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LazyFox: Weil Faulheit die Mutter aller Dinge ist

Gähnender Fuchs. Bild von Spencer Wright via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Arbeitsteilung beginnt mit Faulheit. Wie wäre es, wenn man beliebige Aufgaben im Internet abgeben kann? Die neue Plattform LazyFox erlaubt genau das: Man kann Leute mit Bitcoin Cash (BCH) dafür bezahlen, etwas für einen zu machen – und man kann sich umgekehrt ein wenig Bitcoin Cash verdienen, indem man einfache Aufgaben übernimmt. Die Idee ist gut, die Plattform durchdacht und liebevoll gemacht.

Bitcoin – und andere Kryptowährungen – bauen ein neues Geldsystem auf, das das ganze Internet abdeckt. Das geht nur, wenn man die richtigen Werkzeuge hat. Daher sind die Instrumente, die man benutzt, während man etwas mit Bitcoin und Co. macht, oft ebenso interessant wie die Anwendung an sich. Sie zeigen, wie man in Zukunft einmal Geld benutzen wird.

Als mich der Entwickler von LazyFox.io auf seine Plattform hingewiesen hat, empfahl er mir, die Badger-Wallet zu benutzen. LazyFox.io ist eine Seite, auf der man Aufgeben stellen und dafür Bitcoin Cash (BCH) ausloben kann. Der Inhalt der Aufgaben ist beliebig: Es kann die Antwort auf eine Frage sein, das Gestalten eines Logos oder das Teilen eines Links auf Twitter. Der Entwickler meinte, man kann die Seite am einfachsten mit der Badger-Wallet bedienen.

Die Badger-Wallet ist ein Plugin für den Browser. Ein Bitcoin-Cash-Entwickler hat sie von Metamask, der beliebten Browser-Wallet für Ethereum, geforkt. Über Metamask habe ich schon öfter geschrieben, es ist eine extrem einfache, aber auch extrem starke Wallet. Sie verfügt über alle Basisfunktionen: Coins empfangen und senden, Nachrichten mit dem privaten Schlüssel signieren und Backups per Seed erstellen oder einspielen.

Dass die Wallet direkt im Browser ist, ermöglicht zwei mächtige Features: Man kann Coins mit einem Klick auf einen Button versenden, und man kann sich mit der Signatur einer Nachricht auf einer Webseite einloggen.

Wenn man nun auf den orangenen Badger-Button klick, wird das Browser-Plugin ein Pop-Up öffnen …

Die Adresse wird damit zum Account, und man kann sich mit zwei Klicks registrieren und einloggen. Kein Passwort, kein Datenabtausch mit Facebook, Google und so weiter, keine Bestätigungsemail und so fort. Das ist exakt die Weise, wie ich mir vorstelle, dass man das Internet in Zukunft bedient: Der Account und der Zahlungsweg ist nicht auf der Webseite, die man besucht, sondern im Browser und damit überall.

Man muss nur auf „unterschreiben“ klicken, um sich zu registrieren oder einzuloggen.

Nachdem ich mich also mit zwei Klicks auf LazyFox.io registriert und eingeloggt habe, schaue ich mich um, was man machen kann. Zunächst sehe ich mögliche Aufgaben, die ich erfüllen könnte, um Geld zu verdienen:

Soll ich einen Link tweeten, ein Logo designen oder einen Comic zeichnen? Eine Liste mit chinesischen Slang-Wörtern schreiben, ein Foto von einem Platz in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, schießen, oder einen Touristenführer in einer italienischen Stadt empfehlen? Das Spektrum möglicher Aufgaben ist riesig. Alles geht, was man digital beweisen kann. Der Titel der Seite sagt es ja schon: Wenn man zu faul ist, etwas selbst zu machen, gibt man es an LazyFox raus.

Da mich die offenen Aufgaben nicht so richtig ansprechen, probiere ich aus, selbst eine Aufgabe abzugeben. Ich frage um Hilfe bei einem Ärgernis mit Ubuntu 18.04 und bitte um Rat, wie ich meine Tomaten- und Paprikapflanzen pflegen soll. Klar könnte ich das Googlen, aber ich habe keine Lust dazu, und vielleicht gibt es jemand, der diese Dinge besser versteht als ich. Warum auch nicht?

Um vorzuführen, wie das ganze abläuft, stelle ich noch eine Aufgabe ein. Weil ich zu faul bin, mir eine Aufgabe auszudenken, delegiere ich das einfach: Ich möchte, dass jemand auf LazyFox drei Fragen zu weißen Nashörnern stellt, und die interessanten Antworten im Internet postet. Als Belohnung setze ich dafür 2 Dollar aus, was für den Aufwand vermutlich etwas zu wenig ist. Aber man kann es ja versuchen. Nachdem ich auf den Zahlungsbutton klicke, öffnet sich die Badger-Wallet, und ich bestätige die Zahlung des ausgelobten Betrages an LazyFox.

Ich liebe diese Art der User-Experience. Flüssiger ist kaum vorstellbar.

Meine vorherigen Fragen zu Ubuntu, Tomaten und Paprika wurden relativ rasch beantwortet. Die Antworten kann ich unter dem Reiter „My Tasks“ ansehen. Sie gehören nur mir. Sie waren nicht schlecht; vermutlich hätte man mit einer Viertelstunde Googlen dasselbe rausgefunden, aber vielleicht hätte es sich auch Stunden hingezogen. Um den Link zur Linux-Frage zu finden, hätte ich mich vermutlich lange durch Foren, Stackexchange-Posts und so weiter wühlen müssen. Daher betrachte ich die paar Kröten, die ich dafür ausgelobt habe, als gute Investition und akzeptiere die Antworten. LazyFox gibt nun die Bitcoin Cash, die ich eingezahlt habe, an den Auftragnehmer frei.

Die Seite ist erst vor kurzem Live gegangen. Daher ist noch keine Perfektion zu erwarten. Aber bisher sieht alles recht gut durchdacht aus: Leute, die die Aufgabe annehmen wollen, melden sich, und man kann sie akzeptieren (oder abwarten, bis sich andere bewerben). Sobald jemand die Aufgabe final angenommen hat, läuft ein Countdown; das können zehn Stunden sein, aber auch Tage oder Wochen.

Man kann, glaube ich, gleichzeitig mehrere Kandidaten beauftragen, aber – soweit ich es verstehe – nur die erste Lösung akzeptieren. Allerdings kann man Lösungen auch ablehnen. In dem Fall kommt ein Mediator ins Spiel, der zufällig ausgewählt wird. Um selbst Mediator zu werden, muss man mehr als 1000 Reputationspunkte sammeln. Diese bekommt man, indem man Aufgaben stellt oder löst.

Insgesamt ist das eine ziemlich nette und nützliche Plattform. Wie sinnvoll sie wirklich wird, wird davon abhängen, ob es gute Aufgabensteller und qualifizierte Erfüller gibt. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass ein solches Modell Plattformen wie „Frag-einen-Anwalt“ oder „gutefrage.de“ ablöst, oder dass es gar zur Basis von Expertendialogen wird. In jedem Fall ist es eine perfekte Anlaufstelle für alle, die auf einfache Weise ein wenig Bitcoin Cash verdienen möchten – oder die zu faul sind, um selbst zu googeln.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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11 Kommentare zu LazyFox: Weil Faulheit die Mutter aller Dinge ist

  1. The websites and the services offered by FoxTalk Ltd are NOT addressed to persons who have their registered office or place of residence in Germany.

    • Na, dann wohnt er vielleicht in der Schweiz, oder ist für die Firma umgezogen. Ich weiß nur, dass der Betreiber deutschsprachig ist (und das vor dem Start juristisch gründlich durchgecheckt hat).

  2. Ich sage ja nicht, dass da schlimm ist. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man rein rechtlich die Seite von Deutschland aus nicht benutzen darf. Die Seite hat auch keinerlei Impressum oder Ansprechpartner. Wird schon seine Gründe haben. 🙂

    • FoxTalk Ltd scheint aus der UK und in England gibt es keine Impressumgspflicht.
      Außerdem scheint das ausschließen deutscher Nutzer irgendwie gängig zu sein. In den Coinbase (auch UK) AGBs werden auch gezielt deutsche Kunden ausgeschlossen.

      • Interessante Konstellation übrigens, denn die Domain ist bei Namecheap registriert, verwendet 1und1 Nameserver und einen in Deutschland gehosteten Digitalocean VPS. Die Firma ist tatsächlich in London registriert, an einer Adresse mit knapp 8.000 anderen: https://suite.endole.co.uk/explorer/postcode/sw1y-5ea

        In Deutschland ist die Gesetzeslage je nach Auslegung nicht ganz klar, ob Bitcoin mit Gutscheinen gleichwertig ist oder doch eher mit Geld, für welches deutlich höhere Hürden liegen, wenn man Kundenguthaben verwaltet, was Lazyfox ja offensichtlich tut, sobald man ein paar BCH einzahlt. Dafür braucht man eine Lizenz als Zahlungsdienstleister, übrigens auch der Grund warum Localbitcoins zumindest offiziell aus Deutschland nicht erreichbar ist (es sei denn man ändert seinen Standort manuell). Das könnte man m.W. mit einer geschickten Multisig Konstruktion umgehen, aber das verkompliziert die Sache ungemein und würde bei den zu erwartenden niedrigen Beträgen wenig Sinn ergeben. Für Behörden sind die einzelnen Beträge dagegen egal, die gleiche Problematik haben übrigens Tipping Bots, bei denen man logischerweise erst Guthaben aufladen muss.

        Ich gehe davon aus, dass der Entwickler der Seite hier mitliest und würde ihm gerne noch ein paar kleine Tipps auf den Weg geben die mir aufgefallen sind, was er aus SEO-Sicht unbedingt verbessern sollte um irgendwann auch gefunden zu werden:
        – Title Tag auf Unterseiten entsprechend des Themas gestalten.
        – Für Überschriften H2 statt H1 verwenden, H1 ist für den Seitennamen (und evtl. Slogan), H2 ist für die jeweilige Unterseite.
        – Das „Archiv“ irgendwie gut zugänglich machen, aktuell kommt man da nur über die Userseiten hin.
        – Konsequent „speaking“ URIs verwenden, statt https://lazyfox.io/tag?g=11 z.B. https://lazyfox.io/tag/lazyfox

  3. Wieso sollte es gutefrage.de ablösen? Was funtkioniert an gutefrage.de nicht?

    • Das ist eine gute Frage 🙂

      Ich denke nicht, dass Krypto basierte Anwendungen nun alle existierenden ablösen werden, aber es könnte gerade hier zu einer Qualitäts-Umschichtung kommen. Fragen zu beantworten kosten Zeit, und wer will nicht dafür belohnt werden (gerade, wenn viel Mühe dahinter steckt)

      Aber muss es denn bei Fragen bleiben? Es sind ja auch schon Dienstleistungen im Angebot. Wenn ich das so weiterspinne, könnte daraus die Arbeitsamt-Plattform der Zukunft werden, speziell für selbständige Webworker.

      Es wird sich zeigen wie weit die Leute bereit sind Geld für Fragen/Dienste auszugeben.

    • Gute Antwortgeber werden auf Lazyfox ausweichen, weil sie dort bezahlt werden und auf gutefrage.de nicht. Damit wird gutefrage.de den weg von myspace gehen (vorausgesetzt, es etabliert sich etwas mehr als „Mach mir die Arbeit für’n Kaffee, für die ich sonst ein halbes Monatsgehalt legen muss“ und „Shill mich bei Twitter“.)

      • Ich würde das Konzept eher mit Fiverr als mit Gutefrage vergleichen. Interessant dabei ist die GEO-Verteilung der User https://www.alexa.com/siteinfo/fiverr.com
        – USA 27%
        – Indien 14%
        – Pakistan 10%
        – Nigeria 5%
        – Bangladesch 5%

        Bei Amazons Mechanical Turk sieht es ähnlich aus: https://www.alexa.com/siteinfo/mturk.com und bei Odesk, jetzt Upwork auch…

        Globalisierung at its best, die Aufträge kommen aus reichen Ländern und werden in den armen abgearbeitet. Crypto könnte gerade da eine Rolle spielen und jeder, der schon einmal eine Überweisung nach China / Indien / Pakistan oder gar Iran machen wollte, wird wissen, dass diese nicht „nur“ über eine Woche dauern kann und ein Vermögen kostet und unter Umständen gerät man unter Terrorverdacht. WesternUnion oder MoneyGram sind da oft die bessere Alternative – bisher, denn für kleine Zahlungen sind die Gebühren auch exorbitant, Crypto könnte da tatsächlich schon jetzt übernehmen.

        Ich würde mir bei Lazyfox allerdings wünschen, mit möglichst vielen Cryptowährungen einzahlen zu können, das ließe sich z.B. auch per Morphtoken lösen und direkt in BCH setteln, falls dies aus Fee (oder Ideologischen) Gründen gewünscht ist. Ich kann verstehen, dass Multi-Token Plattformen zu kompliziert sind und daher ist das Settlement auf BCH und die Auszahlung darüber auch komplett nachvollziehbar. Auch eine Einzahlung per Kreditkarte oder gar PayPal würde ich anbieten wollen, wenn man einen Acquirer findet oder PayPal einen tatsächlich „duldet“. Als UK-Company dürfte beides machbar sein und auch ein Aufschlag für diese Zahlungsmethoden im Gegensatz zu Deutschland auch, sonst die ohnehin schon vorhandene Offshore-Konstruktion eben nach HK, Panama oder die Virgin Islands auslagern… Auch Georgien ist interessant. Die automatische Konvertierung zu Krypto bringt einen sehr starken Berührungspunkt, der für Adoption wichtig ist. Gefühlt kennen 90% der Menschen Bitcoin nicht, von den 10%, die es „kennen“ sind wiederum 90% nur mit der allgemeinen Berichterstattung darüber bekannt.

  4. „Kein Passwort, kein Datenabtausch mit Facebook, Google und so weiter, keine Bestätigungsemail und so fort. Das ist exakt die Weise, wie ich mir vorstelle, dass man das Internet in Zukunft bedient: Der Account und der Zahlungsweg ist nicht auf der Webseite, die man besucht, sondern im Browser und damit überall.“ – Da bin ich voll bei dir.

  5. Ein wirklich sehr interessantes Konzept. Wenn Krypto etwas verbreiteter wird definitiv ein großer Vorteil dass man ohne große Einstiegsschwelle (sowohl mental als auch von der Anwendung) mal kleinere Beträge im Bereich wie 5 Euro etc. Ausloten kann, was eine fundierte Hilfe definitiv wert ist.
    Bei Umfangreicheren Themen auch mehr, Noch interessanter wird es wenn man nennenswertes Monatseinkommen produziert. Stichpunkt Steuern. Macht man da als professioneller Cash muss man ja Umsatzsteuer und alles abdrucken. Das ist dann wie gemacht dafür, dass es dann Tools gibt die das vereinfachen/automatisieren. Vielleicht aber auch deshalb der Sitz in UK?

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