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Im Grunde nur Gutscheine für Euro: N26 schaltet Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen frei

N26, die Neobank, verkauft seit dieser Woche ihren Kunden Bitcoins und 199 andere Kryptowährungen. Die Art und Weise, wie es abläuft, ist aber nicht neo, sondern ziemlich retro, wenn nicht gar paläo: Sind das wirklich Kryptowährungen, die die Kunden da kaufen? Oder ist N26 einfach nur konsequent?

„Krypto ganz einfach“, steht auf der Webseite von N26. Die Neobank verspricht, dass man auf ihr ganz einfach Kryptowährungen handeln und unkompliziert die ersten Schritte in der Kryptowelt machen kann. Man könne „Geld und Kryptowährungen“ am selben Ort verwahren, der N26-App, und in Sekunden fast 200 Coins kaufe oder verkaufen.

Spitze, oder?

Auf eine gewisse Weise schon. Allerdings hat die Sache einen ziemlich spitzen Haken: Man kann die Kryptowährungen nicht an andere Wallets verschicken. Die FAQ sagt, wortkarg und kryptisch und relativ weit unten: „Nein, N26 Krypto kann aktuell nur in der N26 App auf mobilen Endgeräten genutzt werden“, und der Support von N26 bestätigt, was man schon befürchtet hat: dass man „Kryptowährungen nicht an andere Wallets verschicken“ kann. Die gekauften Kryptowährungen werden von der österreichischen Börse BitPanda im Cold Storage gelagert.

https://twitter.com/N26_Support/status/1615306393224880129

Eine Kryptowährung, die man nicht auszahlen kann, ist – keine Kryptowährungen, sondern ein Gutschein auf Euro im Wert der Kryptowährung. Selbst dann, wenn er durch echte Kryptowährungen gedeckt ist. Es handelt sich hier um dasselbe Produkt wie ein Krypto-ETN und so weiter. Man kann nur kaufen oder verkaufen.

Dass es auch anders geht, zeigt PayPal. Der Zahlungsdienstleister bietet seinen US-Kunden an, Bitcoins und einige andere Kryptowährungen zu kaufen. Anfangs war geplant, dass die Coins auf der PayPal-Wallet zwar zum Bezahlen im PayPal-Universum verwendet, aber nicht an externe Wallets ausgezahlt werden können. Davon rückte PayPal aber mittlerweile ab und schaltete direkte Transaktionen frei.

N26, die Neobank, geht von dort aus noch einen Schritt zurück. Nicht nur, dass man die Coins nicht auszahlen kann – man kann damit auch nicht bezahlen und generell nichts anderes machen als traden. Dafür aber gleich mit 200 Kryptowährungen, von denen, wie allgemein bekannt sein sollte, mindestens 190 quasi wertlos sind – praktisch betrachtet. Aber für den, der ohnehin nur kauft oder verkauft, sind solche Unterschiede eigentlich egal, da die Reduzierung aufs Handeln, die N26 für seine Kunden erzwingt, sowieso alle Coins gleich nutzlos macht. In der N26-App gibt es nicht Bitcoin und Shitcoin, nicht Bitcoin, Ethereum und Shitcoin – sondern nur noch Shitcoin, Shitcoin und Shitcoin.

Aber vielleicht ist das ja nur konsequent, und N26 reagiert damit durchaus adäquat auf die HODL-Mentalität im Bitcoin-Raum, für die Bitcoin zu 99 Prozent Investment ist – auch wenn es eigentlich nicht ganz so gedacht war.

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3 Kommentare zu Im Grunde nur Gutscheine für Euro: N26 schaltet Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen frei

  1. Erinnert an Robin Hood.

  2. Eigentlich ist das Ganze positiv zu sehen, auch wenn es einen bitteren Beigeschmack hat. Die Hürde, die man überwinden muss, um sich mit Kryptowährungen auseinanderzusetzen, ist aktuell wohl so niedrig wie noch nie. Bleibt nur zu hoffen, dass die neuen N26 Nutzer etwas über den Tellerrand hinausschauen und sich mit dem Thema Bitcoin intensiver beschäftigen.

  3. Bei etoro war es ähnlich, der Weitertransfer von Crypto war dort auch nur sehr eingeschränkt bzw. gar nicht möglich (stand ganz versteckt irgendwo). Auch so ne linke Nummer und nicht mit den Grundgedanken von „Bitcoin“ zu vereinbaren. Kein Plan ob das immer noch so ist, nutze die Plattform nicht mehr.

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