Facebooks GlobalCoin: Gedeckt durch einem Korb anderer Währungen

Es gibt schon lange Gerüchte, das Facebook etwas mit Blockchain und Krypto plant. Nun lichtet sich der Nebel: Das soziale Netzwerk möchte einen GlobalCoin herausgeben, dessen Wert nicht nur an eine, sondern an einen Korb von Währungen gebunden ist. Der Coin soll über die Facebook-Kanäle so einfach zu versenden sein wie ein Photo.
Dass Facebook eine eigene Blockchain oder Kryptowährung plant, ist schon seit langem irgendwie im Gespräch. Mal hieß es, Facebook wolle Coin X oder Coin Y integrieren, dann, dass Facebook irgendetwas mit Blockchain macht, und schließlich, dass das riesige soziale Netzwerk seinen eigenen Coin herausgibt.
Wie es nun aussieht, wird sich letzteres bewahrheiten: Facebook wird einen “GlobalCoin” herausbringen, der über alle Kanäle des sozialen Netzwerks versendet werden kann. Dies bestätigt ein Bericht von “The Information”, der laut Aussage des Autors auf Interviews mit mehr als einem Dutzend anonymen Insidern basiert.
Das Magazin berichtet, dass Facebook seit einigen Monaten versuche, Finanzinstitutionen und andere Tech-Unternehmen zu überzeugen, einer Stiftung beizutreten, die die digitale Währung steuern und leiten soll. Gegen Ende des Monats möchte Facebook nun seine Währung vorstellen, an der eine Arbeitsgruppe unter Ex-PayPal-Präsident David Marcus unter dem internen Titel “Libra” bereits seit mehr als einem Jahr arbeitet. Es soll sich um eine Kryptowährung handeln, die vollkommen ohne Transaktionsgebühren auskommt und vor allem in Entwicklungsländern beworben wird, wo die Volatilität der nationalen Währungen besonders schmerzhaft ist.
Denn während viele Kryptowährungen unter der hohen Volatilität leiden, soll sich der GlobalCoin genau dadurch auszeichnen, dass er eben nicht volatil ist. Ein kurzer Kommentar, den Laura McCracken von Facebook gegenüber der Wirtschaftswoche gibt, ist hier vielsagend: „Der Wert des Facebook Coin soll durch einen Korb von Fiat-Währungen stabil gehalten werden“. Damit verspricht der GlobalCoin, zu einer Art Metawährung zu werden, die nicht an einen, sondern an zahlreiche Währungen der Welt gebunden ist. Gerade für die Einwohner von Ländern mit einer schwächelnden Währung könnte dies enorm attraktiv sein.
Attraktiv macht den Facebook-Coin auch, dass er bereits die gigantische Basis von knapp 2 Milliarden Facebook-Nutzern hinter sich hat. Die Währung soll über alle Apps der Facebook-Suit – also vor allem den Messager und WhatsApp – versendet und empfangen werden können. Darüber hinaus möchte Facebook die Währung in den physischen Rraum bringen, indem es Händlern Partnerschaften mit Boni anbietet. Ferner hat Facebook vor, weltweit Geldautomaten aufzustellen, an denen man die Token durch konventionelle Währungen kaufen kann.
Gemeinsam mit Regierungen in aller Welt hat Facebook Methoden ausgearbeitet, um die User der Währung zu identifizieren und Betrug zu verhindern. Wie The Information berichtet, hat Facebook in der Schweiz eine Firma namens “Libra Networks” gegründet, deren Fokus laut dem öffentlichen Register auf den folgenden Gebieten liegt: “Investments, Payments, Finanzierung, Identitätsmanagement, Analytics, Big Data, Blockchain und andere Technologien.” Demnach spricht vieles dafür, dass das Facebook-Zahlungssystem von der Schweiz aus gesteuert wird.
Über die technischen Details ist bislang noch wenig bekannt. Benutzt Facebook eine verfügbare Blockchain? Baut die Firma eine eigene? Wird sie Proof of Work oder Proof of Stake? Ist sie öffentlich oder privat? Solche Fragen lassen sich nur in Andeutungen beantworten. Während Facebook gewöhnlich seine Pläne frühzeitig öffentlich macht, gibt sich der Konzern zu der geplanten Kryptowährung bedeckt. Presseanfragen wurden bisher nicht beantwortet; Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat auf einer Konferenz im April immerhin eine Andeutung gemacht: “Ich finde, Geld zu versenden sollte ebenso einfach sein wie jemandem ein Foto zu schicken.”
Unter den wenigen Informationen, die zur Architektur von GlobalCoin vorliegen, ist die, dass Facebook vorhat, 10 Millionen Dollar Lizenzgebühr dafür zu verlangen, dass jemand einen Node betreibt und dadurch Transaktionen prozessiert. Für diesen Beitrag erhalten die Node-Betreiber dann einen Platz in einem globalen Konsortium, der GlobalCoin Foundation, die das Netzwerk steuert. Ob die Betreiber daran verdienen, ist unklar; in der Regel würde dies durch Transaktionsgebühren geschehen, doch diese gibt es wohl nicht. Dies spricht für ein sehr zentralisiertes Netzwerk, das nicht offen ist, sondern bei dem Facebook als Torwächter entscheidet, wer mitmachen darf und wer nicht, und bei dem keine Form von Proof of Work über den Konsens entscheidet, sondern ein auf der Wahl eines Kommittee basierendes Verfahren, wie es etwa bei Steem, EOS, der EU-Blockchain und auch Blockstreams Sidechain Liquid zum Einsatz kommt.
Insgesamt strebt Facebook zum Start ein Netzwerk von 100 Nodes an. Diese Anzahl soll verhindern, dass ein einzelner Knoten zu viel Macht hat, und wohl auch Facebook vor regulatorischen Verantwortlichkeiten schützen. Die Erlöse durch die Lizenzgebühren, von denen Facebook eine Milliarde erwartet, sollen genutzt werden, um den GlobalCoin durch “einen Korb von Währungen sowie risikoarme Anleihen von anderen Ländern” zu decken.
In einem solchen Modell würde Facebook nicht durch Transaktionsgebühren oder die Daten der User Geld verdienen, sondern durch die Verzinsung der Einlagen. Laut der Forbes bekommt man bei der US-Zentralbank Federal Reserve jährliche Zinsen von 2,3 Prozent. Bei Einlagen von 10 Milliarden Dollar, so die Forbes, würde Facebook demnach im Jahr 235 Millionen Dollar verdienen.
Andreas Antonopoulos fasst es eigentlich ganz treffend zusammen, muss man nicht viel hinzuzufügen: https://www.youtube.com/watch?v=OjTQAkem-VU
Ein “ZuckCoin” ist vergleichbar mit Paypal oder Webmoney, aber nicht einer Kryptowährung, zudem er an nationale Währungen gekoppelt ist. Alleine das “Pooling” ist vielleicht als Innovation zu verstehen, wenn es nicht doch so endet, dass jede Währung einzeln gehandelt wird…
Übrigens trifft das teilweise auch auf Kryptowährungen, die von einer Firma oder Stiftung “kontrolliert” werden und das könnte in Zukunft noch relevant werden. So könnte IOTA in seiner derzeitigen Konstruktion untersagt werden, den “Coo” zu betreiben, da dieser durch die “Finalisierung” von Transaktionen und damit auch Bestimmung, welche valide sind und welche nicht (im Falle eines Konflikts) ein “Money Transmitter” ist und somit eine entsprechende Lizenz benötigt, welche durch KYC / AML Auflagen nicht realisierbar wäre. Ob die waghalsige Dezentralisierung, die kürzlich angekündigt wurde gelingt, oder nicht ist also mehr oder weniger eine binäre Option für das Projekt, denn ohne Coo kann es derzeit einfach nicht überleben.
Ein spannendes Experiment, aber ist das durchdacht ?
Wenn nun die Bürger von Ländern mit schwachen Währungen ihre Spareinlagen in GlobalCoin bunkern, führt das dann nicht zum Kollaps der Fiat-Landeswährung und bedroht gar das normale wirtschaftliche Leben in denselben ?
Werden Länder wie Iran, Türkei, Indien und fast alle afrikanischen Staaten dann nicht statt der Kryptowährung einfach direkt Facebook abschalten ?
Oder wäre so ein frei zugänglicher Stable Coin dann nicht das Ende von inflationären Währungen und das muntere Drucken von Geld der Regierungen, die ihre Notenbanken unter der Fuchtel haben.
Spätestens wenn man dann sein Brot und Wasser beim lokalen Händler für GlobalCoin kaufen könnte ist wohl der Zeitpunkt der Machtprobe gekommen.
Statt totalitären Regierungen zu vertrauen müssten die Menschen dies dann einem Facebook Konsortium… werden sie das tun?
Den Zahlungsverkehr von 2 Mrd Kunden kostenlos abuuwickeln dürfte wohl mehr als 235 Mio an Zinseinnahmen kosten… nunja, fb hat ja (noch) genug Kohle ohne wirklich Steuern zu bezahlen,,,
Mich würde interessieren, ob es von Facebook unabhängige Clients für diese Blockchain geben wird, oder ob man alles über die Webseite machen muss.
Auch ist die Frage, was diese Nodes von ihrem 10 Millionen Investment haben. Aus Wohltätigkeit macht das ja keiner.
Vielleicht schafft es diese Coin ja, die Ansprüche an Kryptowährungen in den Augen der Massen zu steigern. Es muss schnell, kostengünstig und zuverlässig sein. So wie BCH und BSV!
So wie es keine Facebook-Client-API gibt, lediglich ein paar wenige Entwickler haben per Reverse-Engineering einige grundlegende Facebook-Funktionen nachgebaut. Für WhatsApp und Instagram gilt das selbe und für den Shitcoin dürften sogar noch größere Restriktionen gelten.
Ich könnte mir vorstellen, dass die “Nodes” Banken sind, die die Abwicklung der Zahlungsströme und den Gegenwert “verwalten”.
Insgesamt nicht wirklich sexy, aber was will man von einem Unternehmen erwarten, das mit Whatsapp bereits einen proprietären “Standard” durchgesetzt hat, wo es deutlich bessere “Alternativen” mit Jabber, OTR & Co. gegeben hätte…
Whatsapp hatte sich doch aufgrund der Uninformiertheit, Bequemlichkeit und, um es spitz zu formulieren, Ignoranz des Durchschnittsnutzers durchgesetzt. Facebook hat es lediglich gekauft.
Wenn mich einer mit GlobalCoin bezahlen will, wird er jedenfalls die gleiche Antwort bekommen, wie bei einer Nachfrage nach Whatsapp: Hab ich nicht. Hier sind Sachen, die funktionieren und denen man vertrauen kann.
Das Problem ist, dass Facebook tatsächlich Adoption forcieren kann. Ganz einfach: Mit finanziellen Anreizen, z.B. negativen “Gebühren” auf Zahlungen zum Start… Und dann noch sehr prominent in die Facebook, Whatsapp und Instagram App einbinden und dem User sogar noch Kickback geben, wenn sie es tatsächlich nutzen.
Die Voraussetzungen seit damals haben sich in meinen Augen nicht wirklich verändert. Und Facebook könnte wahrscheinlich auch Ripple oder so aufkaufen, aber wozu einen Scamcoin kaufen, wenn man ihn selber bauen kann?