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Bitcoin Cash: ABC schreibt Miner-Steuer ins Protokoll

Die umstrittene Abgabe der Miner an die Entwickler droht doch noch Teil des Bitcoin-Cash-Protokolls zu werden. Die Entwickler der führenden Node-Software, Bitcoin ABC, haben die Abgabe nun in den Code für die Hardfork am 15. Mai geschrieben.

Es ist, wie es ist, oder auch nicht. Der sogenannte „Feature Freeze“ soll bei Bitcoin Cash (BCH) eigentlich dafür sorgen, dass drei Monate vor der halbjährlichen Hardfork nur die Änderungen finalisiert werden, über die es einen Konsens in der Entwickler-Community gibt. Wenn es aber darum geht, die eigene Arbeit zu finanzieren, scheint diese Regel nicht länger zu gelten. Bitcoin ABC, die führende Node-Software von Bitcoin Cash, hat eine Änderung, die dermaßen umstritten ist, dass sie eigentlich ein No-Go sein sollte, ohne Absprache mit den anderen Entwickler-Teams in die Hardfork-Features für den 15. Mai gepackt: Die Abgabe, mit der Miner verpflichtend einen Teil des Block-Rewards an die Infrastruktur-Entwickler abgeben sollen.

Der Plan der Miner-Abgabe oder -Steuer wurde Ende Januar von einem Konsortium der Bitcoin-Cash-treuen Miner vorgeschlagen. Er stieß in der Folge auf harsche Kritik der Community, weshalb Bitcoin.com kurz danach bekanntgab, nicht länger Teil dieses Vorhabens zu sein. Wir haben angenommen, dass die Miner-Steuer damit eine Totgeburt sei – haben uns aber offensichtlich geirrt. Das Team von Bitcoin ABC unter Amaury Sechet hält unverdrossen an dem Plan fest, der vor allem ihre Arbeit finanzieren soll.

Man habe, schreibt das Team auf seiner Webseite, „die Community-Diskussion genau beobachtet und mit Jiang Zhuoer und anderen Minern geredet.“ Als ein Ergebnis des Feedbacks der Community stehe nun ein aktualisierter „Funding-Plan“. Dieser adressiere mehrere Sorgen, die in den letzten Wochen geäußert wurden. „Bitcoin ABC wurde gebeten, diesen Plan in der Node-Software zu implementieren, und wird dies mit der bald erscheinenden 0.21.0 Version umsetzen.“

Was hat sich seit dem Vorschlag der chinesischen Miner geändert? Zunächst einmal wird der Plan nur aktiviert, wenn die Miner durch BIP 9 dafür stimmen. Dann beträgt der Anteil der Miner-Belohnung je Block, der an die Entwickler geht, nicht länger 12,5 Prozent, sondern nur noch 5 Prozent. Dieser Betrag kann an mehrere Projekte gehen, die auf einer Whitelist stehen. Diese Whitelist genehmigt Projekte, die den folgenden Vorgaben entsprechen: Sie müssen eine „Infrastrukturleistung“ erbringen, die ein öffentliches Gut ist und auf dem andere Projekte aufbauen können, und sie müssen die Software als Open Source veröffentlichen unter einer Lizenz, die kompatibel zum Rest des BCH-Ökosystems ist. Bevorzugt werden dabei Projekte, die Geld benötigen. Entsprechend dieser Kriterien hat Bitcoin ABC eine Whitelist entwickelt, die einen generellen Fund, Bitcoin ABC, Electron Cash und BCHD genehmigt.

Die Bitcoin-Cash-Community reagiert, um es vorsichtig auszudrücken, verhalten begeistert. Im Grunde ist so gut wie jeder entschieden dagegen. Man könnte auch sagen, dass Amaury Sechet sein Blatt überreizt und als „Gründer“ von Bitcoin Cash nun die letzten Reste Sympathie und Wohlwollen, die ihm die Community entgegengebracht hat, endgültig verspielt hat. Bitcoin.com und Bitcoin Unlimited scheinen bereit zu sein, es mit der Opposition zur Abgabe bzw. Steuer ernst zu machen und aufs Ganze zu gehen, der japanische Miner SBI hat bereits ein „Nein“ in die Coinbase-Botschaft geschrieben, und eine Gruppe anderer Miner hat schon vorher angekündigt, die Abgabe nicht zu unterstützen.

Sollte Bitcoin ABC und die chinesischen Miner den Plan also durchziehen – derzeit sieht es so als, als würden sie – droht im Mai eine erneute Spaltung von Bitcoin Cash.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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5 Kommentare zu Bitcoin Cash: ABC schreibt Miner-Steuer ins Protokoll

  1. RIP BCH -.-

  2. Ich weiß wieder garnicht was ihr habt. Ich zahle gerne Steuern und bin über jede Steuer froh, die es gibt. Mit Hilfe von Steuern kann man tolle Sachen machen und kontrollieren. Eine Welt ohne Steuern wäre schrecklich , deswegen braucht ein richtiger Bitcoin auch welche. Meine volle Unterstützung.

  3. Zum Thema Bitcoin Fork… ich finde jeder sollte sein eigene Version von Bitcoin haben.

  4. Soviel dazu das nur Miner etwas zu sagen haben / etwas zu sagen haben sollten.
    BCH, die Geister die ich rief…

  5. Paul Janowitz // 17. Februar 2020 um 12:52 // Antworten

    So eine Zwangsabgabe hat sich ja in anderen Projekten schon gut bewährt, siehe Zcash oder Dash. Bei IOTA war es eine „freiwillige“ Abgabe, um seine Coins zu claimen 😀
    Bei Zcash hat sich eine Selbstbedienungsmentalität mit einer Burn-Rate jenseits von gut und böse entwickelt, bei Dash gibts zumindest eine Art Governance, aber die sind durch ihren Premine eh gut bedient, da brauchen sie nicht noch die paar Prozent Steuer und können damit eine Art Basisdemokratie spielen 😉
    IOTA weitet seine Payroll im Wochentakt aus und muss mittlerweile weit über 100 Leute bezahlen, während diese es auch noch hinbekommen, dass das Netzwerk mal eben eine Woche down ist. Ach ne, 0-Value Transaktionen funktionieren ja noch!

    Bei BCH hat man so eine Governance nicht nötig, man lässt dem Pöbel aber immerhin die Möglichkeit, Aumary selbst oder einen seiner Kumpels zu funden, simuliert ja auch ein wenig Freiwilligkeit.

    Funding von Open Source Projekten ist nicht erst seit Bitcoin ein Thema und man hätte sich bei anderen Projekten umsehen können. Sooooo wahnsinnige Entwicklungssprünge kann ich bei BCH auch nicht erkennen, dass man sagen könnte, das ist nur fair. Wenn dem so wäre, würde die Community wie bei Monero selbst dazu beitragen, wo regelmäßig 5-6 stellige Fundings für einzelne Projekte (sogar komplett externe) mit entsprechenden Milestones eingesammelt werden, freiwillig: https://ccs.getmonero.org/funding-required/

    Das beste Beispiel von Misswirtschaft einer Zwangsabgabe sind wahrscheinlich unsere Öffentlich Rechtlichen mit der GEZ, die für die Grundversorgung mit Information pro Haushalt lediglich knapp 20 Euro monatlich benötigt.

    Eine weitere Spaltung von BCH in Bitcoin Tax oder so ist dringend notwendig, wir haben ja erst Bitcoin, Bitcoin SV, Bitcoin Cash, Bitcoin Gold, Bitcoin Diamond und all die anderen Klone / Forks, die „Bitcoin“ zumindest aus dem Namen getilgt haben, nur eine Eigenentwicklung vermissen lassen…

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