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Stablecoin-Herausgeber Tether erwirtschaftet Rekordgewinne und investiert Milliarden in Bitcoin

Für den Herausgeber des Stablecoins Tether (USDT) lief das erste Quartal hervorragend: Dank der Zinswende hat das Unternehmen mehr Gewinn gemacht als je zuvor. Die Überschüsse steckt es vor allem in Gold und Bitcoin.

Und es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus unserem Ökosystem der Kryptowährungen: Der Herausgeber des Stablecions Tether (USDT) berichtet von Rekord-Einnahmen.

Im ersten Quartal dieses Jahres hat Tether laut eigener Angabe einen Gewinn von 1,48 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Gleichzeitig stieg die Geldmenge der Tether-Dollar auf gut 79 Milliarden Dollar. Diesen stehen Reserven von 81,8 Milliarden Dollar gegenüber, womit der Überschuss mit 2,44 Milliarden Dollar so hoch ist wie noch nie. Tether ist nicht nur gedeckt – Tether ist übergedeckt!

Den Großteil der Assets hält Tether in US-Staatanleihen. Damit dürfte das Unternehmen einer der größten privatwirtschaftlichen Finanziers der US-Regierung sein, was nicht ganz ohne Ironie ist, da die US-Börsenaufsicht SEC im Begriff steht, entschieden gegen Tether vorzugehen. Abgesehen davon hat dies für den Herausgeber des Stablecoins den zuckersüßen Nebeneffekt, dass die Papiere nicht nur den Wert der Token decken, sondern auch ansehnliche Zinsen abwerfen. Auch das ist nicht ohne Ironie, da es ja die US-Regierung ist, welche Tether bezahlt.

Die sogenannte Zinswende der US-Notenbank FED hat auf der einen Seite den Kryptomärkten Liquidität entzogen. Auf der anderen Seite profitieren die Herausgeber von Stablecoins enorm von ihr, da Bankeinlagen, Staatsanleihen und andere dollarartige Assets wieder gute Zinsen geben. Um mit Assets von etwa 80 Milliarden Dollar einen Gewinn von 1,48 Milliarden Dollar in einem Quartal einzufahren, bräuchte Tether einen Zinssatz von etwa sieben Prozent. Dies erscheint für Staatsanleihen hoch, aber bei geschickter Auswahl möglich.

Tether versucht gleichzeitig, die Bankeinlagen abzubauen, was angesichts der noch immer schwelenden Bankenkrise in den USA vermutlich eine gute Entscheidung ist. Um dennoch liquide zu bleiben, setzt Tether auf „Overnight Repos“, zu deutsch Rücklaufvereinbarungen, welche den raschen Wechsel von Anleihen in Cash ermöglichen.

Neben Anleihen investiert Tether seine Überschüsse zunehmend in Gold und Bitcoin, welche vier bzw. zwei Prozent der Reserven ausmachen. Auf den Bitcoin-Wallets von Tether liegen mittlerweile Coins im Wert von 1,5 Milliarden Dollar, was etwa 52.760 Bitcoins entspricht. Tether wird damit zu einer der größten Bitcoin-Schatzkammern. Die Zinswende hätte nicht günstiger kommen können.

Der älteste und größte Stablecoin steht seit Jahren in der Kritik. Zuletzt wegen zwielichtiger Praktiken, um 2018 Bankkonten zu bekommen, sowie wegen anhaltender Problemen mit US-Behörden. Zugleich mehren sich auch die Berichte, dass die Tether-Dollar in immer mehr Ländern verwendet werden, um Bürger vor Inflation und Kapitalkontrollen zu schützen, etwa in der Türkei, im Libanon, in Myanmar, Argentinien, Nigeria, Brasilien oder im internationalen Schmuggel.

Die Vergangenheit von Tether war mit Sicherheit zwielichtig. Die Anklageschrift der New Yorker Staatsanwaltschaft beispielsweise ist voll von Hinweisen auf „kreative“ Techniken der Buchführung. Doch die zunehmende Transparenz durch regelmäßige Finanzbericht sowie eine plausible Evolution der Reserven nimmt dieser Kritik immer mehr Wind aus den Segeln.

Zum heutigen Zeitpunkt wirkt Tether wie ein großer Investmentfonds – einer der größten privaten Fonds überhaupt – der überwiegend in sehr konservative Assets anlegt. Die Stablecoins erscheinen dabei als ein kolossaler Geniestreich, mit dem es Tether gelang, ein Kapital von mittlerweile mehr als 80 Milliarden Dollar einzuholen, ohne dafür auch nur einen Cent Zinsen zu bezahlen. Stattdessen investiert Tether die Zinsen in Bitcoin.

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6 Kommentare zu Stablecoin-Herausgeber Tether erwirtschaftet Rekordgewinne und investiert Milliarden in Bitcoin

  1. „Totgesagte leben länger“ – der alte Spruch passt hier.

  2. Ich werde heute Abend ein Kerzchen für „Bitfinexed“ anzünden, Ältere Hasen werden sich an diesen Doompropheten von 2017/18 erinnern…

  3. Paul Janowitz // 17. Mai 2023 um 10:32 // Antworten

    Tether behauptet das zumindest, man kann es meines Wissens nicht wie z.B. bei USDC über Blackrock oder einen anderen Verwalter überprüfen. Aber vielleicht handeln sie die Staatsanleihen selbst?

    7% Rendite ist schon extrem, aktuell sind US-Staatsanleihen eher bei 3,5-5%… Wie hat Tether das also gemacht? Denkbar wäre das vielleicht, wenn sie ihre BTC im Januar gekauft haben und deren Kursgewinne die der Staatsanleihen derart hieven.

    • Bei 2% Bitcoin im portfolio reicht das nie im Leben, oder scheitere ich da gerade an kontraintuitiver Mathematik? Ich habe zuerst auf andere Unternehmensanleihen getippt, aber die sind auch viel zu gering vertreten. Staatsanleihen sind ein ziemlich komplexes Produkt, im Vergleich zu Aktien oder ETFs, ziemlich nicht-fungibel, vielleicht bekommt ein Experte, der zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Laufzeit kauft, mehr raus?

      • Paul Janowitz // 17. Mai 2023 um 14:50 //

        Hmm… 52.760 BTC von ~17.000$ im Januar auf 28.000$ Ende März (was natürlich ein extrem gutes Timing am tiefsten Punkt voraussetzt), sind das knapp 500 Mio. Dollar und entsprächen 1/3 des Gesamtgewinns. Dann würde die Rechnung schon aufgehen mit Staatsanleihen von 4-5%, aber so ein Timing muss man erstmal hinbekommen…

        Ja, Staatsanleihen sind kein einfaches Produkt, insbesondere wenn man seine Liquidität halten will oder muss. Aber Kryptowerte sind noch schwieriger als Collateral für Fiat. Gambling und vielleicht geht Tether jetzt den Weg, dass sie mit Staatsanleihen 100% Deckung erreichen und den Rest versuchen, per guten Trades zu vermehren. Falls die Zahlen stimmen, ist das eine ganz gute Strategie, sinnvoller jedenfalls als Saylor’s.

      • Paul Janowitz // 19. Mai 2023 um 14:02 //

        Hab mir beim Spaziergang heute noch ein paar Gedanken dazu gemacht und Staatsanleihen an sich sind zwar ein ziemlich sicheres Collateral für Dollar Stablecoins, da sie an den Dollar gekoppelt sind, aber sie sind auch jederzeit konfiszierbar.

        Ich halte ein vollkommenes Verbot und eine Konfiszierung aller Guthaben zwar für wenig wahrscheinlich, aber dennoch möglich. Eine empfindliche Strafe (wie auch immer konstruiert), die den „Überschuss“ auch überbieten könnte, für durchaus möglich/wahrscheinlich.

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