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Was unsere Leser an Bitcoin mögen – und was nicht

Im zweiten Teil der Auswertung unserer Umfrage beleuchten wir, wie ihr über Bitcoin denkt. Was macht die Kryptowährung für euch attraktiv – und was gefällt euch nicht? Die Ergebnisse sind überraschend deutlich.

Der erste Teil der Auswertung drehte sich um die Demographie. Der Artikel „Der deutsche Bitcoin-Michel“ erklärt, was wir dabei über den typischen deutschen Bitcoiner herausgefunden haben. Im zweiten Teil der Umfrage geht es dagegen darum, wie ihr über Bitcoin denkt. Ich habe versucht, die Fragen so zu gestalten, wie man es im Soziologie-Studium lernt: Es gibt einen Satz mit einer Aussage, und ihr habt fünf Antwort-Opionen, die von „Stimme überhaupt nicht zu“ bis zu „Stimme voll und ganz zu“ reichen. Das erlaubt es, die Ergebnisse sehr viel feiner auszuwerten als bei bloßen „ja / nein“ Antworten.

In der echten Sozialwissenschaft bildet man gewöhnlich noch Korrelationen, die das Antwortverhalten desselben Befragten bei verschiedenen Fragen in Beziehung setzen. Es wäre etwa unglaublich interessant, diese Daten mit den Ergebnissen des ersten, demographischen Teils zu verbinden: Welche Eigenschaften an Bitcoin mögen Bitcoiner, die an Gott glauben, besonders? Was sehen Bitcoiner, die AFD wählen, in der Kryptowährung – und wie unterscheiden sie sich damit von Wählern der Grünen? Sind Unterschiede in den Alter- oder Einkommenskohorten zu erkennen? All das wäre phantastisch, ist mir aber technisch leider nicht möglich.

Dennoch gibt es einige spannende Ergebnisse vorzustellen.

Übersicht

Zunächst ein Überblick: Die Umfrage bestand aus drei Teilen. Im ersten gab es fünf eher allgemeine Sätze zu Bitcoin und Kryptowährungen; im zweiten sieben Sätze, weshalb Bitcoin gut ist, und im dritten Teil sieben Sätze, weshalb Bitcoin nicht gut ist. Im ersten Teil haben rund 330 Leser abgestimmt, danach sank die Motivation etwas. Für den zweiten und dritten Teil haben wir nur noch etwa 300 Teilnehmer.

Als ersten Schritt der Auswertung habe ich die Ergebnisse aggregiert: Ich habe die volle Zustimmung oder Ablehnung mit der normalen Zustimmung bzw. Ablehnung zusammengerechnet, so dass wir je Satz nur noch drei Optionen haben: Ablehnung, Unentschieden und Zustimmung. Für den ersten Teil erhalten wir dieses Diagramm:

Blau ist Ablehnung, Orange Unentschieden, Geld Zustimmung. So finden rund 55 Prozent von euch Bitcoin „das aufregendste, was die Gegenwart zu bieten hat“, während etwa 26 Prozent diesem Satz widersprechen. Noch stärker ist die Zustimmung bei der Aussage, Bitcoin habe euren finanziellen Status verbessert. Hier haben wir knapp 65 Prozent Zustimmung und nicht einmal 20 Prozent Ablehnung. Ihr könnt euch vorstellen, dass mich das freut – es macht offenbar reich, Leser des Bitcoinblog.de zu sein.

Am wenigsten Zuspruch findet dagegen die Aussage, alles außer Bitcoin sei ein Shitcoin. Diese Aussage repräsentiert den Bitcoin-Maximalismus, der in den Medien und auf Konferenzen recht präsent ist. Unter meinen Lesern sind aber etwa 65 Prozent dagegen und nur gut 20 dafür. Das macht die Maximalismus-These zur einzigen Aussage dieses Blocks, die stärker Ablehnung als Zustimmung erfährt.

Dies ändert sich allerdings, wenn man die Aussage etwas ausweitet und postuliert, dass alles außer 4-5 Kryptowährungen ein Shitcoin ist. Nun sind etwas mehr als 50 Prozent dafür, und nur noch etwa 33 Prozent dagegen. Es scheint also auch unter euch ein starkes Gefühl zu geben, dass ein Großteil des Marktes Unfug ist.

Die Aussage, dass der Wettbewerb der Kryptowährungen den besten Coin hervorbringen wird – eigentlich eine logische Konsequenz aus der Ablehnung des Bitcoin-Maximalismus – erfährt dagegen mit etwa 42 Prozent deutlich mehr Ablehnung. Das fand ich merkwürdig. Ist der Glaube an den freien Markt so schwach unter Bitcoinern – oder habe ich die Frage falsch gestellt?

Ferner fällt im ersten Block auf, dass der Anteil derjenigen, die unentschieden waren, ziemlich konstant bleibt. Zwischen 13 und 17 Prozent haben diese Option angewählt. Wie wir noch sehen werden, wird sich dies bei den weiteren Blöcken ändern. Zunächst aber schauen wir uns den Überblick über diese an.

Im zweiten Teil hatten wir Aussagen, die mit „Ich mag Bitcoin, weil …“ beginnen und danach einen Grund für Bitcoin aufzählen. Da meine Leser tendenziell Bitcoin-freundlich sind, dominiert bei diesen Aussagen wie erwartet die Zustimmung. Es wäre natürlich irre interessant, wie Nicht-Bitcoiner auf diese Fragen antworten, doch das weiß ich leider nicht.

Der deutliche Gewinner der vorgestellten Sätze ist die Aussage, „Ich mag Bitcoin, weil ich meine Schlüssel selbst verwahren kann“. Sie wird von nicht einmal 10 Prozent abgelehnt und erfährt die Zustimmung von mehr als 80 Prozent. Damit qualifiziert sich die Autonomie, die einem Bitcoin als Besitzer seines Geldes gibt, als die für euch wichtigste Eigenschaft der Kryptowährung. Beinah ebenso gut fallen die Ergebnisse für den Vorteil, mit Bitcoin günstig international Geld versenden zu können: Hier stimmen 77 Prozent zu, 13 Prozent lehnen es ab. Auch das scheint für euch einer der wichtigsten Vorteile von Bitcoin zu sein.

Eine weitreichende Zustimmung erfahren auch die beiden politischen Eigenschaften von Bitcoin, das Staatswesen zu beschränken und eine stabile Alternative zum Fiat-Geld zu bieten. Sie finden eine Zustimmung von 64 und 58 Prozent, die einer Ablehnung von 22 bis 35 Prozent gegenüberstehen. Ein großer Teil von euch unterstützt Bitcoin also aus politischen Gründen, die in eine liberale / bürgerrechtliche sowie eine geldpolitische gehen. In beiden läuft ein Misstrauen gegenüber das Staatswesen zusammen, wenn auch aus zwei verschiedenen Richtungen. Dies passt ganz gut zu euren Antworten auf die Sonntagsfrage aus dem ersten Teil der Umfrage – ihr scheint dem (etablierten) Staatswesen nicht besonders weit zu vertrauen.

Beinah ausgeglichen ist eure Sichtweise auf Bitcoin als Hilfsmittel der finanziellen Privatsphäre; hier stimmen nur 47 Prozent zu, und die Ablehnung ist mit 33 Prozent relativ hoch. Hier scheint sich bei euch eine Ernüchterung breit gemacht zu haben: Bitcoin ist nicht der Zaubertrank für digitale Privatsphäre.

Schließlich haben wir noch zwei Items, bei denen die Ablehnung sogar höher ausfällt als die Zustimmung: 47 Prozent von euch finden nicht, dass Bitcoin wegen des Komforts bei Online-Zahlungen attraktiv ist, während nur 33 Prozent diese Aussage bejahen. Die Option, illegale Dinge im Darknet einzukaufen, wird von euch sogar sehr deutlich abgelehnt: 56 Prozent sind dagegen, nur 28 dafür. Damit sind die beiden Aussagen, die am ehesten mit der Benutzung von Bitcoin zu tun haben, für euch am wichtigsten. Dass sich viele von euch von kriminellen Marktplätzen distanzieren wollen, ist verständlich; doch auch das normale, legale Online-Zahlen spielt für euch offenbar keine große Rolle.

Interessant an diesem Teil ist auch ein Blick auf die Option unentschieden. Es fällt auf, dass hier die Spannbreite deutlich größer ist als im ersten Teil:

Während sich drei Aussagen im oben festgestellten Mittelfeld zwischen 13 und 17 Prozent bewegen, finden wir bei vier Aussagen Ausreisser nach oben oder nach unten. So haben bei der Aussage, Bitcoin sei gut, weil Leute ihre Schlüssel selbst verwahren können, nur 8 Prozent mit unentschieden geantwortet. Hier scheint ihr euch relativ einig zu sein; es gibt nur wenig Spielraum, für Interpretationen. Ähnlich sieht es beim internationalen Versand aus. Auch hier musstet ihr nicht lange zaudern oder zögern.

Dagegen scheint euch die Entscheidung schwieriger gefallen zu sein bei den Aussagen mit der finanziellen Privatspäre sowie der Bequemlichkeit von Online-Zahlungen mit Bitcoin. Hier waren gut bzw. knapp 19 Prozent unschlüssig. Man könnte vermuten, dass vielen von euch bei dieser Aussage die Erfahrung oder Kenntnis fehlt, um sie klar zu beantworten.

Bevor wir uns die Ergebnisse noch einmal im Detail anschauen, geben wir noch einen Überblick über den dritten Teil der Fragen. Diese begannen mit „Ich fürchte, dass …“, gefolgt von einem Argument gegen Bitcoin. Erneut beginnen wir mit der aggregierten Zustimmung und Ablehnung:

Auch hier schlägt sich eine gewisse Voreingenommenheit meiner Leserschaft zugunsten von Bitcoin nieder. Bei so gut wie allen Aussagen überwiegt die Ablehnung deutlich. Am stärksten abgelehnt wird die Furcht, Bitcoin könne zu einer Zunahme von Verbrechen führen. 87 Prozent stimmen nicht zu, nur 5 sagen ja. Das ist ein ähnlich starkes Ergebnis wie oben bei der Aussage mit der Autonomie.

Ähnlich klar sind die Verhältnisse bei der Behauptung, Bitcoin sei eine reine Blase, da er keinen intrinsischen Wert habe, wie auch bei der Aussage, Bitcoin könne dadurch Schaden anrichten, dass es das demokratische Staatswesen untergräbt. Hier haben wir ein Ablehnungs-Zustimmungs-Verhältnis von 85 zu 7 bzw. 83 zu 8 Prozent. Das ist schon ziemlich deutlich. Ihr macht euch also nicht nur keine Sorgen, dass Bitcoin zu anarchistischen Zuständen der Gesetz- und Staatenlosigkeit führt; eventuell empfinden manche von euch dies auch als erstrebenswert. Die Frage war in dieser Beziehung leider unklar.

Etwas weniger deutlich, aber noch immer eindeutig war euer Abstimmungsverhalten bei der Aussage, ein deflationäres Geld könne Schaden anrichten. Hier gibt es 70 Prozent Ablehnung und knapp 10 Prozent Zustimmung. Das ist noch immer recht deutlich, aber immerhin scheint es hier Spielraum dafür zu geben, das Konzept eines deflationären Geldes auch kritisch zu sehen. Auch die Aussage, Bitcoin könne scheitern, weil es kein bequemes Online-Zahlungsmittel ist, erfährt knapp 70 Prozent Ablehnung, wird aber von beinah 20 Prozent bestätigt. Es gibt also mehr unter euch, die tatsächlich befürchten, dass Bitcoin wegen der mangelnden Eignung für Internet-Zahlungen scheitert.

Schließlich haben wir noch zwei Aussagen, bei denen die Zustimmung nur knapp die Ablehnung überwiegt: Die zur Privatsphäre, die zu schwach ist und darum Massenüberwachung hilft, und die zur Umverteilung und Vermögenskonzentration. Das scheinen zwei Punkte zu sein, die viele von euch offenbar kritisch sehen. Hier steht es 37 Prozent Ablehnung zu 35 Prozent Zustimmung bzw. 44 zu 36 Prozent.

Das Antworten scheint euch bei keinem der Teile so schwer gefallen zu sein wie bei diesem. Das zeigt die Anzahl der „Unentschieden“-Stimmen:

Sehr entschlossen fiel die Wertung bei den Aussagen zum Verbrechen, zur reinen Blase und zur Untergrabung des demokratischen aus. Das waren genau die Sätze, die von euch mit sehr großer Deutlichkeit abgelehnt wurden. Über die Aussage zur Schädlichkeit der Deflation waren auffallend viele von euch unentschieden, vielleicht, weil ihr euch der Begrenztheit des eigenen Wissens bewusst seid oder noch nicht genügend über dieses Thema nachgedacht habt.

Den Rekordwert der Unentschiedenheit finden wir aber in der Bewertung der Aussage zur finanziellen Privatsphäre: Hier enthalten sich 28 Prozent einer Meinung. Das korreliert mit der relativ hohen Unentschiedenheit bei der Aussage, Bitcoin sei gut, weil es die finanzielle Privatsphäre deckt; verwunderlich ist aber, warum die Anzahl von 20 auf 28 gestiegen ist, nachdem die Frage quasi nur umgedreht wurde. Eventuell hilft ein Blick auf die konkrete Gegenüberstellung der beiden Aussagen:

Hier sieht man die Anteile der Antworten zu den beiden Aussagen, sie beginnen unten mit der vollen Ablehnung in blau und enden mit der vollen Zustimmung in Weinrot. Auffälligerweise ist die volle Ablehnung bei beiden Aussagen beinah gleich gering – kaum jemand hält die Idee, Bitcoin könne der Massenüberwachung helfen, für vollständigen Unsinn – während die volle Zustimmung bei der Aussage, Bitcoin helfe der Privatsphäre, deutlich höher ist als bei der zur Massenüberwachung. Dort dagegen ist die Anzahl der Unentschiedenheit größer.

Auch die Aussage zur Umverteilung wird von auffallend vielen – 19 Prozent – nicht klar eingeordnet. Ich denke mal, auch hier wird vielen nicht ganz klar sein, ob und inwieweit das nun ein Problem ist oder nicht. Generell fällt auf, dass die Unentschiedenheit ansteigt, wenn es Fragen gibt, die „gegen den Trend“ beantwortet werden. Im zweiten Teil stieg sie an, wenn Aussagen für Bitcoin weniger stark Zustimmung fanden; im dritten Teil steigt der Anteil der Unentschiedenen, wenn die Aussagengegen Bitcoin weniger stark abgelehnt werden.

Im Folgenden schauen wir uns die beiden extremen Pole der Ergebnisse an:

Stimme gar nicht zu

Hier sind die Diagramme zu den drei Blöcken, die zeigen, wie viele Leute „gar nicht“ zugestimmt, also eine Aussage entschieden abgelehnt haben:

Im ersten Teil stimmen bei vier von fünf Fragen nur 5-10 Prozent für „gar nicht“. Das ist ein relativ flaches Plateau, was zeigt, dass die meisten Sätze so gut wie keine starke Ablehnung erfahren. Die einzige deutliche Ausnahme ist der Satz, alles außer Bitcoin sei ein Shitcoin. Knapp 30 Prozent von euch lehnen das stark ab. Der Bitcoin-Maximalismus scheint unter euch sehr viel weniger stark zu sein, als er in der Öffentlichkeit zuweilen wahrzunehmen ist – und er scheint auch häufig eine starke Ablehnung zu erfahren.

 

Auch im zweiten Teil bewegt sich bei drei der sieben Aussagen die starke Ablehnung im Bereich von 5-10 Prozent. Die Aussage mit dem Darknet reisst deutlich nach oben aus und kommt fast auf 30 Prozent starke Ablehnung. So wenig wie dem Maximalismus bringen viele von euch den Schwarzmärkten im Darknet Sympathie entgegen. Auch bei der Aussage, es sei bequem, mit Bitcoin online zu bezahlen, reagieren auffallend viele mit einer klaren Ablehnung.

Interessanterweise finden wir in diesem Teil auch zwei Ausreisser nach unten: Aussagen, bei denen ein auffällig kleiner Teil mit einem „Ganz und gar nicht“ antwortet. Dies sind die beiden Aussagen, die wir oben bereits als die bei euch beliebtesten Eigenschaften von Bitcoin ausgemacht haben: Die Autonomie und die Internationalität. Bei der Autonomie der Schlüsselverwahrung haben nur etwa 0,3 Prozent unter euch beherzt dagegen gestimmt, bei der Internationalität waren es dagegen 3 Prozent. Es scheint, als habe gegen die beiden Aussagen kaum jemand ernsthaft etwas einzuwenden.

Auch im dritten Teil finden wir eine starke Varianz der starken Ablehnung. Naturgemäß ist die Ablehnung von bitcoin-kritischen Sätzen unter euch relativ hoch. Einige Aussagen erreichen sogar eine starke Ablehnung von mehr als 50 Prozent. Dass Bitcoin zu einer Zunahme von Verbrechen führt wird von 51 Prozent entschieden abgelehnt, dass es mangels intrinsischem Wert eine reine Blase sei sogar von 56 Prozent. Nur ein wenig geringer fällt die starke Ablehnung bei der Aussage zur Untergrabung des demokratischen Staatswesens aus. Auch hier bestätigt die starke Ablehnung die vorherigen Ergebnisse: Es gab wenig Unentschiedenheit, viele von euch haben eine starke, ablehenden Meinung zu diesen Aussagen.

Schwächer fiel die starke Ablehnung bei der Befürchtung, ein deflationäres Geld könne der Wirtschaft schaden, wie auch bei der Aussage, Bitcoin werde scheitern, weil es kein komfortables Online-Zahlungsmittel sei. Allerdings ist die starke Ablehnung hier weiterhin recht häufig vertreten und fällt lediglich auf das Niveau der starken Ablehnung der obigen Aussagen zum Maximalismus und zu Darknet.

Wirkliche Absacker finden wir lediglich bei den Aussagen zur finanziellen Massenüberwachung sowie zur Umverteilung. Hier scheinen sich viele von euch zu scheuen, mit einem klaren Nein zu antworten.

Um weitere Auffälligkeiten zu identifizieren, habe ich die normale der starken Ablehnung gegenübergestellt. Blau ist dabei die einfache, rot die vehemente Ablehnung.

Im ersten Teil dominiert die einfache Ablehnung. Die starke Ablehnung nimmt den größten Teil nur bei der Aussage ein, alles außer Bitcoin sei ein Shitcoin, was zeigt, dass der Bitcoin-Maximalismus bei vielen von euch ein Reizthema. Dagegen sträuben sich bei der Aussage zum Währungswettbewerb auffällig viele, mit einem klaren Nein zu antworten.

Im zweiten Teil treffen wir die Dominanz des einfachen „Neins“ noch deutlicher an. Am stärksten ist sie erneut bei den beiden stärksten Eigenschaften – der autonomen Schlüsselverwaltung und der Internationalität – während lediglich beim Thema Darknet mehr Leute entschieden als einfach abgelehnt haben. Wie beim Maximalismus haben wir hier offenbar ein Thema, auf das viele vehement reagieren.

Grundsätzlich scheint aber bei diesem Block bei Aussagen, die tendenziell unterstützt werden, die Ablehnung vorsichtig zu sein. Es gibt nur eine kleine Gruppe von euch, die die positiven Aussagen zu Bitcoin absolut ablehnt.

Ganz anders sieht es beim dritten Teil aus. Hier haben wir eine starke Dominanz der vehementen Ablehnung. Diese ist am deutlichsten bei den beiden am stärksten abgelehnten Aussagen – zur Zunahme zu Verbrechen und zum intrinsischen Wert – während bei den beiden am wenigsten abgelehnten Aussagen – zur finanziellen Massenüberwachung und zur Umverteilung – wiederum die einfache Ablehnung dominiert. Auch dies deutet darauf hin, dass es bei euch zu diesen beiden Themen noch eine gewisse Unsicherheit gibt.

Stimme vollkommen zu

Wie schaut es auf der anderen Seite des Spektrums aus?

Hier scheint die volle Zustimmung die generelle Zustimmung zu einer Aussage zu bestätigen. Sie ist bei „Alles außer Bitcoin ist ein Shitcoin“ am geringsten und bei der Aussage zur Verbesserung der finanziellen Situation am höchsten. Genauere Informationen bekommen wir, wenn wir die Anteile der beiden Arten von Zustimmung wieder gegenüberstellen:

Die volle Zustimmung ist blau, die einfache rot. Bei diesem Themenkomplex sind die Verhältnisse relativ ausgeglichen, etwa 30 Prozent der Zustimmung fällt „voll und ganz“ aus, was ungefähr dem Verhältnis der einfachen zur schwachen Ablehnung entspricht. Bei der Aussage zum finanziellen Status ist die volle Zustimmung am stärksten, bei der nach der Aussage zur Währungskonkurrenz am schwächsten. Es scheint, als wäre diese Frage womöglich zu uneindeutig gewesen um sie klar zu beantworten.

Wie sieht es im zweiten Teil aus?

Den höchsten Anteil der vollen Zustimmung hat erneut die Aussage zur Autonomie mit mehr als 40 Prozent, gefolgt von der zur Internationalität mit gut 30 Prozent. Interessanterweise liegt die Aussage, Bitcoin helfe, das Staatswesen zu beschränken, beinah gleichauf. Die geringsten Anteile der vollen Zustimmung haben die beiden Aussagen zum Online-Bezahlen und zu den Darknet-Märkten, wo jeweils rund 10 Prozent zustimmen. Auch das ist interessant, da sie – entgegen der anderen Ergebnisse – hier beinah gleichauf liegen. Um die Werte besser zu vergleichen, stellen wir erneut die beiden Zustimmungen gegenüber:

Die volle Zustimmung ist erneut blau, die einfache rot. Wie schon im ersten Themenkomplex überwiegt die einfache Zustimmung, die gewöhnlich 50-80 Prozent der Zustimmungen ausmacht. Das ist eine etwas schwächere Dominanz als wir sie in der einfachen Ablehnung in diesem Aussageblock vorfinden.

Am stärksten ist die volle Zustimmung bei der Aussage nach der Autonomie, am zweitstärksten jedoch bei der zur Beschränkung des Staatswesen. Bei diesen beiden Punkten scheint es unter euch relativ wenig Zweifel zu geben. Hier manifestiert sich ein starker Drang nach Eigenständigkeit, aber auch erneut ein erhebliches Misstrauen ins Staatswesen bzw. der Wunsch, dieses zu beschneiden.

Am schwächsten fällt die starke Zustimmung bei den Aussagen zur Privatsphäre und zum Bezahlen im Internet aus – zwei Punkte, bei denen es vielen von euch generell schwer zu fallen scheint, sich zu entscheiden.

Die volle Zustimmung fällt im dritten Block natürlich sehr viel schwächer aus. Sie liegt bei den beiden Punkten zur Zunahme des Verbrechens und zur Untergrabung des Staatswesens bei gerade mal zwei Prozent und erreicht selbst in ihren stärksten Momenten sechs bis acht Prozent. Interessant ist dabei, dass die Aussage zur Umverteilung die stärkste volle Zustimmung erfährt. Verglichen mit der Aussage zur Privatsphäre erfährt sie auch eine stärkere Ablehnung (siehe oben), was vielleicht zeigt, dass sie die Szene stärker spaltet als jene. Schauen wir es uns erneut genauer an:

Überraschenderweise überwiegt auch hier die einfache Zustimmung (rot) gegenüber der starken Zustimmung (blau). Dies steht in starkem Widerspruch zur Ablehnung, die in diesem Block ungewöhnlich oft stark ausfiel. Es scheint also, dass die Neigung, eine „starke“ Option zu wählen, sich vor allem dann durchsetzt, wenn es um Ablehnung geht. Das könnte psychologisch spannend sein, bringt uns an der Stelle aber nicht weiter.

Die stärkste Zustimmung finden wir bei der Aussage, Bitcoin sei eine reine Blase, am stärksten. Ich könnte mir das damit erklären, dass diejenigen, die Bitcoiner sind, dieser Aussage sowieso nicht zustimmen, während diejenigen, die keine Bitcoins haben, aber dennoch mein Blog lesen, hier eine sehr starke Meinung haben. Auf der anderen Seite sinkt der Anteil der starken Zustimmung bei einigen Aussagen drastisch. So gibt es bei der Befürchtung, Bitcoin werde der finanziellen Massenüberwachung helfen, unter den Zustimmungen den geringsten Anteil der starken Zustimmung, gefolgt von den Fragen zur Umverteilung – was ins Schema passt – aber auch zum Schaden am demokratischen Staatswesen. Diese Aussagen scheinen nur unter sehr wenigen Lesern den Impuls geweckt zu haben, voll zuzustimmen.

Auswertung

Nun haben wir also diese Daten vorgestellt – aber was sagen sie uns? Ich denke, man kann einige generelle Aussagen aus ihnen ableiten:

  • Online bequem zu bezahlen und im Darknet Drogen kaufen sind nur für wenige von euch etwas, das Bitcoin attraktiv macht.
  • Die stärkste Eigenschaft von Bitcoin ist es für euch, dass man seine Schlüssel selbst verwahren kann. Es gibt so gut wie niemanden, der diese Aussage vollkommen ablehnt.
  • Ebenfalls attraktiv sind für euch die Internationalität von Bitcoin sowie die Hoffnung, dass es eine Alternative zum Fiat-Geld darstellt und hilft, den Staat besser zu kontrollieren.
  • So gut wie niemand von euch befürchtet, dass Bitcoin zu einer Zunahme von Verbrechen führt, das Staatswesen untergräbt oder eine reine Blase ist.
  • Dagegen haben viele von euch Verständnis für die Sorge, Bitcoin werde zu einem Teil der globalen Überwachungsindustrie und führe zu einer Umverteilung und Konzentration von Vermögen.
  • Der Maximalismus („alles außer Bitcoin ist ein Shitcoin“) erntet bei euch wenig Beifall. Allerdings finden viele, dass nur 4-5 Coins im Krypto-Universum einen echten Wert verdienen.
  • Bei Fragen zur technischen Privatsphäre sowie zu volkswirtschaftlichen Effekten von Bitcoin antworten viele von euch unentschieden oder lediglich mit schwachen Ablehnungen oder Zustimmungen. In manchen Bereichen seid ihr sehr entschieden – während es andere gibt, bei denen ihr euch offenbar noch kaum eine starke Meinung gebildet habt.

Vermutlich könnte man noch mehr Informationen aus den Daten ableiten. Insbesondere wenn man die Korrelation zu den demographischen Daten hätte, über die ich aber leider nicht verfüge. Daher lasse ich es mal bei diesem Punkt stehen und hoffe, ihr habt etwas neues erfahren.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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11 Kommentare zu Was unsere Leser an Bitcoin mögen – und was nicht

  1. All das wäre phantastisch, ist mir aber technisch leider nicht möglich.

    All das ist selbst für Laien mit Google Forms ziemlich einfach realisierbar und aus Sicht des Datenschutzes dürfte es irrelevant sein, ob Du Google oder einen anderen Drittanbieter nutzt.

    Online bequem zu bezahlen und im Darknet Drogen kaufen sind nur für wenige von euch etwas, das Bitcoin attraktiv macht.

    Das dürften wohl die wenigsten insbesondere bei einem Drittanbieter Preis geben. Wahrscheinlich wäre bei dieser Frage die Korrelation zwischen IP eines Anonymisierungsdienstes und der Befürwortung auch ziemlich stark 😉

  2. Zunächst einmal vielen dank für diese ausführliche Analyse!

    Leider führte bei der Auswertung eine sprachliche Feinheit zu Verwirrung:

    > „Den Rekordwert der Unentschiedenheit finden wir aber in der Bewertung der Aussage zur finanziellen Privatsphäre: Hier enthalten sich 28 Prozent einer Meinung. Das korreliert mit der relativ hohen Unentschiedenheit bei der Aussage, Bitcoin sei gut, weil es die finanzielle Privatsphäre deckt; verwunderlich ist aber, warum die Anzahl von 20 auf 28 gestiegen ist, nachdem *die Frage quasi nur umgedreht wurde*. Eventuell hilft ein Blick auf die konkrete Gegenüberstellung der beiden Aussagen:“

    Das Problem hier ist, dass das eine Ablehung der Aussage „Ich mag Bitcoin, weil es meine finanzielle Privatsphäre schützt“ NICHT (zwangsläufig) heißt, dass man der Meinung ist, dass Bitcoin die finanzielle Privatsphäre nicht schützte. So würde die Einstellung „Ich denke Bitcoin schützt die Privatsphäre, aber das ist mir nicht wichtig“ auch zu einer Ablehung der Abgefragten Aussage führen.

  3. Kompliment, du hast dir viel Mühe bei der Auswertung gegeben.
    Da ich beruflich viel mit Datenvisualisierung mache kann ich dir als kleinen Tipp noch mitgeben, mit der Farbwahl mehr Struktur rein zu bringen. Damit werden die Diagramme intuitiver. Zum Beispiel könntest du starker Ablehnung ein dunkles rot, normaler Ablehnung ein helles rot und Untenschlossenheit grau geben. Bei der Zustimmung dann entsprechend mit grün arbeiten.
    Die Farbgebung am Besten systematisch in allen Diagrammen beibehalten auch dort wo du nur eine einzige Antwortmöglichkeit analysierst.

    • Tatsächlich muss ich mich dem Dank anschließen, den ich in meinem Kommentar vergessen habe.

      Christoph macht einen genialen Job, auch wenn ich nicht immer zwingend seiner Meinung bin, aber dafür gibts ja die Kommentarspalte.

  4. Ich finde es schade, dass bei den Befürchtungen die Ressourcenverschwendung nicht abgefragt wurde, für mich mittelfristig ganz klar die Killerfrage und hier hätte mich ein aktuelles Stimmungsbild sehr interessiert. Schade.

    • Diese Thematik ist in der Tat interessant!
      Aber ob Proof of Work mehr Ressourcen „verschwendet“ als z.B. die klassische Finanziwirtschaft wäre z.B. eine interessante Studie und bis zu einem Beweis ist die Annahme invalide.

    • Ja, zugegeben, ich habe mich auch schon geärgert, dass ich das vergessen habe.

      Aber der nächste Urlaub und damit die nächste Umfrage kommt bestimmt 🙂

    • Oder man nimmt einfach IOTA wegen der geringeren Umweltbelastung.
      IOTA nutzt Geräte die eh unter Strom stehen. Ökologisch betrachtet kann nur IOTA bestand haben.

      • Falls sich IOTA irgendwie etablieren sollte, wird es nur noch sehr wenigen Unternehmen möglich sein, einen Node zu betreiben und zu synchronisieren, geschweige denn zu archivieren (und vor allem bereithalten). Einzelne IOTA Entwickler haben das Problem zwar erkannt, aber bis auf in etwa „man wird sich etwas überlegen müssen, die Node Betreiber zu vergüten“ gibts da noch nichts.
        „Unlimitierte Skalierbarkeit“ ist bis dato schlicht eine Lüge, die Grenzen sind genau die selben (durch die großen Transaktionen sogar noch niedriger) wie bei jeder Blockchain. Man wird auch Dinge wie Sharding / Sub-Tangles benötigen, aber dann eben mit Locked Contracts oder ähnlichem, damit das Guthaben nicht auf zwei verschiedenen Subs gleichzeitig ausgegeben werden kann.
        Zumindest die Zentralisierung des Coo ist mittlerweile auf dem Papier „gelöst“, bis Ende des Jahres will man soweit ich mich erinnere auch Code liefern, der aber zunächst neben dem Coo laufen soll, also praktisch nichts ändert nur eben getestet wird, ob es zu starken Abweichungen kommt.

        Und nein, der PoW bei IOTA wird auch nicht stromfrei produziert, er wird beim Sender erbracht und ein Sensor wird diesen selbst nicht erbringen können, sondern muss ihn auslagern. Diese Rechenoperationen kosten Strom, ein Prozessor ohne Last verbraucht eben deutlich weniger als einer, der kryptographische Beweise leisten muss.

  5. Haha, ist jetzt halt mal so, kommt vor.
    Bis zum nächsten Urlaub, Christoph 😀

    @Paul: Ich finde den Vergleich mit der Finanzwirtschaft gar nicht mal so interessant. Schießlich leistet die Finanzwirtschaft ja eben kein unabhängiges (trustless, tamper-proof usw.) Geld, ein Mehraufwand wäre also durchaus begründbar.
    Viel drängender wird die Frage dahingehend: Gibt es evtl. andere Konsensmechanismen bzw. wird es diese geben, die die entscheidenden Eigenschaften zu einem Bruchteil des Energieverbrauchs bewerkstelligen. Es ist in meinen Augen alles andere als in Stein gemeißelt, dass Proof-of-Work hier auf ewig das Mittel der Wahl bleibt.

    Es wird wohl mal wieder einen neuen Hype-Zyklus geben in den kommenden x Jahren und im Zuge dessen wird BTC vermutlich die Billion Market Cap knacken und der Energieverbrauch wird in Regionen vorstoßen, die sich im Bereich der größten Volkswirtschaften der Welt bewegen. Wenn es dann Alternativen gibt, die eine annähernd gleiche Sicherheit und Dezentralität wie BTC bieten (sogar eine größere halte ich nicht prinzipiell für ausgeschlossen, da auch bei BTC eine merkliche Zentralisierung des Minings herrscht), dann könnte das an Spannung die Blocksize-Debatte bei Weitem in den Schatten stellen… denn BTC müsste sich dann bewegen, um weiterhin #1 Store-of-Value DLT zu bleiben. Ich sehe findige Devs schon mit Gabeln nur so um sich werfen 😉 Es wird sicher nicht langweilig werden.

    • Es ist in meinen Augen alles andere als in Stein gemeißelt, dass Proof-of-Work hier auf ewig das Mittel der Wahl bleibt.

      Das sehe ich genauso, aber habe anders als die ganzen (d)PoS Scharlatane leider noch keine brauchbare Lösung gefunden. Eigentlich haben wir schon heute einen Überfluss an grüner Energie, die Herausforderung scheint eher in der Speicherung zu liegen und Mining braucht tatsächlich eine ständige Grundlast, die durch Wind / Sonne ohne Zwischenspeicherung kaum gestemmt werden kann. Optimal wäre es natürlich, wenn man Mining auf die Generierungsspitzen auslagern und zu Lastspitzen dagegen aussetzen könnte. Kreative Wege sind gefragt, gefordert und werden sicher offene Ohren finden! Ich bin hierzu leider kein Experte und habe nicht die Zeit, mich da einzuarbeiten, weil ich wahrscheinlich trotzdem „informierter“ Amateur wäre…

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