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EU möchte anonyme Kryptozahlungen auf 1.000 Euro begrenzen

Gelbe Luftballons vor blauem Himmel: Irland feierte den EU-Beitritt. Bild von William Murphy via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die EU beschließt wieder Gesetze, die auch Kryptowährungen betreffen. So soll der Betrag, den man an anonyme Wallets senden darf, drastisch begrenzt werden. Aber auch DeFis und DAOs sollen künftig strenger reguliert werden.

Das Europäische Parlament hat einem Bündel von Gesetzesvorschlägen zugestimmt, die die ohnehin schon strengen Regeln zu Kryptowährungen weiter verschärfen.

Das Bündel besteht aus drei Gesetzesvorschlägen. Diese widmen sich der Geldwäsche in einem weiteren Sinne. Sie enthalten etwa Bestimmungen zur EU-weiten Harmonisierung von Regeln, zur Aggregierung und Sammlung relevanter Informationen oder zum Aufbau von Financial Intelligence Units (FIU), wie sie bereits beim Zoll in Augsburg ansässig ist. Diese Gesetze drohen, die ohnehin schon überforderten Behörden noch weiter zu belasten und den finanziellen Datenschutz weiter auszuhöhlen.

Relevant für uns sind vor allem die Obergrenzen, die für bestimmte Zahlungsformen europaweit gelten sollen. So sollen etwa Bargeldzahlungen auf 7.000 Euro beschränkt werden. Das ist für Deutschland eine Verschärfung, da es hier keine harten Grenzen auf Barzahlungen gibt. Lediglich ab 10.000 Euro müssen die beteiligten Parteien identifiziert werden. In anderen europäischen Ländern, etwa Griechenland, Italien, Spanien und Frankreich gelten bereits heute sehr viel restriktivere Gesetze, die Barzahlungen auf Beträge von 2.500, 1.000 oder gar 500 Euro (Griechenland) begrenzen.

Übel stößt jedoch auf, wie der Gesetzesvorschlag diese Restriktionen eskaliert, sobald es um Kryptowährungen geht: „Transfers von Krypto-Assets, bei denen der Empfänger nicht identifiziert werden kann“ sollen auf 1.000 Euro begrenzt werden. Wenn ihr von einer Börse auf eine private Wallet auszahlt, die ihr nicht als eure eigene identifiziert, greift diese Grenze; sie greift wenn ihr privat Geld versendet oder euch mit Kryptowährungen bezahlt. Und so weiter. Kryptowährungen werden systematisch schlechter behandelt als Bargeld.

Da bei anonymen P2P-Zahlungen per Definition nicht bekannt ist, wer beteiligt ist, dürfte das Gesetz eine gewaltige Menge Papierstraftaten erschaffen, die in der Praxis nicht zu verfolgen sind. Ein relevanter Effekt dürfte vor allem darin liegen, dass Dienstleister entsprechende Zahlungen blockieren oder melden werden.

Unternehmen, die mit Kryptowährungen arbeiten, dürfen nach dem Gesetz zudem keine anonymen Wallets anbieten. Dies sollte aber in der EU nichts neues sein, da die üblichen KYC/AML-Regeln längst für Kryptoverwahrer gelten. Unschön könnte hier höchstens eine Ausdehnung auf Wallet-Entwickler oder die Hersteller von Hardware-Wallets werden, doch dafür gibt es bisher keine Hinweise.

Daneben plant die EU derzeit eine weiterführende Anti-Geldwäsche-Regulierung, welche auch DAOs und DeFis adressiert. Die geltenden Regeln sollen auch für diese gelten, wenn sie wie ein Krypto-Dienstleister agieren und es identifizierbare natürliche oder juristische Personen gibt, die man zur Verantwortung ziehen kann. Die EU folgt damit dem Weg der USA, wo in einem ersten Gerichtsverfahren die Besitzer von Governance-Token einer DAO zur Haftung gezogen werden.

Allerdings scheint das Gesetz anzuerkennen, dass es mögliche Konfigurationen von DAOs und DeFis gibt, in denen bei völliger Dezentralisierung niemand existiert, der verantwortlich gemacht werden kann. Diese sollen daher auch nicht reguliert werden. Dabei aber bleibt noch vieles im Vagen, etwa ab wann ein Teilnehmer einer DAO zum Mittelsmann wird – wenn er Liquiditätstoken hält? Wenn er Governance-Token besitzt? Und so weiter.

Während bei reinen, monetären Krypto-Transaktionen der Weg der Regulierung schon sehr klar ist, besteht bei den Themen DAO und DeFi noch reichlich Unklarheit. Hier immerhin hat die EU noch die Chance, sich als vergleichsweise innovationsfreundlich aufzustellen.

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8 Kommentare zu EU möchte anonyme Kryptozahlungen auf 1.000 Euro begrenzen

  1. Multi-Akademiker // 6. April 2023 um 9:37 // Antworten

    1000 ist doch aber NIX. Komisch dass mit der Perspektive „Vergangenheit “ die Zukunft zerstört wird *von fürstlich bezahlten aus der Vergangenheit *.
    Ich wäre auch sehr dafür, dass Autos nur EIN PS wieder haben!
    Es ist auch extrem gefährlich mit 10kmh sich zu bewegen!!

    Internet ist auch ganz unnötig! Kauft eh keiner was „online „.

  2. Mir völlig egal, sehe Bitcoin eh als Fluchtwährung . Im Ausland kann man sich damit wieder was aufbauen.

  3. Andreas Spindler // 7. April 2023 um 10:08 // Antworten

    Es ist immer ein gute Idee feste Euro-Beträge in Gesetzestexte zu schreiben.

    Es ist auch eine gute Idee Verordnungen und Gesetze einfach zu verkünden ohne diese nachvollziehbar zu begründen.

    All das erhöht sicherlich das Vertrauen in Brüssel und wird die Bürger davon abhalten über Bitcoin nachzudenken.

    Ach, und bei der derzeitigen Inflation entspricht dies praktisch einem Verbot von Bitcoin innerhalb der EU.

    Das einzig Gute daran ist, dass diese „Regeln“ offensichtlich machen, dass (1) man BTC als echte Disruption ansieht und (2) offenbar keine anderen Mittel als alte Denkweisen zur Verfügung stehen = Verbote.

    Verbote in einer „EU-Gemeinschaft“ in der es 97+% aller Bürger wahrscheinlich nie in den Sinn kam Bitcoin für Geldwäsche einzusetzen.

    Dieser Artikel macht nachdenklich. Irgendwas scheint da wirklich ver-rückt wenn selbst einer eher konservativen und gesetzestreuen Person wie mir da etwas beginnt sauer aufzustossen. Der 7. April 2023 ist jedenfalls der Tag an dem ich zum ersten Mal ernsthaft dachte: „Vielleicht muss die EU wirklich zusammenbrechen bis sich etwas ändert.“

    Das ist nicht gut. Doch wie sagt man so schön? It’s good for Bitcoin.

    • Das ist nicht gut. Doch wie sagt man so schön? It’s good for Bitcoin.

      Nein. Solange jede Wallet von jedem getrackt werden kann, wird im Unterschied zu Bargeld kein Händler dieses Risiko eingehen, denn es ist ihm (und dem Kunden) eindeutig beweisbar, für immer.

  4. Hosssein Haji // 7. April 2023 um 17:31 // Antworten

    Ich finde es gut wenn das Gesetz sich so Stark über Digitalwährungen entscheidet, so haben wir erst nicht zu verstecken oder??? dann wir machen mit weniger Verluste in Kauf/Verkauf Geschäfte …..oder??? 😉

  5. A. Spindler // 7. April 2023 um 22:04 // Antworten

    Technisch gesehen ist das wahr aber das trifft auch den digitalen Euro zu der hier scheinbar vorbereitet wird.

    Man kann natürlich BTC nicht einfach das Feld überlassen. Eigentlich ist es auch gut diese Netzwerke derart abzugrenzen denn nun konkurrieren sie miteinander.

    Ist der digitale Euro dezentral, der Quellcode bekannt und keine Registrierung erforderlich um teilzunehmen („bank the unbanked“)? Wird er weltweit funktionieren? Wie grenzt er sich von anderen CBDCs ab bzw. wie kann ich digitale Dollars und Euros zusammen verwahren? Wird es zentrale Clearing-Stellen geben über die Transaktionen abgewickelt werden müssen? Ist der digitale Euro auch pseudonym? Kann die Politik die Regeln ändern nach denen er funktioniert? Wer bekommt im Laufe der Zeit sonst noch Zugriff auf die Transaktionsdaten? Ist das vielleicht sogar eine gute Sache?

    „This is Good for Bitcoin“ hat zumindest in der Vergangenheit immer gestimmt sonst wäre es kein Meme geworden.

    • “This is Good for Bitcoin” hat zumindest in der Vergangenheit immer gestimmt sonst wäre es kein Meme geworden.

      Ich kann wahrlich kaum noch eine positive Entwicklung bei Bitcoin sehen, seit ich 2011 das erste Mal damit zu tun hatte und begeistert war.

      Klar, die grundlegenden Thesen trage ich bis heute mit, aber Bitcoin leider nicht mehr…
      „P2P Cash“? – Im Großteil Custodial und nicht als Cash verwendet.
      „Decentralised“? – Es gibt eine handvoll an Unternehmen, die aktuell die Mehrheit der Hashrate stellen. – „One CPU, one vote“ war ein Märchen.
      „Non-Censorable“? – Es gibt seit Jahren Blocklisten, von denen man bestenfalls keine BTC erhalten sollte… Das Problem ist aber weitläufiger, denn selbst wenn ich von irgendjemandem (einem Kunden) Coins bekomme, die mit irgendeinem Scheiss verbunden sind, bin ich unter Umständen dafür haftbar. Im gelobten Land El Salvador werden sogar Funds von CoinJoins direkt eingefroren.

  6. „Better safe than sorry“, sagten die Helikoptereltern, als sie ihr Kind ans Bett fesselten.
    „So kann Dir wirklich nichts mehr passieren, mein Kind. … Ausser vielleicht Muskelschwund … „

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