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Amazon dementiert Gerüchte über baldige Bitcoin-Akzeptanz

Ente. Bild von Tim Reckmann via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Das Gerücht, Amazon würde bald Bitcoin und andere Kryptowährungen akzeptieren, war an der Preisexplosion gestern Morgen beteiligt. Nun reagiert der Konzern – mit einem Dementi. Zugleich bestätigt er, sich mit Blockchain und Kryptowährungen zu beschäftigen.

Amazon ist für Krypto das, was der Riesenkarpfen für den Angelverein ist: Das beliebteste Objekt der Jagd – das große Ziel. Wenn man mit Amazon mit Bitcoin bezahlen kann, dann ist es geschafft. Dann braucht man kein Fiatgeld mehr. Dementsprechend spekuliert die Szene schon seit mindestens 2014 darüber, dass Amazon damit liebäugelt, die Kryptowährung als Zahlungsmittel anzunehmen.

Diese Spekulationen haben sich bisher immer als falsch erwiesen. Verbreitet wurden sie teils aus Unwissenheit, teils mit der Absicht, den Bitcoin-Preis zu frisieren. Gestern brachte das Londoner Business-Magazin City A.M. die Story, Amazon stehe kurz vor der Bitcoin-Akzeptanz. Da es sich bei City A.M. nicht um eine Krypto-Publikation handelt, und da das Magazin sich auf einen angeblichen Insider berief, wirkte die Geschichte relativ glaubwürdig.

Wie sich nun herausstellt, war es eine Ente. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf einen Sprecher des Konzerns. „Ungeachtet unseres Interesses an der Branche,“ so der Sprecher vage, „sind die Spekulationen über unsere konkreten Pläne für Kryptowährungen nicht wahr.“ Man fokusiere sich dagegen weiter „darauf, zu erkunden, wie dies auf die Kunden wirkt, die auf Amazon einkaufen.“

Ein entschiedenes Dementi mag anders aussehen. Welche „konkreten Pläne“ meint der Sprecher? Und wie plant Amazon, seine Kunden mit Blockchains und vielleicht Kryptowährungen zu erfreuen?

Der Twitter-Account des Konzerns bleibt noch rätselhafter. Ein User klagt über das Dementi und kündigt an, die armen Amazon-Händler dafür zu bestrafen, indem er 46 Bestellungen storniert. Amazon reagiert mit gekonnter Kühle und verlinkt auf einen Beitrag im Supportcenter, der erklärt, wie man Bestellungen storniert.

Schade ist es natürlich. Aber für Bitcoiner auch keine Katastrophe. Denn man braucht längst kein Bankkonto mehr, um auf Amazon shoppen zu gehen. Auf Bitrefill beispielsweise kann man Amazon-Gutscheinkarten in beliebiger Höhe mit Bitcoin, Lightning, Dogecoin, Litecoin, Ether und Tether-Dollar kaufen, auf Coinsbee mit quasi jeder Kryptowährung von Relevanz. Das ist zwar ein kleiner Umweg, und „ich tausche meine Bitcoins gegen Amazon-Gutscheinkarten“ klingt natürlich nicht so gut wie „ich bezahle bei Amazon mit Bitcoin“ – aber es hat am Ende denselben Effekt.

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6 Kommentare zu Amazon dementiert Gerüchte über baldige Bitcoin-Akzeptanz

  1. Paul Janowitz // 27. Juli 2021 um 11:27 // Antworten

    Amazon ist schlichtweg zu groß für Bitcoin. Mit ~250k Transaktionen am Tag würde Amazon nur wenige Stunden klarkommen, wenn es die Blockchain exklusiv hätte. Über Lightning ausreichende eingehende Liquidität zu halten dürfte auch extrem schwierig werden, denn das Transaktionsvolumen dürfte sehr einseitig eingehend sein, da Zulieferer und Mitarbeiter größtenteils auf Fiat setzen dürften…

    Da dürfte Elon Musks Akrobatik sogar noch sinnvoller sein (auch wenn sie das auch nicht wirklich ist), denn bei einem Tesla für 50k spielen 5$ Gebühren kaum eine Rolle, bei einem durchschnittlichen Warenkorbwert von 100-200$ bei Amazon dagegen schon deutlich. Auch wenn die Gebühren z.B. aktuell darunter liegen, dürften sie bei einer Implementierung bei Amazon durch die Decke schießen und die veranschlagten 5$ eher ein Schnäppchen sein.

    • Mh – ich denke, Amazon ist so groß, dass es schon wieder passen würde. Wenn Amazon einen Mega-LN-Knoten macht, würde das LN für Amazon-Kunden relativ gut benutzbar machen, und wenn Amazon eine Sidechain macht oder so, oder einfach nur Custodial-Zahlungen mit Amazon Pay, würde das auch gut gehen.

      • Paul Janowitz // 27. Juli 2021 um 22:21 //

        Amazon könnte tatsächlich zu einem LN Hub werden, trotzdem stelle ich mir das schwierig vor, denn wenn ich an mein Amazon Konto denke, gehen die Zahlungen zu über 90% in eine Richtung zu Amazon, lediglich irgendwelche Retouren oder Reklamationen gehen in die andere Richtung. Würde ich also einen Channel zu Amazon eröffnen, wäre der ziemlich schnell „voll“ und ich vermute, dass über Amazon kaum jemand meinen Channel wieder „rebalanced“, selbst wenn ich Routing kostenlos mache, denn die wenigsten dürften von Amazon Geld empfangen, die Routen eben ziemlich einseitig in Richtung Amazon…

        Sinnvollste Lösung wäre dann einen Channel zu Amazon eröffnen, der für 6-12 Monate prognostizierter Ausgaben dort ausreicht, dann möglichst für Routing sperren, damit einem die eigene Liquidität nicht schwindet. Aber das ist halt nicht wirklich das, was Lightning mal sein wollte und außerdem will kaum jemand Geld für mehrere Monate einfrieren. Große Hubs könnten natürlich übernehmen und Channels im 5, 6 oder 7-stelligen Fiat-Bereich aufmachen und diese dann sogar profitabel über entsprechende Routing-Fees versilbern… Könnte in der Tat funktionieren.

        Von Custodial-Lösungen will ich nix hören, dafür hab ich nicht die letzten Jahre für Kryptowährungen geklämpft 😛

  2. In Berlin gibt es so eine Art Mikro-Version von Amazon, das Online-Kaufhaus ShopinBit, über das Christoph Bergmann hier schon berichtet hat. ShopinBit akzeptiert vier Krypto-Zahlungswege: Bitcoin, Bitcoin Lightning, Monero und Dash. Ende Juni habe ich dort einige Testkäufe mittels Dash und Bitcoin gemacht, zuvor aber zwischen zwei eigenen Wallets Bitcoin und Dash hin und her geschickt, um die Überweisungsgeschwindigkeiten und Gebühren zu checken. Dash-Überweisungen sind immer schon nach ein bis zwei Sekunden beim Empfänger und kosten jeweils nur den Bruchteil eines Cent. Bei Bitcoin on-chain hat die erste Bestätigung vielleicht zehn Minuten gedauert (und bereits nach der ersten Bestätigung macht ShopinBit die Ware versandfertig), während die vollständige Bestätigung etwa anderthalb Stunden gedauert hat. Die Kosten lagen dabei immer unter 5 Euro, wobei Ende Juni ein ruhiges und damit preisgünstiges Umfeld war. Für mich als langjährigen Dash-Fan ist Dash ein praxistaugliches Zahlungsmittel, und dabei ist mir auch egal, was für Schweinereien der Gründer Evan Duffield im Jahre 2014 begangen hat. Alle Digitalwährungen werden sich erst in den Jahren 2023/24 beweisen müssen, wenn die Fiatwährungen inflationär abkacken.

    • Paul Janowitz // 27. Juli 2021 um 21:47 // Antworten

      Für mich als langjährigen Dash-Fan ist Dash ein praxistaugliches Zahlungsmittel, und dabei ist mir auch egal, was für Schweinereien der Gründer Evan Duffield im Jahre 2014 begangen hat. Alle Digitalwährungen werden sich erst in den Jahren 2023/24 beweisen müssen, wenn die Fiatwährungen inflationär abkacken.

      Man kann die Entstehung von Dash in der Tat ausblenden, wenn das einem egal ist. Dennoch ist der Coin im Grunde genommen unnütz und wird auch seit Jahren nicht mehr weiterentwickelt. Bitcoin selbst hat besser implementierte CoinJoins wenn es jemandem um Privatsphäre geht. Das einzige, das ich positiv anrechne, ist teuer erkauftes Marketing. Nur Bitconnect und Onecoin hatten wahrscheinlich besseres…

      Wenn man niedrige Gebühren als Maßstab nimmt, wird jeder #RandomShitCoin mithalten, weil er einfach nicht genutzt wird und dadurch jegliche Kapazitäten hat. Für ein langfristiges Wachstum brauchts leider deutlich tiefgreifenderer Ideen. Würde Dash plötzlich tatsächlich Adoption erfahren (aus mir unerklärlichen Gründen), wären die Blöcke sofort voll und Fees entsprechend steigen. Aber mit den auf ein paar Akteure zentralisierten Masternodes könnte man das sicher schnell fixen und die Variable hochdrehen…

      Davon abgesehen ist Shopinbit tatsächlich ein sehr positives Projekt in der Kryptowelt!

    • > was für Schweinereien der Gründer Evan Duffield im Jahre 2014 begangen hat

      Das scheint mir eine unbewiesene Beschuldigung zu sein (siehe https://dashpay.atlassian.net/wiki/spaces/OC/pages/19759164/Dash+Instamine+Issue+Clarification). Meiner Meinung sollte man hier eher den Konjunktiv verwenden.

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