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Abtrünnige pro-ukrainische Legion russischer Soldaten akzeptiert Spenden in Kryptowährungen

Die Legion „Freiheit Russlands“ sorgt derzeit mit Eroberungen in der russischen Westprovinz Belgorod für Schlagzeilen. Nun ruft die Legion zu Spenden in Kryptowährungen auf – mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit. Krypto hat seine Rolle in der Welt bereits gefunden.

Die Legion „Freiheit Russlands“ ist ein Kampfverband russischer Soldaten, die auf die Seite der Ukraine übergelaufen und dort als Teil des internationalen Freiwilligenkorps in die Streitkräfte eingegangen sind. Derzeit kennt man sie vor allem dadurch, dass sie in der russischen Westprovinz Belgorod Gebiete für die Ukraine erobern.

Nun ruft die Legion „Freiheit Russlands“ für Spenden in Kryptowährungen auf:

BTC: 33NT6gHgeSk1QKWqrUgP3xQwYtNz3Msby7
ETH(ERC20): 0x0724D8523Af2A80f9aa51aeF4bFf3AC592115c4d
USDT(TRC20/TRX): TQ1ch1ASw4XDJ6WK5KYymSVgmjUhjg9Eq5
ZEC: t1aVGJ2MaCppXCEmAattLcAxNveNh1ASnAi
BNB: bnb1hr0r3urakqkyfehl5knygcvulwlzk44pqkuadm

Mit diesen Spenden wird die Legion “Freiheit Russlands” laut eigenen Angaben zuerst dafür sorgen, dass die russischen Streitkräfte die Ukraine verlassen, um danach den Kreml “von der Bande von Mördern und Plünderern” zu befreien und “ein neues, freies Russland” zu schaffen, das kein Schurkenstaat wie Iran oder Nordkorea ist, sondern Teil der freien Welt.

Unter dem Nebel des Krieges

Man kann zu der Legion und ihren Aktionen natürlich verschiedene Meinungen haben. Handelt es sich wirklich um russische Soldaten oder um, wie Russland es sagt, eine Terrorgruppe? Agieren sie unabhängig von der Ukraine, oder im Rahmen einer ukrainischen Strategie? Genießen sie in Belgorod und anderen russischen Orten Unterstützung? Werden sie als Revolutionäre wahrgenommen – oder als Verräter?

Selbst über dem aktuelle Geschehen in Belgorod liegt ein dichter Nebel des Krieges, aus dem nur Aussagen hervorgehen, die durch Propaganda so verfälscht sein können, dass man ihnen kaum trauen kann. Laut russischen Angaben wurde der Angriff bereits zurückgeschlagen, laut anderen – ukrainischen — Quellen hält die Legion noch Orte und greift sogar weitere an.

Und überhaupt: Ist ein Einmarsch in Russland eine unnötige Eskalation durch die Ukraine? Oder ein kluger Schachzug, um die russische Armee dazu zu zwingen, die Grenzgebiete zu verteidigen, anstatt in der Ukraine Menschen zu töten? Oder sind diese Fragen unnötig, weil es sich um eine Art Rebellion handelt, die womöglich den Zerfall des russischen Imperiums einleitet und kurz davor steht, eine Eigendynamik zu entfalten?

Glücklicherweise können wir diese Fragen links liegen lassen und uns auf das konzentrieren, was für uns wesentlich ist: Kryptowährungen.

Der edelste, ureigenste Zweck von Krypto

Es ist schon mal sehr bemerkenswert, wie selbstverständlich die Legion Spenden in Kryptowährungen annimmt, aber weder ein Bankkonto noch PayPal-Daten postet (weder auf Twitter noch auf der Webseite). Das spricht dafür, dass es tatsächlich Einwohner Russlands sind, die als „Terrororganisation“ finanziellen Repressionen ausgesetzt sind. Die Armee der Ukraine selbst ist in der Lage, auf offiziellen Wegen Spenden entgegenzunehmen.

Kryptowährungen erfüllen hier einen ihrer edelsten, ureigensten Zwecke: Sie geben Menschen den Zugang zu einem elektronischen Geldwesen gegen den Willen ihrer Regierung. Man sollte sich vor Augen führen, wie selbstverständlich dies mittlerweile geworden ist.

Kryptowährungen erlauben es, Geld autonom, also ohne Mittelsmann und damit ohne Zustimmung der Obrigkeit zu empfangen, zu speichern und zu versenden. Kryptowährungen ermöglichen es jedem Menschen der Welt, sein Geld souverän zu verwalten.

Gelegentlich wird dies damit verwechselt, dass Kryptowährungen privat oder anonym seien. Das sind sie nicht. Im Gegenteil führen Kryptowährungen ein Niveau der Transparenz ein, welches im herkömmlichen Finanzwesen unbekannt ist. So können wir durch Blockexplorer präzise nachverfolgen, wie viel Geld die Legion mit ihren Wallets empfangen hat:

Die Bitcoin-Adresse hat in insgesamt 361 Transaktionen 1,223 Bitcoin empfangen und 1,133 Bitcoin ausgegeben. So bleibt ein Guthaben von 0,09 Bitcoin. Die Wallet existiert seit April 2022 – in diesem Monat wurde die Legion gegründet –, empfängt sehr regelmäßig geringe Summen mit gelegentlichen Spitzen und leitet die Einnahmen rasch weiter. Seitdem sie gestern ihre Spendenadressen auf Twitter beworben hat, gingen zahlreiche kleine Transaktionen mit insgesamt knapp 0,1 Bitcoin ein.

Die Ethereum-Adresse hält derzeit 2,6 Ether und knapp 2.500 Tether-Dollar (USDT). Auch bei ihr finden wir einen fortlaufenden Strom an eingehenden Transaktionen, wenn auch auf niedrigerem Niveau als bei Bitcoin, aber ebenfalls von gelegentlichen Auszahlungen unterbrochen. Der Spendenaufruf gestern wurde mit 5 Ethereum- und zwei Tether-Spenden beantwortet.

Neben diesen beiden kanonischen Blockchains – Bitcoin, Ether sowie Token, einschließlich Stablecoins – akzeptiert die Legion auch den Privacycoin Zcash sowie USDT auf Tron und den Binance Coin BNB.

An Zcash hat sie insgesamt 16,3 ZEC empfangen, etwa 1.000 Dollar, in 28 Transaktionen, während der Tron-Account derzeit gerade mal 50 USDT hält. Bei beiden Accounts ist jedoch ein Anstieg der Transaktionen seit gestern zu beobachten.

Insgesamt sind die Spendeneinnahmen also noch sehr überschaubar. Aber sie könnten einen Beitrag dazu leisten, die Legion mit Nahrungsmitteln oder Kleidung zu versorgen.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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7 Kommentare zu Abtrünnige pro-ukrainische Legion russischer Soldaten akzeptiert Spenden in Kryptowährungen

  1. Bei dem Spendenvolumen lassen sich vermutlich noch nicht einmal die laufenden Beerdigungskosten bezahlen…

  2. Paul Janowitz // 25. Mai 2023 um 9:52 // Antworten

    […] akzeptiert die Legion auch den Privacycoin Zcash […]

    Ich habe mich fast an meinem Kaffee verschluckt! Den „Privacycoin“ über eine transparente t-Adresse, die nichts anderes als ein alter Codeclon von Bitcoin ist.

    Immerhin haben sie es geschafft, 30 Transaktionen darüber zu erhalten und die Blockchain etwas auszulasten, auf der sonst außer Coinbase Transaktionen nicht viel los ist. Naja bis auf den Troll, der seit einem Jahr die Blockchain mit extrem großen Shielded Transaktionen für einen Apfel und ein Ei spammt, weil irgendwann ein Genie auf die Idee gekommen ist, dass man die Fee statisch machen sollte, egal ob 2kB oder mehrere Hundert KB, immer 0,00001 ZEC, was aktuell 0,0003€ sind. Mit einer Handvoll Transaktionen ist sie also von praktisch Null auf mittlerweile 250GB gewachsen, für ein paar Hundert Euro an Gebühren. Lustigerweise hat er damit auch fast alle Nodes schon am Anfang ausgebootet, weil die großen Shielded Transaktionen viel Ram zur Verifizierung benötigen…
    https://blockchair.com/zcash/charts/blockchain-size
    Das Problem ist der üppig finanzierten (dank Mining Steuer) Zcash Foundation bekannt und sie „arbeiten“ dran, seit nunmehr einem Jahr…

    Back2Topic
    Natürlich stimme ich nicht mit jedem überein, der zensurfreie Netzwerke nutzt, wie ich auch. Auch im Tor und I2p Netzwerk gibt es menschliche Abgründe, aber die Freiheit bedeutet auch, dass man der zunehmenden digitalen Zensur entkommen kann, in diversen autoritären Regimes und nicht nur diesen (bestes aktuelles Beispiel hierzulande ist letztegeneration.de). Die weltweit populärsten Währungen, die für kriminelle Zwecke genutzt werden, sind mit Sicherheit der Dollar und der Euro. Trotzdem nutze ich sie auch mit und würde nicht darauf verzichten wollen, weil sie eben zensur- und überwachungsfrei sind. Beides trifft übrigens auf keine der oben genannten Zahlungsarten zu, ich würde jedem, der sie unterstützen möchte dazu raten, sich seiner Privatsphäre bewusst zu sein und entsprechend zu handeln…

  3. [quote]Privacycoin Zcash[/quote]
    [quote]insgesamt 16,3 ZEC empfangen[/quote]

    ist ja sehr privat 🙂

  4. Die Legion „Freiheit Russlands“ ..warum sollten Russen die Kiewer Regierung unterstützen? Es wäre doch sehr merkwürdig.

    Die Kiewer Regierung die 2014 durch einen blutigen Putsch an die Macht kam und die Rechte der russisch sprachigen Bevölkerung der Ukraine eingeschränkt hat? Die Kiewer Regierung die Nazi Größen verehrt wie Stepan Bandera? Seit 2014 läuft einiges schief lange(hunderte tausende Jahre) haben Ukrainer und Russen friedlich nebeneinander gelebt doch nun seit die Nato im Land das sagen hat nicht mehr. Man muss genau sehen und verstehen was passiert und wen man unterstützt.

    • Paul Janowitz // 31. Mai 2023 um 10:35 // Antworten

      Nun, man sollte sich tatsächlich eine Meinung aus verschiedenen Quellen bilden, aber „die“ Russen und Ukrainer haben jahrzehntelang friedlich nebeneinander gelebt, bis ein Putin seine Weltmachtsvorstellungen der früheren Sowietunion 2014 entwickelt hat. Eigentlich schon viel früher, auch Georgien ist ein durch ihn gebeutelter Staat und in Syrien oder Afrika steige ich noch nicht ganz durch…

      Man könnte die aktuelle Regierung der Ukraine allenfalls in Zweifel ziehen, wenn man nicht wüsste, dass alle Regierungen zuvor vom Kreml mehr oder weniger installiert wurden.

    • mh, welche Regierung meinst du? Soweit ich weiß, gab es seit dem Euromaidan mindestens fünf Regierungen, die allesamt durch demokratische Wahlen abgesetzt wurden. Man kann sich schon vorstellen, dass manche Russen ein solches System attraktiver finden als forever Putin.

      Ukrainer und Russen haben in keinster Weise hunderte oder tausende von Jahren in Frieden miteinander gelebt. Schau in irgendein beliebiges Geschichtsbuch. Moskowien und Kiew führen ständig Krieg miteinander, meistens mit dem Moskowitern als Aggressoren, die Kiew (oder andere Städte in ihrem Einflussbereich) mal niederbrennen, mal erobern, mal die Einwohner deportieren, was dann mit der Stalinschen Hungerkrise eine logische Fortsetzung erreicht. Kein Wunder haben die Kiewer Slawen seit Jahrhunderten immer wieder versucht, sich aus der toxischen Beziehung mit ihrer Moskowiter Verwandtschaft zu lösen …

      • Paul Janowitz // 10. Juni 2023 um 21:29 //

        Du hast natürlich Recht, dass es immer wieder irgendwelche Konflikte gab, aber es war meiner Wahrnehmung der Geschichtsbücher eher ziemlich punktuell, aber damals haben sich gefühlt alle irgendwie punktuell bekriegt. Kann mich aber irren, Geschichte habe ich nur als Basiskurs belegt, da ich mir vor allem die Datumsangaben nie merken konnte… Hier gegen einen Historiker zu argumentieren kann nur falsch laufen und ich gebe mich gerne geschlagen 😛

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