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Facebooks Zuckerbucks: Es hätte schlimmer kommen können

Screenshot der Libra-Webseite

Ein bißchen etwas von Bitcoin, Ethereum, Ripple und IOTA: Facebook veröffentlicht die Details zur Libra-Blockchain. Wir schauen uns das Whitepaper des „Zuckerbucks“ an: Wie funktioniert die Mega-Initiative technisch? Und wie soll man es einschätzen?

Was für eine Allianz. Facebook hat es geschafft, einige Schlüssel-Firmen in der Libra-Assoziation zusammenzubringen, um eine Blockchain zu starten: Mastercard, PayPal, Visa und Stripe; Ebay, Uber, Lyft, Spotify und Mercado; Vodafone, Coinbase und Xapo; sowie prominente Investorengruppen wie Andresen Horowitz und Non-Profit-Organisationen wie Women’s World Banking.

Klingt beeindruckend. Ab Mitte 2020 soll Libra an den Start gehen. Der Stablecoin, der durch mehrere Währungen der Welt sowie „risikoarme“ Anlagepapiere – vielleicht Staatsanleihen oder Indizes – gedeckt ist, soll über die Kommunikationskanäle von Facebook, den Messanger und Whatsapp, überweisbar sein, auf PayPal, Visa und MasterCard übertragbar, bei Coinbase gehandelt, bei Xapo gespeichert werden und bei Ebay, Uber und Spotify akzeptiert. Klingt nach einem ziemlich erfolgsversprechenden Konzept.

Die Frage für uns ist aber: Wie funktioniert es technisch? Ist Libra dezentral – oder ein zentralistischer Alptraum aus dem Schoß der digitalen Überwachungsindustrie? Heute hat Libra sein Whitepaper veröffentlicht. Die Dokumentation ist ausführlich und gut, der Code von Libra ist Open Source. Das Projekt ist erstaunlich transparent.

Die Libra-Blockchain

Facebook benutzt nicht irgendeine bekannte Blockchain, auch kein Produkt der Hyperledger-Familie, sondern schafft seine eigene Blockchain: Libra. Diese wird nicht Facebook gehören, auch wenn das soziale Netzwerk für den Anfang seinen Einfluss nutzen wird, um Libra großzuziehen. Der Konzern möchte schnellstmöglich Verantwortung an die Assoziation abgeben, zu der für den Anfang 100 Mitglieder gehören. Diese Mitglieder werden Validatoren-Nodes betreiben, durch die Gebühren von 10 Millionen Dollar je Mitglied möchte die Libra-Stiftung eine Milliarde Dollar einnehmen, durch die die Libra-Coins gedeckt sein sollen. Facebook möchte über sein Startup Calibre lediglich einer der 100 Validatoren sein; die Firma will Libra nicht herausgeben, sondern nutzen, um auf seinen Plattformen Geld zu versenden. Wenn Libra dezentral ist, macht dies die Dinge für Facebook wesentlich einfacher.

Bei Libra handelt es sich zunächst um eine Blockchain im halbwegs klassischen Sinn: Eine Read-only Datenbank, an die bestimmte Knoten im Rahmen eines Auswahl- und Konsensverfahren in Blöcke gebündelte Transaktionen anhängen. In der grundsätzlichen Architektur ist Libra eine Mischung aus Ethereum und Ripple mit einem Schuss EOS, Steem und IOTA. Das Team von Facebook hat den Markt der Blockchains offenbar genau beobachtet und sich für seine Blockchain einige der technisch besten Ideen herausgepickt.

Das Ziel war es, eine Blockchain zu bilden, „die auf Milliarden von Accounts skaliert, was einen hohen Transaktions-Durchsatz, geringe Latenz und ein effizienten Speichersystem für eine hohe Kapazität verlangt.“ Zudem soll die Blockchain flexibel sein, da sie nicht nur „das Libra-Ökosystem steuern, sondern auch zur Basis künftiger Innovationen im Finanzbereich werden soll.“

Ein bißchen wie Ethereum …

Um also innovativ zu bleiben, hat Libra seine eigene Programmiersprache: Move. Diese soll, wie Solidity bei Ethereum, spezifische Transaktionslogiken und Smart Contracts implementieren. Move erlaubt beispielsweise, digitale Assets zu bilden, die nur einen einzelnen Besitzer haben und nur einmal ausgegeben werden können. Auch das kennen wir, etwa von den fungiblen und nicht-fungiblen Token auf Ethereum. Im Kontext von Facebook könnte dies aber eine interessante Dynamik entfachen, etwa wenn User ihren Content tokenisieren und einen Markt für wertvollen Content oder digitale Kunswerke aufbauen.

Auch die Transaktionsgebühren funktionieren ähnlich wie bei Ethereum: Eine Transaktion verbraucht eine gewisse Menge Gas, und die User bzw. die Wallets geben den maximalen Preis je Einheit Gas, berechnet in Libra, an, den sie bezahlen wollen. Die Validatoren – in diesem Kontext Miner – können Transaktionen mit mehr Gas bevorzugen, wenn es zu einer Transaktionsflut kommt. Auch das ist nicht neu.

Anders als bei Ethereum können Transaktionen Ereignisse auf der Blockchain nicht lesen, sondern nur hervorbringen. Daher sind die Transaktionen nur Funktionen des aktuellen Zustands der Blockchain und nicht von historischen Zuständen. Das ist bemerkenswert. Libra hält sich damit wohl die Option offen, alte Transaktionsdaten zu prunen bzw. es Full Nodes zu ermöglichen, Transaktionen auch dann zu verifizieren, wenn sie nicht die volle Historie haben. Damit haben die Entwickler von Facebook offenbar aus den Problemen von Ethereum gelöst, wo man, um manche Arten von Smart Contracts nachzuvollziehen, eine Full Archival Node braucht, die sämtliche historischen Zustände speichert und mittlerweile zwischen 1 und 2 Terabyte groß ist.

Wie bei anderen Blockchains wird die Integrität der Daten durch Merkle-Trees geschützt. Anders als die meisten anderen Chains besteht die Blockchain jedoch nicht aus einer „Anhäufung von Blöcken aus Transaktionen“, sondern ist „eine einzelne Datenstruktur, die die Geschichte von Transaktionen und Zuständen über die Zeit hinweg aufzeichnet.“ Damit hätten wir einen Anklang an IOTA, das ebenfalls kein Blockformat in der Geschichte kennt. Anders als IOTA benutzt Libra jedoch Blöcke, um einen Konsens der Validatoren zu erreichen. Das Libra-Whitepaper nennt die Blockchain oft eine Datenbank; eventuell deutet das darauf hin, dass die Libra-Chain besser durchsuchbar sein wird als andere Blockchains.

… aber auch wie Ripple oder EOS

Was bei Bitcoin und Ethereum die Miner sind, sind bei Libra die „Validatoren“, so wie bei Ripple. Diese führen die Datenbank bzw. Blockchain. „Die Libra Blockchain wird dezentral sein, bestehend aus einer Gruppe von Validatoren, die zusammenarbeiten, um Transaktionen zu verarbeiten und den State zu bewahren.“ Die Validatoren sind, wie bereits erwähnt, Mitglieder in der Libra Association. „Sie werden nach objektiven Kriterien ausgewählt, darunter, ob sie ein wirtschaftliches Interesse daran haben, das Libra-Ökosystem aufblühen zu sehen, und Ressourcen dafür investieren können.“ Im Lauf der Zeit soll die Mitgliedschaft vollständig erlaubnisfrei und offen werden; „abhängig nur vom Libra-Besitz des Mitglieds.“ Es wird also eine Art Proof-of-Stake, bei dem man eine Mindesmenge an Coins in Reserve halten muss. Bis dahin können aber nur geladene Gäste an der Party teilhaben.

Validatoren können als Anführer gewählt werden, ich vermute, das rotiert ständig, und dann Transaktionen vorschlagen, die von den Clients, also den Usern, eingereicht wurden. Der konkrete Konsens-Algorithmus ist HotStuff. Es gibt ein Whitepaper, laut dem HotStuff „das erste teilweise synchrone BFT-Protokoll“ und „um ein neues Framework herum gebaut“ ist. Die Kernannehme ist, dass mehr als ein Drittel der Validatoren ehrlich ist. Gewählt wird durch mehrere Runden, in denen die Validatoren signierte Meinungen über eine Transaktion bzw. einen Block abgeben. Dies erinnert an die Pläne von IOTA, ein Wahlverfahren für den Konsens zu benutzen, aber auch daran, wie Steem oder EOS einen Konsens herstellen. Ein solches Wahlprotokoll scheint mittlerweile der Standard zu sein, wenn man eine hochskalierbare, kontrolliert erlaubnisfreie und miningfreie Blockchain möchte.

… und sogar wie Bitcoin

Die Clients der User sind zunächst so ähnlich wie SPV-Wallets bei Bitcoin: Sie können Daten bei den Validatoren abfragen, die durch „eine signierte Authentifizierung der letzten Version der Datenbank, die dem Validator bekannt ist,“ validiert werden. Die SPV-User brauchen also keine komplette Blockchain, sondern bekommen die Daten und einen Beweis ihrer Korrektheit. Der User oder Client kann aber auch „ein Replikat der gesamten Datenbank bilden, indem er die Transaktionshistorie von einem Validator synchronisiert.“ Dabei kann er verifizieren, ob die Validatoren die Transaktionen korrekt ausgeführt haben, „was die Transparenz und Gültigkeit im System erhöht.“ Die User können also das haben, was man bei Bitcoin einen Full Node nennt. Es kann auch „economic Full Nodes“ geben, etwa Börsen, die die Facebook-Coins zum Handel anbieten. Für sie wäre es dasselbe, wie bei Bitcoin. Wenn man die Dezentralität nur an den Full Nodes misst, ist Libra nicht unbedingt weniger dezentral als Bitcoin.

Mit ihrem Design erhoffen sich die Entwickler, zum Start von Libra einen Durchsatz von 1.000 Transaktionen je Sekunde zu erreichen. Finalisiert sollen die Transaktionen nach 10 Sekunden sein. Die Entwickler nehmen an, dass sich die Kapazität im Lauf der Zeit erhöhen wird und dass viele Transaktionen in Zukunft innerhalb von Wallets oder Payment Channels stattfinden. Daher glauben sie, „dass 1.000 Transkationen je Sekunde auf der Blockchain den initialen Bedürfnissen des Ökosystems Genüge tun.“ Die Bandbreite und CPU-Leistung dafür sei da, der Bedarf an Festplattenspeicher ebenfalls, da man Libra prunen kann und der Zustand bei vier Milliarden Accounts auf eine 16 Terabyte-SSD-Fetsplatte passt.

Angenehm überrascht

Zuerst einmal bin ich positiv überrascht. Facebooks Libra soll eine echte, transparente Blockchain werden, die es den Usern erlaubt, ihre eigenen Schlüssel zu verwahren und die Blockchain – oder Teile davon – selbst zu verifizieren. Für die User bedeutet dies an sich einen ähnlichen Grad an Vertrauenslosigkeit wie bei Bitcoin, auch wenn es im Lauf der Zeit aufgrund der großen Transaktionsmenge immer schwieriger werden kann, eine volle Kopie der Blockchain zu erhalten. Die Validatoren – quasi die Miner – sind auch dezentral, zumindest verteilt, auch wenn Facebook bzw. die Assoziation zunächst bestimmt, wer in den erlesenen Kreis kommt. Wie sich dies ausspielt, wird davon abhängen, ob Libra dem Versprechen nachkommt, langfristig vollständig erlaubnisfrei zu werden.

Sehr angenehm ist auch, dass Facebook keine ICO macht oder eine eigene Kryptowährung herausgibt, wie Ripple, sondern tatsächlich vor allem am Produkt interessiert zu sein scheint. Im Vergleich zu dem, was man bisher von PayPal, Mastercard und Co kennt, ist Libra ein gewaltiger Fortschritt hin zu einer pseudonymen, für die User erlaubnisfreien, kostengünstigen digitalen Zahlungsmethode. Dass Libra im Wert zugleich einen Warenkorb von Währungen und anderen, risikoarmen Wertpapieren (etwa Staatsanleihen oder Aktienindizes) abbildet, dürfte gerade für Einwohner von inflationsgeplagten Ländern ein Segen sein.

Wenn man bedenkt, was man erwarten konnte – eine vollkommen kontrollierte KYC-Blockhain – ist Libra eine ziemlich angenehme Überraschung. Der Code ist open Source, und die User können Full Nodes haben. Damit steht es jedem User und jeder Firma frei, einen Service auf Libra aufzubauen, sei es eine Börse, eine Treuhand- oder Nicht-Treuhand-Wallet, einen Zahlungsservice und so weiter. Libra könnte damit wie die anderen Stablecoins (Tether, USDC und so weiter) frei auf den Wallets von Usern und Börsen zirkulieren.

Das Rad neu erfinden

Ein wenig skeptisch stimmt mich aber, dass Libra eine eigene Blockchain bauen wird. Facebook hätte auch eine bestehende, bewährte Blockchain nehmen können – etwa Bitcoin mit dem Lightning Netzwerk, Bitcoin SV mit dem unbegrenzten Blockspace, Ethereum mit Plasma Channels, oder Steemit, Stellar oder EOS. Dies hätte Libra in den Genuss der Netzwerkeffekte gebracht, die diese Blockchains im Lauf der Jahre aufgebracht haben, etwa die Reife des Protokolls, die Integration in Softwarebibliotheken, Wallets und Märkte. Stattdessen muss Libra zunächst das Rad neu erfinden – was eine Menge Arbeit sein wird -, hoffen, dass der Konsens-Algorithmus stabil bleibt und dann Energie in die Software-Integration investieren. Mit einer bestehenden Blockchain hätte man sich all das sparen und gleich zum nächsten, entscheidenden Schritt kommen können: der weiteren Integration und der Akzeptanz.

Dennoch hat Libra mit den starken Partnern in der Assoziation große Vorteile: Die technische Kompetenz, das nötige Kapital sowie die Netzwerkeffekte durch User sind bereits da. Das macht Libra schon jetzt zu einer Säule im künftigen Kryptomarkt. Für Bitcoin und andere Währungen bedeutet das: Die Facebook-User kommen näher. Wer sich bei Facebook für seine Wallet identifizieren lässt, kann sich auch bei einer Börse identifizieren lassen, um mit Libra andere Kryptowährungen zu kaufen. Eventuell könnte Libra die Rolle der bisherigen Stablecoins übernehmen. Auch den Währungen, die sich wie Ripple auf den Markt der länderübergreifenden Zahlungen von Gastarbeitern fokusieren, könnte Libra Konkurrenz machen.

Vor allem aber fordert Libra die etablierten Nicht-Krypto-Anbieter heraus; etwa die Zahlungsdienstleister, die nicht in der Assoziation sind, oder die Herausgeber von Fiat-Geld, wie die Zentralbanken. Facebook entledigt sich der Verantwortung gegenüber den Regierungen und Regulierern, indem es die Kontrolle an eine Assoziation in der Schweiz abgibt. Mal sehen, wie die etablierten Mächte auf diese Herausforderung reagieren.

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21 Kommentare zu Facebooks Zuckerbucks: Es hätte schlimmer kommen können

  1. Danke für den Artikel, ich war schon den ganzen Tag gespannt, als ich es in den Nachrichten gehört habe, was dahinter steckt.
    Auch ich bin eher positiv überrascht. Interessant wären für mich v. A. zwei Punkte:
    A) die zensurresitenz. Angenommen 30 von hundert boykottieren Zahlungen an z. B. Den Iran/wikileaks/sonstwas…. Können die ‚andern‘ die Zahlung trotzdem gegen den Willen durchdrücken? Wie sicher ist so ein Platz als Validator, kann man rauskriegen, wer/wie bestimmt das.

    Und B) natürlich die privacy. Wer kann rausbekommen für weiß für was ich wann gezahlt habe. Facebook, die Polizei, mein Nachbar, jeder, niemand?

    In dem Zusammenhang bin ich auch auf staatliche Stellen gespannt, weil bei dieser Größenordnung nicht mehr von ‚derzeit für den Finanzmarkt nicht relevant‘ gesprochen werden kann.

    Zu dem Punkt mit den bestehenden blockchains nutzen kann ich nicht zustimmen. Bitcoin (SV) und lighning sind doch schon sehr verschieden. Und bei diesen Unternehmen ist auch Kapital, Knowhow und manpower vorhanden, um eine ganz neu chain sauber zu entwickeln.

    Ich will das. Icht überbewerten, aber das Projekt könnte der wendepunkt sein von den ‚ideellen jedermann total vertrauenslos blockhains‘ zu professionellen Produkten, die nur ich mehr oder weniger viel von der ursprünglichen Idee enthalten.

    Spannendes Thema.

  2. Maik Richter // 18. Juni 2019 um 16:07 // Antworten

    Inwiefern ist das relevant, das ich gnädigerweise meine Keys haben darf, wenn meine Wallet bzw Adresse von der Verifikation durch FB-genehme Konzerne aka „Validatoren“ abhängt? Dann können die sperren wie sie wollen. Das heisst am Ende ist Libra dann doch wieder nur wie Geld auf dem Bankkonto. Der User hängt von der Gnade der Konzerne ab ob er eine Transaktion genehmigt bekommt oder nicht. Nein Danke.

    • Naja, ist bei Bitcoin und allen Kryptowährungen AN SICH nicht anders. Wenn kein Miner deine Transaktion bestätigt, sind deine Coins auch gesperrt.

      • Thiasos // 18. Juni 2019 um 16:40 //

        Es würde mich wundern, wenn die Libra Validatoren Zahlungen, die in den Iran gehen, bestätigen würden. Insofern wäre das dann schon was anderes.

      • Man kann auch selbst minen und die eigene Transaktion selbst auf die Blockchain bringen. (Sicherlich ist das schwierig aufgrund der Difficulty – immernoch besser als unmöglich beim Suck.. äh.. Zuckcoin)

      • Maik Richter // 18. Juni 2019 um 22:58 //

        Bitcoin Miner sind dezentral über der ganzen Welt verteilt. Jeder kann minen wenn er will. Die kennen mich und meine Historie nicht und haben auch kein Interesse daran. Anders als die zentrale FB Datenbank pardon „Netzwerk“. Das ist nicht nur nicht das gleiche, das ist nicht mal derselbe Planet.

      • @Christoph
        Das ist schlichtweg falsch. Falls kein Miner Deine Transaktion bestätigt, hast Du die Coins nicht ausgegeben und kannst eine neue Transaktion damit bilden. Deine Wallet Software wird unter Umständen „streiken“, aber auf Konsensebene sind Coins aus unbestätigten Transaktionen frei verfügbar und beim Regenerieren Deiner Wallet aus dem Seed oder Keys wirst Du sie ausgeben können und falls die Wallet den Mempool beachtet, musst Du die Transaktion eben manuell generieren, aber niemand kann Dir Funds „einfrieren“. Dies kann erst beim Transfer zu zentralisierten Stellen wie Payment Dienstleistern oder Börsen passieren, aber auch das musst Du aktiv veranlassen.

      • Ok, aber warum sollte es bei Libra anders sein?

        – Validatoren haben Blacklist, deine Transaktion wird nicht an die Blockchain angehängt
        – Miner (bei BTC) haben Blacklist, deine Transaktion wird nicht an die Blockchain angehängt

        Verstehe den Unterschied nicht direkt …

      • Der Unterschied ist, dass Miner / Pools relativ anonym sind / sein können und selbst wenn Du der Nordkoreanische Staatsfond bist, wirst Du einen Miner finden, der Deine Transaktion aufnimmt – entweder aus Unwissenheit (Blacklist nicht geupdated) oder durch zusätzlichen Anreiz in Form von Fees (Onchain oder auf anderen Wegen). Andere Miner haben kaum eine Wahl, auf einem Block aufzubauen, der möglicherweise eine nicht gestattete Transaktion enthält.

        Bei einem EOS-Like Setup wie es Facebook machen will, sind alle Validatoren (aka Miner) bekannt und rechtlich haftbar.

        Insgesamt mögen meine Kommentare das bisher nicht darstellen, ich finde es sehr gut, dass Facebook diesen Schritt macht, denn er bringt das Thema näher an den (eigentlich uninteressierten) User. Das Problem sehe ich eher in Facebook / Zuckerberg, welche sich eigentlich ziemlich unbeteiligt darstellen, obwohl sie es definitiv nicht sind.

      • Interessant. Ja. Du gehst aber davon aus, dass die anderen Miner – die Mehrheit – es zulässt, dass ein unwissender Miner eine solche Transaktion mined. Neulich, bei Bitcoin Cash, haben die Pools Transaktionen durch eine Reorg zensiert, nachdem sie schon von einem unwissenden (oder bösartigen) Miner gemined und von einem unwissenden Pool bestätigt wurde (es ging um den Diebstahl von SegWit-Bitcoin-Cash). Ich glaube, es wird noch unterschätzt, welche Bedeutung das hat. Sie können es.

        Klar, mit einem permissioned Setup, wie bei Libra, ist es sehr viel leichter und schmerzfreier das durchzusetzen. Aber wenn Libra einmal die Permission fallen lässt – wie es das Whitepaper verspricht – dürfte der Unterschied nicht mehr so groß sein.

        Bin jetzt aber auch kein Fan von Libra, falls meine Kommentare so klingen 🙂

      • Für BCH und BSV hast Du tatsächlich Recht und ein nicht zu unterschätzendes Argument, allerdings ist es hausgemacht, da man einen ASIC-dominierten Algo mit der absolut dominierenden BTC Chain teilt und unter Umständen wenige Prozent dieser bereits die eigene Chain dominieren können. Für BTC benötigt es deutlich mehr als 50% der Hashrate, um einen Block tatsächlich zu „zensieren“.

        Deswegen ist die Entwicklung um ProgPow und RandomX auch so interessant und wichtig. Ersteres ist als Zwischenlösung für Ethereum gedacht und für GPUs konzipiert nachdem erste ASICs für Ethash aufgepoppt sind, letzteres ist sehr spezifisch auf CPU-lastige Operationen ausgelegt. Beide Algorithmen sind vereinfacht gesagt nicht statisch, sondern erstellen „zufälligen“ aber nachprüfbaren Code basierend auf dem letzten Blockhash und damit ASIC-Entwicklung obsolet machen sollen. Die Krux dabei liegt dabei, den Code so variable wie möglich zu machen, ohne die Komplexität der Implementierung zu vergrößern und damit potenzielle Bugs einzuschleusen. Für RandomX laufen hierfür vier externe Security Audits, einer ist bereits verfügbar: https://github.com/hyc/RandomxAudits
        Je mehr variable Funktionen der zufällige Algo enthalten kann, desto näher kommt man einem ASIC, der einer CPU/GPU gleicht, die diese auch ausführen kann.

        Dass Libra permissionless wird, wage ich sehr stark zu bezweifeln, ohne Authentifizierungsmechanismen wie aktuell vorgesehen könnte eine einzelne Entity etliche $10M „Nodes“ erstellen und die Chain damit dominieren. Das aktuelle Ziel scheinen 100 statt der aktuellen 28 zu sein, „permissionless“ ist eher IOTA-Style ohne Coo. Ich bin auch kein Fan von Libra, aber es dürfte „uns“ weiter bringen und die Themen Kryptowährung, Blockchain eventuell in den „Mainstream“ bringen (auch wenn es eigentlich wie Ripple, Tether und Co. vielleicht gar nicht als Kryptowährung gesehen werden sollte).

  3. Ich befürchte, wenn das Ganze losrollt wird endgültig irgendin CDU-Opa die Klarnamenpflicht für soziale Netzwerke in DE durchdrücken :-/

  4. Wieder eine sehr interessante Zusammenfassung.
    Vielen Dank!

  5. Mmh, technisch wohl ok… aber:
    – 1 Mrd deckung für 4 Mrd Accounts, macht ne Geldmenge von 0,25 pro Nutzer… ob das für ne Weltwährung reicht. ich kauf die gobalCoin doch nicht bei fb, sondern tausch sie mir z.b bei pp gegen fiat oder coinbase gegen btc ?
    – Und ja, die liebe Zensur… da haben sich ja gerade Paypal und Facebook immer in der ersten Reihe befunden: dein Geld mit Aktfotografie verdient, nen blog ohne Klimawandelverneinung geschrieben, Trasparency unterstützt, Creationisten verlacht und für nen Anwalt für Transgender in islamischen „Risikostaaten“ gespendet … und futscht ist der Account.

    Solange es keine Keysperrungen nur mit richterlicher Anordnung (auf ner blockchain gespeichert) und gerichtlich anfechtbar gibt, bleibts wohl nur Money für Lollipops, Fotos und andere Cent-Beträge

  6. ist Libra ein gewaltiger Fortschritt hin zu einer pseudonymen, für die User erlaubnisfreien, kostengünstigen digitalen Zahlungsmethode.

    „Pseudonym“ nur für Außenstehende, Facebook hat durch Zugriff auf Messenger, Whatsapp & Co. einen guten Einblick. Man hätte in heutigen Zeiten auch eine Privacy-orientierte Blockchain erwarten können, zumal man angeblich selbst Whatsapp Ende-zu-Ende verschlüsselt.
    Dazu: http://fortune.com/2019/06/18/facebook-cryptocurrency-libra-privacy/

    Mastercard, PayPal, Visa und Stripe; Ebay, Uber, Lyft, Spotify und Mercado; Vodafone, Coinbase und Xapo;

    Allesamt US basierte Unternehmen (bis auf Vodafone), ob das sooo dezentral ist?

    dürfte gerade für Einwohner von inflationsgeplagten Ländern ein Segen sein.

    Diese dürften eher noch mehr Argumente für einen Bann Facebooks haben als in der Vergangenheit.

    Bitcoin mit dem Lightning Netzwerk, Bitcoin SV mit dem unbegrenzten Blockspace, Ethereum mit Plasma Channels, oder Steemit, Stellar oder EOS. Dies hätte Libra in den Genuss der Netzwerkeffekte gebracht, die diese Blockchains im Lauf der Jahre aufgebracht haben, etwa die Reife des Protokolls, die Integration in Softwarebibliotheken, Wallets und Märkte.

    Bei EOS von „Reife“ zu sprechen ist gelinde gesagt sehr abenteuerlich. Netzwerkeffekte abgesehen von Bitcoin selbst kann sich Facebook tatsächlich irgendwohin stecken, da die eigenen sämtliche überwiegen.

  7. Hans Frosch // 19. Juni 2019 um 9:50 // Antworten

    „Vor allem aber fordert Libra die etablierten Nicht-Krypto-Anbieter heraus; etwa die Zahlungsdienstleister, die nicht in der Assoziation sind, oder die Herausgeber von Fiat-Geld, wie die Zentralbanken. […] Mal sehen, wie die etablierten Mächte auf diese Herausforderung reagieren.“

    Das wird in der Tat sehr interessant. Folgendes Szenarium halte ich für denkbar. Facebook wird den Menschen Kryptowährungen nahebringen, kurz- und mittelfristig viel Erfolg haben, sich Ärger mit Staaten einhandeln und schließlich selbst untergehen. Zum einen, weil einige Staaten erbittert gegen Facebook kämpfen werden. Zum anderen, weil es bessere Kryptos geben wird, für die Libra den Weg ebnet.
    Sieht für mich nach einem gewaltigen Eigentor Facebooks aus.

    • Interessante Sichtweise, aber in der Tat kommt Facebook / die Libra Foundation höchst wahrscheinlich langfristig nicht darum herum, eine Bankenlizenz zu erwerben wie PayPal dazu gezwungen wurde. Ich bin ja schon immer Skeptiker aller Coins, die eine Foundation oder sogar Firma im Hintergrund haben, egal ob es Ethereum, IOTA, Dash oder Zcash ist… Aber Facebook ist da noch ein etwas anderes Kaliber.

  8. Ich glaube auch nicht, dass es klug ist, diesen Aufschlag aus dem Silicon Valley auf die leichte Schulter zu nehmen, das Lineup von Paypal, Ebay (Gründer von Paypal),Visa, Mastercard and Friends lässt jedenfalls aufhorchen (Goldman Sucks hat sich wohl etwas verspätet). Geopolitsch gesehen wird Europa, eigentümlich frei wird die Crypto Startup Szene Gas geben müssen: Was hat die EU Blockchain konkret für Pläne, was machen die Blockchain Projekte der BuBa (da. Bundesbank), hat Wirecard etwas vor ?? Ihr werdet mich jetzt schlagen, aber wenn das Projekt von Zuckerberg sich mit dem Motto „Old Economy meets Cryptocoins“ umreißen lässt, so ist doch sehr die Frage, wen aus der alten Ökonomie wir hier in Europa aufzubieten haben, die Deutsche Bank ist es jedenfalls nicht, die Dresdener Bank auch nicht, die wurde ja von Wirecard aus dem DAX verdrängt oder hat’s die Commerzbank getroffen oder sind die Commerz- und Dresdener Bank jetzt eins, is ja auch egal. So viel haben wir jedenfalls nicht aufzubieten und können entsprechend wählerisch sein.

    Und was die Crypto Startup Szene angeht: Wenn in den staatstragenden Medien ein entsprechender Bericht über die Facebook Cryptocoin- Pläne in den Nachrichten mit den Worten „Müller Maier Schulze, Silikon Valley“ beendet wird, so bleibt stehen, dass das Crypto- Valley im Schweizer Kanton Zug offenbar als bergige Landzunge des Silicon Valley gesehen wird. Mit Unterstützung der eigenen Medien ist also nicht unbedingt zu rechnen. Wenn die leider etwas streitsüchtige Crypto Szene die Verwerfungen aus dem Hash-War nicht hinter sich lässt, ist vielleicht am Ende der Zuckerkönig des Gesichterbuchs der lachende Dritte. Dass dabei der Zuckerberg in den Schweizer Alpen gebaut wird, macht die Sache weder besser noch anders.

    Denn schliesslich hindert die End-End Verschlüsselung von WhatsApp den Zuckerkönig nicht daran, von den WhatsApp Usern zu profitieren, denn die Datenkrake Facebook interessiert sich weder für die zuckersüßen „Kannst du noch Schokolade kaufen“ Nachrichten noch für die Shitstorms, auch nicht für die Schweinereien (die interessieren Mark Zuckerberg nur wenn er selbst davon profitiert), dafür interessiert er sich umso mehr für das „wer mit wem“ und künftig eben noch für das (möglicherweise bepreiste) „wer kauft von wem was“. So etwas lässt sich trefflich vermarkten und muss allerdings nötigenfalls (wie wir sein Snowden wissen) an die Lauschposten des NSA weiter gegeben werden.

    • (Goldman Sucks hat sich wohl etwas verspätet)

      Suckerberg will laut „Whitepaper“ keine Banken und einen möglichst breiten Mix aus verschiedenen Branchen. Dass Paypal dabei ist ist dabei ein Oxymoron, da dieses etliche Bankenlizenzen auf der Welt besitzt…

      Ich sehe die deutsche / europäische Wirtschaft durch diesen Shitcoin nicht in Gefahr, aber tatsächlich sollte hierzulande mehr passieren und dass sich die meisten Krypto-Startups zumindest offiziell im Kanton Zug niederlassen, dann aber doch in Berlin, Hamburg, Köln oder München residieren ist keine gute Voraussetzung.

  9. Ich glaube auch nicht, dass es klug ist, diesen Aufschlag aus dem Silicon Valley auf die leichte Schulter zu nehmen, das Lineup von Paypal, Ebay (Gründer von Paypal),Visa, Mastercard and Friends lässt jedenfalls aufhorchen (Goldman Sucks hat sich wohl etwas verspätet). Hier wird Europa, eigentümlich frei wird die Crypto Startup Szene Gas geben müssen: Was hat die EU Blockchain konkret für Pläne, was machen die Blockchain Projekte der BuBa (da. Bundesbank), hat Wirecard etwas vor ?? Ihr werdet mich jetzt schlagen, aber wenn das Projekt von Zuckerberg sich mit dem Motto „Old Economy meets Cryptocoins“ umreißen lässt, so ist doch sehr die Frage, wen aus der alten Ökonomie wir hier in Europa aufzubieten haben, die Deutsche Bank ist es jedenfalls nicht, die Dresdener Bank auch nicht, die wurde ja von Wirecard aus dem DAX verdrängt oder hat’s die Commerzbank getroffen oder sind die Commerz- und Dresdener Bank jetzt eins, is ja auch egal. So viel haben wir jedenfalls nicht aufzubieten und können entsprechend wählerisch sein.

    Und was die Crypto Startup Szene angeht: Wenn in den staatstragenden Medien ein entsprechender Bericht über die Facebook Cryptocoin- Pläne in den Nachrichten mit den Worten „Müller Maier Schulze, Silikon Valley“ beendet wird, so bleibt stehen, dass das Crypto- Valley im Schweizer Kanton Zug offenbar als bergige Landzunge des Silicon Valley gesehen wird. Mit Unterstützung der eigenen Medien ist also nicht unbedingt zu rechnen. Wenn die leider etwas streitsüchtige Crypto Szene die Verwerfungen aus dem Hash-War nicht hinter sich lässt, ist vielleicht am Ende der Zuckerkönig des Gesichterbuchs der lachende Dritte. Dass dabei der Zuckerberg in den Schweizer Alpen gebaut wird, macht die Sache weder besser noch anders.

    Denn schliesslich hindert die End-End Verschlüsselung von WhatsApp den Zuckerkönig nicht daran, von den WhatsApp Usern zu profitieren, denn die Datenkrake Facebook interessiert sich weder für die zuckersüßen „Kannst du noch Schokolade kaufen“ Nachrichten noch für die Shitstorms, auch nicht für Ärgeres (das interessieren Mark Zuckerberg nur wenn er selbst davon profitiert), dafür interessiert er sich umso mehr für das „wer mit wem“ und künftig eben noch für das (möglicherweise bepreiste) „wer kauft von wem was“. So etwas lässt sich trefflich vermarkten und muss allerdings nötigenfalls (wie wir sein Snowden wissen) an die Lauschposten weiter gegeben werden.

  10. Erst lese ich diesen Artikel hier, dann den hier: https://t3n.de/news/libra-ist-keine-kryptowaehrung-kein-bitcoin-1172551/ Jetzt weiß ich immer noch nicht ob ich die Sache gut oder schlecht finden soll …

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