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Monero, Zcash, Dash und Co.: OKEx Korea wird alle Privacy Coins vom Handel nehmen

Altstadt der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Bild von Mario Sánchez Prada via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der koreanische Ableger der chinesischen Börse OKEx hat sich entschieden, den Handel mit Privacy Coins einzustellen. Als Grund gibt die Börse die Regeln der FATF für Krypto-Unternehmen an, mit denen Privacy Coins nicht kompatibel seien. Diese Begründung ist ein wenig rätselhaft.

Unter der Flut an Altcoins, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, stechen Privacy Coins dadurch heraus, dass sie wirklich innovativ sind. Sie erhöhen die Privatsphäre ihrer User, indem sie die Spur der Transaktionen verschleiern. Dies macht es schwierig oder unmöglich, dem Geld auf der Blockchain zu folgen.

Für manche Börsen stellt dies nun offenbar ein Problem dar. So hat die Börse OKEx vor kurzem bekanntgegeben, fünf Privacy Coins von Handel zu nehmen: Monero, Dash, ZCash, Horizon und Super Bitcoin. Während die ersten drei allgemein bekannt sind, sind Horizon und Super Bitcoin eher unbekannt. Horizon wirbt auf der Webseite damit, „Privatsphäre ins Leben“ zu bringen. Der Coin funktioniert wohl so ähnlich wie Zcash – es gibt die Option, anonyme „shielded Transactions“ zu versenden. Auch Super Bitcoin nutzt Zero-Knowledge-Proofs, um die Privatsphäre zu verbessern.

Der Handel mit diesen fünf Währungen soll ab dem 10. Oktober ausgesetzt werden. Bis zum 10. Dezember wird es noch möglich sein, die Coins auszuzahlen. Als Grund nennt OKEx die Regeln, die die Financial Action Task Force (FATF) Mitte des Jahres beschlossen hat und die bis Mitte 2020 weltweit umgesetzt werden sollen. Die „Reiseregel“ sieht vor, dass die Börsen bei allen Transaktionen Informationen wie Name und Adresse von Sender und Empfänger sammeln. Währungen wie Dash oder Monero, die sich auf Privatsphäre fokusieren, seien nun, meint OKEx, nicht in der Lage, mit der Reiseregel kompatibel zu bleiben.

Es ist nicht so, dass die Nachricht allzu überraschend wäre. OKEx folgt damit einer Börse in Japan, die bereits im vergangenen Jahr Privacy Coins vom Handel genommen hat, und einer Börse aus Dubai, die diesen Schritt Ende Mai gegangen ist. Es war zu erwarten, dass weitere Börsen folgen werden, und dass es für Privacy Coins immer schwieriger wird, weitflächig auf Handelsplätzen zu bleiben.

Andererseits ist nicht ganz verständlich, inwieweit die Privacy Coins gegen die Reiseregel der FATF verstoßen. Grundsätzlich besagt diese Regel, dass Unternehmen, die mit Kryptowährungen arbeiten, bei Zahlungen die Namen von Sender und Empfänger sowie weitere Informationen, etwa Wallets, physische Adressen oder ID-Nummern, speichern müssen. Laut FATF sei dies erst ab Transaktionen von mehr als 1000 Dollar oder Euro notwendig. Dies wäre mit Privacy Coins ebenso möglich wie mit normalen Coins – die Börse weiß ja, wohin eine ausgehende Zahlung geht, und kann dies auch auf der Blockchain bestätigen. Es gibt in dieser Beziehung keinen Unterschied zwischen Bitcoin und privateren Kryptowährungen.

Allerdings hat die FATF in ihren Richtlinien gewarnt, dass Coins mit einer verbesserten Anonymität „ein höheres Risiko der Geldwäsche oder Terrorfinanzierung tragen,“ insbesondere „wenn sie die Fähigkeit des VASP [des Krypto-Unternehmens] beeinträchtigen, die Identität des Empfängers festzustellen.“ Auch hier wieder ist nicht ganz klar, inwieweit Privacy Coins es schwieriger machen, den Empfänger einer Zahlung festzustellen. Eventuell spielt die FATF darauf an, dass die Börsen (bzw. Aufseher) bei Bitcoin die Möglichkeit haben, eine Transaktion nach der Auszahlung über mehrere Schritte hin zu beobachten. Bei privaten Coins wie Monero, Zcash und – eingeschränkt – auch Dash ist es möglich, diese Kette der Transaktionen abzubrechen oder zu verschleiern. Es wäre also denkbar, dass die FATF-Regeln – oder die koreanische Interpretation – verlangen, auch die Empfänger der folgenden Transaktionen zu beobachten. KYC würde hier nicht nur bedeuten, den Kunden zu kennen (Know Your Customer) – sondern auch den Kunden der Kunden.

Dies ist aber erneut nicht ganz konsequent. Denn so wie man mit Dash oder Zcash optional die Privatsphäre erhöhen kann, so kann man dies auch mit Bitcoin oder Ethereum. Wenn man Bitcoin oder Bitcoin Cash mit Mixern wie Wasabi oder CashShuffle durchmischt, ist dies nahezu ein identischer Mechanismus wie bei Dash. Bei Ethereum gibt es seit einiger Zeit mit Tornado Cash ebenfalls einen Mixer, der zwar als Smart Contract onchain ist, aber im Kern ähnlich funktioniert. Und über Lightning wollen wir hier gar nicht reden. Börsen können die Transaktionen, die von ihnen ausgehen, kontrollieren; sobald sie sie aber die Börse verlassen haben, ist dies bei keiner Kryptowährung mehr garantiert möglich. Weshalb also müssen die einen Coins von den Börsen gehen, während die anderen bleiben können?

Über den konkreten Grund kann man nur spekulieren. Ich könnte mir vorstellen, dass die koreanische Finanzaufsicht von den Börsen erwartet, zu handeln, und dass OKEx mit dem Delisting dieser „Dark Coins“ versucht, die Aufsicht milde zu stimmen. Anders als Bitcoin, Bitcoin Cash und Ethereum werden die fünf Privacy Coins ausdrücklich damit beworben, anonymer zu sein. Das ist ihr explizites Alleinstellungsmerkmal. Dies könnte mit in die Entscheidung von OKEx gespielt haben, sie vom Handel zu nehmen. Denn wenn ein Coin als Privacy Coin beworben wird, gibt es eine Gefahr, dass er vermehrt von Kriminellen verwendet wird. Dies sowie die Schwierigkeit, Transaktionen über mehrere Sprünge nachzuverfolgen, macht es für Börsen zwar nicht unmöglich, aber sehr schwert – und damit auch teuer – den Handel mit den Coins in Einklang mit der Regulierung zu bringen. Sie nun vom Handel zu nehmen könnte einfach eine ökonomische Entscheidung gewesen sein, weil die indirekten Kosten immer höher werden.

Eventuell setzt die Börse auch darauf, dass es mit diesem Opfer fürs erste genug ist, weil die koreanische Aufsicht dem Finanzminister ein Resultat geben, und der dieses der G20 bzw. FATF melden kann. Es ändert sich an sich nicht wirklich etwas, aber es sieht so aus, als werde die Geldwäsche durch Kryptowährungen bekämpft. Immerhin sind die bekanntesten Privacy Coins vom Handel. Dies könnte die Aufsicht und FATF fürs erste zufriedenstellen, und den Börsen einige Jahre an Zeit kaufen, um herauszufinden, inwieweit der Handel mit den anderen Coins kompatibel mit der Regulierung ist.

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6 Kommentare zu Monero, Zcash, Dash und Co.: OKEx Korea wird alle Privacy Coins vom Handel nehmen

  1. Wie CloakX Die Probleme Bei Zentralen Börsen Löst
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    • Um vollen Zugriff auf CloakX zu erhalten, werden Händler einen noch zu bestimmenden Betrag von $CLOAK halten müssen.

      Genau. Und in einem PoS System muss man diese erstmal auf einer (zentralen) Börse kaufen.
      Dann lieber Bisq, OpenBazaar, andere DEX (die aktuell meist über Ethereum laufen) oder hoffentlich bald mehr direkte Atomic Swaps die keinen unnötigen Token benötigen.

  2. Eventuell setzt die Börse auch darauf, dass es mit diesem Opfer fürs erste genug ist, weil die koreanische Aufsicht dem Finanzminister ein Resultat geben, und der dieses der G20 bzw. FATF melden kann.

    Vorauseilendes (koreanisches) Gehorsam würde ich das nennen. Es wird Zeit für den Durchbruch dezentraler Börsen, obwohl OKEx kein großer Verlust sein dürfte, zumal es nur koreanische User betrifft.

  3. Auf der dezentralen Börse AtomicDex sind bereits Zcash & Dash gelistet – AtomicSwaps – keine limits, kein kyc, keine Länderbeschränkungen, kein Mittelsmann, kein Tokenmüll – kein FATF 😅

    Wer dir frühe Beta jetzt testen möchte geht einfach mal in seinen Playstore oder fragt Google

    • Muss das immer ein Pair mit Komodo sein oder geht z.B. auch direkt BTC->LTC? Zcash ist übrigens nicht in der aktuellen Beta drin, auch wenn zumindest transparente Transaktionen kompatibel sein dürften, da sie ja nur ein BTC Klon sind…

  4. Interessanter Nachtrag: https://www.theblockcrypto.com/linked/41437/coinbase-kraken-and-others-develop-a-system-to-rate-cryptos-to-determine-if-they-are-securities

    Monero wurde vom Exchange Konsortium um Coinbase, Kraken, Polo & Co. zusammen mit Bitcoin, Litecoin und Dai als am wenigsten als „Security“ eingestuft und somit am wenigsten zu regulieren. Selbst Ethereum oder Zcash sind eine Stufe „höher“ und wie zu erwarten Shitcoins wie XRP, EOS, Stellar und die üblichen Verdächtigten am höchsten eingestuft und der Handel mit diesem müsste am strengsten reguliert werden.

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