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Ethereum-Preis entkoppelt sich von Bitcoin

Der Markt bricht aus dem Gleichschritt der Kryptopreise aus. Während Bitcoin sich weiterhin von dem Einbruch erholt, erreicht Ethereum bereits ein neues Allzeithoch. Doch es ist noch zu früh, ein „Flippening“ zu beschwören. Denn vom Höchsstand in Bitcoin ist Ethereum noch weit entfernt.

Gewöhnlich schwimmen die Kryptomärkte ähnlich langweilig synchron wie die Aktienmärkte: Wenn einer fällt, fallen alle, und wenn einer steigt, steigen alle. Manchmal der eine mehr und der andere weniger, doch die Bewegungen bleiben weitgehend parallel.

In den letzten drei Wochen hat sich dies etwas verändert: Während Bitcoin von einem Allzeithoch von knapp 33.000 Euro herabgefallen ist, bei 25.000 ein örtliches Tief erreicht hat und sich seitdem erholt, hat Ethereum zwar auch einen leichten Knick mitgenommen, sich aber rasch von diesem erholt und den bestehenden Aufwärtskurs unverdrossen fortgesetzt. So kommt es, dass Bitcoin heute, mit knapp 30.000 Euro, noch ein gutes Stück vom Allzeithoch entfernt ist, während Ether mit 1.300 Euro auf dem bisher höchsten Stand steht – und der wellenförmige Aufwärtstrend makellos intakt aussieht.

Ein-Monats-Chart von Bitcoin (oben) und Ether bei Bitcoin.de

Ein etwas weiter skalierter Chart bestätigt diesen Trend:

3-Monats-Chart von Bitcoin (oben) und Ether in Dollar. Quelle: Coinmarketcap

Wie zu sehen ist, ist der Aufwärtstrend bei Bitcoin etwas eingeknickt, und es ist an dieser Stelle noch offen, ob auf die kurze Seitwärtsphase ein erneuter Höhenflug folgt, oder ob es abwärts geht und die Spitze am 10 Januar der Höhepunkt dieser Rally war.

Anders bei Ethereum: Hier startete der Aufwärtstrend Ende Dezember aggressiver, nahm zwar den Knick von Bitcoin leicht mit, überwand diesen aber rasch und stürmte weiter in die Höhe. Der Trend wirkt hier noch vollkommen intakt, eventuell war es sogar Ethereum, das Bitcoin als Treiber abgelöst hat, und Bitcoin ist derzeit dabei, dem kleineren Coin nach oben zu folgen.

Aber haben wir hier tatsächlich eine Trendwende – oder holt Ethereum lediglich nach, womit Bitcoin in Vorleistung ging? Ein höher aufgelöster Chart hilft uns, eine Antwort auf diese Frage zu finden.

Im Einjahres-Chart von Bitcoin (oben) und Ether (unten) erkennen wir das folgende: Bitcoin stieg im Oktober, November und Dezember deutlich stärker an als Ethereum. Der Bitcoin-Preis lag Anfang Oktober bei 9.200 Euro und am 28. Dezember bei 23.000 Euro, ist also um das 2,5-fache gestiegen. Ether dagegen stand Anfang Oktober bei etwa 300 Euro und hatte Ende des Monats kaum 550 erreicht, hatte seinen Wert also „nicht mal“ verdoppelt.

Nimmt man den heutigen Tag als Marke, konnte Bitcoin seinen Preis seit Anfang Oktober um das gut 3,2-fache steigern, Ether hingegen um mehr als das vierfache. Damit sieht es so aus, als habe sich Ethereum in der aktuellen Rally von Bitcoin abgesetzt.

Doch bestätigt sich das in einer anderen Perspektive? Schauen wir uns an, wie sich der Ether-Preis in Bitcoin verhält:

In der 1-Jahres-Perspektive konnte sich Ether tatsächlich gegenüber Bitcoin behaupten. Von 0,02-0,025 BTC stieg Ether auf beinah 0,04 BTC, um dann kurz wieder unter 0,025 BTC zu fallen und schließlich auf ein neues Hoch von 0,043 BTC zu schießen.

Längerfristig wirkt dieser Trend aber eher trivial.

Im gesamten Kursverlauf von Ether in Bitcoin erkennt man, dass der Anstieg, den Ether seit einem Jahr durchläuft, von einem ziemlich niedrigen Niveau aus gestartet ist. Mitte 2017 toppte der Kurs von Ether mit 0,125 BTC, ging selbst nach dem Einsturz kaum unter 0,035 und bewegte sich dann ein gutes Jahr zwischen 0,036 und 0,08 BTC, mit einem weiteren Ausreisser über 0,1.

Anschließend verlor Ether fortlaufend gegen Bitcoin. Der Kurs sank und sank, bis er schließlich im Januar 2020 einen neuen Tiefpunkt von etwa 0,018 erreicht hatte. Das war in der Gesamtgeschichte von Ether eine von drei eher kurzen Phasen, in denen der Kurs unter 0,02 BTC lag. Der Anstieg von hier aus begann also von einem sehr tiefen Niveau aus, und auch nach der Verdoppelung des Wertes in Bitcoin ist Ether noch weit von den alten Höchstständen entfernt.

Das kann man jetzt so verstehen, dass da noch reichlich Luft nach oben ist, etwa weil man im ETH:BTC-Chart konstant ansteigende Tiefs erkennt. Es kann aber natürlich auch heißen, dass die aktuelle Entkopplung keine Trendwende ist, sondern lediglich die übliche Volatilität eines langfristigen Trends, in dem Ether nicht im Ansatz an der Stellung von Bitcoin kratzt.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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5 Kommentare zu Ethereum-Preis entkoppelt sich von Bitcoin

  1. ETH war bisher immer zu Jahresanfang stark gegen BTC. Es ist ein saisonales Muster, auf das Benjamin Cowen auf seinem Youtube-Kanal schon im September hingewiesen hat.

    • Das kann man so explizit nicht sagen. Unstrittig ist der Zusammenhang der antibakteriellen Verknipslung der Waldtelefone. Und auch der Einfluss und die Sprungkraft der Mülltonnendeckel sind regelmäßig unterschätzte Indikatoren.

  2. @curtff
    Mehr als wunderbar zusammenngefasst.

    Ein lob entspringt fast meinen zusammengekniffenen lippen.

  3. Wo ist eigentlich Paul?

  4. Ich finde, es müssten zusätzlich Charts von noch längeren Zeiträumen gezeigt werden bis hin zum Maximum.

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