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Das Bitcoin-Testament: Wie kann man Bitcoins richtig vererben?

Das Buch „Das Bitcoin Testament“ von Thor Alexander erklärt, wie man Bitcoins und andere Kryptowährungen an seine Nachwelt vererben kann. Dabei wird es zwangsläufig zu einer sehr grundlegenden und praxisnahen Einführung in alle Register der Bitcon-Speicherung – weshalb es nicht nur nützlich ist, wenn man sich mit dem eigenen Tod beschäftigt.

Keiner beschäftigt sich gerne damit, obwohl es unvermeidbar ist. Aber irgendwann wird der Tag kommen, an dem man nicht mehr da ist. Was passiert in diesem Fall mit den Bitcoins und Kryptowährungen, die man besitzt? Wie bekommt man diese in das Testament?

Die Lage ist nicht unkompliziert. Man muss sie irgendwie speichern. Aber wenn sie auf einem Computer sind – woher wissen die Verwandten, dass sie da sind? Und kennen sie das Passwort? Wenn ja, kann man ihnen vertrauen, dass sie das nicht ausnutzen? Oder soll man sie lieber einem Anwalt oder Notar geben? Was aber hindert diesen daran, die privaten Schlüssel zu benutzen? Soll man die Schlüssel dann zerteilen? Was wenn sich die Parteien zusammentun? Oder was, wenn eine von ihnen einen Teil verliert? Solche und viele, viele weitere Fragen werden jedem durch den Kopf gehen, der sich schon einmal mit diesem Thema beschäftigt hat.

Es handelt sich im Grunde um das alte Problem: Wie kann man einen Wert von einer zur anderen Person übertragen, ohne dabei befürchten zu müssen, von einem Mittelsmann bestohlen zu werden? Bitcoin hat das Problem gelöst – man kann Bitcoins unmittelbar übertragen. Aber wie soll das gehen, wenn eine Person nicht mehr ist? Für die meisten sind die Probleme, die sich plötzlich auftun, ein Grund, die Sache doch noch zu verschieben. Nicht heute, sondern morgen. Oder übermorgen. Oder nächstes Jahr …

Diesen Impuls greift Thor Alexander auf. Er beginnt das Buch damit, dem Leser ein wenig Furcht einzujagen. Was wäre wenn Sie plötzlich einen Unfall haben? Er drängt darauf, sich dem Thema anzunehmen. Es mag kompliziert sein, aber wenn man sich die Zeit nimmt, es richtig zu machen, ist es möglich. Das Bitcoin Testament hilft einem dabei, indem es sich systematisch durch die Problematik wälzt. Es ist mit Sicherheit nicht das unterhaltsamste Bitcoin-Buch, das ich bisher gelesen habe, besticht aber durch Praxisnähe und Penibilität. Man findet darin viele Bulletpoints, Listen von Fragen, Checklisten und Diagramme.

Die Frage, wie man Bitcoin vererbt, geht technisch tief. Um sie zu beantworten, muss man wissen, wie man Bitcoins speichern kann, man muss verstehen, welche Vor- und Nachteile die jeweiligen Methoden haben, und erkennen, welche für den eigenen Zweck geeignet sind. Daher nimmt die Aufklärung über das Speichern von Bitcoins und anderen Kryptowährungen einen beträchlichen Raum des Buches ein. Thor Alexander erklärt grundlegende Fragen, etwa welche Rolle die privaten und öffentlichen Schlüssel spielen, was die Mnemoniks sind, wie aus diesen die privaten Schlüssel errechnet werden und warum Mnemomiks und Passphrasen nicht dasselbe sind.

Dann beschreibt er die verschiedenen Walletarten, von der Brainwallet über die Börsen- und Handywallets zu den Full Nodes, Paperwallets und Multisigwallets. Ein Schwerpunkt liegt auf den Hardware-Wallets; der Autor hat so gut wie alle verfügbaren Hardware-Wallets getestet und stellt diese und die grundlegenden Funktionen auf etwa 150 Seiten vor. Es sind mehr als 20 verschiedene Wallets. Ich hätte nicht gedacht, dass es auch nur halb so viele gibt. Einen ähnlich ausführlichen Vergleich findet man sonst nirgendwo.

Im weiteren Verlauf des Buches geht Thor Alexander auf die verschiedenen Methoden ein, seine Coins für die Nachwelt aufzubewahren. Dabei stellt er penibel die Geräte und Daten vor, die man dafür braucht, und weist immer wieder auf hilfreiche Software hin. Auch die soziale Mechanik einer Erbschaft kommt nicht zu kurz: Wie gehen die Daten im Notfall an die Hinterlassenen über, wer ist für was zuständig, wie kann man die Puzzlestücke unter Vertrauten und Verwandten verteilen? Welche Teile müssen wie zusammengreifen, welche Programme helfen dabei?

„Das Bitcoin Testament“ ist ein enorm nützliches Buch – und das nicht nur, wenn man sich mit dem eigenen Abgang beschäftigt. Denn wer in der Lage ist, seine Coins für die Nachwelt zu speichern, kann sie auch für das eigene Leben sicher aufheben. Der Todesfall wird zum Anspruch an das Leben, und die Beschäftigung mit ihm zur Schule dafür, wie man seine Coins gut aufbewahrt. Dies macht das Buch, vielleicht gar nicht beabsichtigt, aber zwangsläufig, zu einer sehr detaillierten Einführung in die Praxis mit Kryptowährungen. Im Grunde sollte es jeder lesen müssen, bevor er überhaupt daran denkt, Kryptowährungen zu kaufen.

Der Preis ist dafür allerdings recht üppig. Thor hat stolze 98 Euro für das Werk angesetzt. Auf meine Frage, weshalb so viel, hat er erklärt, dass dieses Buch seinen Lesern die Konsultation eines sehr viel teureren Anwalts erspart – und dass diese das Wissen dabei auch noch ständig vorrätig halten. Der Grund ist nachvollziehbar, aber dennoch bleibt es ein mutiger Preis für ein Buch. Ob es sich lohnt, hängt davon ab, als wie fundiert man das eigene Wissen beurteilt – und wie hoch die Beträge sind, die man in Krypto hat und vererben möchte.

Kaufen könnt ihr das Buch entweder direkt auf der Webseite des Autors oder in meinem Online-Shop Mobybit.shop. Den Hardware-Wallet-Führer könnt ihr übrigens auch einzeln für nur noch 20 Euro kaufen – und erhaltet mit 300 Seiten dafür eine noch ausführlichere Übersicht.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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3 Kommentare zu Das Bitcoin-Testament: Wie kann man Bitcoins richtig vererben?

  1. Interessante Thematik, aber 98 Euro dafür ist ehrlich gesagt mindestens gewagt, wenn nicht wahnsinnig, auch wenn ich mir bewusst bin, wie viel Arbeit in einem Buchprojekt steckt.

    Dann beschreibt er die verschiedenen Walletarten, von der Brainwallet über die Börsen- und Handywallets zu den Full Nodes, Paperwallets und Multisigwallets. Ein Schwerpunkt liegt auf den Hardware-Wallets;

    Inhaltlich eigentlich schon falsch. Es dürfte viel sicherer sein, einen Key / Mnemonic Seed auf mehrere Notare / Schließfächer gestückelt zu verteilen / vererben als auf ein Stück Hardware zu vertrauen. Dafür gibt es fundierte Verfahren und man sollte sich das genau überlegen, wie man diese verteilt und wie viele Stücke davon der oder die Erben für die Recovery benötigen.

    Falls man mehrere Erben gemeinsam berücksichtigen will, ist auch ein Multisig Wallet, von dem jeder eben seinen Key bekommt, die Coins aber nur unter Zusammenarbeit von allen oder N von M der Keys nutzbar sind. Auch Time-Locks wären denkbar, um dies z.B. erst bei Erreichung der Volljährigkeit seiner Kinder zu ermöglichen…

  2. 100 Euro für ein Buch? *hust*
    Das grenzt schon an Abzocke. Könnte man einzelne Kapitel/Seiten/Abschnitte kaufen, wäre ich dabei. Aber als Gesamtpaket uninteressant. Zumal sicher viele der Informationen, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, auch im Netz zu finden sind.

    • Hannes, eigene Recherche mit verschiedenen unabhängigen Quellen ist sicherlich besser als sich auf *eine* aufbereitete Meinung zu verlassen, allerdings dürfte das zeitlich deutlich aufwendiger sein und man wird für die Eigenrecherche auf einen sehr bescheidenen Stundensatz kommen, das Wissen danach dürfte allerdings ungemein fundierter sein. Selbst wenn man „nur“ investieren möchte, würde ich jedem dazu raten, denn Kryptowährungen sind meiner Meinung nach mehr als ein Asset im Portfolio und mit steigendem Wissen wird man auch nicht mehr auf irgendwelche Scams reinfallen.

      Den Großteil meines eigenen Wissens habe ich mir anfangs übrigens im Bitcoin, Monero und sogar IOTA Stackexchange angeeignet, interessanterweise lernt man dabei mehr, wenn man (anfangs einfache) Fragen beantwortet und sich tatsächlich mit der Thematik auseinandersetzt und diese recherchiert (alte Diskussionen sucht, Quellcode durchstöbert etc.), um sie fundiert zu beantworten.

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