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Krypto-Preise purzeln – liegt es daran, dass eine große Börse wieder Auszahlungen zulässt?

Ein Eisbär schüttelt sich. Bild von Tambaku The Jaguar via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Preis von Bitcoin und allen anderen Kryptowährungen bricht heftig ein. Während Bitcoin Verluste von bis zu 15 Prozent macht, stürzen einige Altcoins deutlich tiefer. Eine der Ursachen könnte, mal wieder, in China liegen.

Das Leben eines chinesischen Bitcoin-Unternehmers dürfte so aufregend wie gefährlich sein. Wenn es gut läuft, wird er zum Milliardär, wenn er Pech hat, endet er in einem chinesischen Gefängnis. Welche Variante sich bewahrheitet, hängt von der Willkür der Regierung ab, die sich in jeder Woche anders entscheiden kann.

Star Xu hatte offenbar Glück – im Unglück. Der Gründer der Börse OKCoin – heute auch als OKEx bekannt – wurde von der Regierung vor einiger Zeit festgenommen. Der Anlass – oder Vorwand – war laut Beobachtern eines der vielen Pyramidenspiele, die in China umgehen, und deren Organisatoren ihre Einnahmen in Yuan, aber auch in Kryptowährungen waschen. Weil Star Xu einen der Teile des Schlüssels für die Wallets der Börse hat, konnte OKEx vorübergehend keine Auszahlungen ausführen. Zumindest ging so die offizielle Geschichte, die aus guten Gründen angezweifelt wird.

Star Xu ist seit kurzem offenbar wieder auf freiem Fuß. Der Unternehmer postete laut Bloomberg in einer privaten Gruppe auf WeChat, dass er mit den Ermittlern kooperiert habe, um einen mehrere Jahre zurückliegende Unternehmenszusammenschluss aufzuklären. Laut Xu ging es dabei um „komplizierte“ rechtliche Angelegenheiten, die sich nun offenbar erledigt haben – zumindest vorerst.

Bei OKEx normalisiert sich der Betrieb wieder. Die Börse verkündet auf ihrem Blog, dass sie die Auszahlungen von Coins „vor oder am 27. November“ wieder aktivieren wird, und löst die Ankündigung schon heute ein. Hinsichtlich der Hintergründe bleibt OKEx weiterhin vage. Die Auszahlungen wurden „als eine Sicherheitsmaßnahme“ vorübergehend suspendiert; das Problem, das dies veranlasste, sei nun aber gelöst.

Für die Kryptomärkte beginnt dagegen ein neues Problem. Laut den Analysten von Glassnode lagen auf den Wallets von OKEx etwa 200.000 Bitcoins – das sind rund 1 Prozent aller Coins oder 3,2 Milliarden Euro zu Preisen von gestern. Diese Coins strömen seit heute wieder auf den Markt, und schon allein die Vorahnung von dem, was sie anrichten können, war womöglich heftig genug, um die Preise einstürzen zu lassen.

Von einer Spitze von beinah 20.000 Dollar (oder etwa 16.200 Euro) stürzte der Preis brutal ein. Bisherige Tiefpunkte lagen bei 16.800 Dollar oder etwa 13.800 Euro, was Verlusten von 15 oder mehr Prozent entspricht.

Noch heftiger traf es viele Altcoins. Vor allem die Kryptowährungen, die in den letzten Tagen extrem gestiegen waren, mussten nun bluten. IOTA fiel von knapp 40 Dollar-Cent auf vorübergehend 28; XRP von 72 auf 47; Cardano (ADA) von 17 auf 12 Cent, und Bitcoin Cash von 350 auf 270 Dollar. Das sind Verluste von 20 bis 30 Prozent von der Spitze bis zum Tal. Die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen fiel derweil von 580 auf rund 500 Milliarden Dollar.

Lag das alles an OKEx? Vielleicht. Die Börse hat ja nicht nur Bitcoin-Wallets, sondern fast jeden beliebten Altcoins, und unter Umständen liegt von diesen ein höherer Anteil der gesamten Menge an Token auf den Wallets von OKEx. Daher könnten die Altcoins nicht nur fallen, weil Bitcoin fällt – das würden sie sowieso – sondern auch, weil die Trader befürchten, dass große Mengen an Coins von der Börse auf den Markt strömen.

Aber vermutlich ist dies nur ein Teil der Wahrheit. Das Ereignis war ein Auslöser, kein vollständiger Verursacher. Ein intakter Bullenmarkt würde es ohne mit der Wimper zu zucken schlucken, wenn bis zu 200.000 Bitcoins auf den Markt fließen. Die Bullen würden sie kaufen, und die Stimmung wäre danach nur noch optimistischer. Wenn es einem Ereignis gelingt, die Stimmung auf dem Markt zu wenden, dann nur, wenn der Markt bereit ist. Die Trendwende muss schon in der Luft gelegen haben.

Vermutlich ist der Kurs im Lauf der letzten Woche zu rasch gestiegen. Der Markt war noch nicht reif für ein neues Allzeithoch. Die Bullen haben es zwar versucht, den Preis über den Rekord von 2017 zu heben, und sie haben es auch vielleicht für einen kurzen Moment geschafft – je nachdem, auf welche Börse man schaut – doch der Kurs konnte nicht dauerhaft über dieser magischsten aller Schwellen bleiben. Nachdem er ein Weilchen knapp unter dem alten Allzeithoch herumeierte, gaben die Bullen offenbar auf. Die Euphorie bekam einen Dämpfer verpasst, der Kurs korrigierte nach unten.

Dafür spricht auch, dass die Kurse in dieser Woche schon Anzeichen einer Überhitzung zeigten. Wie berichtet sind diverse Altcoins sprunghaft angestiegen, ohne dass es einen konkreten Grund dafür gab – etwa XRP, ADA oder IOTA – was man wie beschrieben auch als Signal verstehen konnte, dass die Rally in ihren letzten Zügen liegt – zumindest vorübergehend.

Ob mit diesem Kursgeschehen dem Sturm auf das Allzeithoch dauerhaft die Luft ausgegangen ist, oder ob die Bullen sich nur zurückziehen, um Kraft für weitere Anläufe zu sammeln – das wird man in den kommenden Tagen und Wochen vermutlich sehen.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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3 Kommentare zu Krypto-Preise purzeln – liegt es daran, dass eine große Börse wieder Auszahlungen zulässt?

  1. Ich lese hier schon viele Jahre mit da die Artikel sich immer positiv von den üblichen Newsseiten abgehoben haben. Ich denke Artikel dieser Art mit Spekulation rund um Preisbewegungen werden dem Bitcoinblog nicht gerecht. Kurz: Das war einer der schwächsten Artikel der letzte Jahre 😉

  2. Es ist eine altbekannte Weisheit, dass sich unser Gehirn ständig plausible Geschichten zurecht bastelt. Es ist quasi ein regelrechter Kausalitäten-Generator: Und das verrückte ist, das Gehirn sieht ständig immer irgendwelche Zusammenhänge oder Abhängigkeiten, auch da wo es diese gar nicht gibt.

    Und ich bin mir ziemlich sicher, jeder verfällt zumindest hin und wieder in diesen Modus.

    Ich fand die Hintergrundinfos schon interessant. Ob die dargestellten Zusammenhänge nun wirklich so funktionieren oder anders, das muss sowieso jeder für sich entscheiden…

  3. > Das war einer der schwächsten Artikel der letzte Jahre.

    Ach, letztlich war es wie früher: Preis steigt -> liegt es an Chinese New year? Preis sinkt->liegt es an China?

    Das hat doch Tradition 😀

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