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China verbietet Bitcoin-Mining – jetzt aber wirklich?

Wäre heute sicherlich auch auf einer Liste der zu verbietenden Branchen: Krieger der Terrakotta-Armee in Xi'an. Bild von Adam Baker via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Es ist nicht das erste Mal, das China mit Verbotsnachrichten Schlagzeilen macht. Nun setzt eine zentralplanerische Behörde das Bitcoin-Mining auf die Liste der Industrien, die ausgemerzt werden sollen, weil sie schädlich sind. Anstatt die Umwelt zu schützen, könnte ein solcher Plan aber genau das Gegenteil bewirken. Es spricht jedoch einiges dafür, dass es noch lange keinen Grund für Panik gibt.

Im Grunde macht es China nicht viel anders als andere Länder, nur vielleicht entschiedener und rigoroser: Eine Abteilung der Regierung, die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform, legt eine Liste vor, welche Industriebranchen gefördert, beschränkt oder eliminiert werden sollen. Insgesamt urteilt die Kommission damit über das Schicksal von gut 450 Branchen und mehr als 1000 Gewerken.

In dieser Liste kommt auch das Mining von Kryptowährungen vor – und zwar, leider, in der Sparte von Branchen, die unverzüglich auszuradieren sind. Da die Liste ausschließlich auf chinesisch vorliegt und 131 Seiten lang ist, kann ich leider nicht im Original nachlesen, aus welchen Gründen. Bloomberg nennt jedoch die gravierende Verschwendung von Ressourcen sowie die Verschmutzung der Umwelt. Gleichzeitig gibt sich die Regierung aufgeschlossen gegenüber anderen Kryptowährungen und Blockchains, die nicht vom Mining abhängig sind.

Da das Dokument kein Zeitfenster nennt, in dem das Mining schrittweise heruntergefahren werden soll, gehen Beobachter davon aus, dass es bei Inkrafttreten der Richtlinien unverzüglich verboten wird. Bis zum 7. Mai holt die Kommission jedoch noch ein Feedback der Öffentlichkeit ein, bevor sie sich dann an die Umsetzung der Liste macht. Es könnte also sein, dass der Vorschlag noch aufgehoben oder zumindest gemildert wird.

Der Vorstoß kommt zu einem interessanten Zeitpunkt. Derzeit verkaufen die chinesischen Wasserkraftwerke wohl die überschüssige Energie, die sie für die Regensaison erwarten, in großen Paketen; die Preise werden angeblich nicht öffentlich, sondern über WeChat ausgehandelt. Für große Miner scheint es derzeit ein sehr günstiger Zeitpunkt zu sein, um Kapazitäten in der Volksrepublik auszubauen. Ob sie sich von den nun veröffentlichten Richtlinien der Regierung abschrecken lassen?

Ganz neu ist das Vorgehen der chinesischen Regierung gegen die Miner dabei nicht. Bereits vor einem Jahr hat die Regierung Schritte zu einem „geordneten Abzug“ des Mining eingeleitet. Dabei wurden lokale Regierungen angewiesen, in Kooperation mit den Minern deren Kapazitäten sukzessive abzubauen. Viele Miner haben damit reagiert, dass sie große Mining-Center in Kanada und der USA eingerichtet haben, wo es gute Internetverbindungen und günstigen Strom gibt. Allerdings sind offenbar auch viele Miner im Land geblieben, was vermutlich an den einmalig preiswerten Strom- und Personalkosten sowie der Nähe zu den Herstellern der Mining-Geräte liegt. Eine Ende 2018 erstellte Studie kam zum Schluss, dass weiterhin gut 60 Prozent des Minings in China stattfindet.

Sollte die Kommission wirklich ernst machen, könnte der Abzug der Miner zu einem logistischen Großprojekt werden. Ob es überhaupt so viele Lagerhallen, Datencenter und Kraftwerke in den Regionen mit günstigem Strom gibt, wie die chinesischen Minen brauchen? Und womöglich wird das an sich ehrenhafte Anliegen der chinesischen Regierung, etwas zum Klimaschutz beizutragen, genau das gegenteilige Ergebnis erreichen: Die Miner werden nicht mehr mit umweltfreundlicher chinesischer Wasserkraft arbeiten, sondern vielleicht mit Atom- oder Kohlestrom. Wer weiß – was wenn die Ölstaaten auf die Idee kommen, Bitcoin-Minen mit Benzin zu betreiben, weil sie ihr Öl auf dem Weltmarkt nicht mehr ausreichend loswerden?

Allerdings könnte das alles auch nur heiße Luft sein. Dovey Wan, eine chinesische Expertin fürs Mining, reagiert auf die Ankündigung entspannt. Sie erklärt, dass solche Ankündigungen in der Regel Jahrzehnte brauchen, bis sie umgesetzt werden. Sie verweist darauf, dass die Kommission alle drei bis fünf Jahre solche Listen veröffentlicht, und dass selbst die aktuelle Version noch Branchen nennt, die eigentlich schon 2006 unverzüglich ausgemerzt werden sollten. Es gibt also wohl noch keinen Grund für Panik.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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3 Kommentare zu China verbietet Bitcoin-Mining – jetzt aber wirklich?

  1. Nix los hier im blog! 🙂 Deutschland schläft mal wieder.
    Sieht doch alles prima aus, der Krypto-Frühling ist doch da.
    Die Chinesen würden sich selbst ins Knie schießen, wenn sie diese Technologie aus ihrem Land vergraulen, das wissen die Jungs in der Regierung.
    Papiergeld ist old shool, es wir nicht mehr lange dauern, dann wird nur noch mit smartphone bezahlt.
    In Südkorea benutzen 70% der unter 14 Jährigen, bereits heute cryptocurrencies durch PC Spiele.

  2. „Umweltfreundliche chinesische Wasserkraft“? Naja …
    https://de.wikipedia.org/wiki/Drei-Schluchten-Talsperre#%C3%96kologische_Auswirkungen

    • Ich bin zwar auch der Meinung, dass der Strom andere Verwendungen finden kann. Aber mit einem Rückbau der Talsperren rechnet nun wirklich niemand. Selbst nicht wenn der Strom gar nicht benötigt würde.

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