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Maximalisten, Nicht-Maximalisten und die Poltik

Teil zwei der Auswertung unserer Umfrage. Dieses Mal schauen wir uns an, wie sich zwei Gruppen unter unseren Lesern unterscheiden: Maximalisten und Nicht-Maximalisten. Welche Unterschiede gibt es hinsichtlich ihrer Einstellung zu Krypto – und zur Politik? Es wird Licht geben aber auch Schatten!

Wir beginnen mit einer frohen, fast schon weihnachtlichen Nachricht: Im Guten und Positiven verbindet euch viel mehr als euch trennt.

Diese Matrix zeigt die Untergruppen, um die es im Folgenden gehen wird, und ihre Antworten auf die Sortierfrage, was euch Hoffnung gibt. Eure Antworten gleichen sich weitgehend – Hoffnung geben euch vor allem Liebe, Freunde und Kinder, gefolgt von Natur, Kultur und Bitcoin. Wir sind eben alle Menschen, und vielleicht wäre es besser, wir würden uns auf das konzentrieren, was wir gemeinsam haben, anstelle dem, was uns spaltet.

Aber damit genug mit den Weihnachtsglocken! Denn im Folgenden werden wir spalten und schneiden: Wir teilen euch in Subgruppen ab, in der festen Absicht, darin bestimmte Idealtypen zu erkennen.

Dabei verwenden wir zwei Achsen: Die eine trennt zwischen Maximalisten und Nicht-Maximalisten, die zweite – und meiner Meinung nach interessantere – zwischen dem, was für euch an Bitcoin am wichtigsten ist.

In diesem Beitrag wird es aber um die erste Achse gehen.

Maximalisten und Nicht-Maximalisten

Also: Maximalisten und Nicht-Maximalisten. Ein Maximalist ist jemand, der sich auf eine Kryptowährung konzentriert und alle anderen als Ablenkung oder Betrug ablehnt. Es mag Maximalisten aller Währungen geben, aber unter unseren Lesern sind es fast ausschließlich Bitcoin-Maximalisten.

Dieses Tortendiagramm zeigt die beteiligten Subgruppen:

128 Leser haben auf die Frage, ob sie Maximalist sind, mit „eher ja“ oder „ganz und gar“ geantwortet. Das ist die Gruppe der „Maximalisten Light“. Die 32 Leser, die „ganz und gar“ Maximalist sind, bilden hingegegen den harten Kern.

126 von euch haben schließlich mit „eher nein“ oder „gar nicht“ geantwortet. Das sind die Nicht-Maximalisten. Beide Hauptgruppen halten sich also etwa die Waage. Im Vergleich zu vergangenen Umfragen ist der Anteil des Maximalismus damit deutlich gewachsen.

Die Frage, die euch vermutlich am stärksten interessiert, ist, ob es einen Zusammenhang zwischen den Subgruppen und der Politik gibt. Bevor wir dazu kommen, schauen wir uns aber erst an, wie sich Maximalisten und Nicht-Maximalisten zu Bitcoin und Krypto positionieren.

Maximalismus, Bitcoin, Krypto

Vieles, was daraus folgt, ist in keinster Weise überraschend: Die entschiedenen Maximalisten halten am wenigsten Kryptowährungen, die Nicht-Maximalisten am meisten. Wer hätte es gedacht.

Überraschend ist jedoch, dass selbst viele entschiedene Maximalisten dies nur dem Wort nach sind.

Nur 60 Prozent beschränken sich auf eine Währung, fast 20 halten sogar 10 oder mehr. Unter den Maximalisten-Light hält sogar nur ein Viertel nur eine Kryptowährung. Meint ihr das mit dem Maximalismus wirklich ernst? Und wenn ja – wie vereinbart ihr das damit, 10 oder mehr Kryptowährungen zu halten?

Besser ins Schema passen die Säulen im nächsten Diagramm:

Maximalisten halten andere Coins außer Bitcoins für Shitcoins und Betrug, nutzen Bitcoin-Anwendungen wie Full Nodes oder Lightning, aber kein DeFi, und verspüren wenig Begeisterung für Ethereum. Bei den Nicht-Maximalisten ist es, wie zu erwarten, genau andersrum: Sie begeistern sich für Ethereum und nutzen eher DeFi als Lightning. Wir haben hier zwei diametral verschiedene Tendenzen.

Weniger eindeutig fallen die Antworten zu den anderen Sätzen aus:

Auf Maximalisten wirkt Bitcoin eher lebensverändernd, und sie kaufen eher nach. Beim Traden und bei der Regulierung hingegen ist die Stimmung uneindeutig.

Selbst bei den entschiedenen Maximalisten stoßen die gängigen Forderungen, „Krypto“ strenger zu regulieren, wie sie etwa Obermaxi Michael Saylor gerne erhebt, auf wenig Gegenliebe.  Solche spaltenden Stimmen sind laut, aber eine Minderheit. Insgesamt ziehen Maximalisten und Nicht-Maximalisten sowie Bitcoin und Krypto in Sachen Regulierung am selben Strang. Für die Überlebensfähigkeit von beidem ist das eine gute Nachricht.

Eine weitere Überraschung zeigte sich bei der Frage danach, ob man Gewinn oder Verlust gemacht hat.

Keine Untergruppe schneidet mit ihrem Krypto-Investment so schlecht ab wie die entschiedenen Maximalisten. Dass ausgerechnet sie sich gerne damit rühmen, Newbies vor Verlusten zu schützen, indem sie vor anderen Coins warnen, wirkt etwas ironisch. Denn gerade diejenigen, die am meisten Währungen besitzen, fahren am besten.

Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass die entschiedenen Maximalisten tendenziell etwas später eingestiegen sind als die anderen Gruppen – was im gleichen Zuge erklärt, weshalb der Anteil der Maximalisten ansteigt:

Aber kommen wir zu etwas wichtigerem: den Gründen, warum Bitcoin. Hier stoßen wir wieder auf eine interessante Unterscheidung:

Wir finden erneut einen stark ausgeprägten Unterschied zwischen Maximalisten und Nicht-Maximalisten: Diese sehen in Bitcoin die Zukunft des Geldes und wollen ihr Vermögen autonom speichern und vor Inflation schützen, während Technologie und die Hoffnung auf höhere Preise kaum eine Rolle spielen.

Umgekehrt die Nicht-Maximalisten: Ihnen geht es um Technologie und höhere Preise, während sie viel weniger daran glauben, dass Bitcoin die Zukunft des Geldes ist (oder dies für nebensächlich halten).

Wir haben hier also zwei grundsätzlich andere Herangehensweisen, die beide aus anderen Gründen zum selben Ergebnis führen – zu Bitcoin und Krypto.

Und damit wären wir bei den anderen Unterschiedenen – denen im Leben außerhalb von Krypto. Wie wir sehen werden, setzen sich die Differenzen auch dort fort.

Maximalismus und Politik

Wir haben bereits analysiert, wie ihr euch insgesamt politisch positioniert. Dabei haben wir erkannt, dass die Parteipräferenz der alles entscheidende Faktor ist.

Die beiden wichtigsten politischen Pole sind Grüne und AFD. Die Stimme für eine dieser Parteien ist ein zuverlässiger Indikator für ein ganzes Bündel politischer Haltungen. Irgendwo zwischen diesen beiden Polen stehen die FDP-Wähler, die sich mal in diese, mal in jene Richtung neigen, ohne sich von ihnen vereinnahmen zu lassen, während die klassischen Volksparteien kaum mehr eine Bedeutung haben.

Wie ist es nun bei Maximalisten und Nicht-Maximalisten?

Der entschiedene Maximalismus zeigt eine deutliche Dehnung nach rechts. Die AFD hat mit 27 Prozent mehr Anteile als Grüne, FDP, CDU und SPD zusammen. Sehr hoch ist der Anteil der Nicht-Wähler und sonstiger Parteien. Das ist besorgniserregend. Verstehen sich die entschiedenen Maximalisten noch als Teil des demokratischen Systems?

Bei den Maximalisten-Light sieht es schon anders aus. Zwar bleibt die AFD mit 20 Prozent stark, doch die Grünen setzen sich mit etwa 21 Prozent an die Spitze, und mittige Parteien wie FDP, CDU, und SPD erhalten wesentlich mehr Stimmen. Das fügt sich schon besser ins System.

Die Nicht-Maximalisten schließlich verkörpern die eher linke Seite der Bitcoiner. Grüne, SPD, die Partei, Piraten und die Linke sind stärker, und die FDP schiebt sich vor die AFD auf den zweitstärksten Platz. Allerdings besteht der Rechtsdrall im Vergleich zu Nicht-Bitcoinern fort.

Diese Präferenzen stechen auch in den Zustimmungen zu Aussagen zu aktuellen Debatten durch:

Die entschiedenen Maximalisten schlagen sich eindeutig in das „AFD-Lager“, das wir in der letzten Analyse festgestellt haben: Sie glauben an den Great Reset, finden, dass die Nato den Krieg provoziert hat, wollen die Atomkraft ausbauen und sind gegen Veggi-Tage in Kantine. Höhere Steuern auf Fleisch weisen sie entschieden ab und sie wähnen sich bereits im Sozialismus 2.0.

Die Maximalisten Light neigen ebenfalls zu diesem Haltungslager, aber deutlich weniger entschieden. Sie glauben nicht, dass die Nato den Krieg provoziert hat, sind einverstanden mit einem Veggi-Tag, und bei den Aussagen zum Great Reset, den Klimaklebern und den neuen Atomkraftwerken reicht es bei ihnen gerade mal zu einem zögerlichen Ja. Hier dürfte die große Diversität innerhalb der Gruppe ausschlaggebend sein. Unter Maximalisten gibt es eine breite Vielfalt politischer Meinungen.

Die Nicht-Maximalisten schließlich sind weiter im Haltungslager der Grünen: Sie halten wenig von der Verschwörungstheorie zum Great Reset, wollen keine AKWs bauen, aber wären einverstanden, Fleisch teurer zu besteuern — was sich traurigerweise als stärkster Indikator für die „grüne Ideologie“ erweist und außerhalb diesem Lager nicht konsensfähig ist.

Allerdings scheitert die gängige Rechts-Links-Einordnung in diesem Schema: Die stärkste Zustimmung zur Aussage, man solle Einwanderung strenger kontrollierne, findet man ausgerechnet bei den Nicht-Maximalisten, während die schwächste Zustimmung bei den Maximalisten Light auftritt. Es geht also etwas am Thema vorbei, wenn man den Maximalisten pauschal rechte Positionen unterstellt – oder wenn man rechte Positionen pauschal auf die Haltung zu Einwanderung reduziert. Die Welt ist kompliziert geworden.

Das zeigt sich auch bei der Frage nach den Sorgen:

Es gibt einige kleine Unterschiede aber insgesamt überwiegt die Einheitlichkeit. Wie schon die Hoffnung verbindet die Sorge die Bitcoiner viel stärker als sie trennt.

Man kann das nicht oft genug wiederholen: Dass sich Menschen in ihren Hoffnungen und Ängsten verbinden, ist der Normalzustand. Wir wollen dasselbe, wir fürchten dasselbe. Die Spaltung hingegen ist nicht normal. Sie wird künstlich eingeführt durch die mediale Aufblühung von Antworten auf konkrete Fragen, die im Gesamtbild gar nicht so wichtig sind.

Dennoch offenbart der harte Kern der Maximalisten eine etwas besorgniserregende Empfänglichkeit für radikale Positionen, ob es um Corona, Verschwörungstheorien, Klima-Kleber, den Ukraine-Krieg oder die gesellschaftliche Ordnung geht.

Woran liegt das? Woher kommt diese Neigung zum Radikalismus?

Eine Hypothese von mir war, dass es an einer Affinität zum Eindeutigen liegt. Die entschiedenen Maximalisten mögen keine Grauzonen, und sie antwortet nicht mit „eher ja“, sondern mit „ganz und gar“, und wenn sie etwas machen oder finden, dann mit ganzem Herzen.

Zwei Kurvendiagramme bestätigen dies:

Bei allen Fragen – sowohl zu Bitcoin als auch zur Politik – antworten die entschiedenen Maximalisten entschiedener. Der Neutralitätsindex fällt fast durchgehend geringer als als bei den Maximalisten-Light und den Nicht-Maximalisten.

Das lässt vermuten, dass es sich um eine Persönlichkeitsausprägung handelt. Diese Ausprägung könnte mit verantwortlich sein für die Neigung zu Verschwörungstheorien und einer bedenklichen politischen Präferenz. Aber sie hat auch ihre positiven Seiten, wie die entschiedenen Maximalisten demonstrieren:

Entschiedene Maximalisten betreiben am häufigsten Full Nodes, nutzen am häufigsten Lightning und kaufen am häufigsten im Crash nach.

Von 126 Nicht-Maximalisten haben nur 23 einen Full Node, während 32 Maximalisten 17 Full Nodes fahren. Noch extremer wird es bei Lightning: Von 126 Nicht-Maximalisten nutzen nur 15 Lightning, von 32 Maximalsten dagegen 19.

Ich bin sicher, die entschiedenen Maximalisten gehen auch öfter zu Konferenzen und Meetups, lesen mehr Bücher über Bitcoin und klären ihre Umwelt – durchaus kompetent – über Bitcoin auf.

Kurzum: Der harte Kern der Maximalisten ist produktiv. Er betreibt die Infrastruktur von Bitcoin durch Full Nodes und er testet und nutzt neue Technologien. Er treibt die Bitcoin-Bewegung auf eine Weise voran, die den „lauwarmen“ Nicht-Maximalisten nicht möglich ist.

Entschiedene Menschen neigen zum Radikalen, und das ist oft ein Problem. Aber sie erfüllen auch konstruktive Rollen in der Gesellschaft, und sie sind die besten Verbündeten, wenn man sie auf seiner Seite hat. Man könnte dies die Paradoxie des Entschiedenen nennen.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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3 Kommentare zu Maximalisten, Nicht-Maximalisten und die Poltik

  1. Hättest dich nur intensiver inhaltlich mit dem Coinforum auseinander setzen müssen, wäst zum gleichen Ergebnis gekommen.

    das Forum ist, geduldet, durchaus ein Forum für – auch von dir als problematisch erkannt – Rechtsausleger geworden.

    • Finde ich nicht. Im Forum findet die Diskussion statt, die sich mittlerweile durch die gesamte Gesellschaft zieht. Wir schaffen es dort, einen respektvollen Diskurs zu erhalten, der an vielen anderen Stellen unterbunden wird, und in dem sind die Rechtsausleger in einer starken Minderheit.

      Problematisch finde ich lediglich den starken Missionierungswillen sowie die Flut an Hetze, Parolen und Links zu Schwurbelseiten, die diese Diskussion manchmal mit sich bringt (und sie deswegen an vielen Stellen auch unmöglich gemacht hat)

  2. Danke, immerhin etwas Einsicht ….

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