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„Wenn die geringste Chance besteht, dass Bitcoin in Zukunft wertlos sein wird, ist es bereits heute wertlos.“

Nassim Nicholas Taleb. Bild von nrkbeta via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Nassim Nicholas Taleb teilt in einem Paper einen Rundumschlag gegen Bitcoin aus: Die Kryptowährung tauge weder als Währung noch als Inflationsschutz; ihr echte Wert betrage exakt Null komme Null. Wir haben das Paper mit Entsetzen gelesen.

Nassim Nicholas Taleb hat ein Paper über Bitcoin geschrieben. Falls ihr den berühmten Autor kennt, muss ich ihn nicht vorstellen, falls ihr ihn nicht kennt, müsst ihr nichts darüber lesen, wie er zu Bitcoin steht.

Wenn das Ego über den Intellekt hinauswächst

Daher, in aller Kürze: Taleb kommt eigentlich aus dem Trading, hat sich aber eine Marke aufgebaut als jemand, der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Risikomanagement und antike Weisheit zu einer lebensnahen Philosophie verbindet. Seine Bücher, etwa „Der schwarze Schwan“ und „Antifragilität“, gehören mit zum interessantesten, was die Populärphilosophie in den vergangenen Jahrzehnten hervorgebracht hat.

Allerdings zeigte sich spätestens bei „Skin in the Game“, dass Talebs Ego seinem Intellekt davongerannt ist. Die Argumente werden dünner und wirrer, und er ertränkt den zunehmend genervten Leser mit egomanischen Statements, prahlerische Anekdoten und plumpen, geifernden Schimpforgien von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern.

Wie Taleb zum Bitcoin-Feind wurde

Noch 2018 hat Taleb das Vorwort zum Buch „Bitcoin Standard“ geschrieben. Doch irgendetwas geschah, und er begann in diesem Frühjahr, auf Twitter gegen Bitcoin zu stänkern. Dabei schreibt er meistens etwas von „Idioten“ und „Amöben-Hirnen“.

Dann wurde er zur Coingeek-Konferenz nach Zürich eingeladen, wo er per Video mit Craig Wright diskutierte, und danach veröffentlichte er ein Paper, in dem er „beweist“, dass Bitcoin einen Wert von genau 0 Dollar hat.

Und da wären wir also. Bei seinem Paper „Bitcoin, Currencies, and Bubbles“. Das Paper hat, zum Glück, nur sechs Seiten; es mischt auf diesen, leider, eine ganze Menge Thesen.

Wie man Blockchains nicht erklärt

Zunächst beschreibt Talebt aber, was eine Blockchain ist. Das klingt dann überraschenderweise so:

„Das Konzept hinter einer solchen Kette ist recht intuitiv für frühe Praktiker von quantitativen Finanzwissenschaften. Man muss berücksichtigen, dass einige von uns, bevor effiziente Software für Monte Carlo Simulationen weithin verfügar wurde, Methoden benutzt haben, um pseudozufällige Variablen durch einige Formen von verketteten nicht-linearen Varablen zu bilden, ganz im Sinne der ursprünglichen Idee von Von Neumann.“ Aha. Danach folgt eine Reihe von Formeln, bis man erfährt, was die Blockchain dem ganzen hinzufüge: „die Bedingung, dass r(.) funktional und probabilistisch bijektiv sein muss“.

So. So. So. Und was sagt uns das? Mir fällt nur ein, dass Taleb damit beweist, dass sein sonst so feinfühliger Bullshit-Generator nicht mehr funktioniert, wenn er selbst in die Tasten haut.

Lassen wir dieses peinliche Intro jedoch ein peinliches Intro sein und kommen zum Kern der Sache:

„Warum Bitcoin exakt 0 wert ist.“

Taleb präsentiert nun ein auf den ersten Blick interessantes Argument, weshalb der Wert von Bitcoin Null betragen müsse.

Er beginnt etwas verschwurbelt mit dem „Gesetz der iterativen Erwartungen“: Dieses mache es zum „zentralen Prinzip rationaler Erwartungen an den Preis von Wertpapieren“, dass dieser in der Gegenwart die Erwartung inkorporiere, dass wir einmal erwarten werden, dass sich der Preis ändert.

Das ist nicht uninteressant: Der aktuelle Preis enthält nicht nur die Erwartung an künftige Preise – sondern die Erwartung der Erwartung.

Nicht uninteressant ist auch eine Art Klassifizierung von Bitcoin als Finanzinstrument: Viele Aktien schütten Dividenden aus, und bei denen, die es nicht machen, kann man erwarten, dass sie später aufgekauft werden, wenn das Unternehmen wächst. Aktien erwirtschaften also Erträge. Bitcoin und Gold haben gemein, dass sie keine Erträge erwirtschaften.

Anders als nach Bitcoin gebe es jedoch eine „reale“ Nachfrage nach Gold, einerseits durch Schmuckhersteller, andererseits durch die Industrie. Und anders als Bitcoin funktioniere Gold auch dann, wenn die Miner die Blockchain nicht aktiv erhalten.

Bitcoin ist also ein sehr spezielles Asset: Es wirft keine Erträge ab, und es kann, wenn die Miner aufhören, Miner zu sein, jeglichen Wert verlieren. Taleb stellt nun ein Gesetz auf, dass Bitcoin wie an den Leib geschneidert passt: Wenn ein Asset keine Dividende abwirft und auch nur die geringste Chance besteht, dass es einmal eine „absorbierende Barriere“ trifft, muss sein gegenwärtiger Wert Null betragen.

Da Bitcoin keine Dividende abwirft und die Gefahr besteht, dass das System komplett ausfällt, wenn die Miner ihm den Rücken kehren – muss der gegenwärtige Wert von Bitcoin also null sein.

Der wissenschaftliche Wert von Talebs These

Taleb behauptet also, der Wert von Bitcoin sei Null, und er meint, er habe dies bewiesen.

Das Argument ist schwer zu widerlegen, da es im Grunde kein Argument ist. Es ist noch nicht mal eine Hypothese, da Taleb keinen Versuch unternimmt, es logisch zu erklären. Es ist nicht mehr als eine aus der Luft gegriffene Behauptung: Ein Asset, das keine Dividenden erwirtschaftet, aber in Zukunft auf einen Wert von 0 fallen kann, muss auch jetzt einen Wert von 0 haben.

Weder präsentiert Taleb logische oder empirische Gründe, warum seine Behauptung gelten sollte, noch unterzieht er sich der Mühe, seine „These“ an der Wirklichkeit zu prüfen. Er stellt sie in den Raum und meint dann, dies würde ausreichen, damit sie wahr ist.

Dabei ist die These schon logisch gesehen vollkommen unhaltbar. Wäre sie ein Algorithmus, würde der Computer abstürzen; wäre sie ein Gedicht, würde es den Takt verfehlen. Taleb behauptet, Güter wie Bitcoin könnten in der Gegenwart keinen Wert haben, weil sie diesen in Zukunft verlieren könnten. Da aber jeder Zeitpunkt einmal „Gegenwart“ war, dürften die Güter niemals einen Wert gehabt haben. Das ist aber empirisch falsch – Bitcoin hatte und hat ja einen Wert – und es ist logisch sinnfrei: Denn nur das, was einmal einen Wert hatte, kann diesen auch verlieren. Talebs These widerspricht sich also selbst.

Man könnte diese Widersprüche vielleicht ausräumen. Etwa indem man den Zeitpunkt depräzisiert: Das betreffende Asset wird wertlos sein, bevor es wertlos wird; Gegenwart meint nicht jede, sondern irgendeine Gegenwart, notwendigerweise eine Gegenwart in der Zukunft, also dementsprechend: Zukunft. Damit entzieht sich die Theorie aber jeder empirischen Prüfbarkeit: Die Gegenwart, in der Bitcoin wertlos wird, kann ja immer noch eintreten, egal wie weit wir in der Zukunft sind. Talebs These kann dadurch nicht unwahr werden.

Alternativ könnte man „Wert“ anders definieren: Nicht der Preis, den etwas auf dem Markt erzielt, ist der „wahre Wert“, sondern das, was eine ausgefeilte Theorie behauptet. Beispielsweise die Theorie, die Taleb in dem Paper ausbreitet. Damit hätte die Theorie über den Wert von Bitcoin natürlich immer recht, da der Wert das ist, was sie sagt. Wenn Taleb sagt, der Wert von Bitcoin sei Null, dann hat er recht, da der Wert von Bitcoin das ist, was er sagt. Auch damit wäre die These der Prüfbarkeit entzogen.

Wissenschaft bedeutet allerdings, in sich konsistente Thesen zu entwickeln, deren Wahrheitsgehalt auf nachvollziehbare Weise geprüft werden kann. Talebs These ist aber entweder in sich widersprüchlich oder nicht prüfbar. Ihr wissenschaftlicher Wert ist daher, in Zukunft und in der Gegenwart … null.

Ich denke, also muss es auch so sein

Taleb macht sich in seinem Paper wie gesagt nicht die Mühe, die These, die er in den Raum wirft, zu prüfen, zu bestätigen, zu widerlegen oder zu untermauern. Anstatt Wissenschaft zu betreiben, folgt er dem Motto: Cogito, ergo est: Ich denke, also ist es so.

Er könnte die verbleibenden vier Seiten des Papers zu nutzen, um seine These auf ein solides Fundament zu stellen. Aber stattdessen wirft er dem Leser eine Batterie ähnlich schwach aufgestellter Kritikpunkte an Bitcoin um die Ohren.

Erstens sei es ein „fundamentale Fehler“ von Kryptowährungen, dass die Miner, die das System erhalten, Geld verdienen, indem sie neue Einheiten schöpfen, anstatt am Volumen der Zahlungen zu verdiene. Die Inflation verschleiere „das völlige Versagen von Bitcoin, eine Währung zu werden.“

Zweitens, und irgendwie mit erstens verbunden, nörgelt er, Bitcoin-Transaktionen seien teurer als Banküberweisungen, und „um Größenordnungen langsamer als konkurrierende kommerzielle Systeme“. Um einen Kaffee mit Bitcoin zu kaufen, weiß Taleb, müsse man zehn Minuten warten. Das ganze System sei gar nicht in der Lage, ein großes Volumen von Transaktionen zu verarbeiten.

An dieser Stelle kann man nur noch mitleidig mit den Schultern zucken. Taleb demonstriert hier so glasklar sein Unwissen, dass sich die ganze peinliche Anmaßung enthüllt, die seinem Paper zugrunde liegt: Er hat keine Ahnung, aber weiß es dennoch besser als alle anderen. Cogito, ergo est.

Jeder, der auch nur ein wenig Ahnung von Kryptowährungen hat, der die Transaktionsgebühren von Bitcoin und Ethereum beobachtet, der schon einmal unbestätigte Transaktionen verwendet hat, der die Lightning-Entwicklung beobachtet – jeder, der sich auch nur sporadisch mit Krypto beschäftigt, würde es besser wissen als Taleb.

Aber leider geht das Paper noch weiter.

Weil der Wert nicht inflationiert, kann eine Sache kein Inflationsschutz sein

Taleb schwenkt nun zur Demonetarisierung von Gold um. Bekanntlich wurde mit dem Ende des Bretton-Woods-System 1971 die Konvertierbarkeit des Dollars zu Gold aufgelöst, womit der Dollar nicht mehr (direkt) durch Gold gedeckt war.

Zuvor gab es eine Gold- und Silberblase. Danach haben Gold und Silber eine Menge an Wert verloren. „Noch heute, 41 Jahre später,“ behauptet Taleb nun, „haben weder Gold noch Silber ihre vorherige Spitze erreicht“. Dies gilt natürlich nur, wenn man die Inflation herausrechnet.

Dieser interessante Fun Fact bedeute nun, folgert Taleb aus ziemlich mysteriösen, mal wieder unenthüllten Gründen, dass Gold kein guter Inflationsschutz sei. Moment … nochmal: Wir haben ein Gut, dessen Preis der Inflation so gut widersteht, dass Taleb diese herausrechnen muss, um zu erkennen, dass der Wert stagniert – und dann behauptet er, es sei kein guter Inflationsschutz? Wirklich? Wie kommt man darauf?

Etwas solider ist sein Argument, dass es für eine Währung nicht ausreiche, wenn zwei ökonomische Agenten eine Transaktion in einer bestimmten Einheit abwickeln. Stattdessen müssen auch Löhne in der Währung bezahlt werden und Preise in ihr angegeben werden. Damit Bitcoin Währung ist, bräuchte es also Gehälter in einer fixen Bitcoin-Summe. Dies sei derzeit nicht so und könne auch in Zukunft nicht so sein.

Warum es in Zukunft nicht sein könne, behält Taleb für sich. Aber an sich wäre das ein (altvertrautes, wohlbekanntes) Argument gegen Bitcoin, das man auch stehen lassen kann. Das Paper hat seinen intellektuellen Höhepunkt erreicht.

Wer einmal trickst, dem …

Danach rattert Taleb eine Kette weiterer angeblicher Kritikpunkte herab, die zu widergeben ich mir nicht die Mühe machen möchte. Sie sind teilweise wirr und unverständlich, teilweise substanzlos, teilweise grundfalsch, teilweise nährungsweise solide.

Es ist bei all dem nicht so, dass ich bisher ein Fan von Taleb gewesen wäre. Ich war bei der Lektüre von Skin in the Game nach spätestens der Hälfte extrem genervt. Aber immerhin, ich hatte einen gewissen Respekt vor seinem Intellekt, ich fand seine Thesen inspirierend, originell und herausfordernd, und ich habe sogar bewundert, mit welcher Sprachgewalt und Vehemenz er sie dem Leser in den Kopf hämmert. Dieses Paper hier wirft aber eine andere Frage auf:

Wenn ein Autor die Fähigkeit demonstriert, Unfug als Wissenschaft auszugeben, und daher eine gewisse Chance besteht, dass seine Theorien in Zukunft in eine absorbierende Barriere geraten werden — hat dann alles, was er schreibt und sagt einen Wert von exakt 0?

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23 Kommentare zu „Wenn die geringste Chance besteht, dass Bitcoin in Zukunft wertlos sein wird, ist es bereits heute wertlos.“

  1. Objektiv handeln // 29. Juni 2021 um 19:02 // Antworten

    Ich sag auch dass der Bitcoin keinen Wert hat. Es ist ein Zahlungsmittel. Wieviel ist ein 50-Euro-Schein materiell wert ? Nix, weil kann ja keiner was mit anfangen außer was zu bezahlen. Also eigentlich ist der minimale Wert eines Zahlungsmittels sein Gestehungskostenwert. Der innere Wert sozusagen. Natürlich hat der Bitcoin den Wert welcher der Markt ihm durch Tausch mit anderen Dingen gibt. Aber faktisch ist der Bitcoin eine Datei. Also eine Information. Also nix wert, außer einer zahlt was dafür. Aber nochmal: der Bitcoin ist kein Wert sondern ein Zahlungsmittel. Vergleichbar mit ner digitalen Briefmarke. Und nur weil nicht fälschbar und ein endlich knappes Gut eben was besonderes. Aber eigentlich ein Sammlerobjekt dessen „Wert“ schon tulpenzwiebelmässig überbewertet ist.

    • Nichts hat einen inneren Wert. Wert ist immer subjektiv im Auge des Betrachters. Etwas einen Wert geben können immer nur Käufer und Verkäufer zum Zeitpunkt der Transaktion. Geben Sie mal ein Beispiel zu etwas das von selbst „Wert“ hat.

      • Kogekisha // 1. Juli 2021 um 16:42 //

        Spontan würde ich alles nennen was gesunde Nahrung ist.
        Oder Trinkwasser, das hat einen Wert der inflationär steigt,
        wenn man es braucht 🙂
        Kleidung hat ihren inneren Wert, vor allem wenn es kalt wird.
        Geld ist nur ein Werteversprechen, mehr nicht ich denke das
        wissen wir alle.

  2. Multi-Akademiker // 29. Juni 2021 um 19:43 // Antworten

    Die Veranstaltung, in der wir aktuell (noch) leben, nennt sich KAPITALISMUS.
    Und damit gelten auch die (oftmals Betrügerischen, bereichernden, vom Gesetzgeber ausdrücklich! gewünschten) Regeln für jedes Objekt, was man einem Wert zugeordnet hat.
    – sich hemmungslos auf Kosten anderer bereichern! Das geht stets straffrei aus.

    Wer das Handwerk des gigantischen Betrügens lernt und straffrei ausführen kann, Finanzbereich ist dafür geschaffen worden, der dürfte eigentlich keine Kritik üben…

    Aber was sagen die genialen Mathematiker auf der Fachebene zu den mathematischen Ausdrücken im Bericht?

    • Meine Meinung // 30. Juni 2021 um 15:30 // Antworten

      Du hast „Kapitalismus“ nicht verstanden. Ein Kapitalist kann sich nur im Rahmen der geltenden Gesetze „bereichern“. Diese gelten aber für Alle. Manche sind eben geschickter als Andere. Das gibt diesen Anderen aber nicht das Recht, nach Umverteilung zu schreien. Es kann sich im Kapitalismus ja jeder nach Kräften selbst bereichern. Man muß es nur tun. Und das können oder wollen Viele nicht. Dann aber auch nicht jammern, dass es einem schlecht(er) geht, vor Neid zerplatzen und/oder ohne Gegenleistung an den Besitz Anderer wollen.

      • Das ist eine ziemlich idealisierte Beschreibung des Kapitalismus, zum Beispiel ohne Bestechung und ohne Einflussnahme auf Gesetze, die dann zwar für alle gelten, aber nur wenigen nützen. s. z. B. die aktuellen Leaks zu Exxon in den USA.

        Und mit deiner hochgradig unsozialen libertären Aussage widerspricht du dir dann selbst: „Es kann sich im Kapitalismus ja jeder nach Kräften selbst bereichern. […] Und das können […] Viele nicht.“

  3. Demzufolge war die Mona Lisa schon immer wertlos.
    Wirft keine Dividende ab und könnte irgendwann einen Wert von 0 erreichen.
    Schon traurig wenn man zu solchen Gedankengängen gezwungen wird

  4. Frank Müller // 30. Juni 2021 um 0:37 // Antworten

    @Tom: Das stimmt, den ungleublichen Wert der Mona Lisa hab ich auch noch nie richtig verstanden 😉

    Geld hatte seinen Wert doch schon immer nur, weil Menschen daran geglaubt haben, dass es einen Wert hat. Das ist bei Bitcoin gar nicht so anders. Aber solange Menschen daran glauben – und es werden aktuell immer mehr – hat Bitcoin ganz sicher einen Wert.

    Ich wäre jetzt andererseits auch nicht so schnell Taleb zu verteufeln, nur weil er mal nicht auf der Bitcoin-Seite spielt. Das hat er eigentlich noch nie wirklich. Das ist gar nicht sein Thema. Sein Thema ist der Umgang mit Risiken und da hat er IMHO durchaus eine Menge zu zu sagen.

    Er hat auch schon immer gut bewiesen, dass er im Wesentlichen die Fähigkeit besitzt alle gegen sich auf zu bringen. Wenn er einem aus der Seele sprach, fand man ihn gut, bis er als guter Nonkonformist genau das nicht mehr tut.

    Ich finde aber trotzdem viele seiner anderen Gedanken nach wie vor interessant. In der heutigen Medienwelt wird man so schnell ein Star und stürzt dann auch so schnell wieder ab, das wird der Sache dann auch nicht gerecht.

    Also locker bleiben, von solchen Statements wird Bitcoin nicht eingehen, und wenn doch, war es tatsächlich zu fragil. Glaub ich aber nicht.

    • Meine Meinung // 30. Juni 2021 um 15:33 // Antworten

      Guter Kommentar.
      Man sollte sich immer die Meinung Anderer anhören. Es könnte den eigenen Horizont erweitern. Man muß die Meinung aber zum Glück nicht übernehmen.

  5. Sein Werk „Der Schwarze Schwan“ empfand ich als Meisterwerk. Ich habe es mehr als drei Mal gelesen bzw. gehört. Da waren sein Spitzen gegen andere „Experten“ und Politiker noch wohl dosiert. Auch „Skin in the Game“ fand ich nicht schlecht, nur waren die Beschimpfungen der Anderen teilweise schon unerträglich. Ich glaube einfach, er ist geisteskrank geworden oder hat einen Gehirntumor oder so… Es ist schon auffällig wirr, was er neuerdings so von sich gibt.

    Mit dieser kruden Logik, könnte man beweisen das Währungen wertlos sind. Es gibt mehr ehemalige Währungen, die keinen Wert mehr haben, als derzeit funktionierende Währungen. Also ist geht die Wahrscheinlichkeit an unendlich groß, das in Zukunft auch unsere derzeitigen Währungen keinen Wert mehr haben werden. Und nach dem Talebschen Gesetz hat keinen Wert was einmal Wertlos werden könnte.

    Also werde ich beim Bäcker argumentieren, die Brötchen sind wertlos, weil Übermorgen bekommst du keinen Cent mehr dafür, also gib sie gleich kostenlos rüber…

  6. Meine Meinung // 30. Juni 2021 um 15:24 // Antworten

    Ich mache hier jetzt mal den „Oberphilosophen“, aber – anders als der Autor des Buches – rational:

    NICHTS hat einen Wert.

    Warum? Weil in ein paar Milliarden Jahren die Sonne die Erde „absorbiert“. Also können wir heute davon ausgehen, dass keine Ware, kein Geld, keine Idee – einfach nichts einen Wert hat, wenn die Gefahr besteht, dass es nicht „überlebt“, sondern in Sternenstaub zerfällt.

    Warum sollte also Bitcoin einen Wert haben, wenn ihn andere Dinge auch nicht haben?

    Und dennoch gebe ich keinen Satoshi ohne Gegenleistung ab – es sei denn, für eine Spende.

    Fertig. Buch besprochen.

  7. Marcel Stromberg // 30. Juni 2021 um 22:27 // Antworten

    Es ist erstaunlich wieviel Aufmerksamkeit ihr diesem „Nassim Nicholas Taleb“ mit diesem Artikel gewidmet habt! Dann hat er also zumindest einen wesentlichen Teil seines Ziele erreicht. Denn die Aufmerksamkeit eines Teils der Kryptointeressierten habt ihr ihm zuteil werden lassen. Nach einem drittel des Artikels verlies mich das Interesse.

    • Naja, er ist halt recht bekannt. Außerdem habe ich vor kurzem ein Buch von ihm gelesen, weshalb ich da eben aufmerksamer bin + mich freue, dass ich private Lektüre endlich mal auf dem Blog nutzen kann.

  8. So ein Quark.

    Bitcoin war ja schon einmal auf 0, ganz am Anfang.
    Tatsächlich passiert ist genau die umgekehrte Entwicklung, die Taleb vorhersagt.

  9. Hm, ich habs entgegen Christophs Emfehlung doch gelesen, und finde auch dass er ein paar Fehler macht. Eigentlich wiederspricht er sich mit einer Prognose – als anerkannter Gegner von jeglichen Wirtschaftsprognosen – selbst.

    Ein falsche Annahme ist die Adbsorbing Barrier von 0, in der er wie viele Andere den Fehler macht, Bitcoin als Einzelwährung, statt das Kryptoökosystem als Ganzes zu betrachten.

    Das Beispiel dazu aus seinem Buch ist: Gibt es einen Unterschied jemandem 100 EUR zu geben mit dem Auftrag 10 mal hintereinander alles im Kasino zu setzen, gegenüber dem Fall 10 unterschiedlichen Akteuren jeweils 10 EUR zu geben, denen man denselben Auftrag also 10 mal setzen erteilt. Es stellt sich raus, das die Wahrscheinlichkeit zwar exakt gleich gross sind, aber nur wenn alle 10 Male nutzbar sind. So ist im ersten Fall die Möglichkeit enthalten, dass der Spieler unterwegs alles verliert und spätere Chancen nicht mehr verwirklichen kann. Dass ist Adsorbing Barrierer, resp. die Pfadabhängigkeit, die im zweiten Fall mit den 10 Spielern deutlich reduziert ist.

    Wenn Bitcoin z.B. aufgrund eines fatalen Bugs auf den Preis von 0 fällt (Sofern das jemals passiert, aber das ist ein anderes Thema), so gibt es noch die Absicherung, dass es womöglich Kryptowährungen oder Forks gibt, die diesen Fehler nicht haben, da der genetische Code von Bitcoin schon oft mit diversen Variationen vervielfältigt wurde. Das ist analog zum zweiten Fall mit 10 Spielern und somit von Pfadabhängigkeit und der adbsorbing Barrier viel weniger betroffen als eine Einzelwährung. Wenn man das mit Dot Com vergleicht so sind wir noch in der Vorphase der Blase. Die Bereinigung hat noch nicht wirklich stattgefunden. Und nach der DotCom Bereinigung gab es aber noch etliche Unternehmen des Neuen Markts, die genau wie der TecDax das Platzen der Blase gut überlebt haben.

    Womit Taleb definitiv Recht hat, ist, das Bitcoin aktuell noch lange nicht an dem Punkt ist seinen wirklichen Wert unter Beweis gestellt zu haben, und der aktuelle Preis – wie bei jedem Startup – noch eher auf Erwartungen beruht.

    Und dass es dazu am Ende Werten bedarf, die fix in Bitcoin gehandelt werden, mit einem fluktuierendem Wert in Fiat, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Es gibt tatsächlich (noch) den Effekt, dass es für Händler viel zu unsicher ist, Preise primär in Bitcoin festzusetzen, da sie ihre Güter im Wesentlichen in Fiat bezahlen müssen. Dass sich das aber niemals ändern kann, da wäre ich nicht so sicher wie Taleb.

    Ich glaube nicht das Taleb geisteskrank o.Ä. geworden ist. Die angriffslustige Persönlichkeit hatte er eigentlich schon immer. Nur kennt Taleb sich im Wesentlichen mit dem Traden von Optionen und damit verbunden mit Risikomangement aus. Und in den Punkten sind seine Argumente auch ernstzunehmen.

    Alles andere, nun ja, mit dem was in Zukunft passieren wird, kennt sich niemand richtig aus, auch Taleb nicht.

    Seine ursprünglichen (fast schon mythologischen) Verheissungen wird Bitcoin vielleicht – wie auch hier Blog auch schon oft angemerkt – nicht ganz erfüllen, aber vielleicht ja ein paar ganz Neue, die wir noch gar nicht kennen.

    In jedem Fall lässt es sich das Kryptouniversum, nicht mehr in Pandoras Box zurückdrücken, egal welche Befürchtungen man vor der möglichen Zukunft hegt. Dafür ist die Idee schon viel zu lange in dieser Welt, und sie hat definitiv ein paar sehr antifragile Eingenschaften.

    Schade, dass das der (er)Finder der Antifragilität mittlerweile anders sieht. Aber auch nicht wirklich schlimm.

    • Super, jemand der sich mit Taleb auskennt.

      Ich finde, er widerspricht sich permanent selbst, bzw. hat sich selbst als riesigen blinden Fleck. Das wurde bei Skin in the Game extrem deutlich, wenn er irgendwann sogar damit prahlt, dass er dank seines „bullshit moneys“ kein Skin in the Game hat, wenn er Bücher schreibt, er dann über Wissenschaftler herzieht, die recht viel Skin in the Game haben, um dann schließlich damit zu enden „nichts ohne Skin in the Game“ — und dazwischen erklärt er noch, dass man Philosophen und Autoren nicht ernst nehmen darf, bei denen Leben und Lehre nicht konsistent sind.

      Aber ja, imho besteht schon eine Chance, dass Bitcoin auf 0 fällt. Ich denke nur nicht, dass das sehr wahrscheinlich ist, und es gibt ja nichts, dass nicht auf Null fallen kann, udn sei die Chance auch nur minimal.

      • Andres // 1. Juli 2021 um 17:32 //

        Naja, die Frage ist schon ob, wenn Bitcoin auf 0 fällt, das dann automatisch bedeutet, dass Bitcoin, bzw. ganz Krypto ganz tot ist. Dann gäbe es diese von ihm postuliert Pfadabhängigkeit wirklich, und man könnte als Markteilnehmer darauf schliessen, dass das Risiko einfach zu groß ist.
        Das würde dann natürlich ganz genauso für Fiat gelten. Den Pfad des Arguments vermeidet er hier. Er führt als Gegenbeispiel recht selektiv nur Gold und Silber auf.

        Aufgrund des Vorhandenseins eines Krypto/Fiat Ökosystems, gibt es die von ihm genannte Pfadabhängigkeit meines Erachtens so aber gar nicht. Weder bei Krypto noch bei Fiat.

        Irgendwie habe ich sein großes Ego beim Lesen tatsächlich immer ignorieren können, da ich seine Ideen einfach tierisch spannend finde.
        Und ich finde seine Persönlichkeit an sich, da auch nicht so relevant.
        Wichtiger ist mir immer, ob seine Argumente sachlich falsch oder richtig begründet sind.
        In diesem Aufsatz sehe ich auch mehr falsche als richtige Argumente. Deswegen ist Taleb für mich aber kein Idiot, den man ab jetzt komplett ignorieren sollte.

        „Skin in the Game“ finde ich auch schon etwas dünn, etwa wie der vierte Teil einer Trilogie eines Hollywood Blockbusters. Sehr viele special Effects, aber wenig neues.

  10. Interesant ist auch der Appendix:
    https://bitcoinblog.de/2021/06/29/wenn-die-geringste-chance-besteht-dass-bitcoin-in-zukunft-wertlos-sein-wird-ist-es-bereits-heute-wertlos/comment-page-1/#comment-87055

    Leider reicht meine Finanzmathematik nicht ganz ausreichend für das Verständnis. Allerdings ist die Voraussetzung – die man auch ganz ohne Mathe verstehen kann – hier schon falsch:

    „Now, bitcoin is all in the second term, with a hitch: thereis an absorbing barrier — should there be an interruption ofthe ledger updating, some loss of interest in it, a technologicalreplacement, its value is gone forever.“

    Solange Bitcoin nur ein Store of Value ist und kein Geldsystem für den täglichen Warenverkehr, wäre auch ein kurzfristiges Einfrieren der Blockchain nicht schlimm, wie ein Fallen auf die dauerhafte 0, da das grundsätzliche Versprechen das Werte erhalten bleiben, im Wesentlichen erfüllt bleibt, solange die Blockchain später wieder aufgetaut werden kann, und der preisbildende Handel wieder anzieht.

  11. Mist falscher Link, hier liegt der Appendix wirklich: https://www.fooledbyrandomness.com/BTC-QF-appendix.pdf

  12. Der Begriff der Barriere kommt aus der Erörterung der Zertifikate; zur Simulation des Verhaltens von Bitcoin scheint die Sinnhaftigkeit mindestens fraglich. Während nämlich der Ergebnisraum von Finanzzertifikaten positiv und negativ sein kann (oberhalb bzw. unterhalb einer festgelegten Schwelle), ist der eines Vollgelds stets positiv gegeben.
    Damit wäre schon die Voraussetzung der Argumentation hinfällig.

    Das eigentliche Problem aber ist ein gesellschaftliches, und seine Geschichte handelt von der Flucht der Menschen aus dem FIAT-Geldsystem und seinen Derivaten.
    Offensichtlich wird das eine oder andere Narrativ der Verantwortlichen, seien es internationale Akteure wie der IWF oder nationale Zentralbanken und Regierungen, nicht mehr geglaubt.
    Komisch, warum nur? Sollte es nicht, vor allem dort zu denken geben, wo sich die Staatsform für eine Demokratie, d.h. für eine Volksherrschaft hält?
    Die Menschen stimmen doch gewissermaßen ab, indem sie Bitcoin hodln. Ist das nicht, neben der zunehmenden Einsicht, ein Beweis des größeren Vertrauens?
    Und ist es nicht geradezu ein Glück, dass es mit Bitcoin ein Ventil gibt, über das dem Unmut Luft gemacht werden kann?
    Der Wert des Bitcoin wird damit zum Spiegel des Wertes des Erwirtschafteten der Hodler, das denen, zunächst jedenfalls, sprichwörtlich zu eigen ist, nämlich ihr Eigentum.
    Sie erwarten dann, mit Bitcoin die eigene Kaufkraft zu erhalten. Auf einem freien Markt ist diese folglich als Bitcoins Wert aufzufassen.

    Die verantwortlichen FIAT-ler sind mindestens in Demokratien aufgerufen, Vertrauen zurückzugewinnen. Auch ein Schuldgeld kann nämlich, wie Zertifikate, positiv und negativ sein. Insbesondere kann es deshalb in summa des gesamten Währungssraums die Nullmarke überschreiten (Gesamtschulden größer als alles bisher Erwirtschaftete). Wollen Sie, Herr Professor Taleb, nicht einmal untersuchen, ob das vielleicht die „absorbierende Barriere“ ist, die Grenze ab der eine Mitkopplung in die Wertlosigkeit erfolgt, eine Explosion, die man Hyperinflation nennt?
    Bisher bewegt sich wenig. Hierzulande ist ein digitaler Euro im Gespräch. Der wird wenig helfen, fürchte ich, solange der Kaufkraftschwund bestehen bleibt und nur auf vielfältige Weise kaschiert wird – die Leute merken’s halt doch.

    Es ist also unwahrscheinlich, dass Bitcoin einem Nullwert – selbst asymptotisch – zustrebt, solange sich nichts ändert.
    Man kann das allerdings nicht generell ausschließen.
    Anderes scheint dagegen völlig klar, etwa der Umstand, dass alle Menschen sicher irgendwann sterben müssen.
    Wären wir – nach Taleb – deshalb nicht bereits schon jetzt mausetot?

    Es scheitert nicht nur der Abgleich mit der Wirklichkeit, mit Logik hat die „Beweisführung“ nämlich eher nichts zu tun. Aber sie ist immerhin eine Offenbarung.

  13. Das Kausalitätsprinzip gilt immer und überall. Erst die Ursache, dann die Wirkung. Taleb verlegt die Ursache in die Zukunft und die Wirkung in die Gegenwart. Dass das so verkehrt ist, wie etwas nur verkehrt kann, kann man auch mit hunderten Seiten Begründung kein Stück wett machen.

    • Wie treffend!

      Märkte machen genau das, über Preise die Kausalitäten umkehren. So ein schöner Gedanke!

      Taleb verkennt nun irgendwie, dass das Schätzungen sind, und keine Naturgesetze.

  14. Fritz Griebler // 4. Juli 2021 um 13:15 // Antworten

    Er soll mir bitte sein derzeitiges Auto zum Preis von Null geben. Immerhin wird sein Wagen mit Sicherheit in 100 Jahren NULL wert sein, also hat er ja jetzt auch NULL wert.

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