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Warum Altcoins Mist sind – ein Plädoyer für den kompletten Bitcoin

Der Lauf der goldenen Jungs und Mädels. Bild von Phil Roeder via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ein persönlicher Kommentar: Weshalb die Welle der Altcoins das schlechteste ist, was Bitcoin, der Weltwährung, passieren konnte – und weshalb die Einstellung, Bitcoin sei kaputt, so weit verbreitet ist. Leider.

Gelegentlich kommt es vor, dass mich Bitcoiner als Altcoin-  und Shitcoinfan beschimpfen, weil ich dann und wann über andere Coins als Bitcoin berichte. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Im Grunde bin ich ein Maximalist. Ich will keine Kakaphonie der Währungen, sondern eine Währung für alle und alles.

Warum? Ganz einfach. Viele Währungen sind schädlich. Sie befördern keine fruchtbare Konkurrenz der Dienstleister, sondern eine zerstörerische Konkurrenz von Klonen auf verschiedenen Währungen. Es gibt ein Internet, und in diesem konkurriert eine Masse an Dienstleister um die Kunden. Im gnadenlosen Wettbewerb entstehen machtvolle, innovative Dinge. Wenn es dagegen mehrere „Internetze“ gibt, konkurrieren nicht die Dienstleister, sondern die Basis-Plattformen miteinander. Anstatt Innovation auf demselben Markt gibt es Kopien in verschiedenen Märkten. Die Konkurrenz belebt nicht das Geschäft, und der Wettbewerb wird nicht zur höchsten Form der Zusammenarbeit, wie es ein Sprichwort sagt.

Wettbewerb der Klone

Nehmen wir ein Thema, das mich als Journalist besonders beschäftigt: Die Vermarktung von Content. Wenn sich alles auf Bitcoin abspielen würde, hätten wir einen Wettbewerb der Plattformen, die sich gegenseitig Netzwerkeffekte schenken und dafür sorgen, dass sich die beste Plattform durchsetzt. Bekommen haben wir dagegen einen Wettbewerb der Währungen anstatt der Plattformen und Modelle.

Bitcoiner benutzen nur Y’alls (nur mit Lightning), obwohl es echt unattraktiv ist. Bitcoin Casher nur honest.cash, obwohl es dort kaum Content gibt, während Bitcoin-SV-Fans nur Yours.org benutzen, das nett, aber recht leer ist. Für Stellar-Fans gäbe es noch SatoshiPay, aber dafür gibt eigentlich gar keinen Content. Fans anderer Währungen, sagen wir, IOTA, Ethereum oder Monero, werden überhaupt nicht für Content bezahlen, solange das nicht in „ihrer“ Währung geht. Die einzige Plattform, die einigermaßen lebendig wurde, ist Steemit.

Nicht anders sieht es mit Social-Media-Tipping aus und mit vielem mehr: Bitcoiner nutzen Tippin.me (mit Lightning), Bitcoin Casher den tiprbot, Ripple-Fans den xrptipper, und Anhänger von Ethereum oder Monero tippen eben noch nicht, solange sich niemand bequemt, auch für ihren Coin eine Kopie eines Tippers zu bauen. Die Innovationen, die Bitcoin fürs Bezahlen ermöglicht, versickern, wenn es keine Konkurrenz der Plattformen gibt, sondern eine Konkurrenz der Währungen.

Dasselbe gilt für die Zahlungsdienstleister: Anstatt neue Kunden für Bitcoin zu gewinnen, investieren sie ihre Zeit darin, neue Kryptowährungen zu denselben Kunden zu bringen. Das Produkt selbst – die Akzeptanz im Handel – stagniert, während es auf andere Blockchains kopiert wird.

Nicht zuletzt die Heerscharen an jungen, motivierten, fähigen Entwicklern, die Altcoin-Protokolle bilden. Man stelle sich nur vor, diese Entwickler würden Anwendungen für Bitcoin bauen, anstatt immer wieder das Fundament, auf dem ein Geldsystem entsteht, von neuem zu legen.

„Bitcoin ist kaputt, kauf‘ meinen Coin“

Das ist nur eine Seite dieser giftigen Anreize, die Altcoins setzen. Der andere ist, dass die beinah einzige Legitimation von Altcoins darin besteht, zu erklären, Bitcoin sei nicht gut genug.

Sobald jemand tiefer in Altcoins einsteigt – also Investor und Fan wird – geht es ihm nicht mehr um den Erfolg von Bitcoin. Sondern um dessen Misserfolg. Anstatt Bitcoin realistisch zu betrachten, setzt er eine schwarze Brille auf und macht Bitcoin schlecht, wo es nur geht. Ein großer Teil der Vorurteile, die es gegen Bitcoin gibt, kommen genau daher – von Altcoinern, die versuchen, ihren eigenen Coin zu bewerben, indem sie Bitcoin schlecht machen.

Zum Beispiel Litecoin und Dash. Sie sagen, Bitcoin skaliert nicht genug, deswegen brauchen wir eine zweite oder dritte oder vierte Währung. Ripple und IOTA sagen auch, dass Bitcoin nicht gut genug skaliert, und fügen hinzu, dass Proof of Work umweltschädlich ist. Deswegen brauche es einen anderen Konsens-Algorithmus. Und ach ja, Bitcoin ist viel zu langsam, daher braucht es schnellere Währungen. Monero, Zcash und Grin bemängeln dagegen, dass Bitcoin nicht privat genug ist, weshalb Coins Ringsignaturen, Zero-Knowledge Proofs und so weiter notwendig sind. Und Ethereum schließlich sagt, Bitcoins Skriptsprache ist nicht flexibel genug, weshalb man eine Blockchain mit Solidity braucht.

Jeder einzelne Altcoin hat nur dann eine Existenzberechtigung, wenn Bitcoin kaputt ist. Es ist logisch, dass diejenigen, die solche Altcoins entwickeln oder halten, einen Anreiz haben, Bitcoin schlecht zu reden. Das passiert jeden Tag. Bitcoin kann onchain oder offchain skalieren – genauso egal wie die Tatsachen, dass unbestätigte Transaktionen für die meisten Fälle ok sind, Bitcoin-Transaktionen eine hohe Privatsphäre bieten und das Mining überwiegend durch erneuerbare Energien gespeist wird. Egal.

Die größte Propaganda gegen Bitcoin kommt nicht, wie man eigentlich erwartet hätte, von den Banken und Regierungen, also den Instanzen, auf die Bitcoin disruptiv wirkt – sie kommt von den Coins, die für Bitcoin disruptiv sein wollen. Es hat etwas von einer Kannibalisierung. Die Revolution frisst nicht ihre Kinder. Die Kinder fressen die Revolution.

Auch Bitcoin findet sich selbst nicht gut genug

Versteht ihr, weshalb Altcoins Mist sind? Aber leider ist es damit noch nicht vorbei.

Ein verwandtes Problem ist leider, dass man die „Bitcoin ist nicht gut genug“-Franktion auch in der Bitcoin-Szene selbst findet. Im Grunde beherrscht sie sie, und zwar allen voran die „Bitcoin-Maximalisten“. Der Maximalist Giacomo Zuccho hat einmal treffend gesagt, er sei eher „Minimalist“ als Maximalist. Minimaximalisten wie er erwarten von Bitcoin, wie es ist, in gewisser Weise wenig. So wie die Altcoiner sind sie überzeugt, dass die zugrundeliegende Technologie nicht gut genug ist: Skaliert nicht gut genug, ist nicht privat genug, ist nicht sicher genug für Smart Contracts.

Ironischerweise hat ein Großteil der Argumente, mit denen Altcoiner über Bitcoin herziehen, seinen Ursprung bei diesen Bitcoin-Maximalisten. Die Maximalisten reagieren darauf, indem sie entweder Dinge für unmöglich und Quacksalberei und Betrug erklären – etwa die Onchain-Skalierung oder Smart Contracts wie bei Ethereum – oder sagen, man könne sie auch mit Bitcoin machen. Bitcoin kann gut genug skalieren, Bitcoin kann privat genug sein. Allerdings nicht Bitcoin, wie man es kennt, sondern Bitcoin als Lightning-Netzwerk oder Sidechain von Blockstream oder RSK. Erst „offchain“ vollendet Bitcoin.

Der Grundgedanke ist auch hier: Bitcoin an sich ist nicht genug. Onchain ist kaputt. Während Altcoiner Bitcoin durch neue Kryptowährungen reparieren wollen, wollen die „Bitcoin-Maximalisten“ das, was passiert, von der Blockchain nehmen, die selbst „minimalistisch“ verwendet wird: als reine Settlement-Schicht für das wahre Geschehen, das einmal offchain ablaufen wird. Das, was Bitcoin vom obskuren Winzling im Jahr 2009 zu einem fast schon monströsen neuen Geld im Jahr 2019 machte, das ist kaputt, wenn man Bitcoin als Weltgeld verwenden wird. Aber vielleicht kann man es retten, wenn man Transaktionen über Lightning schickt oder Smart Contracts auf einer anderen Chain ausführt.

Der komplette Bitcoin

Ich möchte hier gar nicht auf die Probleme eingehen, die ich darin sehe, die Nutzererfahrung von Bitcoin zu zersplittern und das, was bisher funktioniert hat, durch etwas vollkommen Experimentelles neu zu erfinden. Aber das ist der Weg, den Bitcoin geht, und den kann man nun mal nicht ändern.

An dieser Stelle wird es vielleicht etwas doppelbödig. Denn für mich sind Bitcoin Cash und Bitcoin SV keine Altcoins. Sie sind Verwirklichungen des Potentials, das in Bitcoin liegt: der Skalierung onchain. Sowohl Bitcoin Cash als auch Bitcoin SV sagen, dass es weder Ripple noch IOTA, weder Lightning noch Liquid braucht, um Bitcoin zu skalieren, weil er so, wie er ist, funktioniert. Bitcoin SV sagt sogar, dass Bitcoin alles kann, was Ethereum kann, wenn man – wie es Bitcoin SV gemacht hat – die ursprünglichen Skriptbefehle von Satoshi reaktiviert. Auch in Sachen Privatsphäre sagen Vertreter von Bitcoin SV, dass Bitcoin privat genug ist, und ergänzen, dass Bitcoin vor allem auch transparent genug sei. Es gibt nichts zu verbessern.

Als Altcoin sind Bitcoin Cash und Bitcoin SV darum langweilig. Sie weichen nur geringfügig von Bitcoin ab, schleppen eine riesige Blockchain hinter sich her, und haben mehr als 75 Prozent aller Coins schon geschürft. Technisch gibt es wenig Innovation, zumindest im Vergleich zu Coins wie Ethereum, Ripple, Monero oder IOTA, die das System teilweise oder vollständig aufbauen. Warum auch? Bitcoin funktioniert, wie es ist.

Wobei Bitcoin Cash ebenfalls von diesem Glauben abgefallen ist. Die ABC-Entwickler sind erpicht darauf, mit technischen Innovationen aufzuwarten, erst CTOR mit der November-Fork, dann Schnorr mit der Mai-Fork. Auch sie scheinen mittlerweile in den Chor einzustimmen, dass Bitcoin nicht gut genug ist; kleine Verbesserungen waren ihnen so wichtig, dass sie dafür das Netzwerk gespalten haben. Aber wer weiß – vielleicht ist die Version „Wir hardforken Bitcoin, bis er gut ist“ auch berechtigt.

In jedem Fall bleibt damit Bitcoin SV der einzige Bitcoin, dessen Fans daran glauben, dass er so, wie es ist, funktioniert. Ich selbst stehe dem mit viel Sympathie gegenüber – schließlich haben wir Bitcoin so, wie es ist, noch niemals wirklich ausprobiert.

Aber um ehrlich zu sein: das hilft nicht viel. Bitcoin ist eben das, was alle Leute für Bitcoin halten, und das ist BTC. Man kann so gut wie nirgendwo mit Bitcoin SV bezahlen, die Märkte sind illiquid, der Preis höchst volatil, es gibt keine Szene, und so weiter. Wenn man sagt, dass Bitcoin SV Bitcoin sei, ist Bitcoin auf den Stand von 2010 zurückgefallen. All die Mühe und Arbeit, die seit 10 Jahren betrieben wird, um Bitcoin in die Welt zu bringen  – wäre umsonst gewesen.

Ohne Zweifel liegt die größte Chance eines Erfolges darin, dass sich Bitcoin, also BTC, durchsetzt. Auf diese oder eine andere Weise. Aber da BTC nur ein Potential von Bitcoin erlaubt – und zwar als dezentrales Netzwerk der privaten Full Nodes offchain zu skalieren – scheint es mir sinnvoll, ein Backup zu behalten – einen Bitcoin, der das Potential ausschöpfem kann, als dezentrales Netzwerk der kommerziellen Full Nodes onchain zu skalieren. Daher fühle ich mich – ganz persönlich – am wohlsten damit, eine Art „Bitcoin Complete“ zu haben, den kompletten Bitcoin, auf allen drei relevanten Forks: BTC, BCH und BSV. Mit einer 1er Adresse kann man sie alle drei empfangen, mit Electrum in seinen jeweiligen Versionen verwalten. Die Nutzererfahrung ist identisch.

Das ist alles andere als ein Investment-Ratschlag. Ich bin ziemlich sicher, dass man im Kryptomarkt auf andere Weise viel besser fahren wird. Ripple war zum Beispiel eine recht gute Investition in den letzten Monaten. Aber damit werde ich nicht warm, Sorry. Ich sehe in „Bitcoin komplett“ die beste Chance, dass Bitcoin das Versprechen erfüllt, das er darstellt: Ein freies, dezentrales, offenes, stabiles Geld für die ganze Welt zu werden.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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12 Kommentare zu Warum Altcoins Mist sind – ein Plädoyer für den kompletten Bitcoin

  1. Prima Beitrag! Da spricht mir jemand zu 95% aus der Seele.

  2. Ich finde mam muss trennen zwischen den billigen Klonen und Abzocke sowie denen die neue Konzepte bringen.

    Ich würde Monero ,Zcash und Grin zwar als Altcoin bezeichnen aber noch nicht Shitcoin.
    Bitcoin ist konservativ und das ist gut so. Aber neue Konzepte müssen aich getestet werden. Wenn dann Bitcoin fas Beste daraus übernimmt und kleine Blockchains bei denen man nicht ewig synchronisieren musS und die aifs Smartphone passen rauskommen und Privatsphäre auf allen Schichten, um so besser

  3. Nixgeschenkt // 4. März 2019 um 20:53 // Antworten

    Für mich sollte Bitcoin die Basis aller Kryptos sein. Für was werden zig MiningCoins gebraucht die allesamt so wenig Hashpower haben dass sie zwangsläufig irgendwann einer 51% Attacke zum Opfer fallen werden. Den Weg den z.B. Komodo geht finde ich persönlich beispielhaft. Erschaffe etwas Neues aber baue auf Bestehendem auf. Nutze die Hashpower von BTC um deine eigene kleine Welt abzusichern. Solche Ansätze sind mir innerhalb der Altcoinwelt wesentlich lieber. Wenn die gesamte Energie der Altcoinentwicklungen in BTC geflossen wäre…

  4. Marco Schneider // 4. März 2019 um 22:55 // Antworten

    Wenn man die Forks des Bitcoins aufzählt, gehört aber auch der im Prinzip gescheiterte Bitcoin Gold (BTG) dazu. Ich sehe auch BCH deutlich positiver als BSV, zumal ich Wright für „Faketoshi“ halte. Sicherlich ist der Original-Bitcoin immer noch die beste Kryptowährung, darum steht er ja auch – trotz der Schwächen – auf Platz 1 nach Marktkapitalisierung. Aber ich sehe ganz grundsätzlich schon die Berechtigung von Ethereum, IOTA, Monero oder DASH. Auch halte ich einen Wettbewerb der Währungen für gut.

    Was man allerdings kritisch sehen kann, ja musste – darum habe ich das auch stets getan – war der ICO-Hype, der ja nur dank Ethereum möglich wurde. Das ist halt der große Nachteil von Ethereum gewesen. Wobei sich den ganzen ERC20-Tokens, ob sie nun in Coins übergegangen sind oder nicht, bald ja die SEC annehmen wird. Dann ist da eh Schluss mit lustig.

    Fazit: Teilweise kann ich zustimmen. Wenn derzeit bei CMC über 2.000 Coins/Tokens gelistet sind, ist das viel zu viel und mindestens 95-98% davon ist auch totaler Schrott, der sich wieder in Luft auflösen wird. Aber so fundamentalistisch wie Du, lieber Christoph, bin ich dann doch nicht. 😉

    • Ja, Craig Wright ist irgendwie gleichzeitig Inspiration und Fluch eines Coins, den ich interessant finde.

      Bitcoin Gold kann man dazuzählen, wie die ganzen anderen Forks, habe ich am Anfang auch gemacht, als eine Art „GPU-Vision“ von Bitcoin, aber das ging ja letztlich in die Hose. Hat in gewisser Weise bestätigt, dass Bitcoin spezielle Hardware fürs Mining braucht.

  5. Hallo Christoph,
    wollte hier einen Kommentar verfassen, aber der wurde so lang, dass ich einen Blogbeitrag gemacht habe: „Warum Altcoins KEIN Mist sind“ https://www.blockchaincenter.net/warum-altcoins-kein-mist-sind/

  6. Sehr wichtiger Artikel. Hoffentlich kollabiert der ganze Markt auf eine einzige Coin.

    Für ETH sehe ich allerdings eine Existenzberechtigung, da keine der drei „Bitcoins“ bisher irgendetwas Glaubwürdiges zum Thema On-Chain Smart Contracts gezeigt hat. Man hat Turingvollständigkeit gezeigt, aber auf eine nicht praktikable Weise. Es gibt auch keinerlei Tools bisher. Das alles könnte noch kommen, aber ist ungewiss.

    Es gibt auch Off-Chain Smart Contract Protokolle, die einfach OP_RETURN benutzen. Das eignet sich nur für Situationen, in denen sich die Teilnehmer gemeinsamen Verträgen und Gesetzen unterwerfen. CryptoKitties könnte man damit nicht machen.

    Offen ist aber auch noch die Frage, ob solche On-Chain Smart Contracts überhaupt eine relevante Nachfrage haben. Eventuell hält sich ETH für immer, aber relativ klein.

    Für die Privacy Coins sehe ich auch eher schwarz. Das wird Bitcoin in Zukunft auch können durch CoinJoin-artige Techniken. Außerdem ist das aus Sicht der Kompatibilität mit Staatssystemen vermutlich sehr ungünstig. Bitcoin Core spricht schon darüber, Private Transactions aufzunehmen. Passt zu Core, aber wäre Gift für BCH und BSV.

    Als Weltwährungen kommen damit nur BCH und BSV in Frage. Alles andere scheidet logisch aus. Und diese beiden Währungen gibt es gerade so günstig zu kaufen…

  7. Lange Zeit habe ich viele „Mythen“ im Kryptobereich für Bare Münze genommen, aber mittlerweile halte ich vieles davon für unrealistisch oder zumindest unwahrscheinlich. Ich denke, Bitcoin oder andere Kryptowährungen werden sich nicht als Zahlungsmittel durchsetzen, sondern nur als Spekulations- und Anlageobjekt. Dass sie darin alles bisherige dagewesene übertreffen, haben die letzten Jahre deutlich bewiesen. Kann mir höchstens vorstellen, dass sich Stablecoins von Staaten, großen Banken oder Techgiganten als Zahlungsmittel durchsetzen. Aber mittlerweile rütteln jede Menge Fintechs und Payapps am Thron von Visa, daher ist noch lange nicht sicher, dass sich Krypto in diesem Bereich überhaupt durchsetzen wird.
    Alle bisherigen Bitcoin-Forks sind eher ein Trauerspiel und konnten sich nicht gegen Bitcoin durchsetzen. Viele Kryptowährungen (auch in den Top 20) zeigen Anzeichen von Scams, bei denen die Betreiber allerdings nicht einfach irgendwann mit dem eingenommen Geld abhauen wollen, sondern fortlaufend Geld einnehmen möchten, bis sie in den Ruhestand gehen.
    Bei Ethereum würde ich nicht ausschließen, dass es Bitcoin eines Tages überholt. Allein schon weil Ethereum sich weit dynamischer entwickelt und keine so konservative Community wie Bitcoin besitzt. Allerdings werden Smart Contracts auch noch nicht ernsthaft zu seriösen Businesszwecken eingesetzt und ob sich öffentliche Blockchains überhaupt eines Tages durchsetzen werden, steht noch in den Sternen. Private Blockchains, z.B. Hyperledger, die im Prinzip auf Ethereum beruhen, werden da schon für ernsthafte Anwendungszwecke getestet, aber kann sein, dass sie sich nur in Nischenbereichen durchsetzen werden.
    Auch wenn es so gut wie sicher ist, dass ein neuer Kryptoboom in den nächsten Jahren ansteht, rate ich jedem, sich die Versprechen einzelner Kryptowährung sehr genau anzusehen, bevor er darin investiert. Auch wenn jeder Shitcoin vom nächsten Boom mit hoch gespült werden wird, sind die Risken bei manchen Kryptowährungen sehr viel höher als bei anderen.
    Sorry, wenn ich zynisch klinge, aber bei allem was in den letzten 10 Jahren im Kryptobereich abgegangen ist, kann man vieles nicht mehr ernst nehmen. Aber vielleicht ist Krypto und Blockchain 10-30 Jahre seiner Zeit vorraus, und die aktuelle Generation kann damit nichts anfangen, außer Unsinn zu verzapfen.

    • Sorry, wenn ich zynisch klinge, aber bei allem was in den letzten 10 Jahren im Kryptobereich abgegangen ist, kann man vieles nicht mehr ernst nehmen. Aber vielleicht ist Krypto und Blockchain 10-30 Jahre seiner Zeit vorraus, und die aktuelle Generation kann damit nichts anfangen, außer Unsinn zu verzapfen.

      Möglich, aber vielleicht ist Bitcoin oder sogar allgemein „Blockchain“ noch nicht das optimale dezentrale Geldsystem? Ich sehe es eher als Experiment, leider sehen es die meisten nur als Zockerei…

      Linux ist wahrscheinlich selbst für (private) Desktops das bessere System, trotzdem hat es Microsoft geschafft, sich in Schulen, Verwaltung etc. so breit zu machen, dass man sich die User Stück für Stück erzogen hat.
      OpenOffice / LibreOffice ist für Privatleute auch komplett ausreichend, aber Leute switchen von MS Office dann eher zu Google Docs und anderen Cloud Lösungen, interessanterweise kaum jemand zum genialen OwnCloud (weil das zu kompliziert in der Einrichtung und auch Wartung ist).
      Android ist zwar mehr oder weniger Open Source, aber auch eher immer weniger und immer mehr mit proprietären (Cloud) Services verdongelt. Immerhin gibt es auch hier Bestrebungen in die gegensätzliche Richtung.

      Diaspora konnte sich auch nicht gegen Facebook durchsetzen, aber immerhin ist das Open Source WordPress Quasi-Standard im Blogbereich.

      Analogien im Open Source Bereich gibt es leider viele, allerdings sehe ich einen großen Unterschied: Das optimale Geldsystem kann von sich aus Anreize zur Sicherung (wie eben Mining) und womöglich sogar Adoption schaffen, da bietet ein langfristig de facto deflationäres System wie Bitcoin leider das Gegenteil und eine dauerhafte Inflation von 2-3% pro Jahr wäre wahrscheinlich klüger (und hätte ständigen Nachschub für die Anreize). Immerhin ist Couponing / Cashback in Europa kaum verbreitet und dürfte einer weiten Adoption eher in den USA im Wege stehen.

  8. Ich sehe das mittlerweile grundlegend anders und zwar im Grunde seit dem Split in BTC und BCH, denn davor war ich uneingeschränkter Maximalist und habe alle anderen Klone für Scams gehalten. Bis ich mich dann doch überwunden habe und mit anderen Ansätzen beschäftigt habe und ich halte viele Kryptographischen Technologien noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten.

    Wenn es dagegen mehrere „Internetze“ gibt, konkurrieren nicht die Dienstleister, sondern die Basis-Plattformen miteinander. Anstatt Innovation auf demselben Markt gibt es Kopien in verschiedenen Märkten.

    Der Vergleich hinkt, denn „das Internet“ (Internet Protocol) ist im Grunde nichts anderes als die (mehr oder weniger effiziente Vernetzung von Knoten zur Datenübertragung), aktuell größtenteils basierend auf IPv4, irgendwann wahrscheinlich überwiegend auf IPv6, auf dem verschiedenste Protokolle aufbauen und verschiedenste Anwendungen haben (TCP, UDP, HTTP(S), FTP, SSH, Torrent, IRC, Jabber, POP, IMAP usw.) und Bitcoin ist ein solches Protokoll, wenn überhaupt und nicht eher eine Anwendung, aber der Übergang ist fließend, je nach dem wie low-level man „Protokoll“ definiert. Selbst grundlegende Protokolle werden abgelöst, wenn eine Verbesserung aus verschiedenen Gründen nicht durchführbar ist (da zu viele – meist alte – Implementierungen darauf basieren. So hat SSL/TLS unverschlüsseltes HTTP praktisch ersetzt, immer mehr übertragen über HTTP/2. FTP wird praktisch nur per „SFTP“ über SSH genutzt, kaum noch unverschlüsselt. Auch Jabber, IRC und ICQ wurden von Whatsapp verdrängt und das waren alles Protokolle mit jeweils diversen Applikationen (und die Entwicklung ist schade, aber Usability ist für User scheinbar wichtiger als Offenheit)… All diese Protokolle haben teils eigene, teils sich überschneidende Anwendungsfälle, meistens setzt sich eines durch (leider nicht immer das Beste).

    Ich vermute, für das „Protokoll Bitcoin“ wurde im Blocksize Krieg zum ersten Mal von einer kleinen Gruppe Dev MaximalistenExtremisten definiert, dass das Protokoll bereits unveränderlich ist und nicht mehr weiterentwickelt wird, analog zur Standardisierung von HTTP. Und das war für mich persönlich ein riesiger Fehler, denn es war viel zu früh dafür und diverse grundlegende Dinge sind/waren noch offen. Zum einen wird die starre Blocksize beim kontinuierlichen Halving zu immer weniger Sicherheit des Netzwerks durch Miner führen, oder die Onchain Fees müssen ins unermessliche steigen, um alleine die ca. 50k USD pro Block zu kompensieren. Zumindest hätte man analog zum Halving immer die Blocksize wenigstens mit erhöhen sollen, um ein Gleichgewicht zu schaffen. Das selbe gilt für Privacy und während man bei HTTP endlich in der Fläche Ende-zu-Ende Verschlüsselung etabliert hat, und selbst dieser Blog Ende-zu-Ende verschlüsselt, überträgt Bitcoin nicht nur die Transaktionsdaten unverschlüsselt, sondern speichert sie auch in der komplett offenen Blockchain.

    Letztlich sehe ich die Maximalisten verantwortlich dafür, dass Bitcoin seit Jahren mehr oder weniger stagniert und wenig reale Adoption erfahren hat. Was vielen im Gedächtnis geblieben ist, sind die „horrenden“ Gebühren, über die auch im Mainstream eifrig berichtet wurde, „lächerlicher“ Transaktionsdurchsatz etc.
    Daneben vielleicht noch Börsenhacks und sonstiger Betrug, auch wenn man dafür nichts auf Protokollebene kann.

    Am Ende hätte man sich auf Adoption durch größere Blöcke und damit immer günstige Fees konzentrieren müssen, die sich auf maximal wenige Cent gemessen in Fiat beschränken. Die ganze Energie in Offchain hätte man in so einer frühen Phase in ein wirklich funktionierendes und skalierbares Onchain stecken sollen, auf dem einfachste (SPV) Wallets aufbauen können, bevor man sich um Skalierbarkeit Sorgen machen muss. Letzten Endes kann man für herkömmliche Transaktionen sogar Mobile Wallets entwickeln, die vollständig per NFC an bestehenden Kartenterminals funktionieren, ohne selbst eine (ständige) Internetverbindung zu haben und somit auch auf eine Karte passen würden, ganz ohne „Smart“Phone und mit bestehender Infrastruktur.

    Probleme herbeireden, die es nicht gab und hingegen das System lieber „verkrüppeln“ war der falsche Ansatz und hat letztendlich zum Split geführt. Und wenn Du persönlich BCH & BSV nicht als Altcoins siehst, dann ist es z.B. Monero in meinen Augen ganz sicher auch nicht, denn die ständige Entwicklung und Optimierung des zugrunde liegenden Open Source Protokolls und der offene Austausch ist der einzige Weg, der ein neues Geld (in welchem Projekt auch immer) voranbringen kann. Der Track-Record nachhaltiger Entwicklung ist hingegen bei BCH/BSV noch marginal und es wird sich zeigen, ob sich dies noch entwickelt oder die Entwicklung wie bei 95% aller Projekte erstarrt… Das streite ich einem Litecoin z.B. ab, da dort aus meiner Sicht mehr oder weniger fertiger (Test)code von Bitcoin übernommen und zuerst aktiviert wird. Jedem Premined Coin spreche ich dies auch ab, da er dadurch zentral gesteuert wird, auch Ethereum gehört dazu und Consensänderungen werden „beschlossen“ und durchgeführt.
    Selbst Andreas M. Antonopoulos behauptet, dass Maximalismus der falsche Weg ist (nicht ganz uneigennützig da sein neues Buch ja über Ethereum ist) und er sieht z.B. die fehlende Base-Layer Privacy bei Bitcoin als größtes Problem, vor Skalierbarkeit.

    Die meisten „Coins“ sind tatsächlich nur Klone ohne eigene Technologie und überflüssig, sogar schädlich.
    Aber Litecoin ist eine Art „Live“-Testnet Bitcoins und dafür schon sinnvoll, denn nicht alles lässt sich in einem Dev-Testnet emulieren, dessen Coins wertlos sind und es für potenzielle Angreifer keine Anreize zum Penetration-Testing gibt.
    Ethereum und die ganzen Nacheiferer versuchen, mehr oder weniger sinnvolle „Anwendungen“ direkt auf Netzwerkebene zu realisieren und auch Nano oder IOTA versuchen grundlegend andere Ansätze für die Skalierbarkeit und auch wenn sie damit scheitern sollten, wüssten wir das nicht ohne deren grundlegendes „Testing“.
    Zcash und Monero bieten versuchen tatsächlich private Transaktionen und letzteres war eigentlich auch als Bitcoin Testnet u.A. für Confidential Transactions geplant, aber die Roadmap bei Bitcoin hat sich grundlegend geändert und der sehr rege Austausch mit Bitcoin Core Devs wie Greg Maxwell ist seltener geworden.

    Fans anderer Währungen, sagen wir, IOTA, Ethereum oder Monero, werden überhaupt nicht für Content bezahlen, solange das nicht in „ihrer“ Währung geht.

    Natürlich, ich bin immer noch regelmäßiger BTC „Nutzer“ und bezahle über xmr.to in Bitcoin, weil das mir das so zumindest grundlegende Privacy bietet, zudem günstigere Fees als direkt.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch mindestens ein Flippening von BTC zu einem anderen Coin sehen werden und hoffe, es wird tatsächlich ein Open Source Projekt ohne Premine / Zentraler Autorität und kein „Company“-CoinScam wie Ripple oder die zu erwarteten Entwicklungen von „Social“ Networks wie Telegram, Signal oder gar Facebook. Denn dann sind wir wieder bei PayPal…

  9. Ja, na klar haben technische Monopole viel gutes. War schon nervig sich HDDVDs zu kaufen nur um sie wenig später als obsoletes Format sterben zu sehen. (Ähnliches traf ja Betamax, etc.)

    Eine freie dezentrale Gesellschaft heißt eben auch, dass man sich das aussuchen kann und Software baut wie man sie sich wünscht. Der Punkt von freien Märkten ist ja nicht, das sie 100% effizient in der Lösungsfindung sind, sondern dass sie effektiver als Planwirtschaft funktionieren. Dann entstehen eben Shitcoins – auf lange Sicht ist das der Weg um den Markt zu bereinigen.

    Bitcoin sticht aus den vielen ICOs heraus weil es eben kein ICO war sondern ein freies Projekt. So wie zB. auch https://grin-tech.org/. Es ist wichtig, das viele verschiedene Lösungswege gleichzeitig erforscht wird – darauf zu warten, dass sich das alles per BIPs klärt ist unrealistisch.

    Sorry, aber für mich klingt das verdächtig nach „Wasch mich aber mach mich nicht nass …“

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