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OKCoin nimmt Bitcoin Cash (BCH) und Bitcoin SV (BSV) vom Handel

Fork Fun III von Broderick via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Irgendwann kann man die Stimme des Marktes nicht mehr überhören. Die chinesische Börse OKCoin blieb für eine lange Zeit sehr offen für Bitcoin-Forks wie Bitcoin Cash (BCH) und Bitcoin SV (BSV). Nun aber macht sie eine Wendung und delistet die beiden Forkcoins.

Wie viele Börsen muss OKCoin, eine der traditionellsten Bitcoin-Börsen aus China, nicht nur entscheiden, welche Coins neu auf den Markt kommen – sondern auch welche vom Markt entfernt werden. Mittlerweile gibt es einfach so viele Altcoins, dass bei einer hinreichend großen Menge an gehandelten Assets auch mal eine Niete dabei ist, die man lieber nicht mehr anbietet.

Daher führt OKCoin, erklärt ein Post von CEO Hong Fang, „regelmäßig Reviews der digitalen Asseta auf unserer Plattform durch, um sicherzustellen, dass deren Qualität weiterhin unseren Standards entspricht.“ Neben der Performance auf dem Markt – also dem Umsatzvolumen und damit den eingespielten Gebühren – „berücksichtigen wir eine Vielzahl an Faktoren, darunter die Entwicklung des Ökosystems, der Ethos, die Stabilität des Netzwerks, die Qualität der Entwicklung, die Liquidität sowie ethische oder reputatorische rote Flaggen.“

Die Entscheidung, sowohl Bitcoin Cash als auch Bitcoin SV vom Markt zu nehmen, war das Ergebnis eines solchen Reviews. Da die Entscheidung aber einen einzigartigen Kontext habe, erklärt Hong Fang sie genauer.

Vor etwa einem Jahr hat OKCoin begonnen, darüber nachzudenken, welche Rolle die Börse im Ökosystem der Kryptowährungen spielen sollte. Dabei entdeckten sie die große Bedeutung von Bitcoin für den gesamten Markt und beschlossen, proaktiver Bitcoin zu unterstützen. Dies machte die Börse dann etwa durch einen Entwickler-Fonds oder dem jüngst verkündeten Plan, noch 2021 das Lightning-Netzwerk zu integrieren. Die Börse möchte „konstruktiv zum Bitcoin-Ökosystem beitragen.“

Die beiden großen Forks von Bitcoin, BCH und BSV, hat OKCoin zunächst unterstützt. Denn man glaube, schreibt Hong Fang, daran, „dass die Mitglieder der Community die Freiheit haben, ihren eigenen Weg zu gehen, je nach philosophischen und technischen Überzeugungen … wir sehen einen signifikanten Wert darin, Unterschiede zu würdigen und zu feiern, da sie Innovationen hervorrufen und die Suche nach der Wahrheit vorantreiben.“ Unabhängig von der eigenen Meinung zu bestimmten Assets sieht sich OKCoin „nicht in der Position, für unsere Kunden auf ein Pferd im Rennen zu setzen. Stattdessen soll der freie Markt, und nur der freie Markt, die Macht und Fähigkeit haben, zu bestimmen, wer gewonnen hat.“

OKCoin hat dem freien Markt also eine Plattform gegeben. Und der hat sehr deutlich entschieden: „Heute hat die Marktkapitalisierung von Bitcoin mehr als eine Billion Dollar erreicht und Top-Unternehmen wie Visa oder Facebook überholt. BCH und BSV dagegen sind mit 1,5 oder 0,5 Prozent von Bitcoin bewertet.“

Dennoch wäre OKCoin neutral geblieben – wäre da nicht Craig Wright, der Häuptling von Bitcoin SV, der seinen Anspruch, Satoshi zu sein, gerne mit juristischen Fehden vertritt. Als OKCoin nun die Neuigkeit mitbekam, dass Wright versuchte, seine Copyright-Ansprüche auf das Bitcoin-Whitepaper durchzusetzen, „brachte uns das in ein sehr unangenehmes Dilemma.“ Zwar würde man gerne die Kunden entscheiden lassen, doch man könne auch nicht unterstützen, das Wright die Open-Source-Community mit seinen Copyright-Ideen bedroht.

„Bitcoin wurde niemals durch ein Individuum oder eine Entität besessen oder kontrolliert und soll dies niemals werden. Bitcoin wurde durch den pseudonymen Satoshi Nakamoto geschaffen. Unabhängig davon, wer dies ist, steckt der Ethos von Open-Source und einem dezentralen und von der Community gestalteten Konsens tief in der DNA von Bitcoin. Wer diesen Ethos angreift, greift das Fundament von dem an, wofür Bitcoin steht.“

Und da OKCoin schon einmal in dieser Diskussion war, führte dies auch zu den Problemen des „Markenkonflikts zwischen Bitcoin und seinen Derivaten.“ Es gebe viele Assets, die als Fork von Bitcoin entstanden sind. Manche wie Litecoin haben eigene Namen und Logos, während andere, wie BCH oder BSV, „Bitcoins Marke missbrauchen, um sich selbst als ‚der wahre Bitcoin‘ zu bewerben. Diese Markenentscheidung ist, rückwirkend betrachtet, ein fragwürdiger Weg.“ Ist OKCoin also in der Pflicht, die vielen Newcomer, die seit 2020 auf den Markt strömen, vor Verwirrungen zu schützen?

Nach langem Diskutieren entschied die Börse: Ja, sie ist. Daher entfernt sie Bitcoin Cash und Bitcoin SV ab März vom Handel.

Natürlich verkleidet die Börse eine vor allem opportunistische Entscheidung durch die Beschwörung von Ethos und Ethik. Sie macht jedoch das, was sie behauptet – sie folgt dem Markt. Und nachdem Bitcoin Cash seit 2017 und Bitcoin SV seit 2018 die Chance hatte, Bitcoin (BTC) herauszufordern, hat der Markt den Forkcoins wieder und wieder eine Abfuhr gegeben. Sowohl BCH als auch BSV sind im Ranking der Coins nach Marktkapitalisierung immer weiter herunter gerutscht, BCH ist nun auf Platz 10, BSV auf Platz 20, der Preis ist, in Bitcoin (BTC) gemessen, bei beiden Coins auf einem Allzeittief. Daher muss man, selbst wenn man die Roadmaps der Forkcoins unterstützt, konstatieren, dass der Markt sich eben anders entschieden hat. Und das kann man nur hinnehmen.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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15 Kommentare zu OKCoin nimmt Bitcoin Cash (BCH) und Bitcoin SV (BSV) vom Handel

  1. Gut so,
    bei BCash und Wraigts Scamcoin gings eh von Anfang an nur darum neue Markteilnehmner durch den Namen „Bitcoin“ zu verwirren.

    • Falsch. Es geht darum, dass BTC nicht mehr dem Whitepaper entspricht.

      • so what .. der 2021er mercedes entspricht nicht mehr dem whitepaper von 1926.

      • Welche Version des Whitpapers entspricht BCH oder BSV ? Bin verwirrt 😉

      • Nun ja, die ursprüngliche Absicht war elektronisches Geld in die Welt zu setzen (Banking the unbanked) und kein digitales Gold. Aber für mich ist es okay, dass BTC sich zu einem digitalen Gold entwickelt hat. Die Aussage von Tau Neutrino bezüglich BCH ist eine Lüge.

        Mittlerweile verarbeitet BCH sogar mehr Transaktionen als BTC. Anwendungen, wie https://noise.cash oder https://read.cash gewinnen gerade in ärmeren Ländern, wie z. B. den Philippinen oder Bangladesch ungeheure Popularität, weil diese ermöglichen, auf einfache Art und Weise durch guten Content Geld zu verdienen.

        Und auch Kim Dotcom unterstützt Bitcoin Cash und hat diese Webseite erstellt, welche die Unterschiede zwischen BCH und BTC aufzeigt: https://whybitcoincash.com/

  2. Das diese Begründung BS ist, lässt sich schon daran erkennen, dass Ethereum Classic nicht entfernt wurde.
    Fangen die Börsen jetzt außerdem an, Kanadische und Australische Dollar von den Börsen zu entfernen?

  3. Schade, wirklich sehr schade.

  4. @SpecT: https://bitcoin.org/bitcoin.pdf
    BTC entspricht dem leider nicht mehr.
    Um bei der Analogie mit dem Mercedes von 1926 zu bleiben. BTC hat sich zu einem Boot entwickelt, BCH ist noch immer ein Auto.

  5. „BitcoinBlog.de entfernt das Subreddit r/btc von der Homepage“ wäre eine noch schönere Schlagzeile 😉

    • Warum?

      • (1) Das Reddit ist unverhältnismäßig laut.
        (2) Es geht in dem Reddit auch irgendwo um Bitcoin Cash; hauptsächlich kreist die Diskussion seit jeher aber darum, wie schlimm Bitcoin doch ist.
        (3) Es gibt einige sehr viel interessantere Coins als Bitcoin Cash.

      • Ja, das stimmt. Die Zeit, in der der Sub relevant und nicht eher irreführend ist, ist vorbei.

      • zu 1 und 2: Ja, das stimmt wohl. Es wäre sinnvoller, wenn sich dort die Diskussionen darum drehen würden, was BCH besser kann, nicht darum, was BTC schlechter kann. Andererseits ist das jedoch verständlich, da BCH ständig Angriffen ausgesetzt ist. Siehe dazu gleich der erste Kommentar von Tau Neutrino. Müsste man nicht deshalb den Bitcoinblog auch löschen?

        zu 3: es gibt nicht viele Coins, die sich auf das Thema Cryptocurrency im engeren Sinne fokussieren, nämlich als P2P Cash. BCH bietet viele Features, wie Token, DeFi, Privacy und vor allem eine engagierte Community, bei der es darum geht, die Welt ein wenig gerechter zu machen und auch diejenigen am Finanzsystem teilhaben zu lassen, die keinen Zugang dazu haben. Welche Coins kennst du, die all das bieten und das gleiche Ziel verfolgen?

  6. Wie im richtigen Leben. Ab und zu muss eben aufgeräumt werden. Tröstlich, dass BCH und BSV noch auf genügend anderen Exchanges vertreten sind. Außerdem gibt es auch noch DEXs, und andere Kryptoprojekte sind auch nicht auf allen größeren Exchanges gelistet. Jetzt müssen sich beide Projekte noch stärker durch ihre Technologie profilieren. Wettbewerb ist gut und es ist Zeit, auch anderen aussichtsreichen Projekten eine Chance zu geben. Die wenigsten Exchanges dürften OKCoin in ihrer Entscheidung nachfolgen, und somit bleibt auch unter den Exchanges der Wettbewerb gewährleistet. Großen Respekt für OKCoin!

  7. OK, sie beschützen BTC und schmeisen BCH und BSV raus, weil diese behaupten näher am „wahren Bitcoin“ (wie im Whitepaper beschrieben) zu sein. Ist ihre Börse und ihr gutes Recht.

    Aber dann schreiben sie: „Because of Bitcoin, for the first time in human history, value can be encrypted, stored and freely transmitted without any intermediary in a global peer-to-peer network.“ Da musste ich lachen, so paradox.
    Bitcoin ist nicht verschlüsselt und der „store of value“ ist nur eine von vielen Eigenschaften. Digital cash haben sie erst garnicht erwähnt. Und inwieweit ist OKCoin nicht selbst als Vermittler zu sehen? Sie beschützen das Whitepaper, aber haben wohl selbst nicht reingeschaut.

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