen hat, scheint die Marschrichtung klar zu sein: Facebook plant, die Blockchain-Technologie zu nutzen, um Zahlungen in den beliebten Messanger WhatsApp zu integrieren. Im internationalen Vergleich wäre dies an sich nicht besonders innovativ. Schließlich bezahlen Chinesen schon lange und immer häufiger mit dem Messanger WeChat. Indem Facebook jedoch über die reine Verarbeitung von Zahlungen hinausgeht und an einer Blockchain-basierten Lösung arbeitet, plant das Unternehmen offenbar, nicht dabei stehen zu bleiben, ein weiterer Mittelsmann zu werden, der sich zwischen Sender umd Empfänger einer Zahlung quetscht. Stattdessen möchte Facebook andere Mittelsmänner ersetzen, indem es die Plattform von der Bindung an Dollar-Banken befreit.

Vollkommen im Unklaren ist noch das Design der Plattform. Wird es eine eigene Blockchain, mit einem eigenen Konsens-Verfahren? Oder wird Facebook einen Stablecoin an die existierenden Blockchains andocken? In Frage käme auch eine hybride Lösung, die Zahlungen auf der eigenen Blockchain prozessiert, aber die Guthaben immer wieder auf einer echten, öffentlichen Blockchain fixiert. Aber darüber kann man derzeit nur rätseln.

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2 Kommentare zu Plant Facebook eine eigene Kryptowährung?

  1. Ich frage mich schon seit vielen Jahren, wieso Facebook mit seinen vielen Usern nicht wie ein PayPal agiert und versucht, einen Teil des Marktes zu bekommen. Facebook könnte eine Art Weltbank sein. Das wäre doch auch ohne eine Kryptowährung sehr interessant.

    Ich frage mich vor allem, wie eine solche firmengesteuerte Währung mit Bitcoin konkurrieren würde. Sicher taugt eine Firmenwährung nicht als Weltwährung, aber sie würde sich vielleicht weit verbreiten und so die Nutzungskurve von Bitcoin verzögern. Es wäre weniger Druck, Bitcoin zu nutzen, wenn man schon die Facebook-Coin hat und diese breite Akzeptanz hat.

    Mit dieser Coin hätte Facebook allerdings natürlich die gleichen AML/KYC-Anforderungen zu tragen, wie jede Crypto-Börse.

    Wie würde denn eine solche Coin an Nutzer kommen? Kauft man sie, so wäre die Coin im Preis fixiert so wie Tether. Das wäre dann nur Euro oder Dollar auf einer Blockchain. Hier wäre auch die Frage, welche Währung denn die Basiswährung ist, da Facebook ja Nutzer auf der ganzen Welt hat. Das macht irgendwie keinen Sinn.

    Vielleicht werden Coins auf der Plattform irgendwie verdient? So wäre die Coin nicht an eine Basiswährung gebunden.

    Mining seitens der User oder seitens Facebook macht ja keinen Sinn.

    Ich kann mir nicht vorstellen, wie so eine Facebook-Coin in der Praxis aussieht und welchen Nutzen sie für die User und für die Firma hätte. Mehr Gedanken hierzu würden mich durchaus interessieren.

  2. Telegram hat ja vor nem Jahr das private Mega-ICO gemacht, worüber es zugegebenermaßen verdammt still geworden ist…
    Ich denke bei facebook tut man das, was man immer tut, wenn man nicht gerade damit beschäftigt ist, Nutzerdaten für noch einträglichere, weil zielgerichtetere Werbung möglichst effizient zu verknüren: Sich gegen die Schritte der Konkurenten zur Wehr setzen, in dem man sich in die Lage versetzt eventuelle zukünftige Killer-Features möglichst schnell zu kopieren.

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