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Studie zeigt, dass Zcash kaum für kriminelles benutzt wird – aber auch nicht für legales

Anonymous. Foto von Luisa via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Um Gerüchten zu begegnen, Zcash werde für kriminelle Machenschaften verwendet, hat die Electric Coin Company eine Studie bezahlt, die dies erforschen soll. Das Ergebnis: Bitcoin ist weiterhin der Standard im Darknet, während Zcash so gut wie keine Rolle spielt. Aber auch außerhalb des Darknets wird Zcash nicht eben viel benutzt.

Man kann nicht alles haben. Zooko, der Gründer des Privayc-Coins Zcash, hätte gerne Anonymität für User, aber bitte keine kriminellen User. Nachdem es immer mehr Behauptungen gab, Zcash werde von Kriminellen benutzt, hat er die Rand Corporation beauftragt, eine Studie zum Thema zu schreiben.

Die Studie von Rand ist online frei verfügbar. Es handelt sich bei ihr um eine weitläufige Literaturrecherche zu Kryptowährungen und Cybercrime, Interviews mit Experten sowie eigene Analysen aus Daten des Darknets. Als wichtigste Disziplinen der kriminellen Nutzung von Kryptowährungen sehen sie Geldwäsche, den Handel mit illegalen Waren und Dienstleistungen sowie Terrorfinanzierung an. Etwas weniger wichtig sind Ransomware, Steuerflucht und Cybercrime.

Die Frage, wie weitgehend Zcash dabei verwendet wird, ist naturgemäß schwer zu beantworten. Das Darknet ist nicht eben transparent mit den Daten, und ein Privacy Coin wie Zcash hat es an sich, dass Transaktionen nicht nachvollziehbar sind. So gehen die Schätzungen, welcher Anteil der Bitcoin-Transaktionen in illegale Aktivitäten verwickelt ist, sehr weit auseinander. Eine Untersuchung meint, es seien 25, wenn nicht gar 40 Prozent, während eine andere von weniger als einem Prozent ausgeht. Die Fakten liegen bereits bei Bitcoin im Nebel. Bei Zcash sind sie vollkommen verdunkelt, so dass die Analysten nur fundierte Schätzungen abgeben können.

So gibt es eher anekdotische Andeutungen, dass Zcash für illegale Güter akzeptiert wird. Der große Darknetmarktplatz AlphaBay war etwa im Begriff, Zcash zu integrieren, wurde dann aber abgeschaltet. Auch die Hackergruppe Shadow Brokers hat scheinbar Zcash für Daten angenommen. Ferner hat die Polizei auch schon Zcash konfisziert, etwa vom Administrator von AlphaBay, sowie im Zuge der Ermittlungen gegen den Hack des Internetdienstes TalkTalk in Großbritannien. Rein intuitiv leuchtet das ein: Bitcoin ist hochtransparent, was zur Folge hat, dass Kriminelle immer wieder über die Spur des Geldes auffliegen. Daher sollte es naheliegend sein, dass sich das Darknet ein neues, anonymeres Zahlungsmittel auswählt.

Aber diese Hinweise sind bislang noch rein anekdotisch und intuitiv. Um harte Zahlen zu erlangen, haben die Analysten eine Übersicht über die Darknetmärkte entworfen, einschließlich der dort verkauften Waren sowie der akzeptierten Zahlungsmittel. Dabei zeigte sich, dass man mit Zcash nur einen winzigen Teil der angebotenen Güter erwerben kann. Bitcoin, Bitcoin Cash, Monero und Ethereum sind sehr viel weiter verbreitet. Im Grunde hat Zcash, so die Autoren, eine extrem vernachlässigbare Präsenz im Darkweb. Zu ähnlichen Schlüsseln kommen sie mit einer zweiten Methode: Sie haben die Darkwebforen analysiert und dabei nach der Nennung von Kryptowährungen gesucht. Auch hier bleibt Zcash kaum erwähnt.

Das Fazit der Analysten ist daher: Man habe „keinen ernsthaften Hinweis auf die weitläufige Nutzung von Zcash für Geldwäsche, Terrorfinanzierung oder illegalen Handel gefunden.“ Ferner komme Zcash in den akademischen Paper, die sie gelesen haben, nur selten vor. Sie konstatieren daher „einen Mangel and Bewusstsein für und Verständnis von Zcash in der Forschungsgemeinschaft“, was womöglich darauf zurückzuführen sei, dass Zcash kaum genutzt werde. Bitcoin hingegen sei „weiterhin die dominante Kryptowährung für illegale oder kriminelle Aktivitäten im Darkweb.“ Daran habe auch das Auftreten sehr viel privaterer Kryptowährungen nicht rütteln können.

Über die Gründe rätseln die Analysten. Dieser Abschnitt liest sich ein wenig wie ein Teil eines Geschäftsberichts, in denen ein Mangel an Erfolg trotz einer an sich plausiblen Strategie vermeldet wird. Liegt es daran, dass die Netzwerkeffekte von Bitcoin einfach zu stark sind? Mangelt es den Kriminellen an einem technischen Verständnis der Materie? Wird sich die Lage ändern, wenn die Kriminellen ihr Wissen ausbauen? Oder könnte die Ursache darin liegen, dass Zcash sich als privaten Coin bewirbt, der aber dennoch vereinbar mit den Anti-Geldwäsche-Regeln ist?

Für Zookos Electric Coin Company (ECC) ist der Bericht natürlich ein Erfolg. Er zeige, „dass Zcash überall auf der Welt vielbenutzt und gut unterstützt wird, aber Kriminelle es nicht nutzen.“ Einer der Gründe dafür läge darin, dass „Zcash nicht dafür gemacht wurde, um die Freiheit auszunutzen.“ Anschließend wiederholt die ECC erneut, dass Zcash für die verschiedensten legalen Transaktionen genutzt wird.

Wenn man sich jedoch die Charts bei Bitinfocharts.com anschaut, bleibt ein eher mageres Bild zurück, das die Aussagen auf dem Blog der ECC schon geradezu zu Desinformation macht. Zcash schafft gut 5.000 Transaktionen am Tag, von denen rund ein Fünftel den Coinbase-Reward darstellt. Seit dem Start der Währung Ende 2016 ist kein ansteigender Trend zu sehen. Andere Privacycoins, etwa Monero oder Dash, verzeichnen deutlich mehr Transaktionen: Monero etwa 15.000, mit einer stark ansteigenden Tendenz in den letzten Monaten, Dash in der Regel 20.000 bis 30.000. Wenn man nach einem Zahlungscoin mit der Option auf starke Privatsphäre schaut, dürfte auch Bitcoin Cash zu den Mitbewerbern gehören, wo man durch CashShuffle seine Coins dezentral mixen kann. Hier entdeckt man gut 40.000 Transaktionen am Tag, also etwa 8 Mal so viele wie Zcash.

Das lässt nur den Schluss zu, dass Zcash nicht nur nicht im Darknet weitgehend verschmäht wird – sondern auch im legalen Bereich. Die Währung selbst genießt nur eine so hohe Aufmerksamkeit, weil der Gründer Zooko ein relativ bekannter Cypherpunk ist, und weil die kryptographische Technologie der Shielded Transactions weithin als brillant gilt. Wirtschaftlich gesehen, also in der Nutzung als Zahlungsmittel, dürfte Zcash weitgehend bedeutungslos sein.

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11 Kommentare zu Studie zeigt, dass Zcash kaum für kriminelles benutzt wird – aber auch nicht für legales

  1. Hallo Christoph und Kommentatoren,

    könnte mir Jemand erklären was es mit dieser Ethereum Geschichte auf sich hat?

    https://beacon.etherscan.io/validators

    Was ist der Gewinn und was das Risiko, wie könnte man da mitmachen, muss man sich registrieren?

    Danke im Voraus

  2. Paul Janowitz // 8. Mai 2020 um 10:27 // Antworten

    Opt-In „Privacy“ hat noch nie funktioniert, insbesondere wenn sie mit zusätzlichen Hürden daherkommt (siehe E-Mail) und als ich persönlich mit Zooko auf dem 34c3 vor knapp 2,5 Jahren gesprochen habe, war seine Absicht, transparente Transaktionen komplett zu verbannen, weil er das genauso gesehen hat. In unserem Gespräch hat er auch einer öffentlichen Diskussion mit mir auf der Bühne zugesagt, die am nächsten Tag leider kurzfristig zurückgezogen hat…

    Immerhin ist der Anteil der „Fully Shielded“ Transaktionen auf ca. 5% gestiegen, noch vor einem Jahr war er stets unter 1%: https://zcha.in/statistics/usage
    Man muss beachten, dass jeder Coinbase Reward erst in eine z-Adresse fließen muss, so wollte man eigentlich die Nutzung anregen/erzwingen. Der z-Pool ist verschwindend gering, die meisten nutzen den z-Pool nur zum „Waschen“ und sind einfach deanonymisierbar, wie bereits mehrere Studien gezeigt haben. Der Privacy Pool schrumpft damit auf wenige Teilnehmer und Coins und man macht sich alleine durch die Nutzung verdächtig ähnlich wie bei Coinshuffle und anderen Coinjoin Implementierungen bei Bitcoin.
    Was hat Zcash überhaupt für einen Sinn ohne z-Adressen? Es ist yet another Bitcoin Clone… Immerhin hat man mit Sapling das Trusted Setup für die z-Adressen etwas vertrauenswürdiger gestaltet.

    Auch wenn ich John McAfee nicht wirklich schätze, hat er das kürzlich gut erfasst:
    https://twitter.com/officialmcafee/status/1256179239231070208

    Dash in den Privacy Vergleich mit aufzunehmen ist wie Bitcoin selbst oder BCH / BSV als Privacy Coin zu bezeichnen, für die ja auch Coinjoin Möglichkeiten existieren, die jeweils wahrscheinlich einen größeren Privacy Pool bieten als Dash, weil das dort auch niemand nutzt. Es wird aber zumindest auch nicht mehr wirklich angepriesen was ich einerseits schade finde, andererseits nur konsequent, da es praktisch keine Privacy bietet. Wenn es mehr Nutzung hätte, wäre da „Pirate“ ARRR wahrscheinlich treffender 😉

    Dazu ist die Entwicklung bei Zcash ungewiss, denn man hat von der geplanten 10% Dev Fee in den ersten Jahren gleich mal 20% verlangt und alles auch konsequent verballert. Jetzt findet man erwartungsgemäß keinen Konsens mit den Minern für eine Anschluss Dev-Fee, die die Burn Rate für übertrieben halten. Aber man hat scheinbar noch genügend Funds, „Studien“ von bekannt unseriösen Firmen erstellen zu lassen, die jede erdenkliche Studie so erstellen, damit der gewünschte Output herauskommt, dazu gibt es im Zusammenhang einige Bücher, die auch Rand Corp behandeln, „Confessions of an Economic Hitman“ oder „Soldiers of Reason“.

    • Nixgeschenkt // 8. Mai 2020 um 14:13 // Antworten

      Es freut mich sehr zumindest in den Kommentaren etwas von PirateChain #ARRR zu lesen. Wobei ich mich schon gefragt habe warum es Herr Bergmann nicht schafft gerade bei diesem Thema wo es um Z-Adressen und deren konsequente Nutzung geht kein Wort über ARRR zu verlieren…
      Bei den Piraten passiert unter der Haube aktuell einiges was sicherlich allein für einen Privacy Artikel mehr als ausreichend wäre.
      – Galleon OS (eigenes voll auf privacy ausgelegtes Betriebssystem)
      – BPSAA (Privacy Allianz)
      – TOR und I2P
      – SubAtomicSwaps
      – PointOfSale System
      – ARRRtomic DEX (Crosschain atomic swaps)
      -…

      • Gibt es denn schon Nutzer? Wenn ich mir die Blocks anschaue, ist da ja gar nichts los.

      • Nixgeschenkt // 8. Mai 2020 um 17:41 //

        Das mit den Nutzern ist natürlich ein generelles Problem in deinem Themenkreis, oder nicht? Eigentlich dachte ich bisher immer dass auch neue Entwicklungen beleuchtet werden die noch in den Kinderschuhen stecken. Ja ich denke tatsächlich dass deine Lightning Berichterstattung oder Bitcon Cash Berichte nicht unbedingt dem „Userzahlkriterium“ unterlagen. Eigentlich hätte ich zu dem Thema hier wohl nichts mehr geschrieben wenn ich mich nicht so sehr über den Kommentar von Paul J. gefreut hätte.

      • Ja, das stimmt. Bitcoin Cash und Lightning sind beide angesichts der Userzahlen etwas überepräsentiert. Aber immerhin hat BCH etwa 8x so viele User wie Zcash etwa. Bei LN mag man vielleicht noch sagen, dass potenziell jeder Bitcoin-User ein Lightning-User sein kann, bzw. dass LN die Lösung ist, um die am meisten genutzte Kryptowährung noch mehr zu benutzen. Es ist, generell, schwierig, und technisch könnte ARRR durchaus interessant genug sein, um mal einen Artikel zu rechtfertigen.

        Im Generellen, der absolute Großteil von krypto ist Trockenschwimmerei, was technisch oft nett ist, aber halt nur begrenzt relevant … wollte mich hier eigentlich auf Themen konzenrtieren, bei denen es auch echte User gibt.

      • Paul Janowitz // 10. Mai 2020 um 12:42 //

        Pirate ist noch sehr jung, man muss abwarten, ob es seine Entwicklungsdynamik halten kann und sich auch auf technologischer Ebene entwickelt / forscht, um z.B. das Trusted Setup endlich hinter sich zu lassen. Da gibt es durchaus Potenzial und auch Monero würde wahrscheinlich zu zk-S(n|t)arks anstelle der aktuellen Ring Singnaturen switchen, wenn diese effizient und ohne zentrale Autorität aufsetzbar werden.

        Zcash hat in diesem Bereich als „First Mover“ bei zkSnarks immer noch die meiste Forschung / Entwicklung auf sich vereint und das wird sich auch bei unsicherem Funding wahrscheinlich nicht so schnell ändern, könnte aber im Gegenzug in einem einzigen Update t-Adressen obsolet machen und das aktuell imo einzige Alleinstellungsmerkmal von Pirate obsolet machen. Die Ankündigen sind natürlich imposant, aber das kennen wir in Crypto-Land zu genüge und man kann ein Projekt nur an dem, was geliefert wird messen.

  3. Das die Shielded Nutzung bei Zcash jetzt hochging hat sicherlich was mit der vor kurzem entwickelten Litewallet für shielded Transactions zu tun – man brauch nun keine Blockchain mehr auf dem Pc um eine shielded Transaction zu machen – Selbiges hat Zcash nun auch für das Handy herausgebracht.

    Meine Prognose: Die Nutzung wird weiter hochgehen für shielded Transactions, wird jedoch nie das Anonset von Arrr erreichen.

    • Paul Janowitz // 10. Mai 2020 um 12:45 // Antworten

      Spätestens mit einem Switch nur zu Shielded Tx wäre das Anon-Set binnen kürzester Zeit deutlich übertroffen, da ARRR noch viel weniger genutzt wird als Zcash, kaum ein Block enthält mehr als die Coinbase Tx.

  4. „Bezahlte Studie“ – Lol – das kennen wir ja ganz gut von der Auto(Abgas)Industrie

    nee – wenns sowas schon braucht – ist doch was faul, oder?

  5. Paul Janowitz // 24. Mai 2020 um 10:08 // Antworten

    In diesem Zusammenhang auch ein interessantes Paper (Preprint, also noch nicht final und ohne Peer Review):
    https://eprint.iacr.org/2020/593.pdf

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