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Chinas digitaler Yuan kurz vor Vollendung

Die verbotene Stadt im Herzen Beijings. Bild von Mal B via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Laut der Zentralbank von China ist das Design des digitalen, blockchainbasierten Yuan bereits abgeschlossen. Es gibt erste Informationen, wie die digitale Währung eingeführt werden soll – und Vermutungen, was sich die Regierung Chinas von ihr verspricht.

Die Bank des chinesischen Volkes (PBoC) hat laut Medienberichten vor kurzem angekündigt, die Arbeit am Design der digitalen Währung Chinas sei beendet. Die folgenden Schritte seien nun, „den Prinzipien von Stabilität, Sicherheit und Kontrolle“ zu folgen. Ein exaktes Datum, wann der digitale Yuan öffentlich werden soll, gibt es aber noch nicht.

Anderen Berichten zufolge plane die PBoC, die digitale Währung, die als DCEP abgekürzt wird, in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen in kleinflächigen Experimenten zu testen. Dies wäre dann die erste „legitime digitale Währung“, die durch eine Zentralbank authorisiert wird. Das Ziel der DCEP sei es, die Geldmenge M0 – das Reserve-Geld bzw. das kursierende Bargeld – zu ersetzen. Sie wird 1:1 an Chinas Währung Yuan gekoppelt. Dafür plant die PBoC, dass die digitale Währung eine „kontrollierte Anonymität“ aufweise, was auch immer das bedeuten soll. Mit DCEP sollen Transaktionen auch offline durch Mobiltelefone verarbeitet werden. Konkrete technische Details sind allerdings nicht bekannt.

In der ersten Phase sollen chinesische kommerzielle Banken Zugang zu DCEP bekommen, im Anschluss danach große Unternehmen wie Alibaba oder Tencent. Damit schreitet China den anderen Staaten – einschließlich der EU und der USA – weit voraus. Es gibt in der EU zwar immer wieder Pläne für einen digitalen Euro – etwa von Frankreich oder Deutschland – aber von einem entschlossenen, vereinten Vorgehen wie in China ist man noch weit entfernt. Allerdings gibt es auch in China Stimmen, die vorsichtigere und skeptischere Töne anschlagen. So meint Huang Zhen, ein Ökonom der Universität Beijing, dass es noch mehrere – vor allem rechtliche – Hindernisse gebe, um die nationale digitale Währung zu staten.

So solle China zunächst die regulatorischen Kapazitäten zur Bändigung der digitalen Währung erarbeiten, um zu verhindern, dass sich die Probleme des frühen Online-Finanzwesens wiederholen. Viele Produkte haben sich als betrügerisch erwiesen und Kleininvestoren Billionen von Yuans aus den Taschen gezogen. Derzeit werde die Blockchain-Technologie in China oft dafür genutzt, um regulatorische Bestimmungen zu umgehen. Eventuell könnte dies einer der Gründe sein, weshalb China offenbar seine strenge Politik gegenüber Krypto-Börsen derzeit noch verschärft und die strikte Regulierung der Branche durchsetzt.

Eines der Ziele der PBoC mit dem digitalen Yuan ist es, den Remnimbi – umgangssprachlich Yuan genannt – zu internationalisieren, da die digitale Währung grenzübergreifend verwendet werden kann, ohne dass sich Banken als Mittelsmänner dazwischenstellen.

Die Epoch Times – ein Magazin, das von China herausgegeben wird, unter anderem um „Missinformationen“ des Westens zu bekämpfen – erklärt, dass China „gezwungen ist, mit dem digitalen Yuan aufs Ganze“ zu gehen. Der Grund sei, dass der Umfang des Handels, der in Remnimbi abgewickelt wird, sich seit 2015 halbiert hat. Seit 2012 plant China, den Yuan zu einer globalen Reservewährung zu erhöhen. Nach frühen Erfolgen, die den Anteil an in Yuan beglichenen Export-Transaktionen von 12,5 auf 27,3 Prozent erhöht hat, sank die Rate mittlerweile wieder auf 12,5 Prozent zurück.

Mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute warnen davor, dass die monetären Umstände in China neue Instabilitäten hervorrufen. Zwar gelang es der Regierung, die Wirtschaft durch massive Infrastrukturausgaben anzukurbeln, doch die Wachstumsrate sank auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren, während das Ausmaß der privaten Verschuldung besorgniserregende Ausmaße annimmt. Der digitale Yuan stellt für China nun ein Großprojekt dar, um das Ziel zu verwirklichen, den Yuan zu einer echten Weltwährung zu machen.

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6 Kommentare zu Chinas digitaler Yuan kurz vor Vollendung

  1. Ob nu Yuan oder Digital Yuan, beide kommen theoretisch ohne Bargeld aus.
    Das Meiste Geld wird eh digital in 0 und 1 verwaltet und übers Internet anderen Leuten gutgeschrieben mit Überweisung, PayPal, Venmo, WePay, GooglePay oder sonstigen Dienstleistern.
    Wo genau besteht nun der Gewinn?

    • Paul Janowitz // 14. Januar 2020 um 12:44 // Antworten

      Das dürfte doch auf der Hand liegen, für die User die wahrscheinlich fehlenden Fees im Vergleich zu PayPal und Co., für die KP eine noch direktere Kontrolle über Geldflüsse, statt Mittelsmännern (zudem oft noch aus dem Ausland) zu vertrauen, dass sie „verdächtiges“ tatsächlich melden. Dabei wäre es interessant, in welcher Form ein KYC / „Klarnamenpflicht“ gegenüber der PBoC stattfinden soll.

      Dafür plant die PBoC, dass die digitale Währung eine “kontrollierte Anonymität” aufweise, was auch immer das bedeuten soll.

      Das dürfte tatsächlich interessant werden, bei einer zentralisierten „Krypto“währung aber locker machbar, indem die PBoC alleiniger Validator ist und signierte Transaktionen jeweils mit dem Public Key des Empfängers sowie dem Public Key der PBoC verschlüsselt werden, bevor sie ins Netzwerk gelangen. Mit PGP / GPG ist die Technologie dafür ja seit Jahrzehnten vorhanden… Eigentlich reicht auch nur der Key der PBoC dafür, diese muss ja eh alle Transaktionen validieren und könnte sie ggf. an eine Stealth Adresse schicken. Möglichkeiten gibts da viele, teilweise sogar dezentralisiert machbar und trotzdem hätte die PBoC als einzige Zugriff auf die tatsächlichen Transaktionsdaten.

      Mit DCEP sollen Transaktionen auch offline durch Mobiltelefone verarbeitet werden. Konkrete technische Details sind allerdings nicht bekannt.

      Das wird imho deutlich schwieriger, denn mit einem Smartphone hat heute jeder einen digitalen Kopierer in der Tasche und die Blockchain mit Minern hat dabei die Kontrolle übernommen, dass Coins nicht aus dem nichts geschaffen werden / nicht doppelt ausgegeben. Die Frage ist, was hier „online“ bedeutet, denn bei einem zentralisierten System wäre eine Validierung auch per SMS machbar.

      Auch dass nur ein Beteiligter online sein muss wäre denkbar, denn relevante Daten kann man auf das Smartphone des anderen per NFC, QR, Bluetooth, Wifi und Co. übertragen, sogar trustless, denn die Signatur der PBoC dürfte in der App hinterlegt sein, mit der man die Transaktion überprüfen kann.

      Ein anderer Ansatz wäre Security by Obscurity, wenn man das „offline“ Protokoll nicht veröffentlicht und nur eigene Apps dieses beherrschen und dann einen Double Spend eben nicht zulassen, aber so eine „Sicherheit“ hat noch nie auf Dauer funktioniert und bei digitalem Bargeld dürfte die PBoC nicht wirklich darauf setzen.

  2. Naja, nur weil beides auf 0 und 1 basiert, kann man digitales Fiat und Krypto wohl kaum vergleichen. Das eine ist veraltet und das andere State-of-the-Art. Trotzdem glaube ich es erst, wenn es so weit ist. Denke das ganze Projekt ist zum Scheitern verurteilt, weil Freiheit und absolute Kontrolle sich nicht zu einem stimmigen Konzept vereinigen lassen. Es ist wie die Quadratur des Kreises, das kann irgendwie nicht klappen.

    Was die Chinesen wollen, ist Frypto oder Kriat, also eine Mischung aus beiden Welten. Das kann ich mir aber (noch) nicht vorstellen, wie soll beides unter einen Hut gehen?

    Schon das Design von Kryptowährungen ist anarchisch. Eine Firmen-Buchhaltung auf Basis von Kryptos kann niemals dauerhaft funktionieren, denn wer den Schlüssel besitzt, z.B. ein Buchhalter oder ein Computer-Admin, kann sich damit davon machen. Und es müssen ja mehrere den Schlüssel haben, denn wenn nur einer ihn hat, ist das Risiko eine Unfalls zu groß. Wenn mehrere den Schlüssel haben, wird sicher irgendeiner schwach, das ist nur eine Frage der Zeit. Es ist wie mit den Exchanges, die trotz aller Sicherheitsmaßnahmen „gehackt“ werden. Oft ist der Angriff von innen.

    Denke das wird wieder so eine Luftnummer wie der Petro.

    • Paul Janowitz // 18. Januar 2020 um 21:13 // Antworten

      Naja, nur weil beides auf 0 und 1 basiert, kann man digitales Fiat und Krypto wohl kaum vergleichen. Das eine ist veraltet und das andere State-of-the-Art.

      Die Grenzen, wenn es welche gibt, sind fließend. Hält man Ripple für Krypto, ist Krypto „digitalem Fiat“ gleichzusetzen.

      Denke das ganze Projekt ist zum Scheitern verurteilt, weil Freiheit und absolute Kontrolle sich nicht zu einem stimmigen Konzept vereinigen lassen.

      Wer spricht von Freiheit, wenn es um den „Krypto“ Yuan geht? Lässt sich beides technisch perfekt vereinen, zumal von „kontrollierter Anonymität“ gesprochen wird.

      Schon das Design von Kryptowährungen ist anarchisch. Eine Firmen-Buchhaltung auf Basis von Kryptos kann niemals dauerhaft funktionieren

      Wenn Du Dir ansiehst, was heute selbst in den Top100 auf CMC gelistet ist, kann ich lediglich dem „dauerhaft“ zustimmen. Vielleicht eine Hand voll „anarchischer“ Projekte wirst Du finden, bei zwei Händen wird es schon eher schwierig…

      Denke das wird wieder so eine Luftnummer wie der Petro.

      Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass es nicht so kommen wird. Die Chinesen machen das nicht aus Verzweiflung, sondern möglichen Chancen und sie haben die Macht, auch ein ungewolltes Produkt gegen den allgemeinen Willen zum Erfolg zu bringen.

  3. Meine Meinung zum Krypto Yuan ist, dass die Chinesen hier nur vorläufig die Ersten und Einzigen sind, sind wie übrigens bei G5. Wir werden drauf achten müssen….

  4. Die Story muss ich aber in dem Zusammenhang noch loswerden, ich wohne in Frankfurt und war mit der S-Bahn morgens auf dem Weg zur Arbeit. Es ist ja schon eine Zumutung wie laut manche Zeitgenossen da am Handy telefonieren, aber dieser Text war dann doch nicht alltäglich: „Das ist nur ein Briefing [es folgten die Namen von verschiedenen Banken …]ob so Zahlungen skalierbar übertragen werden können [….] es geht nur darum zu sehen ob der Euro in einer Blockchain skaliert“ ich schmunzelte unterdessen die Dame, die mir gegenübersaß an, aber dann mußte ich leider aussteigen. Cora publico in einer Lautstärke, dass die ganze zuhören konnte, es ist doch immer schön, wenn man kompetentes Personal mit einer Sache betraut, die Chinesen haben es jedenfalls noch nicht verlernt…

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