Newsticker

Iranische Zentralbank genehmigt goldgedeckte Kryptowährung

Goldener Widderkopf, hergestellt im 7. oder 6. vorchristlichen Jahrhundert in Westiran. Bild von A. Davey via flickr.com, Lizenz: Creative Commons

Erst Facebook, dann Teheran: Kryptowährungen ermöglichen es, die Dominanz des Dollars im Welthandel zu brechen. Der Iran möchte nun mit einer goldgedeckten digitalen Währung die Abhängigkeit von der USA im Finanzwesen brechen.

Die Zentralbank des Irans hat vor kurzem die Herausgabe einer neuen Kryptowährung genehmigt. Diese werde, so Shabab Javanmardi, Geschäftsführer von „Iranian Information and Communication Technology“, durch Gold gedeckt sein, „aber so ähnlich funktionieren wie andere Kryptowährungen.“

Ihr Zweck sei es, so die nicht ganz eindeutig interpretierbare englische Übersetzung von Asia Crypto Today, „die Nutzung von iranischen eingefrorenen Bankkonten zu maximieren.“ Die iranische Nachrichtenagentur MEHR News übersetzt den Satz damit, die Kryptowährung solle „die optimale Nutzung der eingefrorenen iranischen Bankressourcen einfacher machen.“ Sofern der persische Original-Satz nicht erheblich von diesen Übersetzungen abweicht, soll die neue Kryptowährung also unverhohlen die iranischen Vermögen vor internationalen Sanktionen schützen.

Die Paymon genannte goldgedeckte Kryptowährung ist schon seit einigen Monaten im Gespräch. Das Startup Kuknos Company arbeitet seit Januar gemeinsam mit Banken wie der Persischen Bank, der Bank Pasargad, der Melli Iran Bank sowie der Mellat Bank an dem Projekt. Weitere Details sind nicht bekannt; das Gold-Portal Kitco meint, die Währung werde „unter der Erlaubnis der Zentralbank geschürft“, was aber vermutlich weniger als Mining wie bei Kryptowährungen üblich zu verstehen ist, sondern eher als Schaffung durch die Einlagerung der entsprechenden Menge von Gold in Tresoren.

Pikanterweise erfolgt die Erlaubnis der Zentralbank nur wenige Tage nachdem diese, so MEHR News, „alle mit Kryptowährungen verbundenen Aktivitäten im Iran verboten hat.“ Offenbar scheut die Zentralbank die Konkurrenz durch echte Kryptowährungen, um die eigene goldgedeckte digitale Währung zu etablieren. Üblicherweise gehen die meisten Beobachter jedoch davon aus, dass der rechtliche Status von Bitcoin und anderen Kryptowährungen im Iran in der Schwebe ist; es gebe immer wieder Berichte über Verbote, ohne dass bereits Tatsachen geschaffen sind. Allerdings hat die Regierung vor kurzem 1.000 Mining-Geräte in der Yazd Proviznz beschlagnahmt. Als Hintergrund gilt hier allerdings weniger eine generelle Feindseligkeit gegenüber Kryptowährungen, sondern der Wille der Regierung, nicht zuzulassen, dass die Miner die üppigen Stromsubventionen der Regierung ausnutzen.

Ironischerweise beschuldigt die amerikanische Regierung den Iran, Bitcoin zu benutzen, um die harten Sanktionen zu unterlaufen. Auf Druck der USA, die im Zuge der Verhandlungen um den Atomdeal die Daumenschrauben gegen Teheran angezogen hat, wurde der Iran schon Ende 2018 vom weltweiten SWIFT-Zahlungsnetzwerk abgeschnitten und damit faktisch isoliert. Bitcoin könnte hier eine Rolle darin spielen, die Sanktionen zu umgehen, was eventuell auch erklärt, weshalb ausgerechnet zwei Iraner die ersten Personen waren, deren Bitcoin-Adressen vom US-Finanzministerium auf eine Blacklist gesetzt wurden.

Höher als der Einfluss von Bitcoin und anderen Kryptowährungen dürfte aber derjenige von INSTEX sein, einer von den EU-Staaten erst vor kurzem gegründete Zweckgemeinschaft, die Geldflüsse mit dem Iran aufrechterhält, ohne dass Banken im Spiel sind, die zum Opfer von US-Sanktionen werden können. Dass der Iran nun aber offenbar eine goldgedeckte Kryptowährung gründet, spricht jedoch nicht eben dafür, dass es INSTEX gelungen ist, alle Härten der US-Sanktionen abzufedern.

Man könnte spekulieren, ob das Land neben dem Unterlaufen der Sanktionen mit Paymon plant, eine regionale Alternative zum US-Dollar aufzubauen und eventuell eine Art Goldstandard wieder zu beleben. Für den Werterhalt der Ersparnisse iranischer Bürger und Unternehmen dürfte eine solche Währung äußerst lukrativ sein. Erst letzte Woche ist der Goldpreis für seine Verhältnisse enorm gestiegen; sieht man von einer Spitze 2012 / 2013 ab, steht er mit rund 1.300 nahe eines historischen Allzeithochs – während der Iranische Rial im Vergleich zum Euro seit 2014 um rund 80 Prozent nachgegeben hat.

Das macht eine goldgedeckte Kryptowährung für den Iran zu einer hervorragenden Idee. Sinnvoller, zeitgemäßer, sicherer und einfacher umzusetzen wäre es natürlich gewesen, wenn der Iran einfach Bitcoin zu einer echten Währung erklärt und für den internationalen Handel genutzt hätte. Mit seinen großen Energievorräten könnte das Land ein exzellenter Mining-Standort sein; und dank der breiten Infrastruktur von Bitcoin – Wallets, Blockexplorer und so weiter – wäre es nicht nötig gewesen, noch einmal alles neu zu entwickeln. Aber man kann ja nicht alles haben.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

7 Kommentare zu Iranische Zentralbank genehmigt goldgedeckte Kryptowährung

  1. Wer soll, oder besser will das denn benutzen?
    Geld bedeutet Vertrauen, Vertauen darauf es morgen wieder gegen eine ähnliche Anzahl von Gütern wieder tauschen zu können.
    Einer iranischen Zentralbank mit Kontrolle über die Blockchain und der Versicherung irgendwo in ihren Depots schon eine erklägliche Anzahl an Goldbarren zu horten ?
    Das ist wohl ein Witz – die ganze mühselige Arbeit hätten sie sich sparen können.

  2. Coole Sache! Je mehr staatliche „stable coins“ um die Gunst als globales Zahlungsmittel buhlen werden, um so größer die Wahrscheinlichkeit dass sich am Ende ein neutrales und unabhängiges Zahlungssystem als kleinster gemeinsamer Nenner durchsetzen wird können. Nämlich Bitcoin 🙂

    • Hei, sehr guter Punkt, danke!

    • In der Tat ist die Annäherung zu Begrüßen.
      Allerdings ist die Schlussfolgerung recht blauäugig…

      ein neutrales und unabhängiges Zahlungssystem als kleinster gemeinsamer Nenner durchsetzen wird können. Nämlich Bitcoin

      Bitcoin spielt in der Liga Tulpenzwiebeln als Zahlungsmittel und wird da auch leider nicht mehr rauskommen.

      • Kranich // 23. Juli 2019 um 7:40 //

        Hallo Paul,
        … meine Schlussfolgerung war auch nur, dass sich dadurch die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht. 😉
        Woher weißt du dass ich blaue Augen hab? Hilfe, ich brauche mehr Privacy in diesem Forum 🙂

      • Ich finde es übrigens schade, wie sich Bitcoin als defacto (derzeitige) „Leit-Kryptowährung“ nicht-entwickelt aber nach dem irrsinnigen Blocksize Krieg wenig Chancen dafür, dass sich etwas grundlegend ändern wird. Man kann noch so viele Innovationen wie Lightning (welches durchaus seine Berechtigung hat oder haben könnte) aufbauen, aber solange man das Fundament nicht repariert, braucht man keine Hochhäuser darauf aufbauen wollen.

        Immerhin sehen es immer mehr Bitcoiner ähnlich, zuletzt z.B. Nick Szabo:
        https://twitter.com/NickSzabo4/status/1152648193823219712

  3. Maik Richter // 23. Juli 2019 um 10:33 // Antworten

    „mit Gold gedeckt“. Aha. Wahrscheinlich ähnlich wie Venezuelas „Petro“ angeblich mit Öl gedeckt sein wollte. Das war ja auch ein Riesenerfolg. Kann ich denn als Inhaber jederzeit Herausgabe meines „Goldes“ verlangen?

    Die Frage stellt sich übrigens auch bei Libra.

Schreibe eine Antwort zu KranichAntwort abbrechen

Entdecke mehr von BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen